Reisebericht Umeå: 17 Kilometer zu Fuß durch die Stadt

Kurztrips muss man ja nicht unbedingt großartig planen. Aus diesem Grund ließ ich mich auch bei meiner kleinen Reise nach Umeå einfach ein wenig durch die Stadt treiben, denn große Sehenswürdigkeiten gab es laut Internet ohnehin nicht. Umso mehr genoss ich diesen relativ ungeplanten, aber am Ende ziemlich Eindruck hinterlassenden Tag.

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Reisezeitraum: September 2012
Geschrieben: Oktober 2012
Veröffentlicht: November 2012

Top-Tipps Reisebericht Umeå
– Fußweg vom Flughafen in die Altstadt
– kleiner Rundgang über das Universitätsgelände
– Erlebnishostel „Hotell Gamla Fängelset“

Planung und Buchung

Los ging es aber mit dem Flug nach Umeå. Erst drei Tage im Voraus hatte ich mich für diesen Trip nach Nordschweden entschieden. Die Gelegenheit ergab sich, dass ich zwei Tage ab Stockholm zur freien Verfügung hatte. Also durchwühlte ich schnell die gängigen Billigflieger und blieb am Ende bei Norwegian hängen, der für etwas mehr als einen Hunderter (nochmal: drei Tage vor Abflug!) den interessant klingenden Gabelflug Stockholm-Umeå und Luleå-Stockholm anbot. Nach einem kurzen Blick in das Internet um zu checken, dass auch eine Zugverbindung zwischen Umeå und Luleå zu bezahlbaren Preisen existiert und schon war die Sache gebucht.

Ein Flugzeug der aufstrebenden Fluggesellschaft Norwegian

Der Flug

Früh am Morgen ging es los in Schwedens Hauptstadt. Von den zahlreichen Möglichkeiten, zum Flughafen Stockholm-Arlanda zu kommen, wählte ich diesmal die Variante mit Pendeltåg und Bus, was mit einer Wochenkarte für den ÖPNV in Stockholm die einzige Option ist, ohne zusätzliche Gebühren zum Flughafen zu gelangen.

Der Flug mit Norwegian selbst war dann richtig angenehm, für Billigflieger-Verhältnisse sogar richtig Spitzenklasse. Es gab eine richtige neue Kabine, sehr freundliches Personal und ich konnte zum ersten Mal überhaupt das Free-WiFi von Norwegian ausprobieren. Schon ein lustiges Gefühl, aus mehr als 10.000 Metern Höhe zu posten. Quasi gratis on top gab es noch wunderbare Ausblicke auf die schwedische Landschaft sowie beim Landeanflug auch auf Umeå von oben. Mehr dazu auch im Flugbericht Norwegian II.

Blick während des Flugs mit Norwegian beim Landeanflug auf Umea

Ankunft in Umeå

In Umeå angekommen suchte ich erst einmal einen Stadtplan – leider vergebens. Mein Plan war es nämlich, vom Flughafen direkt in die Stadt zu laufen, da die direkte Entfernung nur um die 5 Kilometer betrug. Der erfahrene Traveller weiß sich aber in so einem Fall zu helfen und fotografiert halt eine Werbeanzeige mit einem Stadtplan drauf, um zumindest notfalls dieses Foto auf der Digicam zu Rate ziehen zu können.

Den Weg in Richtung des Zentrums von Umeå fand ich aber auch so relativ gut. Direkt nach wenigen Minuten war ich bereits vollkommen überzeugt, dass meine spontane Wahl, nach Nordschweden zu fliegen, die richtige war. Kein Wunder, denn als ich über die Brücke des Kolbäcksvägen ging, erlebte ich die perfekte Symbiose aus Stadt auf der einen und Natur auf der anderen Seite.

Die Brücke am Kolbäcksvägen auf dem Weg vom Flughafen in die Altstadt

Wunderschöner Blick auf den Ume River, den Umea durchlaufenden Fluss

Hier im Süden von Umeå, wo der Ume River (schwedisch ume älv) sich teilt und eine naturbelassene Schutzinsel umfliesst, wirkt es überhaupt nicht so, als wenn sich nur ein paar Autominuten weiter eine der wichtigsten Städte Nordschwedens mit immerhin mehr als 100.000 Einwohner befindet. Gerade noch in Kombination mit dem perfekten Wetter, welches die Sonne im aalglatten Bild des Flusses spiegeln ließ, entdeckte ich einmal mehr, wie einzigartig doch diese Kurztrips mit dem Flugzeug sind. Man steigt ein, fliegt gerade mal eine Stunde und kommt anschließend in einer völlig neuen, entdeckenswerten Welt hinaus. Was will man mehr?

Passend dazu „liefen“ mir einige Minuten später auch noch die typischen schwedischen Rothäuser über den Weg. Irgendwie war es in diesem Moment einfach ein perfekter Anblick.

