Wanderung auf den Großen Piton

Jeder der sich irgendwie mit der Karibik beschäftigt, hat Sie wahrscheinlich schon einmal gesehen: die Pitons. Sie gehören zu St. Lucia wie die Freiheitsstatue zu New York. Genau aus diesem Grund wollten wir uns den Piton einmal näher ansehen und entschieden uns daher zu einer recht schweißtreibenden Wanderung auf den Großen Piton – quasi the Top of the Caribbean.

Reisezeitraum: Mai 2012
Geschrieben: Juni 2012

>> Zum Reisebericht St. Lucia
>> Zur Wanderung auf den Mount St. Catherine (Grenada)

Anfahrt zu den Pitons

Bereits die Anfahrt zu den beiden Pitons, dem Großen und dem Kleinen Piton, ist ein kleines Highlight, vorausgesetzt man kommt aus dem Inselnorden, was wohl bei 90% aller Besucher der Fall sein wird. Spätestens zwischen Canaries und Soufrière gibt die extrem kurven- und vegetationsreiche Straße den Blick auf die beiden Vulkankegel frei. Genau bei diesem Anblick weiß man, warum bei einer Reise nach St. Lucia die Pitons auf jede To-Do-Liste gehören.

Die Pitons im Überblick: der kleine und der große Piton

Von Soufrière aus, gemeinhin als der Ort der Pitons bezeichnet, ist man dennoch lange nicht am Ziel. Aufgrund eines Brückenschadens, die der Hurrikan Thomas aus dem Jahr 2010 nach sich zog, muss zum Startpunkt des Trails ein Umweg gefahren werden, sodass von Soufrière aus nochmals eine Fahrtzeit von ca. einer halben Stunden ansteht. Generell sollte man die Anfahrt zu den Pitons nicht unterschätzen, denn von der Rodney Bay, dem touristischen Zentrum von St. Lucia mit den meisten Hotels, beträgt die Fahrtzeit um die ca. zwei Stunden.

Ankunft am Fuße des Pitons

Wer schließlich am Startpunkt angekommen ist, wird sicher recht zeitnah von einem der Guides begrüßt. Bei der Wanderung auf dem Großen Piton herrscht Guidepflicht, sodass man um diesen nicht herumkommt. Dennoch läuft es hier für karibische Verhältnisse sehr gesittet ab. Während man an anderen Punkten zum Teil belagert wird, ist sich die „Guide-Gilde“ am Piton scheinbar einig und schickt bei einem ankommenden Auto den nächsten Wanderführer zur Begrüßung los. Dieser wird dann die persönliche Begleitung für die nächsten vier bis fünf Stunden.

Was?Wanderung auf den Großen Piton
Wo?St. Lucia, südlich von Soufrière
Geöffnet?täglich bei Tageslicht
Preis?30US$ inkl. Guide (verpflichtend) (Stand: Mai 2012)
Dauer?ca. 4-5 Stunden
Bewertung10/10

 

Los geht es zunächst mit einem kleinen Walk durch das Dorf am Fuße des Großen Piton. Hier kann man auch noch einmal einen Blick auf das Bevorstehende werfen.

Ein letzter Blick von unten auf den Großen Piton

Auf geht’s, der Piton ruft – die erste Etappe

Am Ende des Dorfes befindet sich schließlich ein kleines Häuschen, in welches wir von unserem Guide „liebevoll“ hineingebeten worden. Hier ist der Eintritt von 30US$ / 80 EC$ pro Person zu entrichten. Ziemlich happig, wenn man bedenkt, dass es sich lediglich um eine Wanderung handelt. Auf der anderen Seite ist die Gebühr durchaus in Ordnung, in Anbetracht dessen, dass man von Start bis Ziel von einem lokalen Guide begleitet wird.
In diesem kleinen Häuschen befindet sich übrigens auch ein kleines Modell des Pitons und dessen Umgebung. So kann man nachvollziehen, was einem gleich bevorsteht.

Das Welcome Sign und Auftaktschild für die Wanderung zum Großen Piton

Insgesamt gliedert sich der Weg bis zum Gipfel in vier Etappen. Die erste davon ist die Gemächlichste, geht sie zunächst über einen geschotterten Weg, der sich erst anschließend in einen Felsenpfad verwandelt. Auch der Anstieg ist extrem moderat bis eigentlich nahezu kaum vorhanden. Nach ca. 20 Minuten ist die erste Etappe geschafft, an dessen Endpunkt sich eine ganz nette, wenn gleich nicht spektakuläre Aussicht befindet.

Ausblick von der ersten Etappe: die Westküste von St. Lucia

Etappe Nr. 2 – langsam rinnt der Schweiß

Nach kurzer Trinkpause ging es für uns schon weiter. Das zweite Teilstück der ersten Hälfte verlief erst ebenso gemächlich auf einem meist von unebenen Steinen geprägten Weg, ehe es anschließend den ersten knackigen Anstieg von ca. 10 Minuten gab. Einige kurze, aber anstrengende Kletteraktionen waren hier schon notwendig. Dafür wurde man quasi zur Halbzeit mit einem wirklich wundervollen Ausblick auf den Kleinen Piton belohnt.

