St. Vincent ist gemeinhin eine der unbedeutenden Karibik-Inseln. Kein Wunder, gibt es doch wenn nur schwarze Strände vulkanischen Ursprungs und auch sonst kaum eine entwickelte touristische Infrastruktur, um dem gemeinen Urlauber das Leben leicht zu machen. Genau dieser vulkanische Ursprung ist es aber, der mir ein ganz besonderes verlängertes Wochenende auf St. Vincent bescherte.
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Reisezeitraum: August 2013 / 4 Tage
Geschrieben: August 2013
Veröffentlicht: September 2013
Top-Tipps Reisebericht St. Vincent
– Wanderung auf den La Soufrière
– Vermont Nature Trail
– Botanischer Garten Kingstown
– Ausflug in die Grenadinen, siehe Reisebericht von 2012
Inhalt dieses Reise-Artikels
Planung und Buchung
Insgesamt war ich für knapp 4 Tage auf der Insel – von Freitagvormittag bis Montagnachmittag, also ein echtes klassisches langes Wochenende. Liat nahm mir anfangs noch dank Verspätung zwei Stunden von der zur Verfügung stehenden Zeit, aber auch das konnte mich in karibischer Gelassenheit nicht von meinem Trip abbringen, den ich erst knapp 2 Wochen vorher gebucht hatte.
Geplant waren insgesamt 3 Übernachtungen, davon 2 in Richmond Vale im Norden und 1 in Villa Beach im Süden der Insel. Für die bessere Fortbewegung mietete ich mir ein Auto, denn mit Minibus hätte ich für jede Fahrt mindestens das doppelte (wenn nicht sogar mehr) an Zeit einplanen müssen.
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Wer in St. Vincent ist, sollte eigentlich auch mindestens einen Abstecher nach Bequia oder auf eine andere Grenadinen-Insel einplanen, schließlich bildet die Perlenketten ähnliche Inselgruppe im karibischen Meer den kompletten Kontrast zum rauen St. Vincent. Da ich aber bereits im Januar 2012 die Grenadinen ausgiebig erkundete und damals die Hauptinsel St. Vincent nur als Basis ohne weitere Erkundungen nutzte, sollte diese diesmal mein Hauptgegenstand der kleinen Wochenendreise werden.
Auf der Suche nach dem Führerschein
Wie fast immer in der Karibik startete mein Trip mit Liat. Der Flug war nach mittlerweile mehr als 30 Flugsegmenten mit Liat ereignislos, auch wenn ich ca. 2 Stunden später als geplant auf St. Vincent landete. Dennoch wurde ich am Airport erwartet und direkt zur 5 Minuten entfernten Autovermietung gefahren.
Normal benötigt man in St. Vincent einen lokalen Führerschein. Während auf anderen Inseln wie Barbados oder Antigua dieser direkt vom Autovermieter gegen entsprechende Gebühr ausgestellt wird, ist dies in St. Vincent nicht möglich, sodass ich mich auf den Weg zur nächsten Polizeistation machen musste. Dies war jedoch einfacher gesagt als getan, denn im am Freitagnachmittag mächtig pulsierenden und nahezu überlaufenen Kingstown war es quasi unmöglich, einen Parkplatz zu finden. Nachdem ich im undurchsichtigen Verkehr der Stadt dreimal um den Block gefahren bin, gab ich schließlich entnervt auf und fuhr erst einmal weiter. Wer weitere Eindrücke von solch einer lebendigen Karibik-Hauptstadt sehen möchte, findet diese in meinem Reisebericht St. Vincent und die Grenadinen aus Januar 2012.
Auf den ersten Kilometern überlegte ich mir dann auch, dass ich ohnehin fast nur am Wochenende unterwegs sein würde – an denen es in der Karibik ohnehin keine Polizeikontrollen gibt. Und im großen Notfall einer solchen würde vielleicht noch mit einer schlauen Ausrede der Touristenbonus greifen …
Also entschied ich mich, den lokalen Führerschein einfach außen vor zu lassen und mir die 20 US$ zu sparen … im Nachhinein gesehen gut gespartes Geld. Eine generelle Handlungsempfehlung soll dies natürlich nicht darstellen … ;-)
Mittag in Questelle
Verbunden mit der Parkplatznot in Kingstown fiel auch das dortige geplante Mittag flach. Also musste die Countryside herhalten, aber auch hier gestaltete sich die Suche nicht ganz so einfach. Nach rund einer viertel Stunde fand ich jedoch ein nettes Dorf namens Questelle, in dem es mal wieder Street Food at its best gab. Eine recht alte Dame aka Oma servierte in einem kleinen Büdchen ein frittiertes „Etwas“ aus Callalou, Zwiebeln, etwas Teig und ganz viel Kräutern und Gewürzen. Dazu gab es einen ebenfalls frittierten Bake. Alles sehr ungewöhnlich, aber doch sehr lecker.
