Abenteuer Auswandern. Mein Leben auf Grenada

Strand, Meer und Lebensfreude: Der paradiesische Alltag in der Karibik


2014-05-15, 211 Seiten (ca.)

PDF, ePUB und MOBI

Originalausgabe


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort: Ab in die Karibik!
Eine Stellenanzeige der besonderen Art
Zwei Jahre später …

Auf und davon: Meine ersten Eindrücke von Grenada
Stippvisite am Grand Anse Beach
Ein Rundgang durch die Hauptstadt
Mit dem Minibus nach Grenville

Erkundungen: Der Nordwesten von Grenada
Die Concord Falls
Drei-Städte-Tour entlang der Nordwestküste

Das Zentrum der Insel
Das Gebirgsmassiv Grand Etang und der Nationalpark
Aufstieg und Abkühlung an den Seven Sister Falls

Ein neu entdeckter Sport: Die Welt des „Hashing“

Feste feiern, wie sie fallen
Feiertage in Grenada
Grenada im Ausnahmezustand: Spicemas (Karneval)
Spicemas – der Wahnsinn geht in die zweite Runde

Strandfieber
Grenadas Strand Nr. 1: Der Grand Anse Beach
Lage und Anreise
Die Hotels entlang des Grand Anse
Restaurants und Bars
Wassersport
Strandleben
Grenadas ruhige Strände
La Sagesse
Morne Rouge Bay

Grenadas Schwesterinsel Carriacou
Die Nordküste
Verstecktes Kleinod: Der Anse La Roche Beach
Ein gemütlicher Ausklang in der Hauptstadt
Tyrrel Bay
Die Tyrrel Bay – vor allem abends dank der zahlreichen Bars ein lohnenswerter Ort
Paradise Beach

Die dritte Insel im Bunde: Ausflug nach Petite Martinique

Carriacou – welcome back! Trip zu den Tobago Cays
Karnevalsstimmung in Hillsborough
Back to Paradise

Mein Inselalltag: Kleine Erlebnisse zwischendurch
Am Dr. Grooms Beach
Das (Markt-)Leben in St. George’s
Das allwöchentliche Crab Race
Karibik + Fisch + Party = Der Fish Friday in Gouyave
Gouyave, ahoi!
Fisch, wohin das Auge blickt

Grenadas höchster Berg: Der Mount St. Catherine

Mit dem Fahrrad um die Insel – Entdeckungen aus einer anderen Perspektive
Die erste Tour: Entlang der Westküste zur Crayfish Bay
Der Start in Grand Anse
Von St. George’s nach Gouyave
Von Gouyave via Victoria zur Duquesne Bay
Die Duquesne Bay
Crayfish Bay Organic Estate
Der Rückweg nach Grand Anse
Tour Nummer zwei: mit dem Fahrrad um die komplette Insel
Freitag: Von Grand Anse nach Gouyave
Ankunft in Gouyave
Fish Friday in Gouyave
Samstags-Etappe Teil 1: Von Gouyave nach Sauteurs
Samstags-Etappe Teil 2: Von Sauteurs nach Crochu
Übernachtung in der Cabier Ocean Lodge
Letzte Etappe: Von Crochu nach Hog Island
Aller guten Dinge sind drei: die Königsetappe zum Grand Etang
Mit dem Fahrrad nach Grenville
Unterkunftssuche in Grenville
Mühevoller Aufstieg zum Grand Etang

Unbedingt sehenswert: Meine persönlichen Insel-Highlights

Die Top 5 der Nationalgerichte in Grenada
Platz 5: Früchte (Mangos, Ananas, Cashewfrucht, Soursop & Co.)
Platz 4: Fisch
Platz 3: Roti
Platz 2: Rice & Peas mit Provision, Hühnchen und Salat
Platz 1: Oildown
Sonderpreis: Bier und Rum

Die besten Tipps und Tricks für die Karibik Reise

Das karibische Lebensgefühl – ein kurzes Nachwort

Bildnachweise

Vorwort: Ab in die Karibik!

Eine Stellenanzeige der besonderen Art

Es begann alles mit Palmen, Sonnenschein und einem traumhaften Strand – in Deutschland. Genau auf diese Weise war nämlich die Stellenanzeige eines Unternehmens aus der Karibik bebildert, die ich im März 2011 zufällig im Internet entdeckt hatte. Die Anzeige war mit so blumigen Sätzen garniert wie „ Wollen Sie im Paradies wohnen?“ und „ Möchten Sie einen Arbeitsplatz, der nur einen Steinwurf von einem der schönsten Strände der Karibik entfernt ist?“.

