Reisebericht Bosnien und Herzegowina

Reisebericht Bosnien und Herzegowina – 450 Kilometer pure Abwechslung

450 Kilometer reisten wir insgesamt durch Bosnien und Herzegowina – 450 Kilometer erlebten wir ein Land, was uns überraschte, beeindruckte und immer wieder neue Perspektiven hervorzauberte. Jede Etappe hatte ihren Reiz – egal, ob das „Bosnian Nowhere“ mitten in der Pampa, die historisch höchst interessante Hauptstadt Sarajevo oder das liebevoll restaurierte Touristen-Domizil Mostar im Süden des Landes.

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Reisezeitraum: Juni 2014 / Dauer: 4 Tage
Geschrieben: Juli 2014
Veröffentlicht: August 2014

Überblick Reisebericht Bosnien und Herzegowina

  1. Warum Bosnien-Herzegowina?
  2. Informationen zum Reisen durch Bosnien-Herzegowina
  3. 300 Kilometer durch das „Bosnian Nowhere“
  4. Beeindruckende Historie und spürbarer Wandel in Sarajevo
  5. Panoramastraße von Sarajevo nach Mostar
  6. Hübsches Mostar
  7. Ausflug zur Quelle von Blagaj
  8. Weiterreise nach Kroatien und Fazit

Warum Bosnien-Herzegowina?

Bosnien und Herzegowina dürfte wohl nur auf dem (touristischen) Radar der wenigsten Reisenden liegen. Wir jedoch hatten ein klares Ziel: im Rahmen unserer WM-Tour zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien wollten wir in Bosnien das erste Gruppenspiel der Bosnier direkt beim Public Viewing miterleben.

Augrund des sich eintrübenden Wetters in Kroatien kam es schließlich, dass wir den Nationalpark der Plitvicer Seen ausließen und dafür zusätzliche Zeit für Sarajevo einplanen konnten, was ursprünglich gar nicht auf dem Programm stand. Zwar besserte sich das Klima in Bosnien nicht wirklich, doch bei grauem Nieselwetter lässt sich eine Stadt noch besser erkunden als ein Nationalpark. Zudem wollten wir mit unserem Mietwagen ein paar Kilometer vorlegen, um es auf dem Weg nach Dubrovnik schließlich bei besserer Wetterlage wieder etwas ruhiger angehen zu können.

Informationen zum Reisen durch Bosnien-Herzegowina

Generell ist das Reisen durch Bosnien und Herzegowina sehr entspannt und problemlos möglich.

Die wichtigste Randerscheinung sind die Straßenverhältnisse. Wer mit dem eigenen oder geliehenen Auto unterwegs ist, sollte genug Zeit einplanen. Zwar sind die Straßen prinzipiell in einem akzeptablen Zustand, jedoch gibt es in Bosnien außer rund um Sarajevo keine Autobahnen. Auf den übrigen Landstraßen ist zudem i.d.R. nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von um die 50-60 km/h möglich, da es oft kurvig und bergig zugeht, viele Ortschaften durchquert werden und zudem die Tempolimits relativ restriktiv sind.

Preislich liegt Bosnien auf einem sehr niedrigen und für unseren Geldbeutel attraktiven Niveau. Generell könnt Ihr mit deutschen Preisen minus 50% rechnen. Dies ist vor allem auf Restaurant- und Barpreise sowie Übernachtungskosten anwendbar. Auch Benzin ist mit ca. 1,25 Euro günstiger, eine Kugel Eis kostet im Schnitt 0,50 Euro. Ganz besonders günstig sind zum Beispiel Bäckereien oder andere selbst erzeugte Produkte, sodass man hierbei schon für rund einen Euro satt werden kann.

Auch sicherheitstechnisch ist Bosnien und Herzegowina absolut unbedenklich. Der Krieg der 90er Jahre ist selbstverständlich schon lange vorbei und Touristenkriminalität ist quasi nicht vorhanden. Die Bosnier sind eines der nettesten Völker, die wir während unserer Balkan-Reise kennengelernt haben.

300 Kilometer durch das „Bosnian Nowhere“

Einen ersten Eindruck vom wirklich unberührten Bosnien bekamen wir auf unserer ersten, sehr langen Etappe nach Sarajevo. Wir überquerten die Grenze von Kroatien nach Bosnien-Herzegowina im Osten bei Bihac und fuhren anschließend lange 5 Stunden quasi durch Nichts. Zwar wechselte die Landschaft oft, doch bei zwei Sachen waren die kompletten 300 Kilometer von der Westgrenze bis in den Osten nach Sarajevo ziemlich monoton: es war stehts endlos grün und außer kleineren Dörfern passierten wir kaum nennenswerte Infrastruktur in Form von Städten o.ä..
Auch aus diesem Grund kreierten wir hier während der langen Fahrt die Bezeichnung „Bosnian Nowhere“ – es war allerdings ein schönes Nirgendwo.

