Reisebericht Trentino – einzigartig idyllisches Val di Rabbi und Wanderungen im Nationalpark Stilfser Joch

Es sollte in die Alpen gehen – wohin, war uns eigentlich egal. Eher durch Zufall landeten wir im Val di Rabbi in der Region Trentino – ein absoluter Glücksgriff. Ein ruhiges Seitental nahezu ohne entwickelten Tourismus, traumhafte Wanderwege, unzählige Wasserfälle, eine beeindruckende Gebirgskulisse und einige Mini-Ortschaften, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint – das Val di Rabbi in Trentino vereinte nahezu alles, was man sich von einem idealen Ziel in den Alpen vorstellt. Es gab so viel zu entdecken, dass es nahezu schade war, nach einigen Tagen wieder abzureisen. Dennoch konnten wir genug erleben, sodass ich Euch jetzt von diesem wirklichen Geheimtipp in den italienischen Alpen vorschwärmen kann.

Reisezeitraum: Juni 2019
Geschrieben: August 2019
Veröffentlicht: Januar 2020

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Begriffsabgrenzung: Südtirol, Trentino, Val di Rabbi, Nationalpark Stilfserjoch und Ortlergruppe

Bevor es zum eigentlichen Reisebericht geht, möchte ich an dieser Stelle erst einmal die Regionen und geografischen Begriffe abgrenzen, damit Ihr ein wenig besser die Gegend einordnen könnt. Wer sich nur für die schönen Eindrücke und Fotos interessiert, kann gleich etwas weiter zum nächsten Abschnitt nach unten scrollen.
Ursprünglich dachten wir, dass wir unseren Urlaub in Südtirol verbringen – wie wir später bei der Reiseplanung lernten, sollte dies jedoch nicht der Fall sein, da sich das Val di Rabbi in Trentino befindet. Südtirol ist die Region von Italien, die sich direkt südlich von West-Österreich befindet – oder anders gesagt ganz im zentralen Norden Italiens. Südtirol ist dabei bekannt als Region, wo noch sehr viel deutsch gesprochen wird, wohingegen davon in Trentino, welches südlich an Südtirol angrenzt, nichts mehr zu spüren ist.

Das Val di Rabbi wiederum befindet sich im Norden von Trentino und ist damit fest in italienischer Hand (und Sprache) – mit deutsch kommt man hier gar nicht weiter. Es ist ein Seitental des Val di Sol, der vom Fluss Noce (Nonbach) durchflossen wird. Wandert man allerdings vom Val di Rabbi für 3-4 Stunden gen Norden, befindet man sich wieder in Südtirol – es stellt also genau die Grenzregion zwischen Südtirol und Trentino dar.

Am Ende des Val di Rabbi, welches lediglich etwas mehr als 10 Kilometer lang ist, befinden sich mit Piazzola, San Bernardo, Rabbi und Bagni di Rabbi kleine Mini-Ortschaften, in denen wir auch unsere schöne Unterkunft buchten.
Ganz am Ende des Val di Rabbi befindet sich wiederum ein Parkplatz, der gleichzeitig den Beginn des Nationalpark Stilfser Joch markiert. Dieser umfasst die gesamte Bergkette im Westen des Tales und führt bis nach Livigno, Bormio sowie der bekannten Passstraße Stilfser Joch.
Ebenso ist das Val di Rabbi sowie der benachbarte Nationalpark Stilfser Joch Teil der Ortlergruppe, jener Teil der Alpen, der sich unter anderem über Teile Südtirols und Trentinos erstreckt und mit dem 3905 Meter hohen Ortler den höchsten Berg markiert, der zudem auch die höchste Erhebung von ganz Tirol ist und eine alpinistisch und historisch hohe Bedeutung besitzt.

Val di Rabbi, Piazzola, Rabbi und San Bernardo

Auch wenn es ursprünglich nach Südtirol gehen sollte, war unsere Wahl für Trentino und das Val di Rabbi letztendlich 100% richtig, denn wir fanden ein ganz ursprüngliches und wunderschönes Alpental vor, welches mit einer wirklich beeindruckenden Bergkulisse aufwartete. Schon der Blick von der Terrasse unseres kleinen Apartments war jeden Tag ein Genuss, vor allem am Morgen zum Frühstück mit der hinter den Bergen aufgehenden Sonne.

