7 Erlebnisse im Hinterland von Timor-Leste – von dunklen Nächten, staubigen Fahrten und zuviel Kohlenhydraten

„Wenn einer eine Reise macht, dann kann er ‚was erzählen“, so ein gängiges Sprichwort, was zumindest für meine bisher rund 50 Reiseländer noch nie so genau getroffen hat wie für meinen 5-tägigen Backcountry-Trip durch Timor-Leste. Kurioses Essen, stromlose Dörfer und staubige Fahrten waren da nur einige der ganz besonderen Erlebnisse dieser unvergesslichen Tage in Osttimor.

Reisezeitraum: Oktober 2014
Geschrieben: November 2014
Veröffentlicht: Dezember 2014

>> Zu unserer Tour auf den Mount Ramelau in Osttimor
>> 7 weitere (ungewöhnliche) Erlebnisse in Timor-Leste
>> alle Infos über Timor-Leste: der ausführliche Reisebericht über Osttimor

Vorwort: Dili ist die Hauptstadt von Timor-Leste (auch bekannt als Osttimor), dem jüngsten Staat in Asien. Wer auch nur ansatzweise irgendetwas in Timor erleben möchte, kommt an Dili nicht vorbei, denn von hier aus führen alle Hauptstraßen (bitte diesen Begriff nicht zu wörtlich nehmen) und Buslinien (auch hierbei sollte man sich nicht zu viel versprechen) in die umliegenden Regionen. Querverbindungen innerhalb des Landes gibt es so gut wie nicht, weswegen Dili der Ausgangspunkt einer fast jeden Tour ist. So entschieden sich ein brasilianischer Weltreisender, eine portugiesische Backpackerin und ich einen kleinen, recht ungeplanten Trip in das Hinterland – sprich die Berge – von Timor-Leste zu unternehmen. Hauptziel war die Besteigung des Mount Ramelau, dem höchsten Berg von Timor-Leste. Doch rund herum gab es jede Menge zu erleben und viele kuriose Begebenheiten, die ziemlich viel über den Entwicklungszustand von Timor-Leste aussagen. Einige dieser spannenden Erlebnisse möchte ich Euch hier gerne näher bringen und somit ein etwas genaueres, wenngleich auch ungewohntes Bild von Osttimor vermitteln.

Erlebnis 1) Die Straße, die keine war

Schon an Tag 1 stießen wir an die Grenzen des timoresischen Transportwesens. Unser Ziel, Hatubuilico, quasi das Basis-Dorf des 2.963 Meter hohen Mount Ramelau, ist lediglich über eine 18km lange Stichstraße von der Maubisse-Same/Aituto-Straße zu erreichen. Öffentlicher Verkehr ist bis auf unregelmäßig (mehrmals wöchentlich, also nicht mal 1x pro Tag) verkehrende Anggunas (Truck ähnliche Transporter) nicht vorhanden. Unser Beschluss, die 18km lange Steinpiste zunächst laufend zu starten, war damit der einzig Richtige. Dumm nur, dass während der gesamten 4 Stunden kein einziges (!) Auto passierte (wir hofften auf eine Mitfahrgelegenheit) und wir somit tatsächlich die komplette Strecke laufen mussten. Entschädigt wurden wir jedoch mit fantastischen Blicken auf die wunderbare Bergwelt von Timor-Leste, die die 18km doch mehr wie eine kurzweilige Wanderung denn ein notwendiges Übel erscheinen ließen.