„Ein schöner Blödsinn“, hatte ich mir damals zunächst gedacht. Wer illustriert seine Stellenanzeige schon mit kitschigen Comic-Zeichnungen, wenn er einen ernsthaften Bewerber sucht? Dies kann doch wohl nur auf deutschlandmüde Lebenskünstler abzielen, die sich später in der Sendung „Die Auswanderer“ im Fernsehen zur Schau stellen – also garantiert nicht auf mich.

Doch so verrückt das Stellenangebot in der Karibik auch klang, zufälligerweise war jene blumig beschriebene Anzeige passgenau auf mein Profil ausgerichtet: Es war ein Job bei einem Reiseveranstalter.

Grundsätzlich wollte ich ins Ausland gehen, aber nur für eine kürzere Zeit: Geplant war ein Aufenthalt von etwa einem Jahr. Ein Beruf im Tourismus war die wichtigste Voraussetzung – war dies doch genau das Tätigkeitsfeld, das ich bereits in Deutschland tagtäglich beackerte. Das klassische Work & Travel, das viele junge Leute unternehmen, kam für mich also nicht in Frage. Einige interessante Stellen in London und Australien hatte ich hingegen bereits ins Auge gefasst. Sie alle waren jeweils auf eine angenehme Zeit befristet.

Da eine Bewerbung ja (fast) nichts kostet und man sich solche Angebote prinzipiell in Ruhe anschauen kann, schickte ich meine Unterlagen an das werbende Unternehmen, welches dank seiner quietschbunten Website meine ersten Vorurteile nicht gerade entkräftete. Zugegeben, es war mehr eine Spaß-Bewerbung gewesen. Ich ließ die Unterlagen von niemandem durchlesen und investierte in das individuelle Anschreiben maximal 20 Minuten Zeit. „ Es wird sich ja ohnehin nur um eine Briefkastenfirma handeln“, dachte ich.

Rund zwei Wochen später sollten die Weichen für meinen kommenden Lebensabschnitt jedoch bereits gestellt sein: Das Unternehmen war tatsächlich an mir interessiert. Bei einem persönlichen Treffen mit einem der Gesellschafter in Deutschland wurde ich von der tatsächlichen Existenz des Reiseveranstalters überzeugt. Und letztendlich lag mir nun auch ein Arbeitsvertrag vor, den ich nur noch unterschreiben musste. Zu allem „Überfluss“ war dieser auch noch unbefristet und versprach somit gute Entwicklungschancen in Bezug auf die weitere Karriere.

„Verdammt“, dachte ich, „ sechs Monate Australien hatten doch eigentlich schon verlockend geklungen. Nun könnte es also sofort in die Karibik gehen, und das wahrscheinlich auf längere Zeit“. Zwar war ich prinzipiell nicht familiär gebunden, hatte aber eine langjährige Freundin, die mich dennoch tapfer bei diesem Vorhaben unterstützte, das plötzlich ganz real und akut wurde. Ein großes „Danke an dieser Stelle!

Einige Tage nach dem Angebot war die Entscheidung gefallen – wenn ich denn je eine tatsächliche Wahl gehabt hatte. Im Prinzip war meine Einstellung zu der Sache trotz aller Bedenken klar: Würde ich diese Chance nicht wahrnehmen, so würde ich dies spätestens in fünf bis zehn Jahren sicherlich tief bereuen. Schließlich sollte die Karibik – und das weiß ich rückblickend jetzt ganz sicher – einer der schönsten Flecken dieser Erde sein. Zudem ist das Land dafür bekannt, für Besucher das schönste Wetter bereitzuhalten, das man sich nur vorstellen kann.

