10 Tage lang konnte ich Tiflis mein kleines Hauptquartier nennen. Die Hauptstadt Georgiens ist nicht gerade eine Touristenmetropole, doch das sehr günstige Preisniveau in Verbindung mit den spektakulären Ausflügen in die Umgebung waren eine optimale Basis für diesen etwas längeren Aufenthalt.
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Reisezeitraum: August 2014 / Dauer: 10 Tage
Geschrieben: August 2014
Veröffentlicht: September 2014
Inhalt dieses Reise-Artikels
Geografische Einordnung
Tiflis ist eine Millionenmetropole – jedenfalls offiziell. Laut letzter Bürgerzählung hat die Hauptstadt von Georgien tatsächlich mehr als eine Million Einwohner. Doch das merkt man ihr gar nicht an. Von der Fläche her ist Tiflis sogar kleiner als Dresden. Selbst von meiner Unterkunft am Rande der Stadt war ich in ca. 15 Minuten im Zentrum.
Die kompakte Größe der Stadt resultiert von den Hügeln und Bergen, die Tiflis fast in alle Himmelsrichtungen umgeben. Dies verleiht ihr ihr besonderes Flair. Während diese im Norden karg und ungenutzt sind, spielen sie im Süden eine wichtige Rolle als Naherholungsgebiet.
Höchst interessant wird es dann in der weiteren Umgebung. Während Tiflis selbst nicht die allerspannendste Stadt ist, stehen im Umkreis verschiedene sehr attraktive Ausflugsziele zur Verfügung. So erreicht man innerhalb von 3 Stunden zum Beispiel die unberührten Berge des Kaukasus in Kazbegi, den Natur- und Naturpark Lagodehki, die historische Stadt Sighnaghi, das Kloster David Gareja an der georgisch-aserbaidschanischen Grenze, Stalins Geburtsort Gori oder auch die alte Höhlenstadt in Uplistsikhe. Selbst wer also kein Städtefan ist, kommt in Tiflis dank dieser hervorragenden Möglichkeiten auf seine Kosten.
Fortbewegung in Tiflis und Umgebung
Durch Tiflis bewegt man sich am Schnellsten mit der Metro. Zwar besteht das Netz aus gerade einmal 2 Linien, reicht jedoch aufgrund der oben beschriebenen geringen Ausdehnung der Stadt vollkommen aus. Entgegen anderer Metronetze (z.B. Stockholm, Berlin) muss man allerdings in Tiflis auf die kreative Gestaltung der Bahnhöfe verzichten – diese sind einfach nur unspektakulär in die Tiefe (sehr tief!) gehauen
Dafür wird einem allerdings die Orientierung sehr erleichtert, denn die komplette Auszeichnung (und auch Ansage der Haltestelle) ist sowohl in Georgisch als auch in Englisch. Gerade in Anbetracht der georgischen Schriftzeichen macht dies die Benutzung um ein Vielfaches einfacher.
Auch das Ticketsystem der Metro ist sehr praktisch. Ihr kauft Euch für 2 GEL (ca. 0,80 €) eine Metro-Card (erhältlich an jeder Metro-Station vor dem Drehkreuz) und ladet die Karte mit einem beliebigen Betrag auf. Eine Fahrt (inkl. Umsteigen, falls notwendig) kostet 0,50 GEL, also umgerechnet gerade einmal 20 Cent. Beim Passieren der Drehkreuze wird Euch zudem immer angezeigt, wie viel Geld noch auf der Karte ist.
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Wer jenseits der Metrostationen, die die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Anlaufstellen im Zentrum bedienen, möchte, muss auf die Marshrutkas zurückgreifen. Diese fahren an nahezu jeder erdenklichen Stelle und sind an den gelben Minivans und Kleinbussen zu erkennen. Allerdings werden keine Haltestellen angesagt und die Ziele sind auch nur auf Georgisch angeschrieben. Als Erleichterung kann vor allem Google Maps dienen, in dem beim Klick auf eine Haltestelle alle Linien und Fahrtrouten vermerkt sind.
Wenn alles nicht mehr weiterhilft: auch Taxis sind im Notfall erschwinglich und sollten Euch zu jedem beliebigen Punkt bringen – ggf. auch nur zur nächsten Metro, falls es nicht allzu teuer werden soll.
Die Innenstadt von Tiflis
Wie schon angedeutet, ist das Zentrum von Tiflis eher mäßig spektakulär und locker an einem Tag machbar. Auch die Orientierung fällt relativ leicht, da es meines Erachtens drei wichtige und zentrale Punkte gibt.
