The Wall – Asisi Panorama in Berlin zur Mauer

Berlin, immer wieder Berlin. Wenn es um Geschichte in anschaulicher Form geht, kann der deutschen Hauptstadt – wahrscheinlich sogar weltweit – keiner etwas vormachen. Vor allem beim Blick auf die letzten 100 Jahre geht kein Weg an Berlin vorbei – so auch in Bezug auf die Teilung Deutschlands. Einen eigentlich immer noch unfassbaren Teil der Geschichte stellt die Mauer dar, die Deutschland in Ost und West teilte und das Leben vieler Menschen entscheidend veränderte und bestimmte. Aufgrund dieser enormen Bedeutung – auch im weiteren Sinne für mein Leben – ist es immer wieder interessant, sich diese Geschichte vor Augen zu führen. Bei meinem neuerlichen Berlin-Besuch wurde ich daher auf das Asisi-Panorama „The Wall“ in Berlin aufmerksam, welches das Leben an der Mauer eindrücklich darstellt.

Reisezeitraum: März 2016
Geschrieben: März 2016
Veröffentlicht: März 2016

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Es ist schon irgendwie schizophren und auch aus heutiger Sicht nur schwer nachzuvollziehen: quasi über Nacht baut man eine unüberwindbare Mauer (später mit Stacheldraht und bewaffneten Grenzposten) durch eine Stadt sowie durch Wohnungen, U-Bahnhöfe und Geschäfte hindurch und teilt damit Familien sowie das gesamte öffentliche Leben in zwei Hälften. Was zum Glück Vergangenheit ist und hoffentlich nie wieder vorkommen wird, wirft immer noch – vor allem an uns Jüngere – Fragen auf. Neben dem Mauerbau selbst gehört dazu auch das Leben an der Berliner Mauer. Hierzu gibt Yadegar Asisi in seinem Panometer „The Wall“ in Berlin-Mitte am Checkpoint Charlie einige Antworten.

Was?„The Wall“ – Panorama von Yadegar Asisi zur Berliner Mauer
Wo?Berlin, U-Bahn-Haltestelle Checkpoint Charlie
Geöffnet?Täglich, 10-18 Uhr
Preis?10 Euro
Dauer?ca. 1h
Bewertung9/10

 

Der Begriff des Panometers kommt ursprünglich aus Dresden und Leipzig und ist eine Wortschöpfung aus „Panorama“ und „Gasometer“. In den beiden größten Städten der ehemaligen DDR hat der Künstler Yadegar Asisi ehemalige Gaspeicher genutzt, um bis zu 100 Meter lange und 30 Meter hohe computerbasierte Panorama-Gemälde auszustellen und so einen enorm realistischen Eindruck der dargestellten Szene zu schaffen.

Selbiges gilt auch für das neue Panorama „The Wall“ in Berlin, auch wenn die Ausmaße nicht ganz so riesig sind. Wie schon bei meinem Besuch in Dresden ist die Inszenierung dennoch beeindruckend.
Für „The Wall“ hat Yadegar Asisi eine Szene aus Kreuzberg nachgebildet, wo die Mauer ebenfalls hindurch verlaufen ist. Es zeigt das Leben in West-Berlin mit dem Blick in Richtung Osten – über Mauer, Grenzposten, Stacheldraht und den Todesstreifen hinweg. Auch wenn ich genau diese Kombination an „Schutz-“Mechanismen im Original bereits an der Gedenkstätte Bernauer Str. gesehen habe, wirken sie hier im Asisi-Panometer aufgrund der real erscheinenden Umgebung noch einmal umso befremdender. Ebenfalls im Panorama zu sehen sind die zugemauerten Häuser Ost-Berlins, die die Drohkulisse noch einmal verstärken.
Wie immer bei Asisis Panoramen ist auch in Berlin die Detailverliebtheit extrem beeindruckend. Auch wenn er mehrere Geschichten von verschiedenen Schauplätzen an diesen einen Ort zusammenlegt, wirkt die Kulisse keinesfalls künstlich oder unrealistisch. Egal ob die Graffiti an der Mauer, die Frau im Osten, die schüchtern aus dem Fenster blickt oder die Rollleiter mit den neugierigen Blicken der Passanten aus dem Westen – man kann eine Weile verbringen, um die kleinen Feinheiten des Panoramas zu entdecken.

Auch eine auditive Untermalung ist vorhanden, die das „Geschehen“ noch einmal verstärkt. Zu einer dezenten, dramatischen Musik gesellen sich Einspielungen von berühmten Zitaten wie Honeckers „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ oder Kennedys „Ich bin ein Berliner“. Spätestens damit war bei mir die Gänsehaut perfekt.

Die Fotos vom Asisi-Panorama veröffentliche ich mit Absicht hier nicht. Zum Einen ist die Qualität meiner Aufnahmen eher bescheiden, zum Anderen können Sie ohnehin nicht ansatzweise die Atmosphäre aus dem Panometer wiedergeben.

Ein Foto kann ich aber dann doch veröffentlichen, denn im Vorraum des großen Panoramas gibt es noch eine Ausstellung, in der Zeitzeugen mit Originalbildern vom Leben vor, mit und an der Mauer berichten. Schon hier wird deutlich, welch krasse Veränderungen der Bau der Mauer in das Leben der Menschen brachte und wie unvorstellbar solch ein Vorgehen aus heutiger Sicht ist.

Die Ausstellung von Zeitzeugen zur Berliner Mauer im The Wall Panorama von Yadegar Asisi

Auch Original-Filmmaterial vom Bau der Berliner Mauer wird gezeigt – auch dieses ist nicht minder beeindruckend als die Zeitzeugen sowie das Panorama an sich.

Insgesamt ist „The Wall“ auf jeden Fall einen Besuch wert. Das Asisi-Panometer in Berlin erfüllt nicht die höchsten historischen Ansprüche und möchte dies mit Absicht auch nicht tun, zeigt aber dennoch in beeindruckender Weise das Leben mit der Berliner Mauer. Das Panorama-Bild stellt eine typische „Mauer-Szene“ aus den 80er-Jahren nach, die mit den vorliegenden Zeitzeugen und Filmausschnitten den notwendigen historischen Hintergrund bekommt. Alles in allem also ein klarer Daumen-Hoch und eine weitere sehr interessante Aufarbeitung der Geschichte Berlins, die sich auch ein Stück weit in die emotionale Ebene bewegt.

Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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