Damals schien es mir genau der richtige Ort zu sein, an dem man für längere Zeit leben und einer Arbeit nachgehen sollte, die perfekt zu einem passt. Also unterschrieb ich den Vertrag und verlegte somit meinen Lebensmittelpunkt – zunächst mittelfristig – auf eine kleine Insel, die ich trotz meiner breit gefächerten geografischen Kenntnisse erst einmal auf der Weltkarte suchen musste.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ein Fleck auf der Landkarte – mein Ziel: Grenada, das elftkleinste Land der Welt

Zwei Jahre später …

Mittlerweile lebe ich nun schon seit über zwei Jahren auf der Insel Grenada, im buchstäblichen Karibik-Paradies – in dieser Hinsicht hatte die Stellenanzeige tatsächlich recht behalten. Inzwischen kann ich auf eine Vielzahl von spannenden Erlebnissen, Begebenheiten, Alltagsgeschichten und Touren in, auf und um Grenada zurückblicken. Es ist immer wieder erstaunlich, was diese doch sehr kleine karibische Welt alles zu bieten hat.

Grenada ist das elftkleinste Land der Erde – nach Malta, den Malediven, St. Kitts und Nevis, den Marshallinseln, Liechtenstein, San Marino, Tuvalu, Nauru, Monaco und Vatikanstadt. Selbst Luxemburg ist etwa sieben Mal größer als Grenada. Und doch begeistert mich dieser kleine Inselstaat immer wieder dank seiner Einwohner und der unheimlich charmanten Atmosphäre sowie mit seiner nahezu unerschöpflichen Naturvielfalt, die zu tollen Outdoor-Aktivitäten einlädt. Letztendlich sorgt das stets angenehme Wetter in Kombination mit den paradiesisch anmutenden Stranderlebnissen für ein unheimlich tolles Lebensgefühl. Trotz der geringen Größe der Insel, die gerade auf einen passionierten Weltentdecker wie mich auf Dauer etwas einengend wirken könnte, habe ich mich hier während der letzten zwei Jahre rundum wohlgefühlt. Und um meinen Entdeckungsdrang auszuleben, besuchte ich im Laufe meines Aufenthalts noch zahlreiche andere Inseln, von denen ich im Folgenden ebenfalls erzählen werde.

Das vorliegende Buch schildert meine persönlichen Eindrücke der vergangenen zwei Jahre in der Karibik – wie ich sie gelebt und wie ich sie geliebt habe. Vorhang auf für die „Isle of Spice“, wie sie international gerne genannt wird.

Machen Sie sich zusammen mit mir auf, um das karibische Lebensgefühl zu erkunden!

Christian Jannasch, 2013

Auf und davon: Meine ersten Eindrücke von Grenada

Nachdem der neue Arbeitsvertrag schließlich unterschrieben worden war, folgte noch eine ganze Reihe an organisatorischen Dingen, auch wenn sich diese für solch einen bedeutenden Ortswechsel erstaunlicherweise in Grenzen hielten. Nun galt es den Reisepass zu beantragen, Impfungen durchzuführen, den alten Job zu kündigen, die Wohnung auszuräumen, Mobiliar und Einrichtung weitestgehend zu verkaufen sowie schließlich noch die letzten Tage vor der Abreise mit Freunden und Familie zu verbringen. Am 30. Mai 2011 war es dann soweit: Der vorübergehende Abschied aus Deutschland war spätestens mit dem Durchschreiten der Sicherheitskontrolle am Dresdner Flughafen besiegelt.

Nach rund 20 Stunden Flug war ich dann endlich auf Grenada angekommen – angekommen mitten im Unbekannten, im vermeintlichen Paradies und in meinem neuen Leben. Doch da zum Zeitpunkt meiner Ankunft bereits die Dunkelheit über Grenada hereingebrochen war, musste das Paradies vorerst noch ein wenig warten.

Am nächsten Morgen folgten dann die mit Spannung erwarteten ersten Eindrücke der Insel. Die dominierenden Farben waren Grün und Grau, die unglaublich satte Vegetation war vom ersten Tag an überwältigend. Wer tropischen Regenwald sucht, ist auf Grenada definitiv richtig – und hierbei ist es egal, in welchem Inselteil man sich aufhält. Grau zeigte sich an diesem Tag lediglich das Wetter, aber da meine Vorfreude auf den ersten Inselausflug ohnehin riesengroß war, sollte mich dieser Umstand nicht weiter stören.

Mit Strand und Stadt hatte ich mir ein abwechslungsreiches Mini-Programm für den ersten Tag vorgenommen. Dazu konnte ich nun zum ersten Mal das karibische Flair in den öffentlichen Bussen, in denen während der Fahrt üblicherweise laute Reggae-Musik gespielt wird, hautnah erleben – ein durchaus interessanter Mix, der untrennbar mit dem Leben in der Karibik verbunden ist.

