Reisebericht Bolivien I

Reisebericht Bolivien I – der Norden: La Paz, die 6000er und das Amazonas-Becken

Hoch, höher, Bolivien – so könnte das Motto meiner ersten drei Wochen im Land lauten, die sich überwiegend im Norden abspielten. So besuchte ich im Land unter anderem den höchsten Regierungssitz der Welt und versuchte mich an der Besteigung eines 6000er-Gipfels. Was es sonst noch Spannendes im Norden des Landes gab und wie hoch es schließlich hinaus ging, findet Ihr beim Weiterlesen heraus!

Reisezeitraum: März 2015 / 3 Wochen
Geschrieben: April 2015
Veröffentlicht: Juli 2015

>> Zur Übersicht der Reiseberichte
>> Zur Bergtour auf den Huayna Potosi, 6.088 Meter
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>> Zu meinem Weltreise-Round-Up / Zusammenfassung

Überblick Reisebericht Bolivien I

  1. Reiseplanung und Anreise
  2. La Paz, die höchste Hauptstadt der Welt
  3. Huayna Potosi, Bergsteigen zum persönlichen Höhepunkt
  4. Titicacasee, der höchste schiffbare See der Welt
  5. Von La Paz nach Rurrenabaque – die gefährlichste Straße der Welt
  6. Die Pampas – höchste Konzentration auf die Tierwelt
  7. Von Rurrenabaque nach Puerto Quijarro – im Höchsttempo in Richtung Paraguay
  8. Puerto Quijarro und Puerto Busch – höchste Abgeschiedenheit in Boliviens Osten
  9. Fazit und Weiterreise

Reiseplanung und Anreise

Bolivien dürfte das erste Land seit langem sein, welches in keinster Weise mit einem Flug verbunden ist – Anreise per Bus, Ausreise per Boot (ja, man kann in einem Land ohne Meerzugang tatsächlich per Boot ausreisen) und während des Aufenthalts ebenfalls keinerlei Inlandsflug. Entsprechend flexibel war ich auch in der Reiseplanung, denn außer dem Treffen mit einer Freundin in La Paz hatte ich keinerlei Verpflichtungen. Einhergehend waren auch meine Reisepläne recht bescheiden: neben der Hauptstadt La Paz wollte ich noch ein wenig in den fantastischen Anden trekken gehen sowie das Amazonasbecken besuchen, da ich dies in Peru aus Zeitgründen ausgelassen hatte. Auch die Salzwüste von Uyuni stand auf meinem Programm. Da sich diese aber im Süden von Bolivien befand, findet Ihr den Bericht hierzu im Reisebericht Bolivien II.

Mein im weiteren Verlauf folgender Abstecher nach Ost-Bolivien – Trinidad, Santa Cruz und Puerto Quijarro – war so definitiv nicht geplant. Grund war aber vor allem, dass ich nach dem Verfolgen des „Gringo-Trails“ (nahezu von allen Touristen bereiste Standard-Route in Peru und Bolivien) in Peru ein bisschen Abwechslung brauchte und so ein bisschen off-the-beaten-track reiste – was mir dann aber auch so richtig deftig gelang.

Die Landkarte meiner fast 6-wöchigen Bolivien-Reise

Die Einreise erfolgte wieder einmal per Nachtbus, die mich in Bolivien noch intensiver begleiten sollten als in Peru (mehr dazu auch im folgenden Artikel über das Busfahren in Südamerika). Allerdings erwischte ich dabei mit Trans Salvador eine der schlechtesten Gesellschaften, denn der Bus war alt und es regnete durch das Dach hinein – mitten auf meinen Sitz. Immerhin war der Grenzübergang in Desaguadero relativ problemlos. Den Ausreisestempel für Peru und den Einreisestempel für Bolivien gab es relativ fix, sodass die Grenzprozedur für den gesamten Bus (Einsteigen vor der peruanischen Kontrolle, Aussteigen nach der bolivianischen Einreise) innerhalb einer Stunde erledigt war.