Ausblick von unserer Ferienwohnung im Val di Rabbi auf die Berge Trentinos

Auch die weitere Bergwelt, die wir in diesen Tagen intensiv auf Wanderungen erkundeten, war ein echter Genuss. Davon könnt Ihr euch in den Fotos weiter unten überzeugen. Was diese Kulisse ebenfalls so besonders machte war die fehlende Erschließung durch Skilifte. Während in vielen Tälern in den Alpen aktiver Wintertourismus das Landschaftsbild im Sommer nicht unbedingt verschönert, gibt es dies im Val di Rabbi in Trentino nicht. Die kompletten Berge waren also nahezu genau so, wie sie vor Millionen von Jahren geschaffen wurden.

Tolle Bergwelt im Val di Rabbi in Trentino im Norden von Italien

Tolle Bergwelt im Val di Rabbi in Trentino im Norden von Italien

Dieser Effekt setzte sich auch in den kleinen Mini-Ortschaften im Val di Rabbi fort. Große Hotels gibt es hier keine und auch sonst bewegt sich der Tourismus in arg limitierten Grenzen. Piazzola, Bagni di Rabbi, San Bernardo – so heißen die kleinen Dörfer hier, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Die Supermärkte haben wie vor 30 Jahren von 09:00 bis 12:00 und von 15:00 bis 18:00 geöffnet, die Bäckerin machte extra für uns den Laden auf und die lokale Dorfkneipe (das „800“– übrigens mit mega leckerer Pizza) ist Bar, Pizzeria und elegantes Restaurant zugleich.

Tolle Bergwelt im Val di Rabbi in Trentino im Norden von Italien

Über allem dominierend ist aber das Tal mit seinem Fluss, dem Rabies, der stets in schönster Form nach unten fließt. Mit seinem ständigen Rauschen sowie den allgegenwärtigen Wasserfällen verleiht er dem Val di Rabbi eine so gemütliche Atmosphäre, dass man hier eigentlich nicht mehr weg möchte.

Das ursprüngliche und beeindruckende Val di Rabbi im Norden von Italien

Das ursprüngliche und beeindruckende Val di Rabbi im Norden von Italien

Apropos Wasserfälle, die gibt es hier übrigens mehr als reichlich. Nahezu überall schießen kleine Flüsse aus den Bergen heraus, die sich auch aufgrund der sehr steilen Berglandschaft schnell in die Senkrechte begeben und so die besondere Bergkulisse des Val di Rabbi noch imposanter machen. Mehr dazu findet Ihr aber auch weiter unten in diesem Reisebericht.

Wandern im Val di Rabbi in Trentino im Norden von Italien

Der Valorz-Wasserfall

Um diese beeindruckende Kulisse Trentinos im Val di Rabbi nun näher zu erkunden, begaben wir uns auf verschiedenste kürzere und längere Wanderungen.
Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten, gleich von den Dörfern aus zu starten, denn schon die direkte Umgebung hier ist mehr als spannend. So liefen wir zum Beispiel vom kleinen Hauptort (wenn man dies denn so nennen kann) San Bernardo zum Wasserfall Valorz, der sich in einem Talkessel befindet, der schon vom Ort aus beeindruckend anzusehen ist (auch wenn es auf dem Foto nicht komplett rüberkommt).

Wanderung im Val di Rabbi zum Wasserfall Cascate Valorz

Der Weg führt rund 30 bis 45 Minuten in das Tal hinein auf angenehmen und nur leicht ansteigenden Wanderwegen, bis man den Wasserfall, den Cascata Valorz, in voller Pracht sehen kann.

Wanderung im Val di Rabbi zum Wasserfall Cascate Valorz

Der Weg eignet sich auch gut, um das Val di Rabbi und hier insbesondere San Bernardo und Umgebung ein klein wenig von oben zu betrachten. Da der Weg direkt im Dorf startet, ist der Blick nach ein paar hundert Metern entsprechend gut.

Das ursprüngliche und beeindruckende Val di Rabbi im Norden von Italien

Und auch noch eine Mini-Sehenswürdigkeit gibt es am Wegesrand zum Wasserfall Valorz. „Der kleine Bär“ wurde unauffällig, aber irgendwie witzig in die Natur gesetzt – einfach unter Zuhilfenahme der Natur.