18km-Wanderung im unberührten Timor-Leste (Osttimor) nach Hatubuilico

Erlebnis 2) Die (zu) heiße Dusche am Ende der Welt

Man stelle sich folgendes vor: für mehrere Wochen reist man durch Südostasien und hat seit Ewigkeiten keine warme Dusche mehr gesehen, was angesichts der Außentemperaturen auch selten schlimm ist. Gerade Indonesien zeigt sich mit Warmwasserduschen mehr als sparsam. Nach einer 18km-Tour ins nahezu hinterletzte Dorf von Timor-Leste freut man sich daher schon über fließendes Wasser. Doch dann das: im Steinbadezimmer im Keller unserer Unterkunft hängt tatsächlich ein weißer Kasten, der nicht etwa wie ein Warmwasser-Boiler aussieht. Dass wir 3 uns nach dieser Entdeckung ein Loch in den Bauch freuten, ist schon stark untertrieben. Die Ernüchterung folgte aber so gleich: das Wasser war leider so kochend heiß, dass es kaum nutzbar war – und nach rund 3-4 Minuten war der Warmwassertank auch schon wieder aufgebraucht.

Die Pousada Alecrim Namrau in Hatubuilico

Erlebnis 3) Die besten Brötchen in Südostasien

Und gleich noch eine faustdicke Überraschung wartete in Hatubuilico auf uns. Während das Essen sonst eher mau war (siehe Erlebnis 4), stieg mein Gemütszustand eines Morgens nahezu ins Unendliche. Gerade als Brot- und Brötchen verwöhnter Deutscher muss man sich bei einer Langzeit- und/oder Weltreise von jeglichem gut schmeckenden Mehlerzeugnissen verabschieden – egal in welchem Land. Umso überraschter war ich, als uns in Hatubuilico frisch gebackene, knackige und wirklich leckere Brötchen serviert wurden. So kann man auch Erinnerungen schaffen.

Der Homestay Walking Guide in Hatubuilico

Erlebnis 4) Kohlenhydrate satt – Sättigungsbeilagen hoch 3

Die eben erwähnten Mundwasser schmelzenden Brötchen waren umso überraschender, da uns am Vorabend der absolute Höhepunkt timoresischer (Nicht-)Kochkunst im gleichen Haus widerfuhr. Schon in der Pousada Alecrim Namrau am Vorabend waren wir mit purem Reis, ungewürztem Wasserspinat und einem Stück Fleisch von ca. 10 Gramm (zudem keine Sauce, kein Chili etc.) nicht gerade kulinarisch verwöhnt wurden. Im Homestay Walking Guide wurde dem nun die Krone aufgesetzt. Sichtlich stolz ob des Angebots präsentierte uns Host Metchy unser Abendessen: Reis mit Nudeln mit Kartoffeln. Haleluja! Auch hier übrigens das gleiche Spiel wie schon zuvor: keine Saucen, kein Ketchup, kein Sambal. Gleiche Kreation gab es übrigens auch am Tag darauf zum Mittag sowie im nächsten Homestay zum Abendbrot.

Ganz simples Essen in unserem Gästehaus in Hatubuilico - Timor-Leste pur

Auch wenn dies auf den ersten Blick absolut nicht appetitanregend klingt, muss man ganz klar sagen: dies ist definitiv Teil einer Reise in das Hinterland von Timor-Leste. Die Gastgeber bemühten sich nach Herzen, für uns als Gäste etwas zu kochen und natürlich schätzten wir dies sehr – immerhin waren wir nach den Wanderungen ordentlich ausgepowert. Zudem zeigt es, dass für die Einwohner gerade in den ärmeren Dörfern fernab der Hauptstadt einfach nicht mehr drin ist. Fleisch oder gutes Gemüse gibt es dann eben nur zu Familienfesten oder besonderen Anlässen. Auch dies gehört zur besonderen Erfahrung in Timor-Leste dazu.

