Reisebericht Kaunas: Die Stadt der „Superlative“

Kaunas war die erste Station meiner kleinen Litauen-Rundreise. Dank Ryanair ging es ziemlich günstig in die Stadt, der Weg in die City war auch nicht weit und anschließend folgte die Erkundung einer mittelgroßen Stadt zu Fuß mit vielen schönen Anblicken, sowohl kulturell als auch gastronomisch. ;-)

Reisezeitraum: September 2012
Geschrieben: September 2012

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Top-Tipps Reisebericht Kaunas
– Spazieren entlang der gemütlichen Fußgängerzonen
– Fahrt mit einer der Bergbahnen
– Genuss der litauischen Gastronomie

Anreise nach Kaunas

Los ging es wie gesagt am Flughafen. Mit Ryanair flog ich von Stockholm-Skavsta zum zweitgrößten Flughafen von Litauen (ok, so viele gibt es hier auch nicht). Hier deckte ich mich zuerst einmal mit der lokalen Währung Litas ein und kaufte anschließend etwas zu trinken, um für den 100er-Schein (ca. 30 Euro) Wechselgeld in Form von Kleingeld für den Bus zu erhalten.

Der öffentliche Bus in Kaunas vom Flughafen in die Altstadt

Der Bus der Linie 29 fährt ca. aller halben Stunden vom Flughafen Kaunas in die City. Wer bis zum Ende fährt, landet am (Haupt-)Bahnhof von Kaunas, was zur Stadterkundung fast etwas zu weit ist. Von daher empfiehlt es sich, an der Laísves Aléja (in der Nähe der Katholischen Erzengel Michael-Kirche) auszusteigen oder wie ich an der Kreuzung der langen Boulevardstraßen Laísves Aléja (Freiheitsallee) und Vilnius Gatvé den kleinen Rundgang zu beginnen.

Die westliche Altstadt: Vilniusstraße, Burg und Zusammenfluss

Ich entschied mich wie gesagt für letzteres und landete somit direkt auf der Vilniusstraße, wie die Vilniaus Gatvé ins Deutsche übersetzt heißt. Diese war für mich auch gleich die schönste Straße in Kaunas, denn gemütliche Cafés wechselten sich mit wunderschönen historischen oder restaurierten Gebäuden ab. Einfach optimal zum Schlendern und Spazieren, vor allem beim wirklich schönen Wetter von Sonnenschein und um die 20 Grad.

Die Vilniusstrasse im Zentrum von Kaunas

Die Vilniusstrasse im Zentrum von Kaunas

Die Vilniusstrasse im Zentrum von Kaunas

Ein kleines Extra-Schmuckstück gab es dabei auch zu entdecken: dieser kleine Obststand weckte mein Interesse und war definitiv ein Foto wert.

Die Vilniusstrasse im Zentrum von Kaunas mit einem netten Obststand

Am westlichen Ende der Vilniusgatan befindet sich dann schließlich die Kathedrale des heiligen Apostel Petras und Povilas (Foto oben) sowie das Rathaus (Foto unten).

Die Kathedrale von Kaunas - nett, aber nicht ganz so imposant

Das Rathaus und der Rathausplatz in Kaunas

Kleiner Exkurs: „Superlative“ in Kaunas

Eben genanntes Kirchenbauwerk ist übrigens die einzige im Gotikstil gebaute Kathedrale in Litauen. Dies führt mich auch gleich zu einer kleinen Besonderheit der Litauer und ganz im Besonderen von Kaunas. Extrem gerne werden hier Superlative benutzt, um die Besonderheiten der Stadt darzustellen, die aber meist soweit eingeschränkt sind und zudem unter Betrachtung der Größe des Landes dann doch immer ein wenig relativ wirken. Wenn ich mal aus dem Kaunas City Guide zitieren darf:
– „nur in Kaunas haben Sie die Möglichkeit, die Bilder von M.K. Ciurlionis anzuschauen“ (wer kennt ihn nicht … )
– „die Stadt liegt am Zusammenfluss der beiden größten Flüsse Litauens“ (wie viele gibt es überhaupt im Land?)
– „die „Laisvés aléja“ ist die erste Fußgängerzone in Litauen“ (es wird wohl ungefähr eine Hand voll in Litauen geben)
– „lediglich Kaunas kann mit der Skulptur Laisve von Bildhauer Juozas Zikaras punkten“ (ah ja … )

Man könnte die Liste auch fast beliebig fortführen, denn das waren nur die Worte aus der Einleitung. ;-)
Dies soll aber nicht die Attraktivität von Kaunas schmälern.