Die Vermont Nature Trails
Anschließend ging es hinein in den grünen Kessel von St. Vincent, der im Prinzip die ganze Insel überzieht – tropischer Regenwald soweit das Auge reicht.
Mein erstes Ziel hier waren die Vermont Nature Trails, ein speziell gezeichneter Naturpark mit einem rund 3 Meilen langen Trail. Schon die Anfahrt ist spannend und brachte mir neben dem obigen Ausblick auch die Begegnung mit einigen tierischen Wegbegleitern.
Der Trailstart ist ein ganzes Stück im Inselinneren, also nicht wundern, wenn zwischendurch das berühmte „Nichts“ kommt. Der kleine Parkplatz ist dank des (während meines Besuchs unbesetzten) Willkommenshäuschens nicht zu verfehlen und befindet sich in herrlich tropischer Umgebung. Im Vordergrund steht übrigens mein kleiner Mazda, der mich an diesem Wochenende über St. Vincent begleitete.
Der Trail selbst ist dann ein schöner Wanderweg durch abwechslungsreiches Waldterrain. Sehr schön ist, dass die verschiedenen Vegetationsstufen und besonderen Pflanzenarten an Tafeln erklärt sind. Der Trail ist relativ einfach, hat aber ein wenig Steigung zu überwinden.
Interessant sind dann natürlich die kleinen und großen Auffälligkeiten, die links und rechts des Wegesrandes zu entdecken sind.
Insgesamt benötigte ich für die Runde ca. 1,5 Stunden, während dessen ich übrigens keine einzige Menschenseele traf.
Am Ende füllte ich mir im benachbarten kleinen Flusslauf auch noch meine Wasserflaschen auf – übrigens quasi landestypisch, denn die Vermont Nature Trails sind eines der größten Wasserreservoirs von St. Vincent.
Ans Ende der Welt – wo die Straße nicht mehr weitergeht
Mittlerweile war es bereits relativ spät am Nachmittag, sodass ich mich sputen musste – schließlich hatte ich zwar nur noch rund 30 Kilometer zu fahren, diese hatten es aber dank sehr kurviger Strecke und immer wieder kehrenden Auf und Ab in sich.
Dafür konnte ich aber die vorbeiziehende Landschaft genießen.
Mein Ziel war schließlich Richmond Vale, das letzte Mini-Dorf an der Westküstenstraße. St. Vincent hat die Besonderheit, keine durchgängige inselumrundende Straße zu haben, sondern nur zwei Küstenstraßen in Ost und West, bei denen im Norden noch rund 10 Kilometer zum Lückenschluss fehlen. Meine Unterkunft, das Richmond Vale Nature and Hiking Center, befand sich dann also an jenem (Straßen-)Ende der Insel – fernab von jeglicher Infrastruktur und Zivilisation. Noch im Hellen erreichte ich dann schließlich auch den Ort, an dem die Straße dann einfach aufhört und gewissermaßen in einen langen schwarzen Naturstrand und unbändige Wildnis übergeht.
Das Richmond Vale Nature and Hiking Center
Gegen 18:00, also wirklich gerade 30 Minuten vor Einbruch der Dunkelheit, erreichte ich die EcoFarm, auf der ich die nächsten zwei Nächte verbringen wollte. Wesentlicher Grund für die Buchung war zum Einen, dass es die einzige Budget-Unterkunft auf ganz St. Vincent ist, zum Anderen, dass von hier aus direkt die Touren auf den La Soufrière Volcano starten, mein Hauptziel an diesem Wochenende.