Der Grenzübergang von Peru nach Bolivien in Desaguadero

My Travelworld Info-Box: Grenzübergang Desaguadero (Peru-Bolivien)
Der Grenzübergang von Peru nach Bolivien in Desaguadero ist problemlos zu machen. Mit Bus oder Minivan geht es bis direkt vor das kleine Häuschen, wo es den Ausreisestempel für Peru gibt. Anschließend lauft Ihr über die Brücke und geht in die kleine, aber lange Flachbaracke, wo Ihr Euch zunächst an einem separaten Schalter das auszufüllende Einreiseformular abholen müsst. Anschließend könnt Ihr Euch am Einreiseschalter anstellen und den Stempel im Pass abholen. Bei meiner Ankunft in Desaguadero am Samstagmorgen gegen 08:00 war die komplette Ausreise- und Einreiseprozedur in weniger als 30 Minuten erledigt. Bitte beachtet, dass es in Desaguadero keine Grenzkontrollen gibt. Kümmert Ihr Euch also nicht selbst um die Stempel, bekommt Ihr später mit ziemlicher Sicherheit ein Problem.

La Paz, die höchste Hauptstadt der Welt

Während ich den Titicacasee, der bei einer Einreise nach Bolivien aus Peru die naheliegendste Option ist, zunächst ausließ, war La Paz mein erster Anlaufpunkt im Land. Die Hauptstadt, die sich auf einer Höhe von rund 3.200 bis zu sage und schreibe 4.100 Meter erstreckt, befindet sich in einem riesigen Talkessel, ohne dass jedoch die Höhenlagen mit Bebauung ausgelassen wurden. Ergebnis ist eine beeindruckende Szenerie aus Häuserschluchten, schneebedeckten Gipfeln und allen weiteren Landschaftsformen, die dazwischen noch Platz haben.

Blick auf La Paz, die größte Stadt in Bolivien

Spannend ist in La Paz auch die Fortbewegung. Neben den Minibussen, die es in nahezu jeder Stadt Lateinamerikas gibt, wird derzeit an einem großen Projekt gearbeitet, was quasi zu einem Drittel abgeschlossen ist. Der so genannte Teleferico besteht aus drei eröffneten von insgesamt neun geplanten Gondelbahn-Linien, die die verschiedenen Stadtteile miteinander verbinden. Eine (Untergrund)-Metro ist in La Paz aufgrund der besonderen geografischen und geologischen Lage nicht möglich.

Beste Aussichten gibt es mit dem Teleferico, der Gondelbahn von La Paz

Ganz nebenbei sieht man so La Paz in einer perfekten Perspektive von oben.

Beste Aussichten gibt es mit dem Teleferico, der Gondelbahn von La Paz

Beste Aussichten gibt es mit dem Teleferico, der Gondelbahn von La Paz

Wer ein idyllisches, kaum besuchtes und nahe gelegenes Ausflugsziel sucht, wird in La Paz mit dem Muela del Diablo fündig. In rund ein bis zwei Stunden lässt sich dieser exponierte Felsen besteigen und bietet anschließend perfekte Aussichten auf La Paz und das Umland.

My Travelworld Info-Box: in Bolivien kostenlos mit der Kreditkarte Bargeld abheben
Schon seit Jahren nutze ich die DKB-Kreditkarte und kann damit weltweit kostenlos Bargeld abheben. Auch in Bolivien funktionierte dies wieder reisbungslos, sodass ich an allen Geldautomaten im Land problemlos an die lokale Währung Bolivianos kam. Für Reisen empfehle ich Euch solch eine Kreditkarte unbedingt. Aus diesem Anlass habe ich einen ausführlichen Artikel geschrieben, in dem ich auf die Vor- und Nachteile einzelner Kreditkarten-Anbieter eingehe – auch auf die DKB-Visa-Card.

Mehr zur Stadt, was es sonst noch zu sehen gibt, warum man einen langen Atem benötigt und weitere Fotos findet Ihr im Reisebericht La Paz.

My Travelworld Tipp
Lasst es langsam angehen in La Paz, die Höhe ist nicht zu unterschätzen. Trinkt viel Wasser, lauft langsam und schlaft ausreichend!