Fantastischer Ausblick auf den Kleinen Piton

Schluss mit lustig – auf nach oben

Bei diesem Ausblick ist es leicht erklärlich, warum es mehr als die Hälfte der angehenden Piton-Bezwinger nicht bis ganz nach oben schaffen – er ist auch zu schön. Vielleicht liegt es aber auch einfach an dem Stück, welches in Etappe 3 und 4 folgt. Hier wartete ein richtig andauernder und schweißtreibender Anstieg auf uns, bei dem man schon ab und zu seine Pause machen sollte. Kleine Flachetappen zur Erholung waren Fehlanzeige. Besonders die dritte Etappe, bei der es wirklich eine halbe Stunde durchgängig sehr ordentlich den Hang hinaufging, war schon kräftezehrend – aber dennoch für alle in normaler körperlicher Fitness absolut schaffbar.

Umso schöner war dann das letzte Viertel des Gesamtanstiegs. Den Piton und das große Ziel vor Augen, verging dieser Abschnitt deutlich schneller. Fast 600 Meter des schweißtreibenden Anstiegs waren fast geschafft, denn der Trail beginnt auf ca. 200 Höhenmeter und führt bis auf 789 Meter hinauf.

Da ist er – der große Piton!

Nach ca. 2 Stunden waren wir schließlich am Ziel. Der Große Piton war bezwungen, der Stolz entsprechend vorhanden, schließlich klettert man nicht jeden Tag bei 30 Grad 600 Höhenmeter nach oben. Allerdings muss man auch sagen, dass der so genannte Wanderweg zu 90% im Schatten verläuft. Ein ziemliches Geschenk der Natur, denn ansonsten wäre es schon eine echte Tortur.

Richtig toll war es natürlich dann, den Ausblick von ganz oben zu genießen. St. Lucia lag uns quasi zu Füßen – und das völlig verdient. :-)

Ausblick vom Gipfel des Großen Piton: St. Lucia liegt uns zu Füßen

Alles wieder zurück – 600 Höhenmeter Abstieg in ca. 1,5 Stunden

Nach eine kleiner Gipfelpause, bei der man in aller Ruhe den obigen Ausblick genießen kann, begaben wir uns wieder auf den Abstieg. Dieser ging selbstverständlich deutlich schneller – sowohl zeitlich als auch in die Knochen, denn wie so oft ist der Weg hinunter nicht unbedingt einfacher als nach oben.
Dennoch meisterten wir diesen recht gut und auch meine Knie und Gelenke (ja, ich bin noch jung, aber trotzdem … ;-) ) hielten sehr gut durch. Am Ende passierten wir nochmals den sehr schön gestalteten Garten, der mit zum Dorf gehörte. Unter anderem war hier auch eine reife Ananas zu sehen. Während ich bei meinem Besuch bei den Seven Sister Falls in Grenada lediglich die noch relativ junge Pflanze sah, war sie hier bereits vollkommen ausgereift und somit nahezu pflückfertig.

Eine Ananas in nahezu reifem Zustand

Fazit

Damit waren wir nun wieder zurück am Ausgangspunkt und konnten auf eine ziemlich interessante, anstrengende aber zugleich sehr beeindruckende Wanderung auf den Großen Piton zurückblicken. Spannend ist vor allem die eigene Herausforderung, bei tropischen Temperaturen solch einen thronenden Berg zu bezwingen und gleichzeitig die völlige Unberührtheit der Natur zu genießen, denn während der gesamten vierstündigen Tour trafen wir lediglich um die 20 Menschen – und das bei perfektem Wetter. Dies brachte uns bei einer angenommenen touristischen Nutzung seit ca. 15 Jahren zu dem Fazit, dass wir noch unter den ersten 100.000 Personen sind, die den Großen Piton erklommen haben. Was will man mehr? ;-)

Richtig, zwei Sachen: zum Einen, die klare Empfehlung, dieses kleine Abenteuer auch selbst anzugehen, wenn man Urlaub in St. Lucia macht, schließlich fühlt man sich an kaum einem anderen Punkt in der Karibik so sehr auf dem „Top of the Caribbean“ wie auf dem Großen Piton. Zum anderen fehlt noch die Belohnung für die Piton-Besteigung: das Piton(-Bier) – quasi das Nationalgetränk von St. Lucia!

Das Nationalgetränk von St. Lucia: ein Bier der Marke Piton

Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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10 KOMMENTARE

  1. Hallo Christian,

    der Blog ist toll!
    In einem Monat sind wir dann endlich auch auf St. Lucia.
    Du meintest die Guides sind verpflichtend, auch wenn man nicht bis ganz oben rauf möchte? Kann man die Guides verfehlen? Bzw. hast du einen genauen Ort für mich oder sieht man diese gleich?