Das Richmond Vale Nature and Hiking Center ist kein klassisches Hostel, sondern fällt mehr unter die Kategorie des FarmStay. Viele junge Leute aus aller Welt wohnen hier für längere Zeit und führen eine Art kombiniertes Studien- und Arbeitsleben. Unter anderem auch um die Gemeinschaftskasse aufzubessern, können Gäste in separaten, sehr einfachen Zimmern übernachten.
Das Besondere dabei ist das Zusammenleben in Richmond Vale. Gegessen wird gemeinsam Punkt 7 und abends werden gelegentlich gemeinsame Aktivitäten organisiert. Gäste so wie ich können daran selbstverständlich teilnehmen. Weitere Details zu diesem etwas anderen Aufenthalt findet Ihr auch in der Bewertung über das Richmond Vale Nature and Hiking Center.
Einzigartiges Naturerlebnis: die Wanderung auf und in den Soufrière Vulkan
Vom Richmond Vale Center organisiert wurde dann schließlich auch unsere Wanderung auf den Vulkan des Soufrière. Ein wenig war es ja das Hauptmotiv meiner Reise nach St. Vincent – wenngleich ich das natürlich bei einer Wanderung nie so zugeben würde. ;-)
Dennoch, bei St. Vincent kann man dies getrost so sagen. Punkt 08:00 machte ich mich gemeinsam mit unserem Guide und zwei weiteren Gästen des Centers auf den Weg, um den Soufrière zu erklimmen. Nach rund 3 Stunden kontinuierlicher Steigung, vielen Mangos und reichlich tropischer Vegetation war es dann soweit, wir grüßten vom Dach der Insel auf rund 1200 Meter, auch wenn es offiziell nicht ganz der höchste Berg von St. Vincent ist.
Das Highlight sollte aber erst noch kommen. Gewissermaßen vom Rand des Vulkans konnten wir in den Krater hineinschauen. Dieser war zu meiner Überraschung ziemlich grün und wies in der Mitte einen riesigen (ebenfalls bewachsenen) Gesteinshaufen auf.
Das Beste daran: wir konnten sogar dort hineinklettern. Über ein Seil arbeiteten wir uns nach unten und grüßten schließlich vom Inneren des Vulkans – beeindruckend!
Noch spannender war es schließlich, als wir zur einzigen Austrittsstelle des Vulkans gingen. Die Steine hier waren besonders heiß, Dampf vernebelte die Szenerie und es roch sehr intensiv nach Schwefel. Hier also ist der Vulkan, der letztmalig 1979 ausgebrochen ist, am aktivsten. Wer nur ein wenig die Oberfläche abgräbt, findet glühend heißes Gestein, an dem man sich schnell die Finger verbrennt. Es war ein wenig wie rund 2,5 Monate zuvor am Cerro Negro in Nicaragua, aber noch deutlich beeindruckender und durch unseren Standpunkt im Inneren des Vulkans auch wesentlich einzigartiger.
Es war einfach ein ziemlich faszinierendes Naturschauspiel. Leider mussten wir dann doch irgendwann den Rückweg antreten, schließlich lag noch ein ordentlicher Marsch vor uns. Erst wieder hoch auf den Kraterrand und anschließend etwas mehr als 7 Kilometer durch den mehr oder weniger dichten Wald – übrigens die schwierigere und längere von zwei möglichen Wegen auf den Soufrière. Wer es etwas kürzer haben möchte, startet an der Ostküste in der Nähe von Georgetown.
Doch all die Mühen lohnten sich, denn das Naturerlebnis war einfach zu beeindruckend. Letztendlich kamen wir ziemlich erschöpft nach rund 9 Stunden wieder am Richmond Beach an, waren allerdings um eine faszinierende Episode unserer lieben weiten Welt reicher.
Wer mehr darüber erfahren möchte, findet zusätzliche Informationen und viele weitere Bilder im separaten Artikel über die Wanderung auf den La Soufrière Volcano.
Besuch der Dark View Falls
Nach Rückkehr vom Soufrière machte ich dann noch einen kleinen Abstecher zu den Dark View Falls. Diese sind exzellent mit dem Auto erreichbar (nur 5 Fahrminuten von Richmond Vale) und nach nur 3 Gehminuten vom Parkplatz sah ich bereits die pittoresken Fälle.