Eine Sache, die Ihr schlussendlich auf keinen Fall unterschätzen solltet, ist die Höhe von La Paz. Es ist auf keinen Fall empfehlenswert, eine Südamerika-Reise in La Paz zu beginnen oder anderweitig von Meeresniveau in die höchste Hauptstadt der Welt einzureisen – Ihr werdet bei einem Niveau von rund 3.700 Metern, auf der sich die Altstadt befindet, definitiv Probleme bekommen. Reist also am besten von Cuzco, Arequipa, Puno, Cochabamba oder Uyuni nach La Paz.

Huayna Potosi, Bergsteigen zum persönlichen Höhepunkt

Wenn ich schon einmal in der höchsten Quasi-Hauptstadt (eigentlich ist Sucre die Hauptstadt von Bolivien, La Paz ist lediglich der Regierungssitz) der Welt bin, sollte es für mich noch höher hinaus gehen. Schließlich haben die spektakulären Anden in Peru sowie der Salkantay Trek auf 4.630 Meter Lust auf mehr gemacht. Aus diesem Grund buchte ich mich in eine der zahlreich in La Paz angebotenen Touren zum Huayna Potosi (6.088 Meter) ein, die zwei oder wie in meinem Fall drei Tage dauern. Der Gipfel ist eine der einfachsten 6000er der Welt, wenngleich „einfach“ in diesem Fall für normale Wanderer immer noch relativ „schwer“ bedeutet.

Blick auf den 6.088 Meter hohen Huayna Potosi nahe La Paz

Auch wenn ich letztendlich die Besteigung nicht schaffte (warum, das lest Ihr hier), war die Tour gleich ein doppelter Erfolg. Zum Einen erreichte ich mit 5.500 Meter meinen persönlichen Höhenrekord, zum Anderen war die Kulisse einfach wahnsinnig spektakulär. Ich würde behaupten, eine so unglaubliche Szenerie aus Gipfeln, Gletschern, Tälern, Gebirgszügen und Wolken noch nie gesehen zu haben.

Das Basis-Camp des Huayna Potosi in Bolivien

Die beeindruckenden Gletscher der bolivianischen Anden rund um den Huayna Potosi

Atemberaubende Aussichten vom High Camp des Huayna Potosi auf die Anden Boliviens

Atemberaubende Aussichten vom High Camp des Huayna Potosi auf die Anden Boliviens

Lust bekommen? Dann lest doch gerne hier im ausführlichen Bericht über den Huayna Potosi weiter, was wir außer dem (versuchten) Sturm auf den Gipfel noch angestellt haben und wie sich der Körper bei einer Nacht auf 5.300 Metern verhält.

Titicacasee, der höchste schiffbare See der Welt

Ebenfalls als 3-Tages-Trip von La Paz aus – im Gegensatz zum Huayna Potosi allerdings selbst organisiert – machten wir uns auf zum Titicacasee, dem auf rund 3.800 Meter höchst gelegenen schiffbaren See der Welt. Mit Copacabana bietet die bolivianische Seite des Sees dabei einen optimalen Ausgangs- und Aufenthaltspunkt. Zwar ist das kleine Dorf etwas touristisch, doch Charme hat es allemal, sodass selbst ich hier hätte leicht hängen bleiben können. Mittelpunkt von Copacabana ist die große Kathedrale.

Die hübsche Kathedrale in Copacabana am Titicacasee

Ein Must-Go im Ort ist der Cerro Calvario, ein rund 160 Meter hoher Berg (Höhe über NN 3.966 Meter), der sich in 30 bis 45 Minuten gemütlich erlaufen lässt. Allerdings merkt man auch schnell, dass man sich nicht am Meer befindet, wie die Ausblicke vielleicht vermuten lassen, sondern mal eben auf knackigen 3.900 Meter. Sei es drum, wenn Ihr oben seid, könnt Ihr die fantastischen Aussichten auf Copacabana und den Titicacasee genießen.

