Tapas essen in Andalusien

Abends, halb 8 in Spanien. Nach einem anstrengenden (Reise-)Tag und einer kleiner vorabendlichen Siesta begaben sich zwei ausgehungerte Touristen während Ihrer Andalusien-Rundreise stets auf die Suche nach etwas Essbaren und stießen dabei fast immer auf die in Spanien allgegenwärtigen Tapas-Bars. Ok, diese Einleitung klingt schon nach typischen Touristen-Tapas, denn ein Spanier, würde sich frühestens ab 21:00 auf die Suche nach etwas Essbarem begeben. Dennoch möchte ich Euch hier einen kleinen Einblick in die Tapas-Kultur von Andalusien geben.

Reisezeitraum: September 2013 + Dezember 2017
Geschrieben: November 2013
Veröffentlicht: Dezember 2013
UPDATE: Januar 2018

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Vorwort – was sind Tapas?

Zunächst einmal möchte ich aber kurz auf die Frage eingehen, was Tapas eigentlich sind. Im Grunde genommen handelt es sich der offiziellen Definition nach um kleine Essensportionen, die gratis zu den Getränken gereicht werden – ähnlich der kleinen Schüssel Erdnüsse, die es in Deutschland ab und an dazu gibt, nur etwas kreativer. Mittlerweile wurde aber vor allem im deutschen Sprachgebrauch das Wort „Tapas“ insofern erweitert, dass damit im Allgemeinen kleinere Essensportionen mit spanischem Einschlag gemeint sind. In Spanien ist der Übergang zwischen Gratis-Tapas, Bestell-Tapas und den etwas größeren „raciones“ eher fließend.

Die (typische) Tapas-Bar

Normalerweise sollte man in spanischen Innenstädten keine Probleme haben, mehrere Tapas-Bars zu finden. So auch bei uns – gerade in den Großstädten war die Auswahl so erdrückend, dass wir uns oft nicht entscheiden konnten. Eine gute Tapas-Bar lässt sich vor allem an einem Punkt sehr gut erkennen: dem Geräuschpegel. Gerade wenn es eine Außenterrasse gibt, sollte ein laute sich unterhaltende Meute mit deutlichem spanischen Einschlag zu erkennen sein. Dann sind dies nämlich in der Regel die Einheimischen – und die wissen, wo es gut ist.

Eine typische Tapas-Bar im Mekka der Gratis-Tapas: Granada

Die Tapas-Bar an sich ist dann auch nicht allzu schwer zu finden. Wenn nicht eben jenes angesprochene Publikum die Existenz verdeutlicht, reicht ein Blick auf das Äußere. Wenn sich der Begriff „Tapas“, „Bodega“ oder „Taverna“ finden lässt, sollten die leckeren Tapas nicht weit sein.

Eine typische Tapas-Bar im andalusischen Carmona nahe Sevilla

Eine Bodega im andalusischen Carmona nahe Sevilla

Gratis-Tapas

Nach dem Finden der richtigen Tapas-Bar und einem freien Tisch (einige derer, gerade die richtig urigen, haben fast nur Stehplätze) geht es nun an die Getränkebestellung. Danach zeigt sich direkt die Ausrichtung „des Ladens“: werden – wie „offiziell“ in der Tradition verankert – kostenlose Tapas gereicht oder müssen diese extra bestellt werden? Einige Bars werben direkt auf der Straße mit dem Gratis-Service, bei einigen muss man sich überraschen lassen. Letzteres machten wir jedoch gerne, denn oft kam zu unserem Wein, der pro Glas übrigens flächendeckend in nahezu allen besuchten Tapas-Bars in Andalusien nur 2 Euro kostete, ein leckerer kleiner (und manchmal großer) Snack hinzu.

Leckerer Gratis Tapa im kleinen Ort La Herradura im Süden von Andalusien

Tapas und Wein im Schinkendorf Trevelez in den Alpujarras

Diese Tapas-Portionen, die meistens an alle Besucher gegeben werden und je nach Menge mehrmals am Abend wechseln, waren stets sehr lecker. Im Gegensatz zu Italien, wo gerne mal der Posten „Gedeck“, „Servicegebühr“ oder „Brotkorb“ unverfroren auf die Rechnung geschlagen wird, ist diese Angst in Spanien bzw. Andalusien unbegründet. Die Tapas, die ohne Bestellung gereicht werden, sind wirklich komplett kostenlos und auch nicht im Wein-Preis von (meist) 2 Euro versteckt.

Hochburg der (Gratis-)Tapas: Granada

Die Spitzenposition in dieser Disziplin nimmt in Andalusien zweifelsohne Granada ein. Hier gehört es zum guten Ton, kostenlose Tapas zu reichen. Entgegen anderer Orte wird hier sogar pro Person ein Tapasteller gereicht und nicht pro Paar. Die Steigerung erfuhr uns in einer weiteren Bar in Granada, als wir sogar von einer umfangreichen Karte die Tapas aussuchen durften. Somit war es problemlos möglich, dass wir in Granada den ganzen Abend keinen Euro für Essen ausgaben – aber dennoch satt und zufrieden (und leicht angetüdelt ;-) ) den Weg zu unserem Hotel aufsuchten.

