Ich habe gewiss schon spektakulärere Dinge gesehen. Dennoch ist der North Negros National Park unbedingt einen Blogbeitrag wert. Dies liegt zum Einen an seiner unglaublichen Ruhe und Idylle, die die Natur in dieser Region ausstrahlte. Keine Menschenseele war anzutreffen, hinzu kam die Übernachtung in einem ehemaligen Krankenhaus. Zum Anderen gibt es einfach so gut wie keine Informationen im Internet über den North Negros National Park – Zeit also, dies nun zu ändern.
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Reisezeitraum: Januar 2015
Geschrieben: Februar 2015
Veröffentlicht: April 2015
Es war in der Stadt Bacolod auf Negros als ich mal wieder keinen Plan hatte. Keinen Plan, wo die Reise hinführen sollte. Gerade erst hatte ich eine 46-stündige Fährfahrt nach Iloilo und eine weitere 1,5-stündige Fähre nach Bacolod hinter mir. Also sollte für die nächsten beiden Tage, die ich zur freien Verfügung hatte, ein bisschen Natur her. Der höchste Berg von Negros, der Kanlaon, klang interessant, erforderte aber zu viel Zeit. Zudem riet mir der Park Ranger aufgrund der Wetterlage von einer Besteigung ab. Über Umwege erfuhr ich schließlich vom North Negros National Park. Der Park ist kein gewöhnlicher Nationalpark. Es gibt keine Besucherzentren, keine ausgeschilderten Wanderwege und keine Hotels.
Jede Tour in den North Negros National Park beginnt im kleinen Örtchen Silay, rund 15 Kilometer nördlich von Bacolod. Die Stadt wird von Lonely Planet & Co. recht hoch gelobt aufgrund ihrer historischen Gebäude (ebenso wie die mehr als enttäuschende Ideal Bakery). Diese sind für philippinische Verhältnisse in der Tat relativ sehenswert, doch ein Ausflug extra nach Silay lohnt sich dafür meines Erachtens nicht.
Für mich lohnte sich da schon eher der Abstecher in das lokale und etwas versteckte Touristenbüro im Kulturzentrum von Silay – eine Pflichtstation für jeden, der den North Negros National Park besuchen möchte. Dieser ist nämlich nur mit einer schriftlichen Genehmigung zugänglich, die es genau hier (kostenlos) gibt und innerhalb von 5 Minuten ausgestellt wird.
Nächster Quasi-Pflichtstopp ist schließlich der Supermarkt sowie der lokale Markt von Silay, wo es lebendig zugeht wie eh und je in philippinischen Ortskernen. Grund für den Besuch ist, dass es in Patag, dem einzigen Dorf im North Negros National Park, außer wirklich einfachen Lebensmitteln wie Wasser, Brötchen, Bananen, Chips und Bier kaum etwas zu kaufen gibt. Von daher empfiehlt es sich, etwas Proviant aus Silay mitzunehmen.
Das Erlebnis startet schließlich spätestens mit der Fahrt nach Silay. Ein Jeepney bedient die Strecke nach Patag und wie fast immer geht es erst los, wenn dieser voll ist. Das kann dauern. Zum Einen, weil nicht allzu viele Leute in das verschlafene Nest wollen und zum Anderen, weil „voll“ hier eigentlich „übervoll“ heißt – in einer Dimension wie ich es bisher selten gesehen habe. Selbst das Dach wurde mit Gütern und Menschen voll gepackt.
Doch die unkomfortable Fahrt lohnt sich. In Patag angekommen, wartet eine unvergleichliche Dorf-Idylle, die durch nichts, aber auch gar nichts gestört wird. In die Szenerie fügt sich dann auch das Old Hospital Building perfekt ein, welches im Nationalpark als Unterkunft dient (100 Peso/Bett, ca. 2 Euro).
Hier stand schließlich auch mein Guide bereit, der mich auf den Wanderungen der kommenden zwei Tage begleiten sollte. Die eigentliche ca. 7-stündige (one-way) Hauptwanderung im Park war mir persönlich zeitlich nicht passend und zum Alleinwandern auch nicht attraktiv genug, sodass ich stattdessen, in mehreren kleineren Touren verschiedene Wasserfälle sowie die örtlichen Schwefelquellen besuchte. Nach all den Stränden und Städten der Tage und Wochen zuvor war es schön, mal wieder im dichten Dschungel unterwegs zu sein – noch dazu es hier so unberührt und absolut natürlich zuging. Besonders am Wasserfall war es schön, einfach der Natur zuzuschauen und die Gedanken schweifen zu lassen.
Genau diese Eindrücke aus der Natur waren es schließlich auch, die den Aufenthalt im North Negros National Park so besonders werden ließen. Hinzu kam die absolut ruhige Atmosphäre im Old Hospital Building mit seiner sattgrünen Umgebung. Auch war es mal wieder entspannt, zwei Tage komplett ohne moderne Kommunikation – sprich in meinem Fall vor allem Internet – zu leben. Und ganz nebenbei sah ich bei den Bewohnern von Patag auch zum ersten Mal, wie eigentlich so ein Huhn getötet, gerupft und schließlich zubereitet wird. Nicht unbedingt schön, aber allemal wichtig, dies einmal gesehen zu haben. Die Bilder dazu erspare ich Euch aber … ;-)
Der North Negros National Park ist also noch ein echter Geheimtipp. Während der gesamten 2 Tage sah ich keinen einzigen weiteren Touristen. Als ich wenige Tage später eine Filipina aus Bacolod traf, die ebenfalls vor kurzem im Park wandern war, war sie doch sehr überrascht, wie ich mich als Touri doch da wohl hinverirrt hätte. Doch gerade das machte den Reiz aus – mal wieder so richtig „off the beaten track“ unterwegs sein.
Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Ich habe nicht nur Tourismus studiert und mehr als 10 Jahre bei Reiseveranstaltern gearbeitet (gerne helfe ich Euch bei Eurer Reiseplanung), sondern auch knapp 10 Jahre in der Karibik gewohnt (Grenada & Dominikanische Republik) und bereits mehr als 90 Länder bereist.
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