Typisches schwedisches Haus auf dem Weg nach Umea

Auf ins Zentrum

Danach tauchte ich dann langsam aus dem Vorortgeschehen in das immer noch ruhige Zentrum von Umeå ein. Durch die vielen Eindrücke und das wirklich perfekte Wetter merkte ich gar nicht, dass es durch meine kleinen Umweg mittlerweile schon 8 Kilometer waren, die ich in der Zwischenzeit lief. Macht aber nichts, denn (kleine) Städte erkunde ich ohnehin am liebsten zu Fuß. Irgendwoher muss ja der Begriff Fußgängerzone auch kommen … ;-)

Der zentrale Rathausplatz von Umea

Am oben abgebildeten Rathausplatz war ich dann schließlich mittendrin in Umeå. Leider war hier nicht wirklich viel los, denn es war Sonntag und somit noch alle Geschäfte zu – die Fußgängerzone belebte sich erst ein wenig nach deren Öffnung am Mittag.

Die Kungsgatan in der Altstadt von Umea als zentrale Fußgängerzone

Ich ging also zunächst weiter und kam direkt an meinem Hostel, dem STF Vandrarhem, vorbei, welches leider ebenfalls noch geschlossen hatte. Ein vorheriger Blick auf die Buchungsbestätigung zeigte auch, dass ein Check-In nur zwischen 17:00 und 19:00 möglich sei – also hatte ich jetzt genügend Zeit, meinen Tag in Umeå zu verbringen.

Eingang zum STF Vandrarhem Umea, der Jugendherberge der Stadt

Bahnhof und Umgebung

Zuerst stand aber die Nahrungssuche auf dem Programm, schließlich war es bereits mittags und das Frühstück aufgrund des zeitigen Starts in Stockholm etwas kurz ausgefallen. Zum Sonntag gab es allerdings nicht die typisch schwedischen Lunch-Angebote für um die 70-80 SEK wie sonst überall (siehe weitere Erklärungen in meinem Reisebericht Göteborg). Also begab ich mich zunächst in Richtung Bahnhof, schließlich hatte dies auch gleich den Effekt, dass ich wusste, wo ich am nächsten Morgen hinmüsse um meinen Zug nach Luleå zu erreichen

Der Bahnhof von Umea

Zu sehen (und zu finden) gab es hier allerdings nichts, denn der Bahnhof besaß genau null Personal und ebenso viele Essgelegenheiten.
Dafür gab es gegenüber ein kleines Rondell – das Järnvägstorget – mit einigen netten Sachen wie Subway, Ica-Supermarkt, einem Dönerladen und einem kombinierten Videothek-Imbiss-Spätshop-Kiosk (wie auch immer man auf diese abenteuerliche Kombination kommen kann).

Sehr günstiges Lunchbuffet in Umea

Hier fand ich für 75 SEK ein Salat- und Tacobuffet, bei welchem ich mir ausgiebig den Bauch vollschlagen konnte – und das mit einer enormen Auswahl und nicht bloß Blattsalat, Gurke und Tomate.

Weiter geht’s durch die Altstadt von Umeå

Gestärkt – und nun konnte es endlich losgehen mit den weiteren Eindrücken aus Umeå. Zunächst drehte ich noch eine Runde durch die Altstadt und kam dabei unter anderem an der Oper (Foto oben) und der Landresidenz vorbei (Foto unten).

Die Oper der Stadt Umea

Die Landresidenz der Stadt in Nordschweden

Beides sind nicht wirklich atemberaubende Sehenswürdigkeiten, machte aber auch nicht wirklich etwas aus, denn Umeå überzeugte mehr durch seinen ruhigen und charmanten Gesamteindruck, den die umliegenden Häuser bestimmten.

Interessante Häuserfassden in Umea

Direkt neben der oben gezeigten Landresidenz befindet sich übrigens die wohl interessanteste Unterkunft von Umeå, das Hotell Gamla Fängelset.

Das Hotell Gamla Fängelset von außen

Hierbei handelt es sich um ein ehemaliges Gefängnis, welches nun zu einer Art Erlebnis-Hostel ausgebaut wurde, schließlich sind die Zellen noch so vorhanden wie vor 30 Jahren, als die Sicherheitsanstalt letztmalig Häftlinge entließ. Heute befindet sich hier also ein ziemliches modernes und interessant anmutendes Hostel, welches dank überwiegendem Self-Service-Konzept auch bereits für rund 50 € für ein Einzelzimmer zu haben ist. Auch wenn ich es selbst nicht testen konnte, aber es sieht so aus, dass das Hotell Gamla Fängelset auf jeden Fall einen Besuch wert ist, für die, die bereit sind, die rund zusätzlichen 20 Euro im Vergleich zum STF Vandrarhem auszugeben. Dafür hat man dann aber auch ein Einzelzimmer und kein Schlafsaal. Weitere Information hierzu habe ich in einem kleinen Artikel über das Hotell Gamla Fängelset zusammengefasst.