Der Bär im Val di Rabbi auf dem Weg zum Cascate Valorz

Die Hängebrücke „Ragaiolo“

Ebenfalls fußläufig erreichbar vom Dorf – hier aber eher vom oberen Teil bei Bagni di Rabbi – ist die Hängebrücke Ragaiolo. Diese spannt sich über den Fluss Ragaiolo sportliche 60 Meter über den tosenden Fluss.

Die Hängebrücke Ragaiolo im Val di Rabbi

Von der Hängebrücke aus hat man einen spannenden Blick auf den Wasserfall sowie auch direkt nach unten auf den Fluss. Interessanterweise muss hier kein Eintritt bezahlt werden, sodass man die Hängebrücke Ragaiolo nach Belieben begehen kann.

Die Hängebrücke Ragaiolo im Val di Rabbi

Die Hängebrücke lässt sich vom Parkplatz in etwas mehr als einer Stunde erkunden, es ist also nur eine kurze Runde – dafür allerdings mit einem knackigen Anstieg sowie wunderschönen Ausblicken.

Wanderung zur Edelweisshütte und den Haselgruber Seen

Wenn es etwas länger sein darf, empfiehlt sich eine Wanderung nach Norden in Richtung Rabbijoch, der benachbarten Edelweisshütte (Refugio Stella Alpina) sowie den Haselgruber Seen (Lacs de Corvo). Diese Tour führt bis auf rund 2400 Höhe hinauf und ist eine schöne Option für eine Wanderung ins alpine Gelände. Es stehen verschiedene Schwierigkeitsgrade in Bezug auf Steilheit und Länge zur Verfügung, wobei die meisten der Wege etwas gemeinsam haben: ein wild tosender Fluss und kleine Wasserfällchen sind nicht weit.

Tolle Bergwelt der Ortlergruppe im Norden von Italien

Wasserfälle überall im Val di Rabbi im Trentino

Auch ein Blick auf die gegenüberliegende Bergkette lohnt sich. Durch das relativ enge Val di Rabbi wirkt diese besonders nahe und somit beeindruckend.

Tolle Bergwelt der Ortlergruppe im Norden von Italien

Im oberen Teil, in der Nähe der Edelweisshütte, wird dann schnell deutlich, dass es ins alpine Gelände geht. Zum Einen hören die Bäume sehr schnell an der Baumgrenze von rund 2000 Metern auf, zum Anderen ist rund um die Hütte der noch verbleibende Schnee des Winters zu finden.

Das Rabbijoch auf dem Weg zur Edelweisshütte in der Ortlergruppe

Die Edelweisshütte Refugio Stella Alpina am Rabbijoch

Dies führte auch dazu, dass der Anblick der Haselgruber Seen, eine Ansammlung von mehreren Seen rund 10 bis 30 Minuten hinter der Edelweisshütte, auch komplett anders war als erwartet. Statt einem kristallklaren Gletschersee begrüßte uns ein noch zum Teil zugefrorener See mit viel Schnee und Geröll im Umfeld, der in Verbindung mit den grauen Wolken ein ganz unsommerliches Bild zeichnete. Dennoch war es spannend, diese Kulisse mit beeindruckenden 3000ern im Hintergrund sich selbst über rund 1200 Höhenmeter erarbeitet zu haben.

Die Haselgruber Seen oberhalb der Edelweisshütte am Rabbijoch

Die Edelweisshütte befindet sich übrigens relativ genau an der Grenze zu Südtirol, sodass wir zumindest mit einem Fuß mal kurz in der Region standen, wo wir ursprünglich hin wollten. 😉

Blütenpracht in den italienischen Dolomiten in Trentino

Wanderung zum Cascata del Saènt und zur Malga Pra di Saènt

Das Highlight aller Touren, die wir hier im Norden von Trentino überwiegend zu Fuß zurücklegten, war jedoch jene Wanderung zum Wasserfall Saènt (Cascata del Saènt) sowie zur Hochalm Pra di Saènt. Es hatte die schönsten Ausblicke zu bieten und bezauberte uns mit einer idyllischen Berg-Atmosphäre, wie ich sie schon länger nicht mehr erlebt habe. Es war sogar so bezaubernd, dass mich diese Tour glatt zu einem eigenen Artikel verleitete, den Ihr hier nachlesen könnt.

