Mit Zug und Bus durch Sri Lanka – Panorama im Schneckentempo

In Deutschland beschwert man sich ja gerne mal über zu späte, zu volle oder einfach zu ungemütliche Busse und Züge. Dass dies allerdings Jammern auf (extrem) hohen Niveau ist, zeigt sich immer wieder beim Blick ins Ausland – so auch in Sri Lanka. Allerdings: beim Ausblick auf die tolle Landschaft kann Deutschland nicht mithalten.

Reisezeitraum: August 2014
Geschrieben: September 2014
Veröffentlicht: September 2014

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Meine Erlebnisse: mit dem Zug durch Sri Lanka

Genau dieses tolle Panorama ist es, was das Zugfahren in Sri Lanka zu einem echten Erlebnis macht. Die alten Lokomotiven schnaufen die Berge hinauf, während vor dem Fenster eine tolle Kombination aus Regenwald, Teeplantagen und kleinen Dörfern vorbeizieht.

Blick auf das Hochland von Sri Lanka während der Zugfahrt von Kandy nach Haputale

Blick auf das Hochland von Sri Lanka während der Zugfahrt von Kandy nach Haputale

Das ganz besondere Erlebnis wartet aber im Zug selbst – vor allem, wenn man sich die günstigen Tickets der 2. und 3. Klasse kauft. Hier sitzt (oder meistens steht) man dann mit hunderten von Singhalesen im Abteil, die sich freuen, dass auch Touristen die stundenlange Fahrt mit ihnen teilen. Zur Belohnung wird einem dann auch alles zu essen angeboten, was die Einheimischen selbst in sich hineinfuttern – und das kann ganz schön viel sein. Ich jedenfalls bin auf meiner ca. 6-stündigen Fahrt von Kandy nach Haputale ziemlich satt aus dem Zug ausgestiegen und war um einige kulinarische Erlebnisse reicher.

Einheimische im Zug nach Haputale

Doch auch wer nicht das Glück hat, neben einer so ausdauernd essenden singhalesischen Familie zu sitzen, verhungert im Zug in Sri Lanka nicht. Gefühlt aller 5 Minuten kommen die verschiedensten Verkäufer vorbei, die von kleinen Snacks über Rottis, Kakao, Joghurt, Nüssen, Früchten oder einfach nur Wasser alles im Angebot haben. Bei den Preisen in Sri Lanka ist dies auch nicht wirklich teuer.

Während der Zugfahrten in Sri Lanka verhungert man nicht ... ständig wird Essen angeboten

Achja, Berührungsängste sollte man übrigens nicht haben. Selbst in der schon etwas teureren 2. Klasse sind die Züge manchmal brechend voll. Wenn man meint, dass eigentlich keiner mehr reinpasst, warten am nächsten Bahnhof garantiert noch 50 weitere Passagiere. In der dritten Klasse ist dies noch extremer und eher nur für Hardcore-Sparfüchse geeignet.

Infos: wie „funktioniert“ das Zugfahren auf Sri Lanka

Eine Tour mit dem Zug gehört zum Pflichtprogramm auf Sri Lanka und ist auch ganz einfach zu bewerkstelligen. Unterscheiden muss man lediglich zwischen den Regional- und den Intercityzügen. Letztere sind meist ein wenig schneller, benötigen aber trotzdem für eine 150km lange Strecke zum Teil 5 Stunden, während der Regionalzug 6 Stunden fährt.

Tickets gibt es an jedem Bahnhof. Für die Intercity-Züge besteht Reservierungspflicht, weswegen diese auch zum Teil tagelang ausgebucht sind. Ein Beispiel: ich wollte am 21.08. von Colombo nach Kandy. den nächsten freien Platz gab es jedoch erst am 30.08.

Eine historische Anzeigetafel im Bahnhof von Kandy in Sri Lanka

Aus diesem Grund kaufte ich dann ein Ticket für den Regionalzug, der ohnehin öfter fährt. Die Tickets gibt es ab eine Stunde vor Abfahrt am Fahrkartenschalter am Bahnhof.

Die Preise verdienen ihr Wort eigentlich gar nicht. In der 2. Klasse kostet Colombo – Kandy (ca. 3 Stunden) 190 Rupien (ca. 1,10 €) und Kandy – Haputale (ca. 6 Stunden) 220 Rupien (ca. 1,30 €). Die 3. Klasse kostet ca. 50% weniger, die 1. Klasse rund das Doppelte.

In vielen Reiseführern wird übrigens geraten, sich Tickets für den so genannten „Observation Wagon“ zu kaufen, also den so genannten Panoramawagen. Dies finde ich allerdings nicht so optimal, da so zwar die Sicht auf die Landschaft besser ist, das typische Erlebnis „Zugfahren in Sri Lanka“ aber nicht einmal halb so authentisch und intensiv ist.