Erlebnis 5) Das kreative Klo von Dare

Bei Reisen durch Südostasien – und gerade wenn man sich abseits der ausgetretenen Pfade begibt – sind so genannte Squat-Klos ja keine Seltenheit. Im Prinzip handelt es sich dabei mehr oder weniger nur um ein Loch im Boden. Die Nutzung ist zunächst etwas sonderbar, doch mit der Zeit gewöhnt man sich auch daran und kann sogar echte Vorteile haben. In Dare, wo wir nach dem Abstieg aus dem Ramelau-Bergplateau rund um Hatubuilico bei einer weiteren timoresischen Familie übernachteten, stellte uns das dortige Klo aber vor eine echte Herausforderung. Es handelte sich um eine selbst gebaute Hütte aus Alublechen und Stofffetzen. Der Clou war jedoch das so genannte Loch. Es hatte gerade einmal einen Durchmesser von maximal 10 Zentimeter (malt Euch das einmal auf ein Stück Papier und stellt Euch nun vor, Ihr müsst hier zielgenau treffen) und befand sich unmittelbar (!) an der Wand. Wer die Anatomie des Körpers kennt und sich nun einmal im Hocken an die Zimmerwand lehnt, wird merken, dass es hier ein physisches Problem gibt.
Kurzum: wir wussten nicht, wie dieses „Klo“ richtig zu benutzen ist, wollten allerdings auch nicht die 80jährige Hausherrin, die weder englisch noch indonesisch sprach, fragen, wie sie denn eigentlich ihr Geschäft verrichtet …

Die mehr als spannende Außentoilette in Dare

Erlebnis 6) Ein Dorf ohne Strom

Wenn wir schon gerade bei Dare sind: hier war es auch, als wir in einem Dorf ohne Strom übernachteten. Dies war insofern etwas überraschend, als es im höher und mehr abseits gelegeneren Hatubuilico immerhin von 18:00 bis 21:00 Zugang zu Elektrizität gab. Doch diesen Zustand der völligen Stromlosigkeit kann man durchaus mal einige Tage genießen – und sie bestimmt auch in gewissem Maße den Tagesablauf. Aufstehen um 06:00 morgens mit dem Sonnenaufgang und dem Krähen der Hähne, den vollen Kreislauf der Sonne genießen und schließlich um 18:00 die Stirnlampe aus dem Rucksack holen, um im Notfall in der Dunkelheit der Nacht etwas sehen zu können – sollte man zum Beispiel auf oben genanntes Klo müssen. ;-)
Es ist fast selbstverständlich, dass ohne Musik, ohne Internet und ohne Entertainment von außen die klassischen Backpacker-Stunden folgen: spannende Gespräche mit den Mitreisenden oder das eigene Sinnieren über Gott und die Welt. Und zur Not bietet die Natur etwas Entertainment und lässt den Wald brennen … (was zum Glück am nächsten Tag wieder Geschichte war)

Waldbrände in Dare im Hinterland von Timor-Leste

Erlebnis 7) Die 5-stündige Staubschlacht von Timor-Leste

Auch die schönste Tour hat einmal ein Ende – so auch unser Backcountry-Trip durch Timor. Unser Ausgangspunkt Dili war im Prinzip nur 110 Kilometer entfernt. Doch auf den Schlagloch gesäten und zum Teil unasphaltierten Straßen von Osttimor wird dies zur tagesfüllenden Aufgabe – 5 Stunden muss man für diese Distanz mindestens ansetzen. Für die Fahrt zurück erwischten wir einen Pick-Up und konnten es uns hinten auf der Ladefläche „gemütlich“ machen. Das dies gerade für Hintern und Rücken nicht einfach wird, war ob der zerkraterten Straße klar, doch mit Rucksack und ein paar Klamotten als Puffer lässt sich dies zumindest ein wenig abfedern (auch wenn trotzdem nach 5 Stunden alles wehtut). Viel intensiver war jedoch der von den Pisten aufgewirbelte Staub. Gerade bei voraus fahrenden und entgegen kommenden Fahrzeugen wurden wir regelmäßig in eine ordentliche Dreckschicht gehüllt, die sich innerhalb der 5 Stunden mächtig ansammelte. Sonnencreme brauchte ich anschließend nicht mehr – der ganze Staub war gewissermaßen mein natürlicher Sonnenschutz und definitiv ein würdiges Ende von 5 unvergesslichen Tagen in den Gebirgszügen von Timor-Leste.

Eine der vielen Staubpisten in Timor-Leste - allerdings meist mit schönster Aussicht

Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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