Mit dem Langboot in den Dschungel von Suriname (Paramaribo – Atjoni – Botopasi)

Es ist selten, dass man an einen Ort muss oder möchte, an dem die nächste Straßenanbindung rund 50 Kilometer entfernt ist. In meinem Fall wollte ich freiwillig nach Botopasi, ein kleiner Ort mitten im surinamesischen Dschungel. Der Weg dorthin führt neben den dreimal wöchentlich verkehrenden Flügen lediglich über Wasser, was natürlich eine spannende Anreise garantiert.

(Reise-)Zeitraum: April 2014
Geschrieben: April 2014
Veröffentlicht: April 2014

>> Zum Bericht über eines der typischen Dörfer entlang des Suriname Rivers
>> Zum Hotel Botopassie, meinem ersten Stopp am Suriname River
>> Lodge-Hopping entlang des Suriname River
>> Zum Reisebericht über meine komplette Tour durch Suriname

Start des ganzen Trips war allerdings in Paramaribo, der Hauptstadt von Suriname und ca. 200 Kilometer von den Dörfern der Ureinwohner am Suriname River entfernt.
Von hier aus machte ich mich auf den Weg nach Botopasi, wo ich zunächst 2 Nächte in einer Urwald-Lodge am Suriname River übernachten wollte. Dabei ist das Hotel Botopassie nicht die einzige Unterkunft entlang des mehr als hundert Kilometer langen Suriname Rivers – mehr dazu siehe Lodge-Hopping.

Hier soll es nun vor allem um die mehr als spannende Anreise gehen. Zunächst galt es, in Paramaribo den bzw. einen richtigen Bus zu finden. Während sich der größte Bussammelpunkt der Stadt in der Knuffelsgracht nahe der Waterkant befindet, fahren die Busse nach Atjoni, dem Umsteigeplatz von Bus auf Boot, in der Saramaccastraat ab. Entgegen den regulären Bussen der Stadt handelt es sich hier um kleine ungekennzeichnete Minivans.

Minibus nach Atjoni in der Samaracca Street von Paramaribo

Nachdem ich die ersten 5 Strohmänner und Busfahrer abgewimmelt hatte, die mir im belagerungsähnlichen Zustand ihre Dienste nach Atjoni anbieten wollten, entschied ich mich schließlich selbst für einen der mindestens ein dutzend Fahrzeuge – mit Vorzug für eines, wo bereits Fahrgäste bereitstehen. Dennoch dauerte es rund eine Stunde, bis wir uns schließlich auf den Weg nach Atjoni machten – aus karibischer Sichtweise ist dies ziemlich fix. Generell fahren die Busse lt. verschiedensten Angaben zwischen 07:30 und 09:00 ab – wobei ich mir anhand meiner Beobachtungen nicht vorstellen kann, dass die Minivans so zeitig abfahren, schließlich war ich um 08:00 anwesend und alle Fahrzeuge gähnten vor Leere.

My Travelworld Tipp
Wer nach Atjoni und weiter auf den Suriname River möchte, sollte zwischen 08:30 und 08:45 in der Samaraccastraat sein. Das reicht, um einen Bus zu bekommen, der pünktlich zum Mittag und vor der Abfahrtszeit der Boote in Atjoni ist. Der Fahrtpreis liegt wohl bei 70 SRD, wobei mir überraschenderweise 50 SRD angeboten wurden.

 

Um 09:00 also ging es endlich los – 180 Kilometer Busfahrt erwarteten mich. Während sich das Stadtbild von Paramaribo schnell lichtete, folgten schon bald schnurgerade Straßen sowie dichter Regenwald.

Auf dem Weg von Paramaribo nach Atjoni im Minibus

Auf dem Weg von Paramaribo nach Atjoni im Minibus

Einzige Abwechslung waren die zahlreichen Stopps unterwegs: zunächst musste der Busfahrer schnell einen Deal abwickeln, anschließend hielten wir für eine Mitfahrerin am Supermarkt, danach gab es Essen für einige an einem Food-Stand, in einem Dorf warteten wir kurz auf die Bekannte von einer anderen Passagierin und last but not least hielten wir bei Einsetzen des Regens noch an, damit die Plane auf dem Dach (zum Schutz der mitgeführten Güter) befestigt werden konnte.