Starten lässt sich ein Stadtrundgang zum Beispiel am Rustaveli (per Metro erreichbar), quasi der Paradestraße von Tiflis. Allerdings ist diese Bezeichnung nicht zu wörtlich zu nehmen, denn es ist mehr eine 8-spurige Stadtstraße, denn eine Prachtallee. Auch das Regierungsgebäude befindet sich auf der Rustaveli-Straße.
Rustaveli mündet schließlich in den wohl größten Kreisverkehr von Tiflis am Freedom Square, wo sich auch die Freiheitsstatue befindet. Früher stand hier – wie in wohl jeder größeren Stadt der Sowjetunion – eine Figur von Stalin.
Vom Freedom Square aus (ebenfalls mit Metro-Station) – und das ist der zweite gute Punkt zur Orientierung – führt die Kote Afkhazi in Richtung Mtkwari / Kura, dem Fluss von Tiflis. Auf dieser auch am Abend sehr belebten Straße finden sich unzählige Restaurants, Cafés und Bars. Sie geht schließlich in die Metekhi Brücke über.
Orientierungspunkt Nr. 3 ist schließlich der Rike Park, einer etwas obskuren Kombination aus Erholungspark und moderner Architektur. Hier befindet sich nicht nur die mindestens ebenso „kreative“ Friedensbrücke, sondern auch die Talstation der Gondel, die zum Narikala Schloss hinaufführt sowie das noch im Bau befindliche und ebenfalls mit sehr moderner Architektur versehene Theater.
Direkt östlich vom Rike Park befindet sich mit Metekhi auch noch der historische Ursprung von Tiflis, quasi die alte Altstadt. Sehenswert war dies für meine Begriffe aber nicht.
Gegenüber von Metekhi, auf der anderen Seite des Mtkwari, befindet sich ein viel interessantes Kleinod. Hier gibt es nicht nur wunderschöne Häuser in engen verwinkelten Gassen, sondern auch eine Moschee sowie sogar eine enge Klamm mit abschließendem Wasserfall – nicht gerade alltäglich in einer Millionenstadt.
My Travelworld Tipp |
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Wer sich etwas Input über Tiflis holen möchte, kann die sehr gute Touristinformation am Freedom Square besuchen. Hier gibt es auch einen riesigen und sehr gut kartografierten Stadtplan. |
Die umliegenden Berge von Tiflis
Die Besonderheit von Tiflis liegt dann vor allem in den umliegenden Hügeln und Bergen, der Mtabori und dem Gebirgszug Solalaki. Vor allem im Süden der Stadt gibt es einen bis zu 500 Meter großen Höhenunterschied im Vergleich zum Stadtzentrum. Aus diesem Grund ist Tiflis auch gleich mit 3 Bergbahnen ausgestattet, von denen derzeit leider nur 2 betrieben werden. Die Gondelbahn im Westen der Stadt (vom Vake Park zum Turtle Lake) ist schon seit einigen Jahren stillgelegt.
Doch bereits hier zeigt sich, welch fantastische Ausblicke vom Solalaki-Gebirgszug aus möglich sind. Die wohl beste Aussicht gibt es von der Bergstation der 2012 eröffnete Gondelbahn, die vom Rike Park aus zum Narikala-Schloss führt.
Und auch die dritte Bergbahn im Bunde bietet attraktive Ausblicke. Eine Standseilbahn („Furnicular“) führt nahe dem Stadtzentrum zum Mtazminda-Berg nach oben.
My Travelworld Tipp |
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Die Gondelbahn kostet 1 GEL pro Fahrt und muss mit der Metro-Card bezahlt werden. Für die Standseilbahn ist für 2 GEL eine separate Karte (Mtazminda-Card) zu erwerben, die dann ebenfalls aufgeladen werden kann. Eine Fahrt kostet hier 2 GEL, Berg- und Talfahrt entsprechend 4 GEL. Diese Karte kann auch für den gleichnamigen Freizeitpark genutzt werden. |
Doch nicht nur die Aussichten sind eine Fahrt nach oben wert. Von der Bergstation der Gondelbahn lässt sich das Narikala-Schloss besuchen. Zudem ist eine schöne kleine Wanderung, entweder zur Mtazminda-Bergstation oder hinunter zum Liberty Square möglich.
