Fußball-WM 2014 – Public Viewing in Kroatien, Bosnien, Griechenland und Deutschland

Es war DAS Thema unseres Balkan-Urlaubs: Public Viewing zur Fußball-WM 2014 in Brasilien. Während die 32 Teams in Südamerika schwitzten, reisten wir zu einigen der Teilnehmerländer und schauten dort gemeinsam mit den Einheimischen die jeweiligen Fußball-Spiele ihrer Nationalmannschaften.

Reisezeitraum: Juni 2014
Geschrieben: Juni 2014
Veröffentlicht: Juni 2014

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Idee und Planung

Die Idee stand Anfang des Jahres, nachdem die Teilnehmer bei der FIFA Fußball-WM 2014 feststanden. Da eine Reise nach Brasilien zur Turnierzeit zu teuer war, wollten wir zumindest so nah wie möglich dabei sein. Möglich macht dies das Public Viewing. Da dies nur in Deutschland zu langweilig wäre, planten wir uns eine Reise zu einigen der Teilnehmerländer der Fußball-WM und wollten dort gemeinsam mit den Einheimischen die Spiele schauen.

Was sich erst einmal als fußballverrückte Idee anhört, endete schließlich in einer spektakulären und unvergesslichen Reise durch Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Albanien und Griechenland. Während ich zu den Details der Reise an sich noch separat und ausführlich hier in den einzelnen Blog-Artikeln bei My Travelworld berichten werde, möchte ich an dieser Stelle nun erst einmal über das Public Viewing und deren Besonderheiten in den einzelnen Ländern berichten.

1. Spiel: Kroatien – Brasilien, 12.06. (Eröffnungsspiel), Public Viewing in Pula (Istrien, Kroatien)

Auftakt unserer Reise, Auftakt zum Public Viewing, Auftakt zur Fußball-WM 2014 – uns was für einer. Nach unserer Ankunft am späten Nachmittag kristalliert sich sehr schnell heraus, dass es in Pula – Urlaubsort in der beliebten Ferienregion Istrien – nur einen Platz gibt, um sich das WM-Spiel der Kroaten anzuschauen: das alterwürdige Amphitheater, ähnlich dem Kolloseum in Rom.
Es wurde bereits vor rund 2000 Jahren erbaut und fasste damals bis zu 23.000 Besucher.

Bei dieser Historie und Umgebung wird schnell deutlich: das muss etwas Besonderes sein. Schon beim Weg durch die kleine Altstadt von Pula kommen uns ganz viele Kroaten mit rot-weiß karierten Fahnen, Trikots und anderen Fanutensilien entgegen. Alle sind heiß auf das Spiel gegen den Weltmeister und Gastgeber Brasilien.

Wenig später beim Betreten wird dann auch klar: das wird ein unvergesslicher Abend, unabhängig vom Ausgang des Spiels. Die altehrwürdige Kulisse kombiniert mit den frenetischen Fans erzeugen einfach eine unheimliche Gänsehautatmosphäre, die selbst beim Schreiben dieser Zeilen nochmals in mich kehrt. Was meint Ihr, geht es noch besser?

Public Viewing Kroatien gegen Brasilien in Pula zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2014

Die Antwort: ja, es geht noch besser – und zwar genau 11 Minuten nach Anpfiff, als der Brasilianer Marcelo ins eigene Tor einnetzte und damit den Kroaten die 1:0-Führung schenkte. Die Stimmung im Amphitheater zu Pula war natürlich am Siedepunkt. einfach ein Wahnsinns-Erlebnis. Auch Bengalos wurden mit in das Rund gebracht und machten nach dem Führungstreffer das Amphitheater zu einem neonroten Hexenkessel.

Public Viewing Kroatien gegen Brasilien in Pula zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2014

Schade nur, das Kroatien die Führung nicht halten konnte und sich am Ende Brasilien mit 1:3 geschlagen geben musste. Der Stimmung tat dies jedoch kaum einen Abbruch.

2. Spiel: Bosnien-Herzegowina – Argentinien, 15.06., Public Viewing in Sarajevo (Bosnien-Herzegowina)

Bosnien und Herzegowina war einer der Neulinge bei der diesjährigen Weltmeisterschaft – noch nie hat das noch junge Land am FIFA World Cup teilgenommen. Genau dies merkte man bei unserem Besuch in Sarajevo auch den Einheimischen an – die Vorfreude war riesig.