Das ich hier nun meine von der Wanderung geschundenen Knochen mal entspannt ins Wasser legte, versteht sich wohl von selbst. Der Wasserfall bildete am Fuße allerdings keinen richtigen Pool (wie zum Beispiel bei den Seven Sister Falls in Grenada), sodass ich mich ziemlich flach ins Wasser legen musste, um komplett vom kühlen Nass umgeben zu sein. Dennoch, nach der langen Wanderung und den mehr als 15 Kilometern war es einfach nur ein Traum.
Charakteristisch für die Dark View Falls ist auch eine Hängebrücke aus Bambus, die über einen neben den Fällen fließenden Bach führt.
Allerdings trügt der ruhige und idyllische Schein. Während ich auf dem Hinweg eine andere Brücke wählte (ja, man muss nicht über diese Hängebrücke gehen), wählte ich auf dem Rückweg zum Parkplatz die Bambus-Variante – und brach ein wie ein Schlittschuhläufer auf einem nicht richtig zugefrorenen See. Scheinbar waren einige Streben schon alt und brüchig, sodass es nach einem Schritt auf der Brücke nur knirschte und knackte und mein Fuß nach unten rauschte. Eigentlich fast ein Wunder, dass ich mich hier außer ein paar Schrammen nicht weiter verletzte. Wer also hier rüber laufen möchte, sollte vorsichtshalber nur auf die dicken und festen Bambusstämme treten.
Einen kleinen Lichtblick gab es auf der Brücke aber dann doch noch. Scheinbar zieht das Holz, die Farbe oder was auch immer eine Reihe von Geckos an. Jedenfalls kam ich hier an den Dark View Falls noch zu einer richtig schönen Gecko-Fotosession.
Street Party in Chaetaublair
Zurück im Richmond Vale Nature Center gab es nun erst einmal das lang ersehnte Abendbrot. Selbstgemachte Pizza und Callaloo-Suppe von den Bewohnern – nicht schlecht, sättigend und lecker.
Nach ein wenig Entspannung und Reiseplanung fuhren wir als „Wandergruppe“ schließlich noch nach Chateaublair, dem nächst gelegenen Mini-Städtchen, rund 3 Kilometer von Richmond Vale entfernt. Dank karibischem „Gesetz“ darf man ja auf nahezu allen Inseln auch Trinken und Fahren („don’t drink and drive“ gibt es hier also nicht), zumindest soweit man es persönlich vertreten kann.
In Chateaublair stieg dann einer der typisch karibischen Straßenpartys mit lauter Musik aus schlechten Boxen, 3 for 10 EC$ Hairoun (dem Nationalbier von St. Vincent und die Grenadinen), einigen betrunkenen Stammesältesten und vielen feierlustigen Dorfbewohnern. Typisch Karibik eben!
Wir jedenfalls hatten auch unseren Spaß und auch hier schmeckte nach den Wanderanstrengungen das Bier gleich mindestens doppelt so gut.
Von Richmond Vale zurück in Richtung Kingstown
Nach einer sehr mückenintensiven Nacht und vorübergehendem Abschied von meinen beiden „Wander-Buddys“ (wir sahen uns dann später in Grenada wieder) begann am Sonntagmorgen meine Fahrt „zurück in die Zivilisation“. Da ich nun etwas mehr Zeit hatte, konnte ich die Aussichten und die Landschaft genießen sowie ab und an auch mal einen Stop abseits der Straße machen. Dank bestem Wetter ergab sich eine schöne Symbiose aus schroffer Küstenlinie, schwarzen Vulkanstränden und tropischem Regenwald – so ungefähr könnte man auch das Gesamtprofil von St. Vincent beschreiben.
Wer aufmerksam gelesen hat und sich in der Karibik auskennt, wird nun allerdings ein kleines Problem erkannt haben, was sich mir auf meiner Fahrt entgegen gestellt hat: es war Sonntag. Dies bedeutet, dass es extrem schwierig ist, irgendwo unterwegs etwas zu essen zu finden. Und so war es schließlich auch: in Richmond Vale gab es kein Frühstück (der Brunch um 11:00 war mir zu spät), kleine Shacks auf dem Weg waren Fehlanzeige und trotz, dass ich 2 Restaurants ansteuerte, die offen hatten, gab es dort dennoch nichts zu Essen zum Sonntagmittag.
