Reisebericht Berlin II

Reisebericht Berlin II – Ein Stadtrundgang durch Kreuzberg & Neukölln

Berlin würde ich so etwas wie meine Lieblingsstadt in Deutschland bezeichnen. Nicht nur, dass ich immer wieder aufgrund der sehr guten Fluganbindung in die gesamte Welt sowie der kurzen Entfernung zu Dresden hier vorbeikomme, auch die historische Komponente fasziniert mich jedes Mal aufs Neue. Gemeinsam mit den verschiedensten Stadtvierteln, die die Vielfältigkeit und Multi-Kulti-Szene widerspiegeln, bin ich immer wieder gerne in Berlin zu Gast.

Um zwei besondere Stadtviertel sollte es auch diesmal gehen, denn die sonst so oft frequentierten Gegenden um Brandenburger Tor, Alexanderplatz & Co. Ließ ich diesmal komplett aus. Vielmehr nahm ich Kreuzberg & Neukölln genauer unter die Lupe, zwei Stadtteile, die sozial, wirtschaftlich, gesellschaftlich, aber auch preislich in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt haben.

Reisezeitraum: Juni 2015 / 3 Tage + 1 Tag
Geschrieben: Juli 2015
Veröffentlicht: November 2015

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Abwechslung pur in Neukölln

Der Start meines Stadtrundgangs war die S-Bahnhaltestelle Neukölln. Diese wird direkt von der Karl-Marx-Straße gekreuzt – eine Straße, die kaum besser für die Vielfältigkeit von Neukölln stehen kann. Zahlreiche Geschäfte säumen die Straße, wobei vor allem die unzähligen Nationalitäten auffällig sind. Im weiteren Verlauf wird der Wandel zu einer Flaniermeile mit Cafés, Shopping-Arkaden und dem Rathaus Neukölln vollzogen.

Das Rathaus in Berlin-Neukölln

Abseits der Karl-Marx-Straße finden sich mit den Straßen rund um die Rixdorfer Kunst- und Wasserschmiede am Richardplatz Kleinode, die die lebendige Karl-Marx-Straße gleich vergessen machen und verstehen lässt, warum auch Neukölln als Wohngegend immer beliebter wird.

My Travelworld Tipp
In der Richardstraße befindet sich ein Likör- und Spirituosenladen, der sich auf den Verkauf von lokal produziertem Alkohol spezialisiert hat. Wer ein originales und kreatives Mitbringsel aus Berlin fernab von den üblichen Souvenirs sucht, sollte einmal bei den „Sommerfeld Spirituosen“ vorbeischauen.

Die Richardstraße in Berlin-Neukölln

Auch die ersten Funde von Street Art, die mich in Neukölln und Kreuzberg ausführlich begleiten sollte, konnte ich hier notieren.

Street-Art in der Hertzbergstrasse in Berlin-Neukölln

Ein weiteres Merkmal für Neukölln und auch im weiteren Verlauf für Kreuzberg ist der Neuköllner Schifffahrtskanal, der später in den Landwehrkanal übergeht. Hier kann man für kurze Zeit ebenfalls dem Großstadtleben Berlins entfliehen.

Der Neuköllner Schifffahrtskanal, der später in den Landwehrkanal übergeht

Der Görlitzer Park und die Markthalle in Kreuzberg

Nördlich des Landwehrkanals befindet sich das Szene-Viertel Kreuzberg. Die unendliche Zahl von Bars, Cafés, Restaurants und den für Berlin so typischen Spätshops setzt sich auch hier fort in einer wohl in keiner anderen Stadt Deutschlands vorhandenen Dichte. Durchzogen wird Kreuzberg vom Görlitzer Park, der besonders bei schönem Wetter ein beliebtes Naherholungsziel der Anwohner ist.

Der Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg

Doch Vorsicht, bei Nacht scheint der Görlitzer Park nicht das allersicherste Pflaster zu sein. Schon am Tag war hier eine hohe Polizeipräsenz zu sehen, die vor allem auf die vielen Drogendealer zurückzuführen ist. Bei Tag lohnt sich ein Ausflug aber allermal, denn neben einem kostenlosen Streichelzoo gibt es auch ein illuminiertes Dunkel-Minigolf. Eine spannende Geschichte, der ich lediglich nicht nachkam, da ich gerade alleine unterwegs war. Bei der nächsten Berlin-Reise steht das Schwarzlicht-Minigolf auf jeden Fall auf der To-Do-Liste.

Das Schwarzlicht-Minigolf im Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg

My Travelworld Tipp
Auch bei diesem Besuch nutzte ich wieder eine der Berlin-Vorteilskarten, diesmal die Berlin WelcomeCard. Diese, genau so wie die Berlin City Tour Card, bietet Euch zahlreiche Ermäßigungen in der ganzen Stadt und vor allem die inkludierte Nutzung des ÖPNV für die jeweilige Gültigkeitsdauer. Einen ausführlichen Artikel über die Vorteile und Unterschiede der Karten findet Ihr im Artikel über die Berlin WelcomeCard und CityTourCard.

