Reisebericht Paraguay

Reisebericht Paraguay – über Wasser, Land und Luft durch das unbereiste Land

Paraguay steht auf kaum einem Reiseplan durch Südamerika. Zu Recht? Auch wenn ich mir nach nur 6 Tagen im Land kein Urteil bilden kann, war meine kurze Zeit in Paraguay doch recht interessant und geprägt von verschiedensten Formen der Fortbewegung sowie spannenden Geschichten in Bahia Negra, Concepcion und Filadelfia. Zudem kann ich auch von einer abenteuerlichen Ein- und Ausreise nach und von Paraguay erzählen.

Reisezeitraum: März 2015 / 6 Tage
Geschrieben: April 2015
Veröffentlicht: Juli 2015

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>> Zu meinem aufregenden Flug mit SETAM, der Militär-Fluggesellschaft von Paraguay
>> Die einmalige Grenzüberquerung von Bolivien nach Paraguay mit dem Fischerboot
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>> Zu meinem Weltreise-Round-Up / Zusammenfassung

Überblick Reisebericht Paraguay

  1. Über Brasilien und die grüne Grenze von Bolivien nach Paraguay
  2. Bahia Negra – das langweiligste Dorf meiner Weltreise
  3. Concepcion – Farmleben und Stadtimpressionen
  4. Filadelfia – die deutsche Enklave der Mennoniten
  5. Aus- und Weiterreise nach Bolivien sowie Fazit

Über Brasilien und die grüne Grenze von Bolivien nach Paraguay

Ja, die Einreise wahr wohl der spannendste Eintritt in ein Land, welches ich je erlebt habe. Da ich in meinem Bericht „Abenteuer Grenzübergang – von Puerto Busch nach Bahia Negra“ die gesamte Tour der Grenzüberquerung ausführlich beschrieben habe, hier nur in Stichworten die abenteuerliche Reise:
– per Nachtbus nach Puerto Quijarro (Grenze Bolivien – Brasilien)
– mit Ausreisestempel im Pass zurück nach Bolivien, von Puerto Quijarro nach Puerto Busch
– mit einem Fischerboot von Puerto Busch am Rio Paraguay (dem Grenzfluss zwischen Bolivien und Brasilien sowie im späteren Verlauf zwischen Paraguay und Brasilien) auf eine Farm am brasilianischen Flussufer
– Übernachtung auf der Farm in Brasilien
– am nächsten Morgen weiter stromabwärts auf die paraguayische Seite nach Bahia Negra und dortige Einreise

Der Rio Paraguay in Bahia Negra

Bahia Negra – das langweiligste Dorf meiner Weltreise

Bahia Negra war eigentlich mein Ziel, da ich mit der Aquidaban den Rio Paraguay weiter herunterfahren wollte – ein Cargo-Boot, welches einmal die Woche verkehrt. Leider verpasste ich dieses und hing somit mehr oder weniger in Bahia Negra fest – denn eine Ausreise auf dem Landweg war aufgrund nicht nutzbarer Straßen nicht möglich und anderweitiger Bootstransport war ebenfalls nicht vorhanden. So musste ich auf den nächsten Flug warten, der erst nach 2 Tagen abflog und hatte somit genügend Zeit, das wohl abgelegenste, langweiligste und ruhigste Dorf von Südamerika zu „genießen“.

Das Willkommensschild zu Paraguay in Bahia Negra am Rio Paraguay

Kein Restaurant, null Street Food, genau eine Unterkunft und ein paar Shops kleiner als jeder Tante-Emma-Leden waren die Bilanz des kleinen Ortes. Jeder Einwohner bestätigte mir, dass es absolut nichts zu sehen gibt und auf die Frage, wie es einem geht, antworteten die Locals statt „gut“ oder „schlecht“ immer „tranquilo“ – sprich „ruhig“. Mehr zu Bahia Negra und auch meinem eigentlichen Ziel, der Aquidaban, findet Ihr in diesem Artikel hier.

Tristesse in Bahia Negra - nichts zu tun in Paraguay

Nach zwei Tagen kam schließlich die Erlösung – eine Propellermaschine von SETAM landete auf der Graspiste (!) von Bahia Negra und sollte auch einen für mich reservierten Sitz bereithalten. Das ganze Flugerlebnis war mehr als spannend und ist für alle Fans der noch nicht professionalisierten Fliegerei hier niedergeschrieben, gemeinsam mit einigen tollen Fotos des unendlichen Regenwalds von Paraguay.

Der Flugplatz von Bahia Negra im Norden von Paraguay - eine Graspiste

Concepcion – Farmleben und Stadtimpressionen

Dieser Flug führte mich schließlich nach Concepcion, der größten Stadt des Landes nördlich des Rio Paraguay. Hier bekam ich nun einen ersten richtigen Eindruck in das Landesleben, schließlich war Bahia Negra die zwei Tage zuvor nahezu tot (wobei es mir immerhin interessante Gespräche mit einem in Asuncion lebenden Einheimischen brachte).

