Hashing in Grenada

Was das Wort „hash“, was soviel wie „Gehacktes“ oder „klein schneiden“ bedeutet, mit einer Wanderung durch den Regenwald von Grenada zu tun hat, ist auf den ersten Blick etwas schleierhaft. Wenn man aber weiß, dass man bei dieser karibischen Schnitzeljagd zerschnipselten Papierresten folgen muss, um den richtigen Weg zu finden, wird das Ganze schon klarer. Spannend ist vor allem, in welche entlegenen Ecken der Insel einen der Hash das nächste Mal führt und welche spannenden Naturhindernisse diesmal im Weg stehen.

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Geschrieben: September 2011
Veröffentlicht: September 2011
Aktualisiert: Oktober 2012, Juli 2015

Die Welt des Hashing in Grenada ist zunächst etwas erklärungsbedürftig. Zwischen 200 und 300 Leute – zu besonderen Events (z.B. 700. Hash oder anderen Jubiläums-Hashes) auch mal um die 500 Personen – treffen sich an einem vorher festgelegten Ort, wobei von jung bis alt, von local bis tourist und von sportlich bis gedrungen alles dabei ist.

Treffen der Gruppe kurz vorm Start des Hashs

Der Hash startet nahezu jeden Samstag um 16:00 (in der Winterzeit aufgrund des kürzeren Tageslichts um 15:30), wobei zunächst der Hashmaster bzw. im Jahr 2015 die Hashmistress – also der Organisator des jeweiligen Treffens – ein paar kurze oder auch längere Worte an die Anwesenden richtet und auf den bevorstehenden Hash einstimmt.

Der Hashmaster erklärt den jeweiligen Verlauf der Strecke durch einen bestimmten Teil von Grenada

Hier werden u.a. neue Schuhe mit Bier eingeweiht oder die erstmaligen Hasher als „Virgins“ begrüßt. Diese ganzen Prozeduren sind anfangs allerdings etwas verwirrend, gehören aber mittlerweile zur immer wieder gern gesehenen Standard-Prozedur. Vor allem bei meinen Hash-Besuchen in anderen Städten (u.a. Bangkok, Singapur, Dili oder Frankfurt) zeigte sich, dass die Grenada Hash House Harriers die Traditionen besonders extrem und karibisch auslegen.
Je nach Trail gibt auch der Hare, also der Initiator des jeweiligen Runs, noch einige Hinweise zu den Besonderheiten des bevorstehenden Laufs.
Anschließend geht es auch schon los, mit einem lauten „ON ON!“ wird der Startschuss gegeben. Ein (normalerweise) mehr oder (seltenerweise) weniger anspruchsvoller Trail liegt vor allen Hashern, den Harriers (Männer) und Harriettes (Frauen). Normalerweise teilt sich der Trail in einen Walkers und einen Runners Trail auf – letzterer beinhaltet meist an einer bestimmten Kreuzung eine extra Runde bzw. einen längeren Trail mit einigen netten extra Twists, Anstiegen oder kleinen „Gemeinheiten“. Der jeweilige Verlauf des jeweiligen Hashs wurde vorher immer vom so genannten Hare gelegt – und damit man den richtigen Weg auch findet, sind in regelmäßigen Abständen kleinere Haufen von Papierschnipseln zu finden, die einen den richtigen Weg weisen. Diese können auch schon mal ein wenig versteckt sein und zum Vorbeilaufen animieren. So wie hier, als der richtige Weg plötzlich in diesen extrem steilen Wald führt, wie die Schnipsel am Baum verraten.

Diese Schnipsel, auch hashs genannt, weisen den Weg

Insgesamt dauert eine Hashrunde meist zwischen einer und eineinhalb Stunden, natürlich abhängig vom Trail, der Schwierigkeit und dem eigenen Lauftempo. Der Wegeverlauf nimmt meist die ganze Bandbreite mit, die die Natur zu bieten hat: dichter Regenwald, Matschbahnen, Flussüberqueren und steile Anstiege – gerade weil man nicht weiß, was kommt, ist das Ganze so spannend. Vor allem in Grenada macht dies richtig Spaß, denn die Beschaffenheit ist hier einfach so unglaublich einzigartig.
Ein weiterer Faktor ist der Untergrund: ist in den Stunden zuvor gerade ein schöner tropischer Regenguss heruntergekommen, wird es im Gegensatz zu einem Hash bei trockener „Piste“ eine richtig matschige Angelegenheit, sodass Schuhe und Beine dann durchaus eine etwas andere Farbe bekommen können.

Nach dem Hash kann schon mal etwas Schlamm sich gesammelt haben

Besonders schön ist natürlich, dass man, da der Hash jedes Mal in einer anderen Gegend von Grenada stattfindet, stets die Insel von einer anderen Seite sieht. Normalerweise führen die Hashs über Wege, Straßen und „Nicht-Wege“, die man alleine niemals gesehen hätte. So ging zum Beispiel der Hash 694, der am Grand Etang Lake startete, durch dichten Regenwald und unberührteste Natur.