Neben dem Görlitzer Park erregte ein weiterer Punkt in Kreuzberg meine Aufmerksamkeit: die Markthalle auf der Eisenbahn-Straße. Wer meine Reiseberichte regelmäßig liest, weiß, dass ich Märkte so ziemlich über alles liebe und oft als Erstes ansteuere – siehe meine Besuche in Manila, Colombo oder La Paz, um nur einige zu nennen. Die Kreuzberger Markthalle in Berlin konnte da jedoch „nicht ganz“ mithalten, um es gelinde auszudrücken. Mit anderen Worten – es war tote Hose.

Die Markthalle in der Eisenbahnstrasse in Berlin-Kreuzberg

Street Art Tour durch Kreuzberg

Doch Kreuzberg sollte seine Punkte noch anderweitig sammeln. Am Nachmittag nahm ich an einer alternativen Stadtführung mit dem Fokus auf Street Art teil, die fast ausschließlich durch Berlins Szeneviertel führte. Die Tour reihte sich ein in die Riege der vielen kostenlosen Stadtführungen, die ich u.a. bereits in Hamburg, London, Lima, Santiago, Valparaiso oder auch bereits bei meinem ersten Besuch in Berlin unternahm. Diesmal war ich mit Original Berlin Tours auf der Original Berlin Free Alternative Tour unterwegs, wo ebenfalls wieder das Prinzip „tips only“ galt.

Während Guide Elisabeth mit ihrem Erzählstil und Humor nicht unbedingt zu überzeugen vermochte, war Begleiter und Gründer Jamin ein echter Haudegen, was mitreißende Stories, ausführliches Wissen und interessante Gruppenführung anging. Auch der Inhalt der Tour mit den vielen kleinen und großen Street-Art-Geheimnissen Kreuzbergs war überaus informativ, sodass ich die Tour definitiv weiter empfehlen kann.

Kostenlose Street-Art-Stadtführung durch Berlin-Kreuzberg

Kostenlose Street-Art-Stadtführung durch Berlin-Kreuzberg

Kostenlose Street-Art-Stadtführung durch Berlin-Kreuzberg

Kostenlose Street-Art-Stadtführung durch Berlin-Kreuzberg

My Travelworld Tipp
Weitere Informationen zur kostenlosen Street-Art-Stadtführung durch Berlin findet Ihr auf der Seite von Original Berlin Tours. (~)

Ein weiteres Schmankerl Street Art wartet dann noch rund um das Bethanien am Mariannenplatz. Dieses ehemalige Krankenhaus wird heute zum Teil als Künstlerzentrum genutzt und ist zugleich Ausgangspunkt einer wirklich interessanten Idee – eine Street-Art-Fortsetzungsgeschichte. Diese ist über 6 verschiedene Stationen in Berlin-Kreuzberg aufgebaut und erzählt eine längere Geschichte über 3 Bauarbeiter, die schließlich an der 6. Station nahe der U-Bahn-Haltestelle Heinrich-Heine-Straße Ihr Ende findet.

Kostenlose Street-Art-Stadtführung durch Berlin-Kreuzberg

Kostenlose Street-Art-Stadtführung durch Berlin-Kreuzberg

Die jeweiligen Punkte bzw. Adressen findet Ihr immer am vorherigen Street-Art-Bild. Der erste Hinweis befindet sich in der Muskauer Straße.

My Travelworld Tipp
Street Art in Kreuzberg – schaut Euch hier unbedingt die Fortsetzungsgeschichte an 6 Hauswänden an. Für mich war dies eine ganz neue Form des Stadtrundgangs.

Der Schwerstbelastungskörper am Südkreuz

Ein ganz anderes Kapitel Kreuzberg entdeckte ich schließlich noch rein zufällig auf meinem Weg in Richtung Südkreuz. Wer hier entlang der Gleise die General-Pape-Straße entlang läuft, kommt am so genannten Schwerstbelastungskörper vorbei. Zunächst sagte mir dies überhaupt nichts, doch beim Besuchen der sehr kleinen, aber kostenlosen Ausstellung, dämmerte mir der Geschichtsunterricht der 9. Klasse. Adolf Hitler wollte sich Ende der 30er-Jahre sein ganz persönliches Monument schaffen und Berlin in das neue und gigantische Germania verwandeln. Dazu war eine kilometerlange Prachtstraße mit unzähligen Prestigegebäuden als Achse vom Reichstag bis zum damaligen Südbahnhof geplant, mitten durch Wohngebiete und ohne Rücksicht auf Verluste. Einziges Problem war der eigentlich ungeeignete weiche Boden für solche Bauwerke – weshalb Hitler den Schwerstbelastungskörper in Auftrag gab, um diesen so zu testen. Da weiteren Baufortschritten der zweite Weltkrieg dazwischen kam, ist das gesamte Projekt mit Ausnahme dieses Schwerstbelastungskörper nicht über die Planungsphase hinausgekommen. Dieser steht noch heute und ist wieder einmal ein beeindruckendes und nachdenklich stimmendes Mahnmal des Hitler’schen Größenwahnsinns.