Copacabana, einer der schönen Orte am Titicacasee

Der Titicacasee bei Copacabana, geteilt zwischen Bolivien und Peru

Ein weiterer Standard-Ausflug von Copacabana ist der Ein- oder Mehrtagestrip zur Isla del Sol, der so genannten Sonneninsel. Die autofreie Insel bietet einige alte Inka-Ruinen, eine weitläufig spürbare Laid-Back-Atmosphäre sowie gute Wandermöglichkeiten für ein oder zwei Tage. Bootstickets (ca. 25 BOB one-way; ca. 3,50 €) für die knapp zweistündige Überfahrt gibt es an jeder Agentur in Copacabana und Unterkünfte – für die die länger bleiben wollen – gibt es vor allem im kleinen Ort Yumani zu Genüge.

Die Isla del Sol, ein beliebtes Touristenziel im zu Peru und Bolivien gehörenden Titicacasee

Wahrscheinlich muss man auch mindestens eine Nacht auf der Isla del Sol bleiben, um den ganzen Charme der Insel spüren zu können. Zwar war der Tag auf der Isla nett, den Hype um die Sonneninsel kann ich jedoch nicht verstehen und würde es auch nicht als Pflichtprogramm einer Bolivien-Reise sehen. Die Wanderung um die Insel (im Gegensatz zu vielen anderen Besuchern nahm ich die große und lange Runde) war maximal semi-spannend, die Sehenswürdigkeiten hielten sich in Grenzen und die drei verschiedenen verpflichtenden Eintrittsgebühren nur für das „Passieren“ auf der Insel grenzen schon arg an Touristen-Abzocke. Einen Daumen hoch kann ich also für die Isla del Sol nicht verteilen.

Die Isla del Sol, ein beliebtes Touristenziel im zu Peru und Bolivien gehörenden Titicacasee

Die Isla del Sol, ein beliebtes Touristenziel im zu Peru und Bolivien gehörenden Titicacasee

Die Isla del Sol, ein beliebtes Touristenziel im zu Peru und Bolivien gehörenden Titicacasee

Von La Paz nach Rurrenabaque – die gefährlichste Straße der Welt

Nach 7 Nächten in La Paz, 2 am Huayna Potosi und 2 am Titicacasee sollte und wollte ich anschließend nun diese megamäßigen Höhen verlassen. Irgendwann möchte man dann doch auch wieder die kleinen Anstrengungen des Lebens meistern, ohne gleich komplett außer Atem zu kommen. Ziel war daher Rurrenabaque, welches zum Amazonas-Becken und damit auch zum Flachland von Bolivien gehört.

Die Busfahrt von La Paz nach Rurrenabaque dauert satte 17 Stunden und ist definitiv nichts für schwache Nerven – aber ein absolut spektakuläres Erlebnis. Während es zwar offiziell eine neue, asphaltierte Straße von La Paz ins nördliche Flachland gibt, die die „Death Road“ („die gefährlichste Straße der Welt“) umfährt, schienen wir trotzdem Teile davon zu fahren – anders sind die tausend Meter tiefen Abgründe und die Schlammpiste über Stunden hinweg nicht zu erklären.

Die Death Road (Straße des Todes) von La Paz nach Rurrenabaque

Gerade mit Gegenverkehr wurde es zum Teil richtig spannend. Da auf der Death Road noch Linksverkehr herrscht (wahrscheinlich damit der Fahrer den Abgrund besser einschätzen kann) und ich einen Fensterplatz auf der linken Seite hatte, konnte ich immer genau beobachten, wie haargenau wir navigieren mussten und wie viel (oder besser gesagt wie wenig) noch zwischen Rad und Kante passte.

Die Death Road (Straße des Todes) von La Paz nach Rurrenabaque

Die Death Road (Straße des Todes) von La Paz nach Rurrenabaque

Letztendlich hatten wir aber scheinbar einen erfahrenen Busfahrer, der uns sicher und sogar eine Stunde eher ans Ziel als geplant brachte. Irgendwann wurde es ohnehin dunkel, sodass wir das „Elend“ nicht mehr mit ansehen mussten.