Stippvisite am Grand Anse Beach

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auf der Strecke zwischen Flughafen und Hauptstadt: der Grand Anse Beach

Nur zehn Minuten von meiner Wohnung in Grenada entfernt befindet sich der Grand Anse Beach, den ich natürlich zuerst in Augenschein nahm. Dies ist der Hauptstrand der Insel, und damit einer ihrer größten und weitläufigsten Sandstrände. Zudem kann der Grand Anse mit einem netten Blick auf die Hauptstadt St. George’s aufwarten – auch wenn sich mir an jenem Tag die wahre karibische Definition von Traumstrand aufgrund des bewölkten Himmels zunächst noch nicht erschloss.

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Noch zeigte er sich nicht in seiner vollen Pracht.

Nach dieser kurzen Stippvisite ging es mit einem der hiesigen Busse in die Stadt. Mit „Bus“ ist hier auf Grenada ein 15-sitziger Van gemeint, der auf Handzeichen anhält, die Insassen mit lauter Reggae-Musik beschallt und mit dem man praktisch die ganze Insel erkunden kann. Eine 15-minütige Fahrt von Grand Anse nach St. George’s kostet in einem dieser sogenannten Mini- oder „Reggaebusse“ umgerechnet nur etwa 70 Cent.

Ein Rundgang durch die Hauptstadt

St. George’s ist zwar die Hauptstadt von Grenada, hat aber trotzdem nur um die 10.000 Einwohner. Sie wurde 1650 von den Franzosen erbaut, wurde Mitte des 18. Jahrhunderts von Großbritannien erobert und war später über 70 Jahre lang Hauptstadt der britischen Kolonie „British Windward Islands“. Im Jahr 2004 wurden Teile der Stadt durch den Hurrikan Ivan, der die komplette Insel zu mehr als 80% verwüstete, ziemlich schwer beschädigt. Die Schäden der meisten Gebäude wurden wieder behoben, ein Zeugnis dieses gewaltigen Tropensturms ist aber die St. George’s Anglican Church, die noch heute ohne Dach auskommen muss.

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Die anglikanische Kirche, deren Dach einem tropischen Wirbelsturm zum Opfer fiel

Eine sehr sehenswerte Attraktion neben den Straßen der Stadt selbst, die man relativ schnell zu Fuß erkundet hat, ist das Fort George. Diese kleine Burg erhebt sich im Stadtzentrum und bietet einen wunderschönen Ausblick auf St. George’s und dessen Lage in der Bucht.

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Einen Überblick über Stadt und Umgebung bietet das Fort George.

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Über den Dächern von St. George’s

Historisch gesehen ist das Fort bedeutend, da hier vor dem Einmarsch der Amerikaner 1983 die ehemaligen Machthaber der Stadt hingerichtet wurden. Unter ihnen war auch der kurz zuvor abgesetzte Premierminister Maurice Bishop, nach dem heute der internationale Flughafen von Grenada benannt ist.

Dies war schließlich auch der Auslöser der Invasion, da die USA beim Bau des neuen (und heutigen) Flughafens in Point Salines – unberechtigterweise – die Errichtung eines verdeckten Militärstützpunktes von Kuba und Russland vermuteten. Dies führte schließlich zur Invasion, die rund eine Woche dauerte und in der es zu Kämpfen zwischen amerikanischen sowie grenadischen und kubanischen Streitkräften kam. Letztendlich „befreiten“ die USA Grenada von kommunistischen Einflüssen und der ehemalige Generalgouverneur wurde wieder eingesetzt.

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Auf diesem Platz im Fort George wurde Maurice Bishop hingerichtet.

Der Verkehr in Grenada und St. George’s macht übrigens ohne Probleme dem in Italien, Marokko oder anderen südeuropäischen und nordafrikanischen Ländern Konkurrenz: Die Hupe ist das wichtigste Utensil, Anschnallen wird als überflüssig erachtet und überhaupt gelten Verkehrsregeln mehr als Handlungsempfehlungen denn Vorschriften. Sehr gewöhnungsbedürftig, aber zugleich auch sehenswert ist daher der Sendall Tunnel, der zum einen als wichtigste Zufahrtsstraße in die Altstadt dient, zum anderen aber auch von Fußgängern als nahezu einzige Verbindung zwischen dem Hafenviertel an der Carenage und der Altstadt rund um den Marktbereich benutzt wird.