Für mich ging es dann zunächst weiter zur Burg von Kaunas, die zugleich auch den Ursprung der Stadt darstellt. Kaunas wurde hier im 14. Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt.

Die Burg von Kaunas - Gründungsort der Stadt

Kurz dahinter befindet sich dann auch der oben bereits genannte Zusammenfluss der beiden größten Flüsse von Litauen, der Memel und der Neris.

Der Zusammenfluss der beiden Ströme Neris und Memel

Leckeres Mittagessen mit gastronomischen Einblicken

Anschließend war erst einmal Mittagspause angesagt, schließlich startete mein Tag schon mit dem Weckerklingeln kurz vor 5 Uhr, sodass ich mir nun das Mittagessen auch redlich verdient hatte. Dazu suchte ich mir ein uriges litauisches Restaurant aus, wobei meine Wahl auf das „Berneliu Uzeiga“ fiel, welches sich in einer Querstraße vom Rathausplatz, der „M. Valanciaus St.“ befindet.

Hier konnte dann auch ich ein wenig die strahlende Sonne genießen und bestellte mir als Vorsuppe eine interessante Gemüsesuppe sowie als Hauptgericht echte litauische Hausmannskost: in Kartoffelklößen eingebackenes Hackfleisch mit Creme Fraiche.

Mittagessen in Kaunas: Hackfleisch in Kartoffelklössen

Mein geheimes Highlight war aber das zur Suppe gereichte Schwarzbrot. Gerade als im Ausland Lebender schätzt man jedes Stück selbst gebackenes und (ganz wichtig) echtes Schwarzbrot umso mehr. Zu trinken gab es übrigens ebenfalls landestypisch Apfel-Rote Beete-Saft.

Mittagessen in Kaunas - Gemüsesuppe und Schwarzbrot

Übrigens, wer in Litauen isst, benötigt eigentlich keine Vorspeise. Gerade die einheimische Küche ist extrem nahrhaft, sodass selbst ich als wirklich gestandener Esser hier nicht alles schaffte. Weiteres Plus: die Gastronomie hier ist noch extrem günstig – für Vorspeise, Hauptgericht und Getränk zahlte ich gerade einmal 16,50 Litas, das sind nicht einmal 5 Euro. Und das mitten in der Altstadt.

Bergbahnen in Kaunas

Nach dem Mittag war schließlich eine der Bergbahnen mein Ziel. Kaunas hat gleich deren zwei, einmal im Norden der Altstadt, die Zaliakalnio-Bergbahn, die zur Kirche der Wiederauferstehung Christi hinaufführt und zum zweiten die Aleksoto-Bergbahn, die den gleichnamigen Hügel erschließt und sich bei der Vytauto Didziojo Brücke befindet.

Die Brücke, die die Altstadt von Kaunas mit dem Aleksoto-Viertel verbindet

Letztere war übrigens die erste Holzbrücke von Kaunas und wurde etwas scherzhaft die längste Brücke der Welt genannt. Da damals die Südseite, also der Aleksoto-Hügel, zu Polen und die Nordseite mit der Stadt Kaunas zu Russland gehörte und beide Länder unterschiedliche Kalender benutzten, konnte die Überquerung schon mal 13 Tage dauern – genau dies war der Unterschied zwischen dem gregorianischen und dem julianischen Kalender.

Zurück zu den Bergbahnen: ich nutzte schließlich die kleine Aleksoto-Bergbahn (beide Bahnen sind nicht unbedingt mit alpinen Gipfelstürmern zu vergleichen ;-) ) und bezahlte so 1,80 Litas für die kleine Fahrt hinauf.

Eine der beiden Bergbahnen in Kaunas

Von oben gab es dann auch einen netten Panoramablick auf die Altstadt von Kaunas zu sehen.

Der Ausblick auf die Stadt vom Aleksoto-Hügel

Die östliche Altstadt: Freiheitsallee und Garnisonskirche

Vom Aleksoto-Hügel legte ich einen etwas längeren Fußmarsch zur Freiheitsallee hin, welche ich schließlich noch gemütlich entlang schlendern wollte, da Sie nicht zuletzt auch auf dem Weg in Richtung Bahnhof lag. Die 1,7 Kilometer lange „Laisvés aléja“ ist eine komplette Fußgängerzone inkl. Allee und beherbergt an den Seiten unzählige Geschäfte und natürlich auch hier wieder viele Cafés und Restaurants.