Die Pampas – höchste Konzentration auf die Tierwelt

Nach Ankunft in Rurrenabaque meldete ich mich gleich direkt am Morgen noch für eine der Touren an. Der Ort ist Ausgangpunkt für mehrtägige Exkursionen sowohl in den dicht bewachsenen Dschungel als auch in die so genannten Pampas, einer etwas offeneren Seen- und Flusslandschaft. Ich entschied ich mich aufgrund der höheren Chancen auf Tierbeobachtungen für die Pampas-Tour, zumal ich im vergangenen Jahr doch relativ häufig im Regenwald war (u.a. Suriname River in Suriname, Taman Negara in Malaysia, North Negros in den Philippinen).

My Travelworld Tipp
Meine Pampas-Tour buchte ich bei Fluvial Tours direkt in Rurrenabaque. Für 500 Bolivianos (ca. 65 €) gab es eine dreitägige-Tour inkl. 2 Nächte in einer River Lodge, Transport in die Pampas und zurück, Vollpension inkl. Getränke, zahlreiche Exkursionen per Boot und einem mehr oder weniger englisch sprechenden Guide. Fluvial Tours kann ich sehr empfehlen, denn die Organisation war sehr gut, das Essen fantastisch (mit viel Gemüse – eine wahre Rarität in Bolivien) und unser Guide ökologisch bewusst – was wohl nicht bei allen der Fall sein soll.

Während der drei Tage in den Pampas sahen wir schließlich in der Tat eine Menge von Tieren: Affen, Krokodile, Kaimane, Adler, Schildkröten, Piranhas, Delfine und Anakondas waren einige der zu beobachtenden Exemplare, wenngleich viele davon doch eher schwer vor die Kamera zu bekommen waren.

3-Tages-Tour in die Pampas von Rurrenabaque aus

Zu drei wunderschönen Tagen trug auch die fantastische Szenerie der Pampas bei. Gemütlich im Boot sitzen und durch die abwechslungsreiche Landschaft war genau das, was ich nach den vielen Höhenmetern und Trekkingtagen gebraucht hatte.

3-Tages-Tour in die Pampas von Rurrenabaque aus

3-Tages-Tour in die Pampas von Rurrenabaque aus

3-Tages-Tour in die Pampas von Rurrenabaque aus

Wenn sich last but not least dann auch noch ein Sonnenaufgang dazu gesellt, kann man eigentlich nur noch von einer perfekten Kulisse sprechen – die tausenden Moskitos einmal ausgeblendet.

Sonnenuntergang in den Pampas von Bolivien

My Travelworld Tipp
Moskitospray, Sonnenmilch und Wasser werden Eure wichtigsten Begleiter für eine Pampas-Tour sein. Ihr seid quasi mehr als 48 Stunden lang der puren Natur ausgesetzt und könnt maximal unter das Moskitonetz der River Lodge fliehen – dennoch sollte Ihr für den Tag und vor allem den Abend ein kräftiges Moskitospray parat haben.

Außer den Dschungel- und Pampas-Touren hat Rurrenabaque übrigens nicht viel zu bieten. Der Ort ist klein und überwiegend ruhig, maximal der Aussichtspunkt lohnt einen kurzen Spaziergang.

Kleiner Aussichtspunkt im Städtchen von Rurrenabaque

Von Rurrenabaque nach Puerto Quijarro – im Höchsttempo in Richtung Paraguay

Während 99% aller Reisenden nach Rückkehr von der Exkursion wieder die Rückfahrt oder den Rückflug nach La Paz antreten, verabschiedete ich mich nun endgültig vom touristischen Bolivien und verließ jeglichen „beaten path“, wobei dieser in Rurrenabaque schon deutlich ursprünglicher war. Mit meiner Route in Richtung Osten sollte ich aber für die komplette nächste Woche keine weiteren westlichen Reisenden mehr treffen.