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Auto und Fußgänger dicht gedrängt im Sendall Tunnel

Ich finde, Fußwege werden ohnehin überbewertet. :-)

Für mich ging es an meinem ersten Tag natürlich wieder mit einer „entspannten“ Busfahrt in rasantem Tempo zurück nach Hause. Anschließend gab es den ersten, verdienten Sprung ins Meer, auch wenn das angesichts der hohen Temperaturen, die auf der Insel im Sommer wie Winter im Schnitt 29 Grad betragen, nur sehr kurz Abkühlung brachte.

Mit dem Minibus nach Grenville

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Unterwegs von St. George’s nach Grenville

Das für mich in den ersten Tagen doch recht ungewohnte System der öffentlichen Fortbewegung animierte mich am nächsten Wochenende direkt dazu, eine ausgiebige Bustour durch Grenada zu unternehmen. Mittlerweile gehören die Busse für mich natürlich zum Alltag, denn die kleinen 15-Sitzer sind das eigentliche Hauptverkehrsmittel in Grenada. Sie fahren sehr häufig, sind günstig und vielleicht sogar sicherer als ein eigenes Auto oder ein Mietwagen.

Es gibt keinen genauen Fahrplan, jedoch verschiedene Linien, die einer groben Route folgen, welche auf einem Aufkleber in der oberen linken Ecke der Windschutzscheibe für den Fahrer aufgezeichnet ist. Wer einsteigen möchte, streckt einfach seinen Arm aus – wobei man ohnehin meist schon auf dem Weg zur sogenannten Haltestelle angehupt wird, als unausgesprochene Frage, ob man denn mitfahren will. Die Fahrpreise stehen zwar fest, sind aber nirgendwo ausgeschrieben. Meine Fahrt von St. George’s nach Grenville an die Ostküste kostete 6 EC$, was in etwa 1,70 Euro entspricht.

Gerade diese Verbindung mit der Linie 6 ist schon allein der Strecke wegen eine Attraktion für sich. Zum einen führt die Fahrt nach Grenville über das Grand-Etang-Massiv, das heißt, es ging für mich zunächst vom Meeresniveau hoch auf 582 Meter und anschließend wieder zur Küste hinunter. Nicht nur gab es während dieser Fahrt einige spektakuläre Ausblicke über Grenada, sondern auch einige Schreckmomente angesichts der zahlreichen waghalsigen Überholmanöver des Fahrers, die von quietschenden Reifen begleitet wurden. Die Fahrweise der Minibusse ist nämlich nicht zwangsweise mit mitteleuropäischen Verhältnissen zu vergleichen. Dennoch kommt man auf Grenada damit eigentlich relativ sicher und vor allem schnell an sein Ziel – wobei Nachtfahrten auf den Überlandstrecken dann doch ein Kapitel für sich sind.

Solch ein Minibus sieht im Übrigen so aus:

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Auf quietschenden Reifen durch Grenada – der Minibus

Ab und zu kann so ein Minibus auch einmal etwas überfüllt sein, da die Fahrer natürlich so viele Einnahmen wie möglich generieren wollen. So waren auf meinem Rückweg von Grenville nach St. George’s ganze 17 Erwachsene und sieben Kinder auf den 15 vorhandenen Sitzmöglichkeiten verteilt. In Europa würde man das wohl Überlastung nennen, hier in Grenada ist das Effizienz.

Neben dem Haupt-Terminal in St. George’s befindet sich in Grenville auch der zweitgrößte Anfahrtspunkt der Minibusse – ist Grenville mit seinen 2.400 Einwohnern doch die zweitgrößte Stadt Grenadas.

Während meines Besuches herrschte gerade reges Treiben in der Stadt, da auch hier wie fast in ganz Grenada am Samstag der wöchentliche Markttag stattfindet.

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Die Straßen von Grenville

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Fischmarkt in Grenville

Grenville befindet sich an der gleichnamigen Bucht Grenville Bay, die ich eine Weile entlangspazierte, bis der Strand irgendwann aufhörte und Felsklettern notwendig wurde. Zum Baden gibt es angesichts der starken Veralgung definitiv schönere Strände, aber zum Fotografieren eignete sich die Landschaft um die Grenville Bay herum allemal.

Impressionen von der Grenville Bay

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Wer also eine Tour entlang der Ostküste unternimmt, sollte durchaus einmal in Grenville halten. Die lebendigen Straßen sowie die schöne Grenville Bay bilden eine attraktive Kombination aus Stadt und Natur.