Das Spiel gegen Argentinien – eigentlich fast unlösbar für das unbekannte Team aus Bosnien – fand erst um Mitternacht bosnischer Zeit statt. Entsprechend viel Zeit gab es für alle, sich auf dieses Spiel zu freuen. Schon den ganzen Tag über sah man viele Autos mit Flaggen, kleinere singende Fangruppen und gelegentliche Autokorsos. Man konnte spüren, wie die Spannung stieg, es lag dieses unbeschreibliche, aber dennoch wahrnehmbare Kribbeln in der Luft. In den 2-3 Stunden vor dem Spiel wandelte sich die ganze Anspannung dann zu einer riesigen Feier um. Die komplette Innenstadt von Sarajevo war voll von blau-gelb gekleideten Bosniern, alle Bars hatten Hochbetrieb und beim Hyundai Fan Fest (quasi dem Pendant zur Fanmeile in Berlin) am BBI Shopping Center gab es eine schallende Party, als wäre Bosnien-Herzegowina gerade Weltmeister geworden. Einfach Wahnsinn!

Public Viewing Bosnien-Herzegowina gegen Argentinien in Sarajevo zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2014

Beim Spiel selbst gab es leider bereits in der zweiten Minute einen Rückschlag in den Hoffnungen, dem großen Favoriten Argentinien ein Bein stellen zu können. Wie schon beim Spiel Kroatien gegen Brasilien drei Tage zuvor gab es auch hier ein Eigentor, diesmal allerdings durch den Bosnier Kolasinac.

Public Viewing Bosnien-Herzegowina gegen Argentinien in Sarajevo zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2014

Bosnien kämpfte wacker und spielte mindestens gleichwertig, musste aber dennoch das 0:2 durch Messi hinnehmen. Allerdings – nach 85 Spielminuten gab es die große Erruption in Sarajevo. Vedad Ibišević konnte zum 1:2-Anschluss einnetzen und versetzte Bosniens Hauptstadt damit in Ekstase.

Public Viewing Bosnien-Herzegowina gegen Argentinien in Sarajevo zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2014

Zum Ausgleich reichte es trotz einer weiteren Chance leider nicht mehr, doch Meister der Herzen während unseres Trips ist Sarajevo bzw. Bosnien allemal geworden.

3. Spiel: Kroatien – Kamerun, 18.06., Public Viewing in Dubrovnik (Dalmatien, Kroatien)

Knapp eine Woche nach dem Eröffnungsspiel war Kroatien wieder an der Reihe, diesmal gegen Kamerun. Unsere Reiseroute hatte uns mittlerweile von Bosnien wieder zurück in das Land an der Adria geführt, allerdings in den südlichen Zipfel nach Dubrovnik. Die Stadt hat lediglich knapp 50.000 Einwohner, aber eine jährliche Touristenzahl in Millionenhöhe. Dieser Mangel an Einwohnern und der Status einer touristisch bedeutenden, aber eigentlich nur kleinen Stadt war sicher auch der Grund dafür, dass es kaum ein geeignetes Public Viewing gab. Wir liefen ziemlich lange am Abend durch Dubrovnik, doch die Stadt schien wie ausgestorben. Letztendlich fanden wir eine nette Bar mit ein paar Dutzend Kroaten, in der sich das Spiel sehr gut schauen ließ.

Public Viewing Kroatien gegen Kamerun in Dubrovnik zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2014

Kroatien gewann das Spiel sogar mit 4:0, doch außer ein paar Freudenböllern in der Stadt passierte hier nicht mehr viel.

4. Spiel: Griechenland – Elfenbeinküste, 24.06., Public Viewing in Ioannina (Nord-Griechenland)

Mittlerweile waren schon über 40 Spiele der Fifa-Weltmeisterschaft 2014 gespielt, als wir schließlich in Griechenland für das Spiel gegen die Elfenbeinküste eintrafen. Die Ausgangslage war relativ klar: solange im Parallelspiel zwischen Japan und Kolumbien nichts außergewöhnliches passierte, war der Gewinner dieser Partie weiter, der Verlierer raus. Bei einem Unentschieden hätte die Elfenbeinküste die besseren Karten gehabt.

Diese Konstellation sollte eigentlich für Spannung sorgen und Begeisterung bei der Bevölkerung hervorrufen. Wir waren mittlerweile in Ioannina angekommen, einer ca. 100.000 Einwohner fassenden Stadt in Nordgriechenland nahe der Grenze zu Albanien. Ioannina war überraschend aktiv, es gab wirklich unzählige Bars, Restaurants und Cafés, die auch noch alle voll waren – vorwiegend mit griechischen Touristen und lokalen Studenten. Doch etwas fehlte komplett: griechische Fahnen und Trikots. Unter den sicher an die fünf- oder zehntausend Leuten, die uns in der Altstadt begegneten oder irgendwo ihren Kaffee schlürften, war kein einziger dabei, der auch nur einen Hauch Nationalstolz auf Griechenland zeigte. Jegliche blau-weiße Symbole waren Fehlanzeige. Entsprechend verhalten fiel das Public Viewing aus. Wir suchten uns eine Bar, die jedoch nicht einmal halb voll war – dezent war dann auch die Stimmung beim Führungstreffer der Griechen.