Concepcion war relativ aufgeräumt, für südamerikanische Verhältnisse sehr ordentlich und hatte mit der Kombination aus asphaltierten Hauptstraßen und aufgrund des Sands rot leuchtenden Nebenrouten einen interessanten Kontrast zu bieten.

Die Stadt Concepcion in Zentral-Paraguay

Dazu gesellten sich Stände mit klassischem Straßenessen Paraguays (u.a. Hamburger, Hot Dogs, Sandwiches, Fleichspieße oder Sopa), ein wie gewöhnlich aktives Marktleben, endlich wieder einmal lang vermisste Supermärkte (die vor allem in Bolivien kaum existent waren) sowie einige wirklich hübsche historische Gebäude.

Die Stadt Concepcion in Zentral-Paraguay

Die Stadt Concepcion in Zentral-Paraguay

Concepcion wird daher auch die „Perle des Nordens“ genannt, wenngleich der Vergleich ein wenig hinkt. Zwar mag Concepcion vielleicht sogar die attraktivste Stadt von Paraguay sein, denn laut anderen Berichten von Reisenden sind Asuncion und Ciudad del Este nicht wirklich urbane Schönheiten – dennoch ist Concepcion nicht unbedingt eine Perle. Zudem ist die gesamte nördliche Hälfte des Landes nahezu unbesiedelt.

Filadelfia – die deutsche Enklave der Mennoniten

Eine Ausnahme in Bezug auf die Besiedlung stellen die Ortschaften und Dörfer rund um Filadelfia dar, dem Zentrum der Mennoniten. Diese Glaubensrichtung der katholischen Kirche wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in den Vor- und Nachwirren der Weltkriege aus ihrer Heimat, überwiegend Preussen, die Ukraine und Russland, vertrieben und siedelten in verschiedenen Flücktlingswellen im Wesentlichen nach Nord- und Südamerika über.

My Travelworld Info-Box
Die einzige Busgesellschaft, die die Strecke von Concepcion nach Filadelfia anbietet, ist NASA. Es gibt einen Morgen- (Abfahrt Concepcion 07:30) und einen Nachtbus (Abfahrt 21:30) für jeweils 90.000 Guarani, was ca. 18 € entspricht. Mehr dazu auch in meinem Artikel über das Busfahren in Südamerika.

In Südamerika wurde ihnen schließlich im Gebiet des Chaco eine neue Heimat gegeben, eine damals trostlose, kaum fruchtbare und sehr trockene Gegend im Norden von Paraguay. Mit viel Einsatz, Innovation und Arbeit schafften es die Mennoniten schließlich über die Jahrzehnte, den Chaco zu einer attraktiven Lebensgegend zu machen – dank neuer Landwirtschaftstechniken und einem großen Gemeinschaftssinn. Heute ist Filadelfia und die umliegende Region daher so begehrt, dass selbst Paraguayer in diese Region umsiedeln und arbeiten.

Filadelfia, die deutsche Enklave der Mennoniten im Chaco im Norden von Paraguay

All dies und noch viele weitere interessante Geschichten, Entwicklungen und Historien über die Mennoniten lassen sich im sehr schön gestalteten und hoch spannenden Heimatmuseum und dem Kolonialhaus von Filadelfia nachlesen – auf deutsch!

Filadelfia, die deutsche Enklave der Mennoniten im Chaco im Norden von Paraguay

Dies ist auch zugleich eine weitere Besonderheit von Filadelfia. Viele Schilder und Hinweise sind zweisprachig ausgezeichnet – auf spanisch und auf deutsch. Dies liegt vor allem daran, dass die „Muttersprache“ der Mennoniten Plattdeutsch ist. Auch wenn ich diesen besonders starken Dialekt kaum verstehe, da er im Prinzip eine eigene Sprache darstellt, ist es ziemlich lustig, im tiefsten Südamerika überwiegend Deutsch zu sprechen, denn viele der Mennoniten oder von den Mennoniten abstammenden Einwohner sprechen auch Hochdeutsch.

Filadelfia, die deutsche Enklave der Mennoniten im Chaco im Norden von Paraguay

Filadelfia, die deutsche Enklave der Mennoniten im Chaco im Norden von Paraguay

Während Filadelfia das infrastrukturelle und wirtschaftliche Zentrum der Region ist, sind die ursprünglichen Dörfer, in denen in den 30er Jahren alles begann, weiterhin vorhanden. Sie tragen typisch deutsche Namen wie Friedensruh, Schönfeld oder Blumengart und stellen eine typisch mitteleuropäische Dorfidylle dar.