Erkundungen: Der Nordwesten von Grenada

Die Concord Falls

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Auch in den folgenden Wochen bestimmten meine Erkundungen per Minibus die Wochenendplanungen. Schließlich gab es auf der für mich noch neuen Insel viel zu entdecken. Eines der Ziele waren dabei die Concord Falls, die zu den zahlreichen Wasserfällen auf Grenada gehören. Diese sind über eine etwa drei Kilometer lange, stetig ansteigende Straße zu erreichen, die allerdings so gut wie nicht von Autos befahren wird. Sie windet sich durch das tiefgrüne Concord Valley, wo sich zahlreiche wichtige Nutzpflanzen wie Bananen, Papayas und Brotfrüchte am Straßenrand finden lassen.

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Bananenvielfalt am Straßenrand

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Auch Papayas waren auf dem Weg zu den Concord Falls zu erspähen.

Nach den erwähnten drei Kilometern kommt man schließlich zum unteren Concord Wasserfall, der allerdings zunächst relativ unspektakulär wirkt.

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Der untere Concord Wasserfall

Auf jeden Fall empfehle ich daher die anschließende Wanderung zum oberen Concord Fall. Dorthin führt keine Straße mehr, sondern nur eine Art Trampelpfad, wobei man hierbei insgesamt sechs Mal den Fluss überqueren muss – von hilfreichen Brücken fehlt dabei weit und breit jede Spur.

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Auf dem Weg zum oberen Teil der Concord Falls gilt es, mehrere Flüsse zu queren.

Ungefähr eine halbe Stunde dauerte dieser zusätzliche Aufstieg bei meiner Wanderung. Hierbei mussten die letzten hundert Meter schließlich noch mittels akrobatischer Kletterübungen überwunden werden, da der Weg dann aufhörte und man nur über große Felssteine im Flussbett vorankam. Letztendlich war die finale Aussicht all der Mühe wert, denn der obere Wasserfall der Concord Falls erwies sich als wesentlich beeindruckender, ursprünglicher und paradiesischer als der untere Wasserfall.

Paradiesisch anmutende Aussicht: der obere der Concord Falls

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Drei-Städte-Tour entlang der Nordwestküste

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Auf der Küstenstraße unterwegs nach Norden

Wer die Küstenstraße bei der Abzweigung zu den Concord Falls weiter nach Norden fährt, kommt zunächst im Fischerstädtchen Gouyave vorbei, welches berühmt für den allwöchentlichen „Fish Friday“ ist – alles zu meinen Erlebnissen beim Fish Friday, einem allwöchentlichen Fischerfest mit karibischer Musik, entspannter Stimmung und natürlich viel frischem Fisch, findet sich in einem späteren Kapitel dieses Buches. Weiter in Richtung Norden geht es nach Victoria bis hin zur nördlichsten Stadt der Insel, Sauteurs, mit nur sage und schreibe 1.300 Einwohnern. Da es hier kaum Hotels oder Gasthäuser gibt, ist die Landschaft entsprechend unberührt und auch an die Sauteurs Bay verlieren sich so gut wie keine Menschen.

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Tropische Landschaften und menschenleere Strände: die Sauteurs Bay

Das obere Foto der Sauteurs Bay entstand vom „Leapers Hill“ aus, der in weniger als fünf Minuten vom Busbahnhof in Sauteur zu erreichen ist.

Der Leapers Hill war der letzte Zufluchtsort der Karibenindianer, kurz bevor die Franzosen im 17. Jahrhundert zur endgültigen Ausrottung der Ureinwohner ansetzten. Die letzten echten Karibenindianer hatten sich bereits hierher in den Norden verzogen, als die französischen Besatzer den Süden der Insel überfielen. Als diese nun auch in den Norden vordrangen, sprangen einige Mutige, die sich nicht versklaven oder ermorden lassen wollten, den Überlieferungen nach eben über jene Klippe, die heute unter dem Namen „Caribs Leap“ bekannt ist.

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Blick ins offene Meer: Die Klippe „Caribs Leap“

Einige Meter vor dieser Klippe erinnert ein Denkmal an dieses historische Ereignis.

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Das Steindenkmal am Caribs Leap

Trotz dieser Aussicht mit tragischem Hintergrund bezauberte mich dieser Ort mit tollen Ausblicken auf die Nordküste Grenadas: auf die Sauteurs Bay sowie auf die Irvins Bay.