Auch bei der Bergstation der Furnicular-Standseilbahn zählt nicht nur der Ausblick. Viele Einheimische zieht es vor allem wegen des hier aufgebauten Freizeitparks hin, der mit Achterbahn, Wildwasserbahn und vielen weiteren Fahrgeschäften für Groß und Klein etwas bietet (und für Fans solcher Attraktionen lohnt sich der Besuch aufgrund des sehr niedrigen Preisniveaus von 1-2 Euro pro Fahrt).
Ansonsten lohnt sich auch einfach ein bisschen der Spaziergang entlang der verschiedenen Wege und Wälder. Für eine Großstadt wie Tiflis ist die kleine Bergkette einfach ein ideales Naherholungsgebiet und bietet optimale Voraussetzungen für ein bisschen Entspannung im Grünen.
Tiflis bei Nacht
Wenn ich schon 10 Tage in einer Stadt bin, dürfen natürlich auch die Nachtansichten nicht fehlen.
Während sich attraktiv und detailreich beleuchtete Gebäude eher in der Minderheit hielten, bietet sich bei der Topografie von Tiflis natürlich eine Fahrt auf einen der Berge an. Auch hier ist die Gondelbahn vom Rike Park zum Narikala-Schloss am besten geeignet, die übrigens vor allem von Einheimischen am Abend viel mehr frequentiert ist als am Tag. Von der Bergstation gibt es dann einen grandiosen Ausblick über Tiflis. Die Stadt so von oben beobachten zu können, führt zu einer grandiosen Stimmung, die ich gerne für einige Minuten genoss.
Wie viele andere Städte im Kaukasus (u.a. Batumi, Eriwan) hat auch Tiflis seine eigene Lichtershow mit Wasserspielen zu bieten. Diese befindet sich im Rike Park und startet gegen 21:00. Auch viele einheimische Familien lassen sich dieses kleine Spektakel nicht entgehen, wenngleich die Show in Batumi meiner Meinung nach besser inszeniert war.
Ausflüge in das Umland von Tiflis
Das Non-Plus-Ultra in Bezug auf Tiflis ist meiner Meinung nach das Umland – sprich, alles was in der Umgebung von max. 200 Kilometern liegt. Mit wüstenähnlicher Steppe, wunderschönen Naturparks, bis zu 5000 Meter hohen Bergen und historischen Städten hat die Region hier alles zu bieten, was sich das Entdeckerherz vorstellt.
Den spektakulärsten und beeindruckendsten Ausflug machte ich in diesem Rahmen nach Kazbegi. Rund 3 Stunden ist der kleine Ort an der georgisch-russischen Grenze von Tiflis entfernt. Von hier aus startet nicht nur eine schöne Wanderung, sondern es gibt auch ein faszinierendes Gebirgspanorama mit Bergen bis zu 5000 Meter hoch.
An eine ganz andere Grenze ging es bei der Tour nach David Gareja. Das Kloster befindet sich an der georgisch-aserbaidschanischen Grenze und ist nicht nur aufgrund seiner Historie und der Jahrhunderte alten Höhlen interessant, sondern auch aufgrund der absolut kargen und unwirtlichen Landschaft.
Ein Kloster gibt es auch in Mtskheta, nur rund 20 Fahrminuten nördlich von Tiflis. Das ruhige Städtchen war bis zum 6. Jahrhundert sogar Hauptstadt von Georgien und ist heute Schau- bzw. Standplatz für einige bedeutende Bauwerke, wie der zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Swetizchoweli-Kathedrale. Wem ein reiner Spaziergang durch die Kleinstadt zu langweilig ist, kann auch die rund einstündige Wanderung zum Jvari-Kloster in Angriff nehmen.
Und auch Gori und Uplistsikhe besuchte ich im Rahmen eines Tagesausflugs ab Tiflis. Die Geburtsstadt Stalins sowie die Felsenstadt Uplistsikhe liegen so nahe beieinander, dass sich eine Kombination regelrecht anbietet.
Mehr Fotos sowie ausführlichere Informationen zu den vielen Ausflügen gibt es dann auch im Reisebericht Georgien.
Exkurs: Hashen mit den Tbilisi Hash House Harriers
Ein persönliches Schmankerl hatte ich mir dann noch für den letzten Tag in Tiflis aufgehoben. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein großer Fan der Hash House Harriers bin. Wer nicht weiß, was Hashen ist, kann sich gerne einmal hier meine kleine Zusammenfassung über das Hashen in Grenada durchlesen.