Ein Blick in das Innere des Hotell Gamla Fängelset, ein Hostel in einem ehemaligen Gefängnis

Direkt hinter diesem kleinen touristischen Highlight – wo ich für ein paar Minuten schon etwas neidisch war, dass ich mich nicht hier eingebucht hatte – befindet sich auch ein Gebäude, welches für unsere Architekturfreunde einen genaueren Blick wert ist – und zwar ein zur Universität von Umeå gehörender Komplex der Design- und Kunsthochschule.

Ein Teil der Kunsthochschule von Umea

Die Universität von Umeå

Apropos Universität: Umeå ist eine der größten Universitätsstädte in Schweden – mit immerhin 37.000 Studenten, was fast der Hälfte der Einwohner der Stadt entspricht. Auch aus diesem Grund beschloss ich bei einer kurzen Pause am Ufer des Ume River (direkt an der oben abgebildeten Design- und Kunsthochschule) meinen Stadtrundgang noch zur ca. 2 Kilometer entfernten Universität auszudehnen. Dies hatte sich dann auch durchaus gelohnt, denn das Gelände war sehenswert und wirkte ziemlich sympatisch, vielleicht auch, weil es mich irgendwie durch seinen halbdörflichen Charme und den schönen Campus mit viel Grünflächen an meine eigene Studienzeit erinnerte.

Die Universität von Umea

Die Universität von Umea

Für die gestressten Studenten gibt es dann übrigens auch im nahe gelegenen Stadtwald von Umeå genügend Platz zum entspannen. Auch ich ging diesen kleinen Umweg noch und kam so am „Stadsliden“ heraus.

Der Stadtwald von Umea, der Stadsliden

Der ca. 200 Hektar große Stadtwald bietet vor allem beste Voraussetzungen für Spaziergänger, Walker und Jogger, denn innerhalb dessen wurden viele verschiedene Wege angelegt und auch mit Routen und Laufstrecken verschiedener Längen versehen. Entsprechend viele Aktive sah ich dann auch während meines Spaziergangs, die deutlich schneller an mir vorbeihechelten.

Ab ins Hostel

Vom Stadtwald aus ging ich dann wieder in Richtung Zentrum von Umeå und nahm nun endgültig mein Hostel, das STF Vandrarhem, ins Visier, schließlich lag mittlerweile ein ziemlich langer Weg hinter mir, der sich seit dem Morgen bereits auf 17 Kilometer summierte. Als ich dies am Abend dank freiem WiFi in meiner Unterkunft analysierte, bekam ich selbst einen kleinen Schock, denn das muss man erst einmal laufen. Dank der vielfältigen Eindrücke kam es mir aber bei weitem nicht so vor.

Das Hostel an sich war übrigens eine gute Wahl, vor allem für den Preis von um die 25 Euro. Die Lage war exzellent, die Schlafsäle in Ordnung, das Frühstück sehr gut und für den entspannten Abend (die 17 Kilometer schlauchten dann doch ziemlich, auch das Abendbrot viel ziemlich kurz aus) funktionierte das kostenfreie WiFi einwandrei. Ich kann diese Herberge also auf jeden Fall empfehlen, wie auch in dieser Bewertung über das STF Vandrarhem Umeå näher beschrieben ist.

8er-Schlafraum im STF Vandrarhem Umea

Abschied von Umeå

Am nächsten Morgen nach einer halbwegs entspannten Nacht (die Türen im Hostel waren ziemlich laut und nervig) und einem ordentlichen, sehr gut für den Tag stärkenden Frühstück, verabschiedete ich mich langsam von Umeå, denn es folgte die Zugfahrt nach Luleå. Die 5 Minuten zum Bahnhof war ich ja bereits am Vortag abgegangen, sodass ich anschließend zielstrebig zum Ticketautomaten ging und meine Fahrkarte für 200 SEK (knapp 25 Euro) kaufte. Der Fortsetzung meiner Reise stand also nichts mehr im Wege, was dann auch hier im Artikel über die Zugfahrt von Umeå nach Luleå nachzulesen ist.

Ein Zug von SJ im Bahnhof von Umea

Fazit

Damit war mein Besuch in Umeå auch schon wieder beendet. Aus dem Zugfenster heraus blickte ich auf eine Stadt, die mich durchaus positiv überraschte. Ein wesentlicher Faktor spielte natürlich dabei das absolut sonnige Wetter, was gerade die ersten Stunden zu einem wahren Traum machte. Obwohl nur einen Inlandsflug von Stockholm entfernt, zeigte sich hier ein komplett anderes Schweden – Natur, Ruhe und Kleinstadtidylle. Umeå selbst bietet kaum die absoluten Kassenschlager in Bezug auf Sehenswürdigkeiten, hat aber dennoch ein nettes Flair und ist somit – zumindest für Skandinavien-Experten und -Fans – einen Besuch wert. Ich jedenfalls genoss den Aufenthalt sehr und befand mich nun auf der Reise nach Luleå.

Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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