Leckerer Gratis-Tapa in Granada: gebratener Fisch mit Blumenkohlsalat

Gratis-Tapa später am Abend in Granada, Andalusien

Oliven als Gratis-Tapas im Süden von Andalusien

Im Süden Andalusiens ist die Tapas-Kultur zumindest nicht so stark ausgeprägt, als dass man hier ständig verschiedene Variationen der Gratis-Tapas gereicht bekommt. Immerhin, Oliven sind in der Region so stark vorhanden, dass man diese fast immer zum Wein dazu bekommt – und auch das kann ziemlich lecker sind, denn in Andalusien gibt es ungefähr so viele Olivensorten wie in Deutschland Biermarken. Wer also „aceitunas“ mag, wird gerade in Sevilla, Cádiz und Umgebung sein Paradies finden.

Typische Tapas in Sevilla - Wein und Oliven

Das Tapas-Menü / Die Raciones

Wem die gereichten Gratis-Tapas dann doch zu wenig sind oder ohnehin in einer Stadt ist, in der diese Tradition nicht so sehr verbreitet ist, der muss in Andalusien aber dennoch nicht verhungern. Schließlich bietet auch fast jede Bar und jedes Restaurant eine reguläre Speisekarte an. Meist befinden sich hier neben den klassischen Tapas auch die so genannten „Raciones“, die meist als ½ Raciones und eben ganze Raciones geführt werden. Eine Racion ist dabei mit einem klassischen Hauptgericht vergleichbar, wobei dieses auch ausschließlich aus Fleisch o.ä. bestehen kann. Die klassisch deutsche Aufteilung aus Sättigungsbeilage, Gemüse und Fisch oder Fleisch wird hier definitiv nur seltenst erfüllt. Viel mehr dominieren Kreationen – mehr separat denn als Kombination – mit Fisch, Schinken, Kartoffeln und verschiedenstem Gemüse.

Typisch andalusische Chorizo - eine der klassischen Tapas

Tapas-Essen in Sevilla

Die Größe solcher Raciones oder ½ Raciones könnte übrigens unterschiedlicher nicht sein. Während wir in einem spanischen Landgasthof in Palma del Rio zwischen Córdoba und Sevilla schon nach einem halben Raciones die Segel hätten streichen können (und wir hatten 4 halbe bestellt – 2 für jeden), sind die ½ Raciones manchmal nur unwesentlich größer als die oben vorgestellten Tapas. Generell daher der Hinweis, erst einmal eine Runde Tapas / Raciones zu ordern und dann zu schauen, wie es mit dem verbleibenden Hunger noch bestellt ist. Denn, und auch das ist gute Tradition in Spanien, der Abend ist schließlich lang und zeitig rausgeworfen wird man garantiert nicht, sodass genügend Gelegenheit besteht, das Tapas-Menü durchzuprobieren.

Eines der zahlreichen Tapas-Menüs in der Altstadt von Ronda

Die Tapas selbst

Doch was gibt es nun eigentlich konkret als Tapas? Wie oben schon geschrieben, sind der Kreativität hier nahezu keine Grenzen gesetzt. Oben ist ja bereits der klassische iberische Schinken (jamón iberico), die immer wieder vorkommenden Oliven (aceitunas) oder ein kleiner Salat mit frittiertem Fisch (pescado frito con ensalada) abgebildet. Neben den ebenfalls klassischen und auf nahezu jeder Speisekarte vorkommenden Fleischbällchen (albóndigas; Foto oben), Kartoffeln in allen Variationen (patatas fritas) oder gebratenen Scampis (gambas) konnten wir auch überbackene (Riesen-)Champignonköpfe (champinon gratinada; Foto mittig) oder einen Ochsenschwanzburger mit Mini-Pommes (Foto unten) probieren.

Fleischbällchen mit gebackenen Kartoffeln im andalusischen Ronda

Riesenchampignonköpfe und Mini-Pommes - auch das können Tapas sein

Interessanter Tapa in Malaga: Mini-Ochsenschwanzburger mit Pommes

Preise der Tapas

Der Fantasie und Küche sind also kaum Grenzen gesetzt, ebenso wie den Preisen. Von den oben beschriebenen Gratis-Tapas bis hin zu 3-4 Euro (oder mehr) pro Tapa ist alles drin. Auch bei den Raciones unterscheiden sich die Preise von 6 bis 15 Euro. Natürlich sind jeweils nach oben keine Grenzen gesetzt.

Fazit

(Fast) egal, in welche Bar man geht, Tapas in Andalusien sind stets ein Genuss. Dies resultiert vor allem aus der enormen Auswahl, die sich insgesamt durch die spanische Küche zieht. Ein Highlight der Tapas-Kultur ist sicher Granada, welches mit seinen Gratis-Tapas aufwartet. Aber auch in Ronda, Sevilla oder Córdoba konnten wir exzellent schlemmen, was ich am liebsten lieber heute als morgen wiederholen würde.

Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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