Filadelfia, die deutsche Enklave der Mennoniten im Chaco im Norden von Paraguay

Filadelfia, die deutsche Enklave der Mennoniten im Chaco im Norden von Paraguay

Und noch ein kleines Goodie gab es für mich in Filadelfia – und wer schon einmal mehrere Monate außerhalb von Deutschland gelebt hat oder auf einer Weltreise war, weiß das zu schätzen: Schwarzbrot! :-)

Filadelfia, die deutsche Enklave der Mennoniten im Chaco im Norden von Paraguay

Aus- und Weiterreise nach Bolivien sowie Fazit

Von Filadelfia sollte es nun durch den trockenen Chaco wieder zurück nach Bolivien gehen. Leider sind die Busverbindungen für diese Strecke mehr als bescheiden und würden entweder einen 8-stündigen Rückweg nach Asuncion erfordern oder einen mehr als 15-stündigen Aufenthalt in Mariscal Estigarribia. Nicht gerade attraktiv, zudem diese Verbindung teuer ist und nur nach Santa Cruz führt. Aus diesen Gründen stieg ich hier wieder einmal auf das Trampen um, was sich zum Osterfeiertag jedoch als eher schwierig herausstellte. Keinerlei Trucks waren unterwegs, keine Pick-Ups transportierten Waren in Richtung Bolivien und auch anderweitiger Grenzverkehr für die immerhin rund 300 Kilometer von Mariscal Estigarribia (der letzten wesentlichen Siedlung) in Paraguay nach Villamontes in Bolivien war nicht vorhanden. Mit Glück fanden ich und ein weiterer Tramper schließlich doch noch eine Mitfahrgelegenheit – und wie es der Zufall so wollte, war es ein kanadisches Pärchen, welches in Bolivien lebt, von den Mennoniten abstammt und in der Nähe von Filadelfia die 2. (weltweite?) Plattdeutsch-Konferenz besucht hatte. Die lange Unterhaltung war schließlich eine perfekte Ergänzung zu meinem Programm am Vortag und ganz nebenbei gab es auch noch schöne Eindrücke vom unbewohnten Chaco in Nord-Paraguay.

Rückfahrt durch den Chaco in Richtung Bolivien

Rückfahrt durch den Chaco in Richtung Bolivien

My Travelworld Info-Box: Grenzübergang Paraguay – Bolivien

Der einzige wirklich genutzte Grenzübergang zwischen Paraguay und Bolivien befindet sich in Fortin Infante Rivola am südlichen Ende der gemeinsamen Grenze. Die einzige Möglichkeit, diesen mit öffentlichem Transport zu überqueren, ist die Busverbindung von Asuncion via Villamontes nach Santa Cruz und umgekehrt, die in der Regel einmal täglich angeboten wird. Ansonsten hilft nur ein eigenes Fahrzeug oder zur Not auch trampen (auf eigene Gefahr). Egal welche Methode man wählt, die Grenzformalitäten werden in einem Abstand von rund 300 (!) Kilometer erledigt. In Paraguay gibt es den Passstempel in Mariscal Estigarribia, rund 200 Kilometer von der eigentlichen Grenze entfernt. Das kleine „Oficina de Migración“ befindet sich aus Süden (Filadelfa/Concepcion/Asuncion) kommend am Ortseingang auf der rechten Seite. An der eigentlichen Grenze findet lediglich die Zollkontrolle statt – gleich zweifach (einmal der Zoll Boliviens, einmal der von Paraguay) im Abstand von rund 5 Kilometern. Die Formalitäten auf bolivianischer Seite sind schließlich in Ibibobo zu erledigen, einem immigrationsbüro ebenfalls nur im Hinterstübchenformat. Ibibobo ist ca. 60 Kilometer vom Grenzübergang entfernt und befindet sich aus Paraguay kommend auf der linken Seite. Von hier aus ist es schließlich noch rund eine Stunde bis Villamontes, der ersten ernst zu nehmenden Stadt in Bolivien.

Nach dem ebenfalls wieder etwas ungewöhnlichen Grenzübergang nach Bolivien (siehe Box oben) war mein kleiner Abstecher nach Paraguay damit beendet. Während es außer Filadelfia und den Mennoiten-Kolonien eigentlich nicht viel zu sehen gab, war für Paraguay definitiv der Weg das Ziel. Die sehr ungewöhnliche Bootsfahrt nach Bahia Negra mit Stopover in Brasilien, der spannende Flug mit einer Militärmaschine nach Concepcion und das Trampen von Filadelfia nach Bolivien waren definitiv abwechslungsreiche Fortbewegungsmittel. Auch meine Zeit in Bahia Negra wird mir bestens in Erinnerung bleiben, auch wenn es dort nahezu nichts zu machen gab.

Insgesamt kann ich Paraguay also als wahres Abenteuer verbuchen, was sich mehr als gelohnt hat. Gerade nach dem ich in Peru und anfangs auch in Bolivien nahezu ausschließlich dem „Tourist-Trail“ gefolgt bin, war dies eine sehr willkommene und benötigte Abwechslung. Wer ebenfalls in Südamerika nach noch unbereisten Gegenden sucht, sollte Paraguay definitiv einen Besuch abstatten. Für mich ging es schließlich in Bolivien über Villamontes und Tarija weiter, ehe ich in Sucre und Potosi wieder auf ernst zu nehmende touristische Infrastruktur stieß – mehr dazu dann im Reisebericht Bolivien II.

Was verbindet Ihr mit Paraguay? Ward Ihr bereits in dem kleinen Land in Südamerika? Ich freue mich auf Eure Kommentare.

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Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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