Selbst Kingstown, die Hauptstadt von St. Vincent, war wie ausgestorben – wenn sogar Subway und KFC geschlossen haben, soll das was heißen. Entsprechend gespenstig war es auch in der Stadt. Während Freitagnachmittag (und sicher auch an jedem anderen Wochentag) hier der Bär steppt, machte Kingstown zum Sonntag einen richtig tristen Eindruck. Es war sogar so trostlos, dass ich empfehlen würde, Kingstown zu Fuß (ich ging eine kurze Runde auf der Suche nach etwas Essbarem) an einem Sonntag zu meiden.
Letztendlich fuhr ich dann weiter in Richtung Flughafen und musste dann wirklich aus der Not heraus (um mittlerweile 14:45!) in ein KFC einkehren. Besser als nichts, aber mehr schlecht als recht.
Wallilabou Bay: Drehort von Fluch der Karibik
Natürlich rauschte ich vorher nicht einfach nur nach Kingstown durch, sondern machte unterwegs neben den kurzen Fotostopps auch noch zwei richtige Unterbrechungen. Bei der ersten handelte es sich um die vielleicht berühmteste Sehenswürdigkeit (garantiert nicht die schönste) von St. Vincent – die Wallilabou Bay, einer der wesentlichen Drehorte der mehrteiligen Filmreihe „Fluch der Karibik“ bzw. „Pirates of the Caribbean“.
Allerdings ist die Bucht nur etwas für Filmkenner (also nicht für mich), ansonsten kann man hier nicht viel anfangen. Das Gelände, welches kostenlos betreten werden kann, besteht aus ein paar alten Filmsets, einer Mini-Ausstellung mit Bildern der meisten Schauspieler, Teilen des Drehbuchs zum Nachlesen sowie vermeintliche Original-Protokolle und –Ablaufpläne der Drehtage.
Natürlich darf auch der Blick vom Jetty auf das berühmte Port Royale sowie der bekannte Felsen nicht fehlen.
Aufgrund der sehr begrenzten Größe und Aussagekraft des ganzen Areals verschwand ich aber relativ schnell wieder und fuhr weiter in Richtung Süden.
Buccament Bay: eine zweite Welt in St. Vincent
Zwischen Wallilabou Bay und Kingstown auf rund halber Strecke (für mich also immer noch ohne Essen ;-) ) befindet sich das kleine Örtchen Buccament mit der gleichnamigen Bucht. Als Touristiker wusste ich, was hier vor sich geht, aber selbst wer nur ahnungslos vorbeifährt, sieht direkt von der Straße aus, dass hier etwas ein wenig anders ist als sonst auf St. Vincent.
Wo kommt auf einmal der weiße Sand her?
Richtig, dieser wurde importiert – aus dem rund 1000 Kilometer entfernten Guyana auf dem südamerikanischen Kontinent.
Grund ist ein Luxusresort, welches hier vor ca. 2 Jahren eröffnete und nun als weithin sichtbarer Kontrast das Landschaftsbild prägt. Natürlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen, dem Hotel einen Besuch abzustatten. Nur mit etwas Hartnäckigkeit konnte ich schließlich auch eine Führung bekommen. Zwar sind die Villen zweifelsohne nett und komfortabel eingerichtet, doch so richtig wohl war mir bei dem Gefühl nicht, dass hier eine Luxuswelt direkt in ein ursprüngliches Karibik-Dorf hineingesetzt wurde – wobei natürlich die Einheimischen keinen Zutritt zum Resort haben. Eins muss man dem Buccament Bay Resort jedoch lassen – es arbeiten überwiegend Vincys im Hotel, sodass der Komplex zumindest arbeitsmarkttechnisch eine Belebung für die Insel ist. Ansonsten werden die verwöhnten Urlauber im Resort (Tagesrate ab 600 US$) aber kaum einen Fuß außerhalb des Resorts setzen – kein Wunder, wenn innerhalb des Komplexes so eine top gepflegte und surreale Anlage wartet.
Achja, die Sportkomplexe und Villen schaute ich mir auch an. Wer also Bedarf hat und weitere Informationen benötigt, kann sich gerne bei mir melden.