    Grüße,

    Kerstin

  2. Hallo Kerstin,

    danke für das Lob. :-)
    Nein, eigentlich kann man die Guides nicht verfehlen, denn meines Wissens gibt es nur einen Weg nach oben und der beginnt im „letzten“ Dorf. Dort warten die Guides dann schon.

    Vor der Anfahrt am besten noch einmal in der Unterkunft nach der besten Route fragen. Bei meinem Besuch vor mehr als 3 Jahren war eine Brücke gesperrt, sodass man eine andere Strecke einschlagen musste.

    LG und ganz viel Spaß auf St. Lucia
    Christian

  3. Hey Christian,

    toller Blog!

    St. Lucia hat es mir bzw. uns total angetan. Wir wollen gerne demnächst die Kleinen Antillen bereisen, im Zuge unserer Flitterwochen!;) Bin nur ein bisschen verunsichert wegen dem Regen, wir wollen im Juli reisen. Meinst du, das geht gar nicht für St. Lucia oder Grenada oder generell die KA? Oder alles halb so wild mit nur ein paar heftigeren Schauern und danach wieder Eitel Sonnenschein?;) Wie ist deine persönliche Erfahrung im Juli?

    Freue mich auf den Austausch.;)

    Gruß
    Patrik

    • Hallo Patrik,

      danke für deinen Kommentar.
      Du hast dir die Antwort auf deine Frage perfekt selbst gegeben: kurze, kräftige Schauer, danach aber schnell wieder Sonnenschein. Vereinzelt gibt es mal einen graueren Tag, aber insgesamt ist das Wetter absolut „erträglich“ und mit viel Wärme und Sonne garniert. Rein theoretisch ist im Juli Hurrikanzeit, aber das ist gerade in St. Lucia und Grenada äußert und extremst unwahrscheinlich.

      Falls Ihr noch Fragen zu Grenada habt, sagt Bescheid, ist ja quasi meine zweite Heimat. Hier bei My Travelworld gibt es auch viele Artikel dazu.

      LG, Christian

  4. Hi Chris, die Wanderung hört sich spannend an. Wir legen mit dem Kreuzfahrtschiff an und ich wollte mal fragen ob du es für realistisch hältst, den Ausflug auf eigene Faust zu machen? Stehen zum Beispiel am Hafen Taxen die einen dann zum Fuße des Pitons fahren und ist es zeitlich realistisch dass wir es rechtzeitig zurück zum Schiff schaffen abends? Vielen Dank und Grüße Kira

    • Hallo Kira,
      es kommt natürlich darauf an, wieviel Zeit Ihr im Rahmen des Landgangs mit dem Kreuzfahrtschiff habt. Ihr solltet rund 1.5 Stunden pro Fahrt einrechnen. Wenn Ihr es dann bis ganz hoch schaffen wollt, solltet Ihr zumindest recht sportliche Wanderer sein. Prinzipiell ist es machbar und soweit ich weiß stehen in jedem Kreuzfahrthafen Taxifahrer, die Ihre Dienste anbieten – die Frage ist natürlich zu welchem Preis.
      LG und viel Spaß auf St. Lucia,
      Chris

  5. Hallo Chris,
    tolle Schilderung der Wanderung – Du hast mich überzeugt, es selbst zu versuchen.
    Ich habe eine Equipment-Frage:
    Reichen Trekking-Sandaletten oder sollten es festere Wanderschuhe sein,
    es dort ja doch recht warm und das ist die einzige geplante Wanderung in zwei Wochen
    Besten Dank, Sabine

    • Hallo Sabine,
      das kommt darauf an, wie geübt du mit solchen Trekking-Sandalen bist. Ich könnte damit keine 10 Meter laufen … ;-)
      Der Weg ist zum Teil sehr felsig und steil. Klettern muss man nicht, aber im deutschen (österreichischen?) würde man wohl sagen, dass man auch ein bisschen „kraxeln“ muss.
      Aber wenn du schon auf anderen Gipfeln und schwierigen Wegen damit warst, sollte es kein Problem sein, damit auch den Großen Piton auf St. Lucia zu besteigen.
      LG, Chris

  6. Hallo Christian,
    super Bericht. Wir sind Mitte Mai dann auch endlich auf St. Lucia und wollen den Gros Putin besteigen.
    Müssen wir den Guide vorher buchen oder warten die da den ganzen Tag? Sollte dann mit dem Aufstieg in den frühen Morgenstunden begonnen werden?

    Viele Grüße,
    Stefan

    • Hallo Stefan,

      die Guides warten im Prinzip den ganzen Tag dort. Da die Tour schon ein Weilchen dauert, solltet Ihr zumindest vor dem Mittag dort sein. Es ist aber nicht unbedingt notwendig, schon mit dem Sonnenaufgang zu starten. ;-)

      Viel Spaß schon einmal auf St. Lucia
      LG, Chris

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