Action und Adventure-Feeling folgte dann erst in Atjoni, dem Basis-Zentrum für die ganze Region des Upper Suriname River. Hier enden die Busse, es gibt die letzten regulären Restaurants und Supermärkte und schließlich erfolgt hier auch der Umstieg auf die Boote.

Das kleine Dorf Atjoni als Umschlagplatz am Suriname River

Im Prinzip war die Situation 1:1 wie ein reichliches Jahr zuvor im Dorf Parika am Essequibo River im benachbarten Guyana. Auch hier war der kleine Ort Endhaltestelle der Linienbusse, Umschlagplatz für die kleinen Holz-Speedboote sowie zentraler Anlaufpunkt für die gesamte Region – nicht zu vergessen die wuselnden Einheimischen, die vor allem uns lieben Touristen alles mögliche verkaufen wollen.

Zurück aber zu Atjoni: nach meinem ersten Ausflug in die surinamesische Küche mit Rijst en Kip (Reis und Chicken, das sollte es die nächsten Tage noch einige Male geben) ging es nun an die schon oft zitierte Bootsfahrt. Eine ordentliche Reise mit den so genannten Koreals wartete hier, alle in wunderschönen Farben verziert.

Die Langboote, die so genannten Koreals, in Atjoni

Der Busfahrer von meinem Trip nach Atjoni hatte mir bereits eines dieser Boote empfohlen, sodass ich gemütlich in der „Bordow“ Platz nahm.

Etwas komisch war nur, dass wir lediglich zu viert fuhren, während fast alle anderen Boote pickepacke voll waren. Ein bisschen stutzig machte mich das schon, schließlich ist dies bei rund 50 Fluss-Kilometern und entsprechendem Spritverbrauch ein ordentlicher Verdienstausfall. Unterwegs machte ich mir daher einmal kurz Gedanken, ob denn hier alles mit rechten Dingen zu geht oder ich nun gleich völlig hilflos im surinamesischen Busch abgesetzt werde …

Letztendlich war aber alles gut und ich konnte mich vollends auf die wirklich überwältigende Natur konzentrieren. Links Regenwald, rechts Regenwald und vor und hinter uns der braune Suriname River, lediglich garniert durch ein paar aus dem Wasser ragende Felsen.

Im Langboot bzw. Koreal auf Suriname River zwischen Atjoni und Botopasi

Im Langboot bzw. Koreal auf Suriname River zwischen Atjoni und Botopasi

Im Langboot bzw. Koreal auf Suriname River zwischen Atjoni und Botopasi

Genau diese Felsen waren es, die den Fluss auch so schwer schiffbar machen und absolutes Expertenwissen von den Koreal-Fahrern verlangt. Während ich mich als Passagier manchmal wunderte, wieso wir quer über den Fluss steuerten, kennen die Kapitäne jeden einzelnen Stein aus dem Effeff. Selbst nachts stellt die Orietierung kein Problem dar, wie wir bei unserer Kaiman-Beobachtungs-Tour vom Hotel Botopassie aus merkten. Daher muss jeder Koreal-Kapitän mindestens 2 Jahre „MItfahr-“Erfahrung haben, um schließlich dazu ernannt zu werden.

Im Langboot bzw. Koreal auf Suriname River zwischen Atjoni und Botopasi

Die Königsdisziplin, vor allem aus Sicht der Passagiere, sind schließlich die Stromschnellen. Diese in unregelmäßigen Abständen auftretenden so genannten „Sulas“ sind wahrhaft beeindruckend. Vor der ersten Passage fragte ich mich schon, wie um alles in der Welt wir mit diesen nicht gerade stabil wirkenden Booten jetzt hier durch kommen sollen.

Im Langboot bzw. Koreal auf Suriname River zwischen Atjoni und Botopasi

Im Langboot bzw. Koreal auf Suriname River zwischen Atjoni und Botopasi

Neben den natürlichen Stromschnellen sowie der faszinierenden Natur gibt es auch noch etwas anderes während der Fahrt mit dem Koreal zu sehen: die Dörfer der Flussbewohner. Diese machen sich vor allem immer durch eine Horde im Wasser spielender Kinder oder durch im Suriname River Wäsche waschende Frauen bemerkbar.

Im Langboot bzw. Koreal auf Suriname River zwischen Atjoni und Botopasi

Solch ein Dorf der Ureinwohner (Saramaccaner) besuchte ich später noch ausführlich in Pikiseei und auch in Pingpe.