Das beeindruckende Val di Rabbi in Trentino in den Dolomiten von Italien

Ein Ziel dieser Tour waren die Wasserfälle Saént (Cascata del Saènt), welche zugleich auch die beeindruckendsten Wasserfälle des Val di Rabbi waren. Über mehrere Stufen stürzt der Fluss Rabies hier bis zu 200 Meter in die Tiefe, wobei es zwei verschiedene Aussichtspunkte gibt, die den Wanderweg säumen.

Der Wasserfall Cascata del Saent im Val di Rabbi in Trentino

Der Wasserfall Cascata del Saent im Val di Rabbi in Trentino

Doch die Wasserfälle waren gar nicht unbedingt das beeindruckendste dieser Wanderung. Viel mehr war es dieses unberührte Bergpanorama, die gewaltige Alpenkulisse, die vielen kleinen versteckten Fotomotive, die Ruhe, die Idylle – einfach alles, was eine zauberhafte Natur ausmacht. Hinter jeder Ecke versteckte sich eine neue tolle Ansicht, sodass wir immer wieder spannende Sachen entdeckten. Meine Kamera hatte auf jeden Fall Hochbetrieb.

Wandern im Val di Rabbi in Trentino im Norden von Italien

Wandern im Val di Rabbi in Trentino im Norden von Italien

Unser Ziel, wo wir schließlich aufgrund von Wetter und Zeit umdrehen mussten, war die Hochalm Malga Pra di Saènt. Auch hier das selbe Bild: Natur-Idylle pur, ein rauschender Fluss mit zahlreichen Seitenbächen sowie eine beeindruckende Bergkulisse im Hintergrund.

Wanderung durch das Val di Rabbi und das Pra di Saent

Jetzt wisst Ihr, warum ich diese Wanderung zum Cascata del Saènt und zur Malga Pra di Saènt separat in einem Blogpost beschrieben habe, oder? ;-)

Fazit

Beim Schreiben dieses Reiseberichts über das Val di Rabbi bekomme ich gleich unheimlich Lust, noch weitere Teile von Trentino zu erkunden. Die Bergwelt hier war einfach unheimlich faszinierend, sodass ich am liebsten gleich wieder die Wanderschuhe schnüren möchte. Es war zwar eher Zufall, dass wir hier im Val di Rabbi landeten, aber ein absoluter Glückstreffer und definitiv eines der schönsten Alpentäler, die ich bisher besucht habe. Dank des extrem sanften Tourismus und des nicht vorhandenen Wintersports fanden wir hier im Norden von Trentino eine absolut intakte Natur ohne großartige Infrastruktur, Hotelbunker etc.. Der ursprüngliche Charme dieses ruhigen Seitentals war somit überall zu spüren, sodass ich mir die Atmosphäre am liebsten eingepackt hätte. Da dies nicht geht, muss hoffentlich in Zukunft eine neuerliche Reise in die norditalienischen Alpen herhalten. Für mich ging es nach Trentino erst einmal weiter in Richtung Rom, wo ich einige Tage die Hauptstadt Italiens erkundete und auch einen Abstecher in ein für mich neues Land einlegen konnte.

Wäre die Region Trentino etwas für Euch? Habt Ihr Fragen zu dieser doch eher unbekannteren Gegend, vor allem dem Val di Rabbi? Lasst mir gerne einen Kommentar da.

Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Ich habe nicht nur Tourismus studiert und mehr als 10 Jahre bei Reiseveranstaltern gearbeitet (gerne helfe ich Euch bei Eurer Reiseplanung), sondern auch knapp 10 Jahre in der Karibik gewohnt (Grenada & Dominikanische Republik) und bereits mehr als 90 Länder bereist.
Aktuell bin ich als Digitaler Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei ich die Karibik weiterhin regelmäßig besuche. Mehr über mich findet Ihr hier, ebenso wie einige Links zu meinen Experten-Beiträgen auf anderen Websites oder in Podcasts.
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