Da Grenada derzeit nun mal leider außer Reichweite ist, dass Hashen aber in vielen Regionen und Städten weltweit praktiziert wird, schaute ich auch in Tiflis danach und konnte mich so für einen Sonntag bei den Tbilisi Hash House Harriers anschließen. Zwar waren wir lediglich 14 Leute, doch der gelegte Trail führte panoramenreich vom Liberty Square auf den Mtazminda-Berg hinauf.
Trotz 35 Grad – wie übrigens die gesamte Zeit in Tiflis – waren es ein paar schöne Stunden, die wir schließlich im Restaurant an der Bergstation der Furnicular ausklingen lassen. So gab es nicht nur einheimisches Essen wie z.B. Khinkali, sondern dank einiger georgischer Teilnehmer auch noch viele spannende Informationen über Tiflis und Georgien.
Fazit
Nach 10 Tagen in Tiflis verließ ich die Stadt dann schließlich wieder. Sicher war dies ein recht langer Aufenthalt, doch es war besonders schön (und entspannend), mal eine kleine Basis in einer Stadt zu haben. Für „reguläre“ Tiflis-Besucher, die nicht gerade wie ich mit üppigem Zeitbudget auf Weltreise sind, würde ich 6 Nächte, also 5 volle Tage in Tiflis empfehlen. Davon würde ich 2 Tage direkt in Tiflis verbringen – einen in der Altstadt und einen in den umliegenden Bergen – sowie 3 Tage für das Umland einplanen. Ein Must-Do für diese Ausflüge sind Kazbegi und David Gareja, als drittes würde ich dann entweder das von mir nicht besuchte Lagodehki oder eines der anderen oben vorgestellten Ziele empfehlen. Somit würde sich schließlich ein sehr runder und abwechslungsreicher Aufenthalt in Tiflis ergeben.
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Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Ich habe nicht nur Tourismus studiert und mehr als 10 Jahre bei Reiseveranstaltern gearbeitet (gerne helfe ich Euch bei Eurer Reiseplanung), sondern auch knapp 10 Jahre in der Karibik gewohnt (Grenada & Dominikanische Republik) und bereits mehr als 90 Länder bereist.
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danke für den bericht.
sehr informativ ! peter
Gerne geschehen! :-)
Hallo CHris,
danke für den interessanten Bericht.
Frage: wir fliegen nach Tiflis und nach 10 Tagen zurück. Kann man die Ausflüge von Tiflis aus individuell machen oder braucht man auf jeden Fall einen Führer?
Mit freundlichem Gruß, Volker
Hallo Volker,
alle im Reisebericht beschriebenen Ausflüge habe ich individuell von Tiflis aus organisiert, man braucht also nicht unbedingt einen Führer oder Guide.
LG und viel Spaß in Tiflis
Chris
Danke für die Antwort.
Können wir es uns zutrauen, mit einem Mietauto selbst durchs Land zu fahren?
Hallo Volker,
eigentlich sehe ich kein Problem, mit einem Mietwagen durch Georgien zu reisen, insofern Ihr schon Erfahrung mit Mietwagen-Reisen im Ausland gemacht habt.
Mehr Informationen zu Georgien generell findet Ihr auch in meinem Reisebericht Georgien: https://www.my-travelworld.de/georgien/reisebericht-georgien/
LG, Chris
Wenn man in Paris oder Rom schon mal gefahren ist klappt das sicher. Speziell in Tiflis sind die Fahrspuren schlecht markiert, und wenn gut sichtbar interessiert das keinen. Man muss schon sehr aufmerksam sein.
Ausserhalb ist meist wenig Verkehr. Wenn doch und es entsteht ein Stau, wird auf dem Schotterstreifen rechts (staubt wie verrueckt) und in die Gegenfahrbahn chaotisch ueberholt. An den Autobahnen kann man anhalten und einkaufen, es gibt teils keine Beschlsunigungsspur, und wenn muss man damit rechnen dass da jemand parkt. Ich hab mich dran gewoehnt.
Noch was, unbeding nach der Versicherungsdeckung fragen. Deckungssummen von 10000-50000 US$ sind die Regel. Viele Georgier fahren unversichert. Unbedingt auf Kasko ohne SB bestehen.
Hallo Wolfgang,
danke für die Tipps bzgl. der Mietwagen-Anmietung in Georgien. Im Prinzip gelten diese Hinweise für viele Straßenverkehrs technisch nicht ganz so gut entwickelte Länder auf dieser Welt, inkl. Georgien: chaotisches Fahren, wenig Versicherung, andere Sitten – aber wie du sagst, man gewöhnt sich zum Glück schnell dran.
Weiterhin gute Reise in Georgien!
Chris