Die größte Herausforderung bestand aber zunächst, aus Rurrenabaque loszukommen. Mein Bus, der mich in rund 12 Stunden nach Trinidad bringen sollte, wurde an zwei Tagen in Folge storniert, da in Folge eines kräftigen Regens alle Zufahrtsstraßen nach Rurrenabaque blockiert waren – mit Ausnahme jener in Richtung Trinidad. Also musste ich vom Bus auf die kleinen und teureren Shared Taxis ausweichen und statt einem Nachtbus mit drei verschiedenen Minivans fahren – sozusagen einmal klassisch über die Dörfer. Immerhin sah ich so etwas von der Szenerie, wenngleich diese nicht unbedingt spektakulär war.

Die Straße von Rurrenabaque nach San Borja

Vorteil der Umplanung war, dass ich meine Reise in San Ignacio de Moxos unterbrechen konnte – einem kleinen Örtchen en route und deutlich schöner als Übernachtungs-Spot im Vergleich zu Trinidad.

Das kleine Dörfchen San Ignacio de Moxos mitten im Norden von Bolivien

Dennoch, viel zu sehen oder erleben gab es in San Ignacio de Moxos nicht. Nach mehreren Nachfragen bei den Einheimischen wurde mir immerhin die örtliche Lagune genannt, die in der Tat ziemlich idyllisch war.

Das kleine Dörfchen San Ignacio de Moxos mitten im Norden von Bolivien

Um mir am nächsten Tag die ewige Warterei auf die nicht gerade komfortablen Shared Taxis zu ersparen, entschied ich, zur Abwechslung mal wieder zu trampen. Dies klappte auch perfekt und ich landete nach 5 Minuten auf der Ladefläche eines Pick-Ups (gemeinsam mit Papayas und Bananen) und konnte so in Premiumposition die Strecke nach Trinidad genießen – auch wenn ich durch die Staubpiste nach zwei Stunden kaum mehr von der Farbe der Straße zu unterscheiden war. Spannend waren auf dieser Strecke vor allem die beiden Fährpassagen, die notwendig sind, da einfach noch keine Brücke existiert. Off-Road Travelling at its’ best!

Autofähre zwischen San Ignacio de Moxos und Trinidad

Trinidad selbst ist nicht mehr als ein kleines Regionalzentrum und kaum einen längeren Aufenthalt wert. Aus diesem Grund zog ich direkt weiter und buchte einen Nachtbus nach Santa Cruz, der mit 50 Bolivianos genauso günstig war wie ein normales Hostel – effektiver kann man in Bolivien nicht reisen.

Wieder einmal ein Nachtbus, diesmal von Trinidad nach Santa Cruz de la Sierra

Mittlerweile kristallisierte sich heraus, dass ich gerne noch eine Extra-Runde über Paraguay drehen wollte. Aufgrund einer dort bevorstehenden Bootsabfahrt sowie dem Fakt, dass auch Santa Cruz de la Sierra kaum Nennenswertes bot, buchte ich direkt den nächsten Nachtbus nach Puerto Quijarro.

My Travelworld Tipp
Neben den Bussen gibt es von Santa Cruz de la Sierra nach Puerto Quijarro auch eine Zugverbindung. Diese verkehrt sechsmal wöchentlich, wobei dreimal ein langsamer, einfacher und günstiger Zug eingesetzt wird und dreimal ein schneller, komfortabler und teurer Zug. Meines Erachtens hat Letzterer keine Vorteile, da man mit dem Schnellzug (Abfahrt gegen 18:00 statt 13:00 mit dem „Bummelzug“) ausschließlich im Dunkeln unterwegs ist und somit nichts von der Landschaft sieht. Da an meinem Reisetag nur der Schnellzug unterwegs war, entschied ich mich schließlich für den Nachtbus, der zu einem Viertel des Preises die Strecke fuhr.

Vorher drehte ich jedoch noch eine Runde durch Santa Cruz und entdeckte immerhin den sehr schönen Plaza de 24 de Septiembre.