Verlauf des Hashs durch den Grand Etang National Park in Grenada

Auch schöne Ausblicke gibt es ab und zu zu bestaunen. Der Hash 699 führte vom Startpunkt kurz unter dem Mt. Airy zunächst in Richtung flachere Gefilde, um am Schluss einen knackigen Anstieg zu beinhalten, nach dessen Bezwingung man aber immerhin mit dem folgenden Ausblick belohnt wurde.

Ausblick vom Mt. Airy auf die Ostküste von Grenada

Ausblick vom Mt. Airy auf die Ostküste von Grenada

Nicht zuletzt ist eine weitere schöne Seite des Hashs, dass anschließend eine lockere karibische (Sommer-)party stattfindet. Bei Musik, lokalem Essen, entspannten (und geschafften) Hashern sowie Carib 3 für 12EC$ lässt sich ein angenehmer Abend unter Gleichgesinnten verbringen.

After-Hash-Party, hier am Besucherzentrum des Grand Etang National Parks

Entscheidend für die Atmosphäre einer After-Hash-Party ist übrigens nicht nur die Location, sondern auch, dass die Barbetreiber, stets Bewohner der „Local Community“ des Hash-Austragungsortes, für genügend Getränke gesorgt haben. Während der Hashs im August und September wurde es meines Wissens von den Hashern gleich fünfmal in Folge geschafft, die Bar sprichwörtlich leer zu trinken. Vor allem wenn das Carib oder Stag einmal alle ist, leert sich die Location immer ziemlich schnell …

Alles in allem ist das Hashing in Grenada vor allem eine tolle Möglichkeit, um eine kleine sportliche Herausforderung mit dem Entdecken unberührter Gegenden dieser so vielfältigen Karibik-Insel kennenzulernen. Durch die verschiedenen Schwierigkeitsstufen ist für jeden etwas dabei und bisher wurde auch noch niemand im grenadinischen Regenwald vergessen, der sich eventuell bei der vorhergehenden „Schnipseljagd“ verlaufen hatte. Die anschließende kleine Karibik-Party stellt einen entspannten Abschluss eines meist ereignisreichen Tages dar.

Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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2 KOMMENTARE

  1. Hi Chris,
    durch Infosuche Georgien bin ich auf Deinen Blog gestossen.
    Wer schon auf grenada durch den Urwald saust und das auch noch gut findet, sollte zumindest beim nächsten Mal in Kuala Lumpur beim mtherhash auch mal aufkreuzen, ist obligatorisch!! Ich durfte dort und in Penang einige Jahre auch einige Läufe organisieren.
    Aber jetzt: wer über den HHH Grenada schreibt und das sogar in den Lübecker Nachrichten Anfang 2018 nachzulesen war, kann ja nur aus Deiner Feder stammen:) . Kann hier keine Kopie anfügen, gib mir mal Deine email-Adresse und ich sende Dir eine Kopie des Artikels.
    Ansonsten kenne ich Malaysia recht gut und kann Pulau Perhentian im Norden Malaysias sehr empfehlen. Leider gibt es keine government resthouses mehr, eine beliebte Unterkunftsmöglichkeit zu Zeiten der UK-Besatzungszeit. 1970 war damit Schluß: mit dem Hash hatten wir die alten Gäste spät abends nach einem KL-Lauf noch schnell im Bahnhof in den Zug nach Singapore geschoben, die Familien sassen schon wartend im Zug – sicherlich sassen die Frauen und Kindern wie auf heissen Kohlen. Da es aber ein Sonderzug war, hatte man sich diesen Luxus noch einmal erlaubt. Der HHH ist in Malaysia so populär, so dass jedes kleine Kaff auch einen Hash hat!!!
    Hat mir dort und international viel Spaß gemacht. Letzter Lauf in KL 2014 10 km in den Bergen, Ankunft am Bierwagen 9:30h, etwas müde aber gesund!!! Danach noch mal schnell in Saigon vorbeigeschaut. Leier fehlten die Blätter an den Gummibäumen: sauheiß aber / und viel Spaß einschließlich strafesitzen für 15 Minuten auf dem Eisblock:)
    On On Wolf the slow (ex Penang)

    • Hallo Wolf-Dieter,

      danke für die spannenden Einblicken.

      Du wirst lachen, ich war sogar schon in Kuala Lumpur hashen, ebenfalls 2014 und natürlich beim Mother Hash. Ich besitze sogar noch ein sehr haltbares Shirt von, welches mich schon auf vielen anderen Hashes und Wanderungen begleitet hat. Einen Mini-Eindruck des Hashes bekommst du im folgenden Bericht, auch wenn ich es dort nur als „12 Kilometer langer Spezialwanderung“ betitele: https://www.my-travelworld.de/malaysia/reisebericht-kuala-lumpur/

      Aber ja, ich gebe dir Recht, auch wenn Grenada der so ziemlich genialte Hash-Kennel ist, den ich kenne und die Hashes dort mega abwechlungsreich sind, in Kuala Lumpur sind sie ein Stück schärfer. Ankünfte im Dunkeln so wie bei dir sind keine Seltenheit, ebenso wie Hashes im zweistelligen Kilometerbereich.

      Den Artikel kannst du mir gerne mailen, das würde mich natürlich super interessieren, was da so in Deutschland geschrieben wird: info (at) my-travelworld (punkt) de

      Frohe Ostern und Viele Grüße aus Santo Domingo
      Chris

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