Der Schwerbelastungskörper nahe dem Südkreuz

Ausblick vom Schwerbelastungskörper nahe dem Südkreuz

Oberbaumbrücke und East Side Gallery in Friedrichshain

Nun aber genug von Kreuzberg, einen kleinen Abstecher nach Berlin-Friedrichshain soll es auch noch geben. Dieses schließt sich nämlich teilweise nördlich von Kreuzberg an und hat auch noch einige interessante Sachen zu bieten, die ich bisher noch nicht gesehen hatte – mal wieder historischer Natur.

Den Übergang zwischen Kreuzberg und Friedrichshain stellt die Oberbaumbrücke dar. Dies war zugleich einer der früheren Grenzübergänge zwischen der DDR und BRD im geteilten Berlin – vielleicht sogar der Wichtigste. Auch hier sind wie an so vielen Grenzposten bei Fluchtversuchen mehrere Personen ums Leben gekommen – die meisten davon in der Spree.

Die Oberbaumbrücke, die Friedrichshain und Kreuzberg miteinander verbindet

Blick von der Oberbaumbrücke auf die Spree

Direkt nebenan kann auch noch ein echtes Stück Mauer besichtigt werden – um genau zu sein der längste noch original erhaltene Abschnitt der Berliner Mauer. Den meisten dürfte dieser Teil auch als East Side Gallery bekannt sein. Eigentlich fast ein Wunder, dass ich bei meinen bisherigen Berlin-Besuchen hier noch nicht vorbeigekommen war.

My Travelworld Übernachtungs-Tipp
Übernachtet habe ich ebenfalls in Friedrichshain. Meine Wahl fiel diesmal auf das Schlafmeile Hostel, über das Ihr hier eine ausführliche Hotelbewertung findet.
Weitere spannende Unterkünfte in Berlin findet Ihr hier. (~)

Doch ich sollte nichts verpasst haben. Die East Side Gallery hat mich dann doch ziemlich enttäuscht, was vor allem an den illegalen Grafitti-Schmiereien liegt, sodass die ursprünglichen Gemälde der Galerie kaum noch erkennbar sind. Auf dem rund ein Kilometer langen Stück waren die folgenden Mauerstücke noch die am besten erhaltensten – oder besser gesagt die am wenigsten Beschmiertesten.

Die berühmte East Side Gallery in Berlin

Die berühmte East Side Gallery in Berlin

Die berühmte East Side Gallery in Berlin

Abschluss mit dem Jüdischen Museum

Da ich an meinem letzten Tag in Berlin noch ein paar Stunden übrig hatte, entschied ich mich, dass Jüdische Museum zu besuchen. Dieses befindet sich zwischen den U-Bahn-Stationen Hallesches Tor und Kochstr. Das Museum legt vor allem den Fokus auf die Entwicklung des Judentums in Deutschland vom 12. bis zum 20. Jahrhundert. Damit weicht es von den sonst üblichen auf den Nationalsozialismus fokussierenden Darstellungen ab und bietet so zumeist unbekannte Einblicke in das Leben der Juden in Deutschland, wobei natürlich die Nazi-Zeit nicht komplett ausgespart wird. Zudem ist das Jüdische Museum auch architektonisch einen Besuch wert, denn es wurde von Daniel Libeskind entworfen und bietet mit dem Holocaust-Turm oder den Achsen der Kontinuität, des Exils und des Holocaust auch eine durchdachte Gestaltung.

Das Jüdische Museum in Berlin

Das war es für’s Erste mit Berlin – meinen Rückweg trat ich schließlich mit einem der Fernbusse an, die in Berlin besonders stark vertreten sind. Einen separaten Artikel hierzu findet Ihr auch in meinem Fernbus-Vergleich.

Ich denke, ein Fazit für Berlin ist nicht notwendig. Die Stadt ist immer eine Reise wert und definitiv eines meiner Highlights in Europa. Sicher wird sie auch demnächst mal wieder für mich am Weg liegen, sodass ich weitere Dinge erkunden kann. Möchtet Ihr meine früheren Berlin-Artikel lesen könnt Ihr auch gerne hier nachschauen:
>> Reisebericht Berlin I (2011)
>> Berlin CityTourCard oder Berlin WelcomeCard (2011+2015)
>> Hotel Ellington (2013)
>> Pension Regenbogen (2013)
>> Scube Park Columbia Berlin (2014)

Berlin ist die Trendmetropole in Europa. Ich persönlich liebe Berlin uns es ist wohl meine Lieblingsstadt in Deutschland und auch einer meiner Favoriten in Europa. Wie sieht es bei Euch aus? Was mögt Ihr an Berlin, was nervt Euch an unserer Hauptstadt? Welche speziellen Tipps habt Ihr für eine Reise nach Berlin? Und was muss ich mir unbedingt bei meinem nächsten Besuch in Berlin anschauen? Lasst mir Eure Gedanken in den Kommentaren da, ich freue mich darauf!

Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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2 KOMMENTARE

  1. In Berlin gibt es in der Oranienburger Straße in einem Hinterhof eine geniale Bonbonmacherei. Leider weiß ich nicht, ob es diese noch immer gibt, das letzte mal dass ich in Berlin war ist leider etwas her..

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