Wieder ans Ende der Welt: entlang der Ostküste nach Fancy
Nach meinem tendenziell eher unbefriedigendem Mittag bei KFC ging es nun also an die (vor-)letzte Etappe des Tages. Da ich an diesem langen Wochenende ohnehin ausreichend Zeit hatte, um ganz St. Vincent zu erkunden (und ich die gut und schnell erreichbare Insel Bequia ja bereits beim letzten Besuch gesehen hatte), entschied ich mich, auch ans andere „Ende“ von St. Vincent zu fahren. Wie oben beschrieben gibt es keine durchgehende inselumrundende Straße, sodass auch die Ostküstenstraße irgendwann in einer Sackgasse endet – genauer gesagt in Fancy, ziemlich am nördlichsten Punkt der Insel.
So sieht also das andere „Ende von St. Vincent“ aus. Mein Ziel hier oben waren eigentlich die Owia Salt Ponds, eine durch Felsen geschützte Lagune, die sehr schön sein soll (auch zum Baden). Leider fand ich keinen Weg ans Meer und konnte mir somit die Nordküste nur von oben anschauen.
Apropos „oben“ – gerade die Straße hier im Norden war doch von einem starken Auf und Ab geprägt. Nichts für schwache Motoren also.
Sehr verwundert hat mich allerdings, dass selbst hier im letzten Winkel einer so kleinen Insel wie St. Vincent, wo die Versorgung nun wirklich nicht so einfach ist, alles noch (für karibische Verhältnisse) sehr zivilisiert war und es noch richtig schöne Wohnhäuser gab.
Wer sich hier auf den auch mindestens eine Stunde dauernden Weg in den Norden begibt, muss natürlich nicht nur stur im Auto sitzen. Unterwegs gibt es immer wieder kleine landschaftliche Ausrufezeichen – so unter anderem dieser Küstenstreifen nördlich des kleinen Dorfes „Friendly“.
Auch Palmen zeigten sich vor allem im Norden immer wieder in Hülle und Fülle. Dank der Sonne wurden diese auch perfekt angestrahlt, was das Foto leider nicht ganz zeigt – irgendwann musste ich auch einmal auf die Straße achten. ;-)
Last but not least ist sogar das kleine Georgetown ein überraschend aufgeräumtes Regionalzentrum der Insel.
Die letzte Nacht St. Vincent: Beachcombers Hotel
Nach rund 3 Stunden Fahrt war ich schließlich wieder im Süden von St. Vincent angekommen. Für meine letzte Nacht hatte ich mir das Beachcombers Hotel gebucht – ein kleines, schickes Hotel mit einem humanen Einzelzimmerpreis deutlich unter den 100 US$. Unter 60 US$ geht aber leider so gut wie nichts in St. Vincent, mit Ausnahme des Richmond Vale Centers der ersten beiden Nächte.
Mein Aufenthalt hier im Beachcombers war absolut zufriedenstellend. Nahezu einzigartig ist, dass das kleine Hotel an einem von lediglich zwei hellen Sandstränden in St. Vincent liegt. Zwar kann dieser nicht mit den sonstigen karibischen Strandqualitäten mithalten, aber immerhin besser als nichts.
Und der Blick war schließlich auch nicht zu verachten.
Auf zum Mesopotamia Valley – oder doch nicht?
Nach halbwegs entspannter Nacht, bei der mich auch die in St. Vincent extrem aktiven Moskitos weitestgehend in Ruhe ließen (dank „3er-Abwehrkette“ aus Moskitonetz, Klimaanlage und Moskito-Pad), startete ich mit einem echten karibischen (und leckeren) Frühstück: Saltfish and Bake.
Anschließend ging es wieder in den Mietwagen – quasi mein wichtigstes Utensil an diesem langen Wochenende. Ziel war eigentlich das Mesopotamia Valley, was aufgrund seiner reichhaltigen Fülle an natürlichen Nahrungsmitteln auch als „bread basket of St. Vincent“ bezeichnet wird. Ob es hier jetzt eine Art Besucherzentrum oder anderen direkten „Point of Interest“ gibt, konnte ich jedoch nicht wirklich feststellen. Stattdessen fuhr ich einmal quer durch verschiedenste Dörfer, ungeahnte Höhen, wilde Sackgassen und ziemlich abgelegene Straßen – was aber dennoch insgesamt eine nette Fahrt war, wenngleich auch ohne den besonderen Aha-Effekt.