Typisches Bosnien - Schlaglochstraße und ganz viel Grün

Blick auf die vorbeiziehende grüne Landschaft in Richtung Sarajevo

Blick auf die vorbeiziehende grüne Landschaft in Richtung Sarajevo

Kleine interessante Randnotiz für mich als Dresdner: mit dem Dorf Kljuc passierten wir den Geburtsort von Muhamed Subasic, einem Fußball-Spieler, der vor kurzem zwei Jahre für Dynamo Dresden gespielt hat. Davon zeugten sogar einige Trikots in der kleinen bosnischen Stadt.

Das kleine Dorf Kljuc - Heimat von Ex-Dynamo-Spieler Muhamed Subasic

Beeindruckende Historie und spürbarer Wandel in Sarajevo

Spätestens als wir in Sarajevo ankamen, merkten wir ziemlich schnell, dass sich die etwas zehrende Fahrt doch mehr als gelohnt hat. Die Stadt hat definitiv das Potential, in 20 oder 30 Jahren in den gängigen Touristenempfehlungen zu stehen – ob sie dann noch so einzigartig beeindruckend ist wie jetzt, bleibt einmal dahin gestellt.

Man muss sich einfach nur vorstellen, wie eine historisch gezeichnete Stadt (Attentat 1914, Olympia 1984, Bosnienkrieg inkl. Belagerung 1992-1996) aussieht, die sich gerade von den letzten Wunden erholt, aber dennoch bereits stark in Richtung Moderne strebt. Da stehen alte prächtige Sowjetbauten neben glitzernden Einkaufszentren und Wohngebäude mit dutzenden Einschusslöchern neben belebten und renovierten Cafés. Dies kombiniert mit dem historischen Ballast, dem Wissen, dass diese Stadt fast 4 Jahre lang im schlimmsten Kriegszustand lag sowie einer jungen, optimistischen Bevölkerung ergibt einen Mix, der uns einfach in seinen Bann gezogen hat.

Zeitzeugen des Bosnienkrieges: Einschusslöcher überall

Die Kathedrale Herz Jesu in der Altstadt von Sarajevo

Moderne Gebäude ragen immer wieder zwischen alten Plattenbauten hervor.

Die wunderschönen alten Tatra-Straßenbahnen verkehren auch noch in Sarajevo

Hinzu kam noch unser „Auftrag“, uns live das WM-Spiel zwischen Bosnien-Herzegowina und Argentinien anzusehen. Auch hier nahmen wir die elektrisierende Atmosphäre von Sarajevo mit und besuchten das große Public Viewing in der Stadt. Schon Stunden vorher gab es Partys, als wäre Bosnien bereits Weltmeister und spätestens als Vedad Ibisevic schließlich zumindest das Anschlusstor schoss, brachen in Sarajevo alle Dämme.

Public Viewing Bosnien-Herzegowina gegen Argentinien in Sarajevo zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2014

Mehr zu dieser faszinierenden Stadt auch im Reisebericht Sarajevo, den ich Euch nur sehr ans Herz legen kann.

Panoramastraße von Sarajevo nach Mostar

Die Eindrücke von Sarajevo ließen wir schließlich hinter uns und setzten unsere Fahrt gen Süden fort – Mostar war unser Ziel. Doch diesmal wandelte sich unser „Bosnian Nowhere“ in eine beeindruckende Fahrt auf der Europastraße 73 über einen Gebirgspass, entlang eines Sees und schließlich durch eine tief eingeschnittene Klamm, die vom Fluss der Neretva begleitet wird.

Tolle Panoramastraße von Sarajevo nach Mostar

Tolle Panoramastraße von Sarajevo nach Mostar

Tolle Panoramastraße von Sarajevo nach Mostar

Tolle Panoramastraße von Sarajevo nach Mostar

Schade nur, dass sich die tolle Landschaft (wie schon ganz Bosnien während unseres Aufenthalts) etwas in Wolken hüllte.

Hübsches Mostar

In Mostar erwartete uns schließlich eines der touristischen Highlights von Bosnien und Herzegowina. Die historische Altstadt, die wie Sarajevo ebenfalls starke Kriegsschäden erlitten hat, wurde seitdem wieder liebevoll aufgebaut. Heute lässt sich wunderbar durch die engen Gassen schlendern, die dank der hübschen Häuser und des Steinpflasters eine heimelige Atmosphäre zaubern.

Die historische Altstadt von Mostar im Süden von Bosnien und Herzegowina

Die historische Altstadt von Mostar im Süden von Bosnien und Herzegowina

Zentraler Punkt in Mostar ist die Alte Brücke, die Stari Most. Auch diese wurde während des Bosnienkrieges zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Heute lockt sie die Touristen in Scharen an. Ab und an kann man hier auch Einheimische beobachten, die gegen etwas Trinkgeld von der Brücke springen.

Die Alte Brücke in der Altstadt von Mostar

Nicht weniger pittoresk wie die Brücke selbst ist auch der Blick von selbiger. Der fast schon smaragdgrüne Fluss im Tal, die schöne Altstadt drum herum und die Berge des bosnischen Teils des Dinarischen Gebirge sorgen für eine traumhafte Kulisse.