Der Zug bahnt sich seinen Weg durch das Hochland von Sri Lanka

Zugverbindungen gibt es im Wesentlichen auf folgenden Strecken:
– Colombo > Galle > Matara
– Colombo > Kandy > Ella > Badulla
– Colombo > Anuradhapura > Trincomalee / Batticaloa

Meine Erfahrungen: mit dem Bus durch Sri Lanka

Wer Orte abseits dieser Strecken besuchen möchte oder wem einfach die Frequenzen, die sich kaum mit europäischen Maßstäben messen lassen können, nicht passen, muss gezwungenermaßen auf den Bus umsteigen. Auch wenn manchmal von einer halsbrecherischen Fahrweise berichtet wird – so schlimm ist es nicht. Ich war definitiv schon in Ländern, wo das Busfahren wesentlich rasanter erfolgt.

Ein typischer Bus in Sri Lanka

Die Vorteile des Busses liegen auf der Hand. Die Frequenzen übertreffen die der Züge deutlich, was zu häufigeren Abfahrtszeiten führt. Nahezu jede asphaltierte Straße wird bedient, sodass man mit dem Bus eigentlich überall hinkommt. Und nicht zuletzt liegen auch die Bustarife zum Teil im Cent-Bereich. Da ich während meiner Reise durch Sri Lanka doch einige Busverbindungen in Anspruch genommen habe, hier ein Überblick über die aktuellen Preise (Stand: September 2014) ausgewählter Strecken (175 LKR (sprich Rupie) = 1 Euro):

– China Bay Airport (Trincomalee) > Trincomalee: 30 LKR (ca. 30 Minuten)
– Colombo Fort > Mount Lavinia: 30 LKR (ca. 60 Minuten)
– Colombo Galle Road > Colombo Fort: 10-25 LKR (ca. 15 Minuten)
– Colombo International Airport > Colombo Fort: 120 LKR (ca. 90 Minuten)
– Colombo Kollupititiya > Mount Lavinia: 20 LKR (ca. 45 Minuten)
– Colombo > Dambulla: 130 LKR (ca. 5 Stunden)
– Colombo > Matara: 200 LKR (ca. 4,5 Stunden)
– Dambatenne > Haputale : 30 LKR (ca. 30-45 Minuten)
– Dambulla > Sigiriya: 34 LKR (ca. 30 Minuten)
– Dambulla > Trincomalee: 200 LKR (ca. 2 Stunden)
– Embilipitiya > Thanamalvila: 50 LKR (ca. 30 Minuten)
– Embilipitiya > Matara: 130 LKR (ca. 2,5 Stunden)
– Haputale > Palmedella: 110 LKR (ca. 1,5-2 Stunden)
– Matara > Mirissa: 20 LKR (ca. 15 Minuten)
– Matara > Weligama: 30 LKR (ca. 25 Minuten)
– Mirissa > Weligame: 20 LKR (ca. 15 Minuten)
– Palmedella > Thanamalvila: 90 LKR (ca. 1,5 Stunden)
– Trincomalee > Uppuveli: 50 LKR (ca. 20 Minuten)

Leider waren die Strecken deutlich weniger panoramareich im Vergleich zum Zug. Erwähnenswert sind da noch die Routen ab Haputale, da es hier zwangsläufig von den Bergen hinunter geht und sich tolle Ausblicke auf das Flachland ergeben, u.a. auf den Udawalawe National Park.

Ausblick von Haputale auf das südliche Flachland und den Udawalawe National Park

Auch die sehr alten, lauten und stinkenden Busse sorgen nicht unbedingt für ein tolles Transport-Erlebenis. Und wer gedacht hat, dass die Züge schon vollgepackt sind, saß noch nicht in einem echten singhalesischen Bus. Da wird gedrückt und geschoben, bis sich die Fenster nach außen biegen. Dies ist übrigens nicht übertrieben, denn wer micht kennt, weiß, dass ich aus Grenada diesbezüglich einiges gewohnt bin.

Infos: wie „funktioniert“ das Busfahren auf Sri Lanka

Wenigstens um Tickets muss man sich beim Busfahren keine Gedanken machen. Da es in jedem Bus einen so genannten Conductor gibt (quasi Assistent des Busfahrers), geht dieser rum und sammelt den Fahrpreis ein.

Den richtigen Bus erkennt man immer am Display an der Vorderseite des Busses. Dieses zeigt eine Nummer sowie die beiden Endhaltestellen an – in der Regel auch auf Englisch.

Die typischen Busse Sri Lankas im Bahnhof von Trincomalee

Wer unterwegs einsteigt, hält einfach mit dem herausgestreckten Arm einen Bus an. Man kann dies prinzipiell überall probieren, doch einige Busse halten auch nur an den dafür vorgesehenen Haltestellen. Diese sind ca. aller 500 Meter mit einem blauen Schild gekennzeichnet.
Wer unterwegs aussteigen möchte, drückt einfach einen dafür vorgesehenen Knopf. Da man als Tourist meist ja sein Endziel nicht genau kennt, sagt man am besten dem Conductor Bescheid, dass man gelinde gesagt keine Ahnung hat. Gegebenenfalls hilft auch das Nachfragen bei den Einheimischen.

Mit Gepäck sind die Linienbusse nur bedingt geeignet. Während ein großer Rucksack meist auf die Ablagefläche neben dem Busfahrer gelegt wird, sieht das bei einem Koffer schon schwieriger aus.