Besuch des Fort Charlotte
Ok, so richtig war es nichts mit dem Mesopotamia Valley, aber das war auch nicht schlimm. Das nächste Stück „Vincy-Geschichte“ führte mich zurück in die Hauptstadt Kingstown ins etwas oberhalb gelegene Fort Charlotte. Es wurde 1806 fertig gestellt und ist insofern eine Besonderheit, als dass sich die Kanonen alle in Richtung Landesinnere richten. Es sollte die von den Briten beherrschte Stadt Kingstown vor den auf der Insel lebenden oder einfallenden Kariben bzw. Franzosen schützen.
Heute wird das Fort Charlotte in Teilen als Frauengefängnis genutzt und zudem natürlich als Touristenattraktion, von der aus man tolle Blicke auf die Grenadinen sowie Kingstown und die Küste St. Vincents hat.
Achja, vom Fort aus ist auch eine Werft zu sehen, in der angeblich die originale „Black Pearl“ aus „Fluch der Karibik“ stehen soll und gerade restauriert wird. Liebe Film-Experten, stimmt das? Ich habe keinen Plan davon …
Der älteste botanische Garten der westlichen Hemisphere
Ja, Superlative sind ja immer so eine Sache. Irgendwo findet man immer einen – siehe zum Beispiel meinen Besuch bei den Kaieteur Falls: der höchste single-drop Wasserfall der Welt. Und nun der nächste kreative Superlativ – siehe Zwischenüberschrift. Immerhin 1765 wurde der Botanische Garten von Kingstown bereits gegründet. Er hat also tatsächlich schon ein paar Jahre auf dem Buckel.
Superlativ hin oder her, ich besuchte den Botanischen Garten natürlich und war auf jeden Fall angetan, schließlich konnte ich mich so als Hobby-Fotograf noch ein wenig austoben – genug Zeit bis zu meinem Abflug am Abend hatte ich ohnehin und langsam hatte ich auf St. Vincent wirklich alles abgeklappert, was irgendwie interessant war.
Der Eintritt betrug schmale 5 EC$, dagegen waren die 10 EC$ für den Guide fast Wucher. Nein, ganz ehrlich, knapp 3 Euro für eine Privatführung durch den Botanischen Garten sind natürlich völlig in Ordnung, wenngleich mein Guide alles dafür tat, wirklich nicht mehr Wert zu sein – spätestens nach 15 Minuten war er wieder verschwunden, um die nächsten Gäste zu empfangen.
Sei es drum, wenn das Alter des Botanischen Garten auch gleich der Schönheit ist, so stimmt die Gleichung auf jeden Fall. Es gab in der Tat viele interessante Pflanzen zu sehen, die Anlage war sehr gepflegt und wirklich herrlich entspannend – allerdings nicht für meine Kamera. ;-)
Zurück zum Flughafen und Fazit
Damit war mein St. Vincent-Aufenthalt nun beendet – fast zumindest. Da ich immer noch ausreichend Zeit hatte fuhr ich nochmals ins nun zum Montag wieder quicklebendige Kingstown. Mit etwas Suche fand ich nun im Gegensatz zum Freitag einen Parkplatz und konnte mir so noch einen leckeren Local Lunch vom Markt für 12 EC$ gönnen.
Irgendwie schloss sich damit der Kreis in Kingstown, denn damit war auch das Ende meiner Reise nach St. Vincent eingeläutet. Ich gab den Mietwagen wieder bei der Autovermietung ab, wurde zum Flughafen gefahren und wartete hier nun zunächst im schülwarmen Terminal des E.T. Joshua Airports und anschließend im zwar kühlen, aber völlig überfüllten Gate auf meinen Flug. An beiden Stationen herrschte Chaos, denn draußen saßen gestrandete Passagiere, deren Liat-Flug am Morgen gestrichen wurde, am Gate selbst warteten andere Fluggäste wiederum auf ihren ebenfalls mindestens 4 Stunden verspäteten Flug. Gott sei Dank war mein Flug nach Grenada lediglich um eine Stunde verspätet, sodass ich unter diese Reise ein wiederum sehr positives Fazit ziehen konnte.