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Der Blick auf die Irvins Bay

Sauteurs selbst bot kaum weitere nennenswerte Attraktionen. Allerdings entdeckte ich bei meinem Abstecher eine Eisdiele, bei der ich zum ersten Mal die Eissorte mit dem wichtigsten Exportprodukt Grenadas probieren konnte: Muskatnuss(-Eis). Mein Urteil: durchaus essbar! Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nach diesem süßen Vergnügen erkundete ich noch ein wenig die Gegend rund um Sauteurs. Zwar finden sich in der Umgebung keine weiteren Non-Plus-Ultra-Sehenswürdigkeiten, die man als Tourist unbedingt besucht haben muss, allerdings fand ich auf dem Weg zwei wirklich tolle versteckte Buchten, die von mir definitiv das Prädikat „besonders karibisch“ erhalten.

Die Gegend um Sauteurs – Prädikat: „besonders karibisch“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Zentrum der Insel

Das Gebirgsmassiv Grand Etang und der Nationalpark

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Nachdem ich mir mit den Concord Falls und vor allem durch meinen Aufenthalt in Sauteurs einen Überblick über den Norden der Insel verschafft hatte, ging es nun mitten hinein ins Zentrum von Grenada. Hier erhebt sich mit dem Grand Etang Massiv ein – gemessen an der Größe der Insel – ordentlich großes tropisches Gebirge. Sein höchster Berg, der Mount St. Catherine, den ich im Laufe meines Insellebens noch besteigen sollte, kommt immerhin auf knapp 900 Meter Höhe. Auch die Straße, die den Sattel überquert, führt innerhalb von nur 20 Kilometern zunächst auf 600 Höhenmeter hinauf, ehe es über viele Serpentinen wieder herunter an die gegenüberliegende Küstenseite geht.

Auf der Spitze eben jener kleinen Gebirgsstraße, die mir bei meiner ersten Minibusfahrt bereits viel Spaß – und Schrecken – bereitet hatte, befindet sich der Grand Etang National Park, das vielleicht wichtigste Naturschutzgebiet in Grenada. Eine seiner Besonderheiten ist der relativ einfach zugängliche Kratersee im Herzen des Nationalparks. In der Nähe dieses Herzstücks des Parks liegen ein kleiner Shop, ein Restaurant und ein Besucherzentrum, die direkt an der Straße gelegen und somit für Anreisende leicht auffindbar sind. Eintritt für Nationalpark sowie das Besucherzentrum betrug zum Zeitpunkt meines Besuchs im Übrigen 5,34 EC$, also 1,50 €.

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Die Restaurants am Nationalpark

Das Restaurant daneben trägt den Namen „Rainforest Restaurant and Monkey BarZ“ – und dies nicht umsonst Denn hier ist eine seltene Affenart, der „mona monkey“ oder zu Deutsch auch „Monameerkatze,“ beheimatet, die direkt in den Bäumen hinter dem Restaurant lebt.

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Haariger Nationalparkbewohner: die Monameerkatze

Die größte Attraktion im Grand Etang National Park bleibt aber der gleichnamige Kratersee. Der 5-minütige Weg zum Grand Etang Lake startet zwei Kurven unterhalb des Besucherzentrums an einem Schild, das man kaum übersehen kann. Auf dem Weg zum See finden sich – ebenso wie im gesamten Park-Areal – einige interessante Pflanzenformen. Für mich gehören sie mittlerweile gewissermaßen zum „Standard-Arsenal“ von Grenada, bei Ihrem ersten Anblick wirken sie für einen Inselbesucher jedoch besonders beeindruckend.

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Auf Tuchfühlung mit dem Roten Samtingwer

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Die tropische Helikonie mit ihren Blütenkaskaden

Bei erster Betrachtung wirkte der See an sich relativ unspektakulär. Seine Besonderheit liegt in seiner geologischen Tiefe, denn Grenada ist neben Dominica die einzige Insel mit einem See, bei dem man davon ausgeht, dass er vor zehntausenden Jahren als Krater entstanden ist. Am nächsten kommt man dem Grand Etang Lake direkt an seinen Ufern, den besten Überblick hat man jedoch vom Besucherzentrum aus.