Blick von der Alten Brücke auf das wunderschöne Mostar

Blick von der Alten Brücke auf das wunderschöne Mostar

Für alle, die Wert auf schöne Ausblicke legen, kann ich auch unser Gästehaus empfehlen, in dem wir genächtigt haben. Das „Guesthouse Panorama“ wurde seinem Namen definitiv gerecht und bot von der Terrasse einen wunderschönen Blick auf Mostar.

Blick auf Mostar in Bosnien-Herzegowina

Ausflug zur Quelle von Blagaj

Bevor wir uns wieder zurück nach Kroatien begaben, machten wir noch einen Abstecher zur Quelle von Blagaj. Diese ist nur ca. 10 Kilometer von Mostar entfernt und damit ein optimaler Ausflug für alle, die länger in der kleinen Stadt an der Neretva bleiben.

Die Quelle von Blagaj ist gleich aus zweierlei Hinsicht interessant. Zum einen entspringt dort – wie der Name schon sagt – ein Fluss (die Buna). An der Vrelo Bune, wie die Quelle heißt, ist neben einem historischen Kloster auch die Höhle zu sehen, aus der das Wasser kommt.

Die Quelle von Blagaj nahe Mostar

Besonders schön ist hier einfach der Blick auf das kristallklare und wirklich ursprüngliche Wasser. Zudem ist es spannend zu sehen, wie das Quellwasser frisch aus der Höhle kommt. Wer möchte, kann sogar einen kleinen Paddelausflug in die Höhle unternehmen. Ganz nebenbei ist übrigens auch die Kulisse ziemlich beeindruckend, da die Berge über der Höhle mehrere hundert Meter in die Höhe ragen.

Die Quelle von Blagaj nahe Mostar

Der zweite interessante Aspekt sind die möglichen Wanderungen, die hier unternommen werden können, u.a. zum auf dem Berg gelegenen Schloss.

Wanderung durch die unberührte Landschaft von Bosnien-Herzegowina

Zwar fanden wir den Weg zu dieser Burg leider nicht (obwohl es ihn definitiv gibt und uns diese Wanderung empfohlen wurde), aber dennoch drehten wir eine schöne Runde und konnten die absolut unberührten Berge ohne jeglichen menschlichen Einfluss genießen. Einfach herrlich!

Wanderung durch die unberührte Landschaft von Bosnien-Herzegowina

Weiterreise nach Kroatien und Fazit

Nach diesem wirklich sehr empfehlenswerten Abstecher setzten wir unsere Reise in Richtung Kroatien fort und erreichten nach rund einer Stunde und dann insgesamt 450 Kilometer auf bosnischen Boden die Grenze.
Zurück blieben die Erinnerungen an einen wirklich spannenden und abwechslungsreichen Aufenthalt in Bosnien und Herzegowina, dessen Highlight definitiv Sarajevo war. Mostar war mir persönlich schon wieder etwas zu überlaufen (wobei ich dabei nicht zwangsweise ein Maßstab bin), der anschließende Ausflug nach Blagaj jedoch jede Minute wert. Im Endeffekt waren es sehr interessante 4 Tage in Bosnien und trotz der spontanen Reise ohne Vorausbuchung würden wir jeden Tag noch einmal genau so unternehmen.

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7 KOMMENTARE

  1. Hallo,

    ich kann leider nirgends finden jemanden der schon in Bosnien und Herzegowina war. Ich würde gerne nämlich alleine hin und einfach mal wissen was das „must“ zu sehen ist usw. Ich mag Berge und Wasser, einfach Natur. Sarajevo ist klar. sonst weiß nicht was ist der Reise wert noch. Ich gehe für 7 Tage und habe vor mir ein Auto zu mieten. :-)

    Vielen Dank für deine Nachricht,

    LG

    Kati

    • Hallo Kati,

      leider war ich auch nur in Sarajevo und Mostar. Mostar ist sehr interessant, vor allem mit den Bergen drum herum. Sarajevo ist sehr schön, aber natürlich Stadt – nicht unbedingt das Richtige, wenn man Natur pur sucht. Wir sind zudem noch die komplette bosnische Straße von den Plitvicer Seen nach Sarajevo gefahren, die jetzt nicht unbedingt so spektakulär war. Der Norden rund um Tuzla soll jedoch noch recht spannend sein, vor allem in Bezug auf die Natur.

      LG, Chris

  2. hey kati

    kann dir auch mostar, dort die wasserfälle kravice und das ‚etno selo‘ empfehlen.die kraftquelle ‚vrelo bune‘ ist auch einen besuch wert! ..dann konjic: unterkunft über airbnb! und dort dann zum ‚boracko jezero‘ und natürlich auch zum rafting (!!)..

    und wenn man auch in wandern etc.interessiert ist dann prenj, bjelasnica aber da mit einheimischen eine tour planen kann dazu gerne noch weiter infos und kontakte geben!

    liebe grüße und viel spaß

    nadja

    nanna_1993@yahoo.com

  3. Schöner Beitrag, Chris!

    Das macht Lust, wieder nach Bosnien zu fahren. Im vergangenen Jahr war ich zum ersten Mal in BIH – aber nur ganz im Westen des Landes, in Bihać, Bosanska Krupa und im Una Nationalpark.

    LG, Patrick

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