Die Altstadt von Santa Cruz de la Sierra im Osten von Bolivien

Die Altstadt von Santa Cruz de la Sierra im Osten von Bolivien

Zwei Nachtbusse sind normalerweise ein Totschlagsargument für jeden Reisenden – nicht jedoch in Südamerika. Auch nach der zweiten Nacht in Folge in einem Bus kam ich relativ ausgeruht am Zielort an – diesmal in Puerto Quijarro an der Grenze von Bolivien zu Brasilien. Dies waren mal knackige 1.500 Kilometer, die ich somit in 48 Stunden zurückgelegt hatte. Für bolivianische (Straßen-)Verhältnisse ist das ein echter Marathon. In dem kleinen Grenzort ging es schließlich darum, meinen Ausreisestempel zu bekommen, um in ein kleines Abenteuer zu starten, welches ich mir selbst spontan geplant und ausgedacht hatte.

My Travelworld Info-Box: Grenzübergang Puerto Quijarro
Der Grenzübergang in Puerto Quijarro ist lediglich von 08:00 bis 18:00 geöffnet. Gerade am Morgen, nachdem alle Nachtbusse und auch der Zug die Passagiere in Puerto Quijarro entladen hat, kommt es dort zu Wartezeiten von bis zu 3 Stunden. Die bolivianischen Behörden arbeiten hier leider extrem langsam. Wenn Ihr Euch es also einrichten könnt, kommt Ihr am besten erst nach 11:00 an der Grenze an.
Nachdem Ihr Euren Ausreisestempel bekommen habt, geht Ihr schließlich den kurzen Weg zur brasilianischen Grenze und nehmt dort die Einreiseprozedur.

Puerto Quijarro und Puerto Busch – höchste Abgeschiedenheit in Boliviens Osten

Nachdem ich den Ausreisestempel im Reisepass hatte, begab ich mich auf eine etwas ungewöhnliche Mission – ich ging zurück nach Bolivien. Eigentlich ein No-Go nach Passieren der Passkontrolle. Grund dafür war ein Cargo-Boot (die „Aquidaban“), welches von Bahia Negra starten sollte – im nördlichsten Zipfel Paraguays. Diesen erreicht man am besten via einer so genannten grünen Grenze, also einem Streifen ohne Grenzposten, in diesem Falle zwischen Bolivien und Paraguay.

Aufgrund der nicht vorhandenen Grenze musste ich mir meinen benötigten Ausreisestempel also in Puerto Quijarro holen. Anschließend ging es zurück nach Bolivien nach Puerto Suarez. Hier hieß es schließlich warten. Warten auf ein Fahrzeug (eine Busverbindung gibt es hier nicht), was die rund 150 km in den äußersten ost-südöstlichsten Zipfel von Bolivien nach Puerto Busch ebenfalls zurücklegt. Meine Chancen wurden mir hier als sehr gering eingeräumt, denn normalerweise legen nur 1-2 Autos diese Strecke täglich zurück. Kein Wunder, denn Puerto Busch besteht exakt aus einem Haus, wie ich einige Stunden später sehen sollte.

Puerto Busch, das wohl kleinste Dorf von Bolivien

Wie es der Reisegott und der liebe Zufall so wollten, hielt nach nur 10 Minuten ein Auto auf mein Handzeichen an – und dieses fuhr direkt nach Puerto Busch. Was folgte, war eine der schönsten Fahrten durch die bolivianische Prärie, namentlich durch das Pantanal. Die Region, die sich Brasilien, Paraguay und Bolivien teilen, ist berühmt für die vielen Tier- und insbesondere Vogelarten sowie die unberührte und nahezu unendliche Sumpf-, Fluss- und Seenlandschaft. Im Gegensatz zum touristisch relativ erschlossenen und damit teuren Pantanal in Brasilien war meine Fahrt durch den bolivianischen Teil for free und zudem noch sehr beeindruckend.

Das Pantanal von Bolivien

Das Pantanal von Bolivien

Nach rund 4 Stunden Fahrt über unasphaltierte Piste endete schließlich meine Fahrt in Puerto Busch. Hier, wo der Rio Paraguay entlang fließt, endet auch Bolivien – mein Abenteuer sollte aber entlang des Flusses weitergehen.