Die 1,7 Kilometer lange Freiheitsallee in Kaunas

An deren Ende befindet sich schließlich die Garnisonskirche, eines der imposantesten Bauwerke von Kaunas, welches vor allem so interessant ist, da die Kirche schon aus 1,7 Kilometern Entfernung zu sehen ist – nämlich während der gesamten „Laisvés aléja“ (Freiheitsallee).

Die beeindruckende Garnisonskirche von Kaunas

Kurz vorher, also am Ende der Freiheitsallee, gab es übrigens auch noch eine Touristinformation. Da ich mich vorher kaum über die Verbindung nach Vilnius informiert hatte (ich wusste nur, dass Fahrten mit guten Frequenzen existieren), was ja mein Ziel für heute Abend inkl. des vorgebuchten Ecotel Vilnius war, fragte ich hier einmal nach, wie ich denn nun am besten in die Hauptstadt Litauens kommen möge. Die Antwort hier war – und deswegen erwähne ich dies eigentlich nur – sehr kompetent und hilfreich. Die nette Dame druckte mir sofort einen Zugfahrplan mit den täglichen Verbindungen und Preisen aus und holte mir dann sogar noch in Eigeninitiative Material über Vilnius aus dem Lager, sodass ich für die etwas mehr als einstündige Fahrt bereits etwas zu Lesen über mein nächstes Ziel hatte. So muss das sein – großes Lob an die Touristinformation!

Mit dem Zug nach Vilnius

Ein paar allgemeine Infos über die Zugfahrt von Kaunas nach Vilnius habe ich auch in einem kleinen Extra-Artikel beschrieben.

Ein moderner Regionalzug auf dem Weg von Kaunas nach Vilnius

Nach dem kurzen Besuch der Garnisonskirche ging ich nun durch einen kleinen Park in Richtung Bahnhof. Sofern man einen Stadtplan hat, kann man diesen eigentlich kaum verfehlen, auch wenn man eventuell wissen sollte, dass der Hauptbahnhof auf litauisch Gelezinkelio Stotis heißt.

Der Bahnhof von Kaunas

Für 18 Litas, also umgerechnet ca. 5 Euro kaufte ich mir schließlich mein Ticket und fuhr anschließend gemütlich mit dem Zug nach Vilnius. Der Artikel über die Zugfahrt ist sozusagen die Fortsetzung dieser Reise, anschließend ging es weiter mit der Vilnius.

Fazit

Damit war meine kurze Visite in Kaunas auch schon wieder beendet. Zurück bleibt der Eindruck einer sehr schönen Altstadt, die sich – ebenso wie die anderen baltischen Städte, so hört man – westlich orientiert und stolz auf ihre Unabhängigkeit ist. Besonders prägsam sind hier die enorm vielen Cafés und Restaurants, sodass man in Kaunas gerade bei schönem Wetter sich auch einfach raus setzen sowie das Leben beobachten und an einem vorbeiziehen lassen kann. Auch das noch sehr günstige Preisniveau spielt dabei eine nicht zu verachtende Rolle, denn ein Bier oder ein Kaffee in Kaunas für einen Euro schmeckt einfach mal besser als Selbiges für fünf Euro (oder mehr) in Stockholm. ;-)

Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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4 KOMMENTARE

  1. Dein Bericht über Litauern und Kaunas/Vilnius ist überaus interessant. Lediglich über das sog. Nachtleben lese ich nichts. Gehen die Litauer mit den „Hühnern ins Bett“ oder ist am Abend auch noch etwas los ?

    • Hallo Raimund,
      schön, dass dir der Bericht gefällt. :-)
      Ich war leider nur 2 Tage / 1 Nacht in Litauen, von daher hielt sich meine Möglichkeit, das Nachtleben zu erkunden, in Grenzen. Den Abend dieser Tour verbrachte ich in Vilnius. Die Straßen waren sehr belebt, viele Restaurants gut besucht – vor allem in der historischen Altstadt. Über Bars und Nightclubs kann ich dir aber leider keine Auskunft geben, dafür war ich nach einem kompletten Tag Stadtrundgang in Kaunas und Vilnius einfach zu müde. ;-)
      Dir viel Spaß in Litauen!
      LG, Chris

      • Vielen Dank, lieber Chris. Kann ich verstehen. Mit Nachtleben verstehe ich einfach, daß die Stadt nicht schon um 21 Uhr ausgestorben ist….

  2. In Vilnius war das auf jeden Fall nicht so … und auch bei der Anzahl an Cafés, Bars und Restaurants (und vor allem Möglichkeiten zum draußen sitzen) kann ich mir auch bei Kaunas nicht vorstellen, dass dort abends alles tot ist.

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