Public Viewing Griechenland gegen Elfenbeinküste in Ioannina zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2014

Am Ende entwickelte sich sogar noch ein echter Krimi, den wir mittlerweile bereits aus dem Hotelzimmer verfolgten. Griechenland schoss in der 92. Minute per fragwürdigem Elfmeter das 2:1 und qualifizierte sich damit für das Achtelfinale.

5. Spiel: Deutschland – USA, 26.06., Public Viewing in Berlin

Abschluss unserer Europa-Tour zur Fußball-WM – mittlerweile schon wieder fast zu Hause. Mit Easyjet flogen wir am Vormittag von Thessaloniki nach Berlin und konnten dort das letzte Vorrundenspiel von Deutschland gegen die USA miterleben. Unser Ziel für die Begegnung war keine geringere Veranstaltung als die Fanmeile in Berlin – zumindest in Deutschland definitiv die Mutter aller Public Viewing Aktivitäten.

Die Fanmeile befindet sich auf der Straße des 17. Juni im Zentrum von Berlin. Sie startet am Brandenburger Tor und verläuft entlang des Tiergarten bis zum Großen Stern. Theoretisch haben hier pro Spiel bis zu 750.000 (!) Besucher Platz. Man mag es kaum glauben, aber zur WM 2006 in Deutschland wurde diese Kapazität tatsächlich ausgereizt. Derzeit dürfte es sich bei Maximal der Hälfte einpendeln – dennoch eine unglaubliche Menge, die hier die Spiele der Deutschen verfolgt.

Public Viewing auf der Fanmeile in Berlin zu Deutschland gegen die USA bei der Fußball WM 2014

Während ich zunächst ein wenig Bedenken bzgl. der Besucheranzahl hatte – Ewigkeiten stehen inmitten einer riesigen, nicht enden wollenden Menschenmasse ist nicht so meins – sollte dies dann später kein Problem sein. Durch die wirklich große Dimension sowie den benachbarten Tiergarten, in denen es ausreichend Ausweichmöglichkeiten gibt, fühlt man sich nicht eingepresst wie in einer Sardinendose. Die mindestens ein dutzend großzügig verteilten Riesenbildschirme ermöglichen von nahezu jedem Platz auf der Fanmeile perfektes Public Viewing – dem Vergnügen steht also nichts im Wege. Lediglich die Verpflegungspreise mit 3,50 Euro für ein 0,4l-Bier sowie 4,50 Euro für ein Steak sind doch etwas happig.

Das Spiel selbst dürften wohl die meisten von Euch gesehen haben. Deutschland gewann 1:0 durch einen Treffer von Thomas Müller. Leider regnete es ab der Halbzeitpause ausgiebig, sodass sich das Besucherfeld etwas lichtete und der Spaß ein wenig getrübt war.

Public Viewing auf der Fanmeile in Berlin zu Deutschland gegen die USA bei der Fußball WM 2014

Trotz des etwas kühlen und nassen Ende war es eine tolle Serie von Public Viewing Veranstaltungen quer durch Europa. Es zeigte sich, dass nicht in allen Städten und Ländern der Fußball so groß geschrieben wird wie hierzulande, andererseits war gerade in Pula und Sarajevo mit der immensen Begeisterung noch richtig Feuer unter dem Dach, die in Deutschland wohl bloß einem Weltmeister-Titel denkbar wäre.
Die Idee, die Fußball-WM in verschiedenen Ländern mitzuerleben, war auf jeden Fall goldrichtig und wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Wo würdet Ihr gerne einmal ein Fußballspiel – sei es im Stadion oder beim Public Viewing – miterleben? Während unserer Reise haben wir uns dazu so einige Gedanken gemacht – mal schauen, ob davon etwas in die Tat umgesetzt wird. :-)

Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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2 KOMMENTARE

  1. Sehr coole Idee :)
    Gut habt ihr die Schweiz ausgelassen, hier ist das ganze nicht so populär (zumindest bis jetzt, das könnte sich Heute ändern).

    Herzliche Grüsse,
    Simon

    • Ursprünglich – als die Idee noch etwas fluglastiger war – hatten wir tatsächlich die Schweiz mit auf dem Visier. Gut, dass wir es nicht gemacht haben, wäre dann wohl ähnlich wie Griechenland gewesen.

      Eigentlich wollte ich dir noch Glück für heute Abend wünschen, aber mittlerweile ist das Spiel ja schon vorbei. Wirklich bitter, ich hätte es der Schweiz so gegönnt!

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