My Travelworld Tipp
Egal ob für den Zug oder den Bus, plant Euch unbedingt genügend Zeit ein. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt selten über 30km/h, in Colombo und der gesamten Westküste meist auch nur 20 km/h.

Auf langen Strecken wird in der Regel ein Stopp in einem Restaurant / Snackbar für rund 15 Minuten eingelegt. Hier gibt es dann Getränke, Essen und auch Toiletten. Dennoch sind weitere Busfahrten (5 Stunden und mehr) aufgrund des nahezu nicht vorhandenen Komforts (entweder Stehplatz oder unbequemer Sitzplatz) in den knatternden Bussen nur bedingt zu empfehlen.

Fazit

Eigentlich lassen sich die beiden Möglichkeiten, Sri Lanka mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bereisen, nur bedingt vergleichen. Normalerweise – und das sagen auch die Feedbacks von anderen Reisenden – dürfte jeder den Zug aufgrund des Panoramas, der Erlebnisse und des bedingt höheren Komforts vorziehen. Wenn es keine Möglichkeit einer Zugfahrt gibt, kommt neben den teureren Varianten des TukTuks (Taxi auf 3 Rädern) oder einem Mietwagen (mit oder ohne Fahrer) aber ohnehin nur der Bus in Frage. Dieser ist ebenfalls ein Erlebnis für sich, kann aber gerade bei einem längeren Aufenthalt in Sri Lanka oder eben mehrstündigen Fahrten auch schnell ziemlich anstrengend sein. Dennoch bieten die beiden Optionen ein tolles authentisches Erlebnis und sollten in keinem Reiseplan von Sri Lanka fehlen.

Was würdet Ihr bevorzugen – Bus oder Zug? Und in welchem Land auf dieser Welt seid Ihr am liebsten per Bus/Zug unterwegs?

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Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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6 KOMMENTARE

  1. Mein lieber weltreisender Enkel,

    Dein Foto vom höchsten Berg Lomboks ist beeindruckend. Unvorstellbar,
    was aus diesem Wandermuffel hoch Drei geworden ist. Gerade habe ich Deine Sri-Berichte gelesen: Hochinteressant!!!

    Mach’s gut!

  2. Hallo! :-)

    erstmal toller Beitrag!

    Ich möchte auch im Januar nach Sri Lanka und habe mir auch schon eine Route überlegt. Ich möchte von Kandy in den Süden. Habe aber bei meiner Recherche festgestellt, dass der Zug vom zentralen Hochland nicht in den Süden fährt. Hast du einen Tipp für mich, wie ich am Besten nach Matara komme?

    Ich freue mich auf eine Antwort! :-)

    LG Anika

    • Hallo Anika,

      danke für das Lob.

      Ich denke, du hast zwei Möglichkeiten: entweder, du machst es so wie ich und fährst mit dem Zug die atemberaubend tolle Strecke von Kandy in Richtung Badulla via Nuwara Eliya und Haputale, bleibst dort ein oder zwei Nächte (siehe mein Reisebericht Sri Lanka (https://www.my-travelworld.de/sri-lanka/reisebericht-sri-lanka/), Haputale kann ich dir nur sehr empfehlen) und fährst dann mit dem Bus in Richtung Südküste. Oder du fährst mit dem Zug wieder nach Colombo zurück und von dort aus weiter mit Zug oder Bus nach Matara.

      Ich würde eindeutig die erste Variante empfehlen. Wenn du Zeit hast, kannst du auch noch in den Udawalawe National Park (https://www.my-travelworld.de/sri-lanka/udawalawe-nationalpark/) Elefanten schauen gehen. :-) Pass nur auf, dass du nicht den selben Fehler machst wie ich und deine Reiseroute quasi selbst abschneidest, sodass du dann eine extra Runde drehen musst. Das habe ich etwas ausführlicher ebenfalls in meinem Reisebericht beschrieben – kommt aber ohnhin darauf an, wie lange du bleibst und was du sehen willst.

      LG und gute Reise nach Sri Lanka!
      Chris

  3. Hallo Chris,

    ich frage mich, ob man die Tickets vor der Reise buchen kann, wir gehen im Januar hin und ich würde jetzt schon gern irgendwas reservieren/buchen?

    Kann man vorher Tickets kaufen und gleichzeitig buchen? oder wie läuft das so in Sri lanka?
    Reservierung ist gleich wie ein Ticket?

    Danke für deine Antwort.
    LG
    Steffi

    • Hallo Steffi,

      meines Wissens nach geht das nur am Bahnhof. Sollten irgendwelche Agenturen das anbieten, wäre ich vorsichtig, denn soweit ich weiß, kann man die Tickets nur am Tag der Abfahrt direkt am Bahnhof buchen und kaufen. Eventuell gibt es eine Ausnahme bei den First Class Tickets, aber das macht nur halb so viel Spaß wie in der Holzklasse.

      Ich denke, es ist auch nicht unbedingt notwendig, in Sri Lanka ein Zugticket 5 Monate im Voraus zu reservieren.

      LG und viel Spaß in Sri Lanka
      Christian

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