An einigen dieser Dörfer hielten wir auch unterwegs an, schließlich wollte sich der Koreal-Kapitän im Vergleich zum oben beschriebenen Busfahrer nicht lumpen lassen und ebenfalls alle Bekannten und Verwandten grüßen ;-) (und nebenbei noch das ein oder andere ein- und ausladen).

Nach rund 2 Stunden Bootsfahrt kamen wir schließlich in Botopasi an – mittlerweile ganze 50 Kilometer von der nächsten Straßenanbindung entfernt. Eine beeindruckende Bus- und Bootsfahrt zu meinem gleichnamigen Hotel Botopassie neigte sich dem Ende entgegen. Es war ein toller Einstieg in den Dschungel von Suriname und sollte sich in den nächsten Tagen noch fortsetzen. Beeindruckend war vor allem die Passage der Stromschnellen sowie die unbändige und absolut unberührte Natur, in die ich mich mit dieser Bootsfahrt begab. Hinzu kam wie immer die leichte Ungewissheit, ob denn mit den spärlich vorhandenen Informationen alles klappen würde und sowohl preislich als auch zeitlich alles passt – typische Eigenschaften eines exotischen Reiseziels also. Letztendlich war aber alles ok, sodass noch einige weitere spannende Abenteuer im Dschungel von Suriname folgen konnten … (u.a. dem Back-to-Basic Trip mit Übernachtung in der Hängematte, dem Besuch des Ureinwohner-Dorfes in Pikiseei oder die Fahrt zu den Tapawatra Falls).

Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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7 KOMMENTARE

  1. Ich kann nur sagen: HERZLICHEN DANK! Das war der beste Reisetipp seit langer Zeit, Christian!

    Wir sind soeben zurück aus Surinam und haben u.a. deine Botopasi-Tour exakt nachvollzogen. Herzliche Grüsse von Corry Vonk soll ich ausrichten!

    Die Bootsfahrt auf dem Hinweg war ein echtes Erlebnis. Es schüttete ab Atjoni bis zur Ankunft in Botopasi unaufhörlich in Wolkenbruch-Manier. Dank der Chinesen im Supermarkt konnten wir ein Regencape und einen Schirm ergattern, so ging es ganz gut. Der Surinam River hatte sechs Meter Wasserstand über normal nach den heftigen Regenfällen am 15./16.feb.

    In Botopasi klarte der Himmel auf und die folgenden Tage blieb es schön. Die Ausflüge in den Regenwald und in die umliegenden Dörfer mit Ian waren überaus interessant. Corry und ihr Mann Haidi taten sowieso alles, um unseren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Das Essen war grossartig.

    Am Ende gelang mir sogar etwas, an das ich kein bisschen geglaubt hatte. Wir haben am 19feb im gegenüberliegenden Dorf Botopasi geheiratet! :-) In den verganenen Jahren hatte es ab und zu schon Versuche gegeben, doch der Capitan (Bürgermeister) des Dorfes der Saramacans hatte es immer abgelehnt. Diesmal war die Intervention von Haidi ausschlaggebend und wir wurden als erste Weisse im Dorf der Maroons nach deren Ritus getraut. Ein wahrhaft unvergessliches Erlebnis.

    Die weisen Männer hielten Reden, erklärten Braut und Bräutigam, was deren Pflichten sind (in Saramacans natürlich, das Wichtigste wurde uns übersetzt, schliesslich sollen wir uns ja auch dran halten), das ganze Dorf war anwesend. Meine Frau und ich in traditioneller Saramacans-Kleidung hatten unglaublich Freude an dieser Zeremonie, aber das gesamte Dorf mindestens so viel. Danach wurde viel gelacht und getrunken, wie sollte es anders sein, bevor wir uns mit dem Langboot wieder auf den Rückweg über den Fluss machten.

    Der Sternenhimmel über Botopasi, der dampfende Regenwald, die Kolibris, geangelte und verspeiste Piranhas (wer dort badet, soll es sich wirklich gut überlegen!), die wunderschöne Umgebung, Corry und ihr Team in der Lodge … es waren einfach nur sagenhaft schöne und überaus interessante Tage.

    „Schuld“ daran ist aber zuallererst Christian, dessen Reisebericht über Surinam wir vor Abreise gefunden und nachvollzogen hatten, deswegen muchísimas gracias!