Absolutes Highlight war natürlich die Wanderung auf den Soufrière, die mir noch einige Zeit in Erinnerung bleiben wird. Anschließend war der Spannungsbogen meines Programms etwas abfallend, wenngleich es dennoch nett war, St. Vincent so intensiv kennenzulernen. Während ich den Soufrière jedem Wanderfan unbedingt empfehlen kann, ist der Rest der Insel eher nur etwas für eingefleischte Karibik-Fans. Wem es allerdings auf St. Vincent zu langweilig wird, kann ja immer noch auf die wunderschönen Grenadinen ausweichen – schließlich trägt der Staat ja auch den schönen Namen St. Vincent und die Grenadinen.
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Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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Schade das sie den Strand von Fluch der Karibik so verfallen haben lassen – tut richtig weh das fast zerstörte Set zu sehen. Ich war 2005 dort.
Wir hatten nur eine begrenzte Zeit auf der Insel, da wir mit einem Segelschiff unterwegs waren.
Grüße Sandra
Hallo Sandra,
tja, es fehlt leider in diesen Ländern an ziemlich viel Geld. Da ist es auf der anderen Seite vielleicht sogar richtig, sich erst einmal wichtigeren Dingen zuzuwenden (wenngleich da auch viel Geld versickert … ).
LG, Chris
Ich war am 18.11.2017 auf St.Vincent. Bin mit einem Kleinbus um die ganze Insel und mit Katamaran um die Insel. Habe mich in die Insel verliebt. Wenn auch etwas Infrastruktur fehlt hat sie noch einen unverdorben Charme. Werde sie zum abschalten und entspannen auf jeden Fall noch mal besuchen.
Hallo Dirk,
da kann ich dir 100% zustimmen. St. Vincent ist noch extrem ursprünglich, das mit dem „unverdorbenen Charme“ trifft es sehr gut. Ich hatte das selbe Gefühl und kann es nur sehr empfehlen für alle, die die rustikale Karibik abseits von bunten Beach Bars und All-Inclusive-Resorts suchen.
LG, Chris
Mit welchem Katamaran-Anbieter seid Ihr denn gefahren? Und wieviel hat der Kleinbus gekostet bzw. wo ging es hin?
Hallo Chris,
ich habe mir mehrere von deinen schönen Reiseberichten in der Karibik durchgelesen. Meine Freunde und ich planen einen Urlaub auf St. Vincent, Bequia oder Union Island und zuletzt auf Grenada. Wir sind alle 19 Jahre alt und kommen deswegen laut unseren Informationen nicht so leicht an ein Auto. Zumindest auf Grenada müssen wir 21 sein. Ist das auf St. Vincent auch so und wenn ja gibt es irgendeine Möglichkeit, die dir bekannt ist, privat ein Auto zu mieten oder ähnliches?
Hallo Jonathan,
danke für deinen Kommentar, schön, dass dir meine Reiseberichte gefallen.
Mit 19 Jahren ein Auto zu mieten ist leider in der Tat sehr schwierig, ich glaube das wird auf so gut wie keiner der Inseln gehen, da man meistens mindestens 21 sein müssen – und auch dann bekommt man es nur über eine Extra-Gebühr.
Das einzige was ein Weg sein könnte, wäre AirBnB oder ähnliche Kontaktmöglichkeiten mit Privatpersonen. Ihr könnt dort nachfragen, ob Ihr eventuell irgendwie privat an eins kommt. Dann müsst Ihr allerdings ziemlich mit den Versicherungen und Deposits aufpassen und braucht schon einen sehr vertrauensvollen Vermieter, denn Euer Alter könnte man dann auch ausnutzen. Nehmt Euch am besten einfach jemanden mit, der schon 21 ist. ;-)
LG, Chris
Hey Chris,
vielen dank für die Antwort. Das haben wir uns bereits gedacht. Über Airbnb hat uns unsere Vermietern bereits angeboten ein Auto zu verleihen und meinte sie könnte das organisieren. Uns ist natürlich klar, dass dabei vermutlich keine Versicherung mit drinnen wäre und es illegal wäre. Naja, auf Grenada werden wir das öffentliche Verkehrsnetz nutzen und auf Union Island brauchen wir ja keins. Wir sind schließlich junge hüpfer ;)
Wir wir das auf St. Vincent regeln schauen wir dann noch. Notfalls greifen wir auch hier auf die Öffentlichen Verkehrsmittel zurück.
Das ist natürlich auch ne gute Idee :D „Nehmt Euch am besten einfach jemanden mit, der schon 21 ist. ;-)“
LG, Jonathan