Puerto Busch, wohl das Ende von Bolivien

Fazit und Weiterreise

Mit dem Abstecher nach Paraguay endeten meine ersten rund drei Wochen in Bolivien, die mich vor allem in die Hochländer rund um La Paz sowie das Amazonasbecken führten – jeweils im nördlichen Teil des Landes gelegen. Gerade La Paz und die umliegenden Bergketten – inklusive dem Huayna Potosi – haben mich zutiefst beeindruckt und waren eine der spektakulärsten Gebirgsszenerien, die ich je gesehen habe. Nach der sehr tierreichen Tour in den Pampas von Rurrenabaque folgte mit der gesamten nördlichen Traverse eine Route abseits jeglichen Tourismus’, die mich schließlich bis an die Grenze von Paraguay führte.

Im bald erscheinenden zweiten Teil lest Ihr schließlich von Tarija, Potosi, Uyuni & Co. Aanhand dem Fakt, dass ich wieder nach Bolivien zurückgekommen bin (alternativ wäre auch eine Route via Argentinien denkbar gewesen), zeigt, dass es hier viel zu entdecken gibt – vor allem ziemlich viele unterschiedliche Sachen. Genau diese Vielfalt macht Bolivien so interessant.

Was fällt Euch als Erstes zu Bolivien ein? Ward Ihr bereits dort oder wollt vielleicht hin? Ich freue mich auf Eure Kommentare.

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Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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2 KOMMENTARE

  1. Hallo Chris,

    zunächst mal vielen, vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht über Bolivien, auf den ich eher zufällig und ohne zu suchen gestoßen bin.
    Ich selbst werde im September für 5 Wochen nach Bolivien reisen und war schon etwas überrascht (und verängstigt :D) dass es so wenige Individualreiseberichte über Bolivien gibt.
    Natürlich macht man sich vor einer Reise alleine als Frau immer Gedanken, ob man denn noch ein paar anderen Reisenden anschließen kann (Klar, man will immer off the beaten track reisen, aber ganz alleine ist das ja auch nicht so toll).
    Dein Bericht hat mich jetzt wieder bestärkt und Mut gemacht :)
    Dass es in La Paz eher Party Hostels gibt ist mir leider auch aufgefallen, ich werde mir aber mal deine vorgeschlagene Alternative ansehen.
    Wie schätzt du denn die alleinreisenden-Situation ein?

    Liebe Grüße,
    Janina

    • Hallo Janina,

      cool, dass es für dich nach Bolivien geht. Ich denke du wirst dort viele tolle Erfahrungen machen.
      Auf der Hauptroute Titicacasee – La Paz – Ororu – Sucre – Potosi – Uyuni sowie die Salzwüste wirst du definitiv genügend andere Reisende finden. Gleiches gilt für Cochabamba, Rurrenabaque sowie den Huayna Potosi und mit Abstrichen auch für Potosi und Santa Cruz. Alles was darüber hinausgeht, wie bei mir die komplette West-Ost-Traverse in Richtung brasilianische Grenze, der ganz unberührte Norden von Bolivien um Riberalta und Cobija oder den Westen mit Villamontes und den Jesus Mission Circuit könnte einsam werden. ;-)
      Bei allen erst genannten Zielen ist es natürlich als alleinreisende Frau im Verhältnis kein Problem (als Mann ist man immer sicherer im Vergleich zu Frauen, aber darum geht es ja hier nicht), bei den abgelegenen Zielen solltest du dir überlegen, ob du eventuell nur mit Begleitung reist.
      Allerdings habe ich mich auch „off the beaten track“ in Bolivien immer sehr sehr sicher gefühlt.

      Ich denke aber, du wirst viel Spaß haben. Besonders die Anden und die Salzwüste kann ich dir nur allerwärmstens ans Herz legen. In ein paar Tagen veröffentliche ich dann auch meinen Reisebericht Bolivien II – da kommt schließlich der ganze Süden dran. Da kannst du dich dann auch noch auf ein paar mehr Informationen freuen.

      LG, Chris

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