  2. Hallo Ricardo,

    ganz herzlichen Dank für deine Rückmeldung. Zu allererst einmal Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit und alles Gute für die Zukunft. Das klingt ja wirklich nach einem unglaublichen Erlebnis. Diesbezüglich kann ich nur mit einer Hochzeit in einem Ureinwohner-Dorf in Myanmar mithalten, die ich miterlebt habe (bericht folgt bald), aber selber bei den Samaraccanern getraut worden zu sein, ist ja wirklich unvergesslich und einmalig. Ich glaube gerne, dass Ihr da viel Spaß hattet und Euch das ewig in Erinnerung bleiben wird. Alles Gute nochmals!

    Umso mehr freut es mich auch, dass Ihr durch meine Reisetipps einen abwechslungsreichen und wunderschönen Urlaub hattet und ich in meinen Berichten nicht zuviel von der Region des Suriname Rivers geschwärmt habe. Danke auch für das Ausrichten der Grüße.
    Wenn ich deinen Kommentar so lese, mit all der Begeisterung und den schönen Erlebnissen, würde ich am liebsten glatt wieder nach Suriname. Es ist eben einfach ein traumhaftes und unberührtes Fleckchen Erde.

    Suriname ist derzeit für mich ein Stückchen weg, aber ich bin mir sicher, in den nächsten Wochen in Bolivien einen Abstecher in den Regenwald bzw. ins Amazonas-Becken zu machen. Mal schauen, ob es dort auch so viele spannende Sachen zu erleben gibt.

    Ich danke dir nochmals für deine Rückmeldung.
    Für die Zukunft für Euch alles Gute und vielleicht sagt Euch ja noch ein anderer meiner dutzenden Reiseberichte so zu, dass Ihr ihn direkt nachrreist. ;-)

    Beste Grüße aus Peru
    Christian

  3. Zwar habe ich jetzt, inkl. Surinam, selbst 105 Länder irgendwie gesehen oder angerissen, aber nach dieser Erfahrung kannst du dich ganz fest darauf verlassen, dass wir in Zukunft wieder einmal in deine Spuren treten werden. Das war eine echte Empfehlung!

    Wir wollen allerdings zuerst wieder eine Runde in unserem wunderschönen Land (Spanien) drehen, wo man besser essen kann als sonstwo auf der Welt und unser Ribera del Duero zur Verfügung steht. Kürzlich waren es Andalusien und Galizien, jetzt steht Castilla-León auf dem Zettel. Auch das kann ich jedem nur wärmstens empfehlen.

    Ich wünsche dir einen interessanten Aufenthalt in einem meiner Lieblingsländer (Peru) und versichere, dass wir ab sofort hier präsent sind und bleiben. :-)

    • Wow, 105 Länder … da habe ich als verhältnismäßig Weitgereister ja noch einiges zu tun. ;-)

      In Spanien konnte ich bisher nur Madrid und Andalusien bereisen. Sobald ich aber mal wieder in der Nähe bin, komme ich gerne auf deine Empfehlungen zurück und schaue mir mal Castilla-León näher an.

      „Live-Bilder“ aus Peru gibt es übrigens immer hier: https://www.facebook.com/mytravelworld.DE

      LG und gute Reise dann durch Spanien
      Christian

  4. Danke Christian !
    ich will nach 20 Jahren mal wieder nach Südamerika.
    Ich habe in den Neunzigern Venezuela 3 mal bereist und war einfach nur begeistert . leider ist mir das schöne Land einfach zu unsicher geworden.
    Da ich ein großer Naturfreund bin und Massen an Touristen nicht brauche ist Suriname für mich eine gute Wahl! dein Bericht hat mich sehr inspiriert!
    Gruß Thomas

    • Hallo Thomas,

      danke für deinen Kommentar. Das freut mich sehr, wenn ich dich inspirieren konnte. Suriname ist wirklich toll und eine wahre Alternative zu den anderen süd- oder mittelamerikanischen Staaten. Mit Venezuela geht es mir genauso wie du – zu unsicher. Ich sehe immer die verhältnismäßig günstigen Flüge hier von der Dominikanischen Republik nach Caracas und muss jedes Mal schweren Herzens daran vorbeigehen, denn derzeit wäre es meiner Meinung verantwortungslos, nach Venezuela zu reisen.

      Viel Spaß in Suriname!
      LG, Chris

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