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Naturphänomen: Ausblick auf den uralten Kratersee am Grand Etang

Neben dem kleinen Weg zum See gibt es auch noch zwei kurze Trails zu verschiedenen Aussichtspunkten. Hinter dem kleinen Informationszentrum startet etwas versteckt ein Weg, von dessen Ende aus man auf den Nordwesten Grenadas in Richtung Grenville blicken kann.

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Aussicht auf Grenville – versteckt in den Tiefen der tropischen Vegetation

Den zweiten Aussichtspunkt bildet der Beausejour Lookout, zu dem westlich vom Besucherzentrum ein Weg startet, der rund zehn bis 15 Minuten in Anspruch nimmt. Auch hier bot sich mir ein weiter Ausblick über Grenada sowie die beeindruckende üppige Vegetation der ganzen Insel.

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Üppiges Grün im Herzen der Insel

Vom Ende des Beausejour Lookout-Trails folgt man der Straße dann etwa 300 Meter nach oben, sodass man wieder am Besucherzentrum ankommt und seinen Tag fortsetzen kann – entweder mit der Rückfahrt in Richtung Grenville oder Saint George’s oder, so wie ich, mit dem Besuch der Seven Sister Falls.

Aufstieg und Abkühlung an den Seven Sister Falls

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Diese Serie von Wasserfällen gehörte für mich zu einer der spannendsten Sehenswürdigkeiten auf Grenada überhaupt. Dorthin verschlug es mich nur wenige Wochen nach meinem Ausflug zum Grand Etang – und mittlerweile hatte ich einen ersten Besuch aus Deutschland als Begleitung dabei. Der Startpunkt, von dem aus man an zu den Wasserfällen spazieren kann, ist nur rund drei Kilometer unterhalb des Grand Etang Besucherzentrums und kann wie das Zentrum selbst ebenfalls am besten per Minibus oder Taxi erreicht werden.

Am kleinen Eingangshäuschen mussten wir zunächst einen Eintritt von 5 EC$ pro Person bezahlen – dieser wird erhoben, da der Weg zu den Seven Sister Falls über eine Privatplantage führt. Dafür hatten wir auf diesem Weg die Gelegenheit, viele verschiedene und interessante Früchte zu sehen. Meine interessantesten „Fundstücke“ waren eine Ananas …

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Eine Ananas in „freier Wildbahn“

… sowie das Nationalsymbol von Grenada: die Muskatnuss.

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Grenadas Exportprodukt – die Muskatnuss

Alle Besonderheiten der Vegetation und der dort vorkommenden Gewächse wurden uns von unserem Guide Cliffon, der in dieser Gegend von Zeit zu Zeit Führungen macht, ausführlich erläutert. Er erklärte sich am Anfang der Tour bereit, uns zu den Wasserfällen zu führen und war mit nur 30 EC$ nicht nur preislich sehr erschwinglich, sondern auch sehr nett, freundlich und hilfsbereit.

Nach dem Weg durch die Plantage folgte ein Trail durch den tropischen Regenwald. Dieser ging wortwörtlich über „Stock und Stein“. Nach weiteren 20 Minuten Wanderweg vom Ende des Plantagenanwesens aus waren wir am unteren Wasserfall der Seven Sister Falls angekommen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der untere Teil der Seven Sister Falls

Anschließend entschieden wir uns noch für den Aufstieg zu den oberen Wasserfällen. Es sind nicht alle der sieben Fälle zugänglich und direkt einsehbar, die mittleren sind es nur, wenn man eines macht: die am höchsten gelegenen Wasserfälle hinunterspringen. Von ganz oben hat man zumindest einen guten Blick auf die Fälle Nr. 1 und 2. Der Trail hierher ist jedoch extrem steil, sodass der Aufstieg mehr einer Kletterpartie anstatt als einer Wanderung gleicht. Kaum ist man jedoch oben angekommen, gibt es als Belohnung für die Mühen einen schönen Blick auf die ersten zwei Wasserfälle der Seven Sister Falls sowie auf den davor liegenden Flusslauf.

[...]

Ende der Leseprobe aus 211 Seiten

Details

Titel
Abenteuer Auswandern. Mein Leben auf Grenada
Untertitel
Strand, Meer und Lebensfreude: Der paradiesische Alltag in der Karibik
Autor
Seiten
211
Erscheinungsform
Originalausgabe
ISBN (eBook)
9783656651703
ISBN (Buch)
9783656671701
Dateigröße
25595 KB
Sprache
Deutsch

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