Eigentlich war es ja nur Mittel zum Zweck: ich wollte unbedingt auf den Soufrière hoch wandern. Da das Richmond Vale Nature and Hiking Center die Touren direkt anbietet, nahm ich die Übernachtung gleich mit.
Reisezeitraum: August 2013
Geschrieben: August 2013
Veröffentlicht: August 2013
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UPDATE 2022: Nach dem Vulkanausbruch des La Soufriere 2021 ist das Richmond Vale Hiking Center leider für längere Zeit geschlossen.
Dabei ist das Richmond Vale Nature and Hiking Center eine etwas andere Unterkunft. Hotelservices gibt es hier nicht, die Anreise ist ziemlich beschwerlich und die Zimmer sind mehr als basic. Viel mehr besteht das Prinzip auf dem Community-Gedanken, denn es wird gemeinsam gegessen und als Aktivität am Abend gibt es eigentlich nur die Konversation und Interaktion mit dem Studenten und Arbeitern, die im Richmond Vale Nature Center wohnen. Dafür ist die Übernachtung hier mit 20 US$ für ein Einzelzimmer auch spottbillig und gerade für die Karibik absolut nicht zu toppen. Gebucht hatte ich direkt per E-Mail beim Center.
Wer hier übernachten möchte, benötigt aber zunächst einmal entweder viel Zeit oder einen Mietwagen. Richmond Vale befindet sich im äußersten Nordwesten der Insel – genau dort, wo die Küstenstraße entlang der Westküste von St. Vincent aufhört. Mit dem Mietwagen benötigt man von der Hauptstadt Kingstown rund 90 Minuten – obwohl es gerade einmal rund 40 bis 50 Kilometer sind. Mit dem Minibus sollte man mindestens 3 Stunden einplanen, denn gerade ab Layou oder spätestens Barrouallie fahren die Busse nur noch äußerst selten, unregelmäßig und wenn überhaupt maximal einmal pro Stunde. Dennoch – die Fahrt lohnt sich, denn die Küstenstraße ist abwechslungsreich und landschaftlich interessant.
In Richmond Vale angekommen – was eigentlich nicht zu verfehlen ist, da es sich wirklich am Ende der Straße befindet – stellte ich dann mein Auto ab und wurde empfangen. Nach einem kleinen Plausch mit dem Leiter des Centers sowie der für Gäste zuständigen Bewohnerin wurde mir mein Zimmer gezeigt. Viel gibt es darüber nicht zu sagen: sehr einfach, aber in Ordnung, mit den Waschräumen auf den Gang.
Etwas unschön war, dass mich am Abend direkt eine Kakerlake begrüßte. Nachdem ich dieser den Gar ausmachte, die einzelnen Spuren entsorgte und dann den kleinen Teppich vor den unteren Türspalt schob (eigentlich der einzige Zugang, wo sie hindurch kommen konnte), war es aber auch die letzte, die ich an diesem Wochenende zu Gesicht bekam.
Was? | Richmond Vale Nature and Hiking Center |
Zimmer? | Einzelzimmer |
Wo? | Richmond Vale, Nordwestküste, St. Vincent und die Grenadinen |
Dauer? | 2 Nächte |
gebucht via | |
Bewertung | 8/10 |
Anschließend verschaffte ich mir erst einmal einen kurzen Überblick über das Richmond Vale Nature and Hiking Center. Die Anlage an sich ist relativ weitläufig und besteht aus verschiedenen Gebäuden, in denen die Bewohner, die hier einem Mix aus Studium und ökologischer Arbeit nachgehen und aus allen Teilen der Welt stammen, ihre Zimmer haben.
Gewissermaßen im Haupthaus befindet sich dann auch der riesige Aufenthaltsraum mit Sitzecken, Esstischen, Tischtennisplatte und Info-Boards.
Im übrigen gibt es auf dem gesamten Gelände gratis WiFi – und das sogar unverschlüsselt, denn in der Umgebung ist absolut nichts und niemand, der sich daran bedienen könnte. Auch das zeigt, wie abgelegen das Richmond Vale Nature and Hiking Center doch ist. Dafür bietet es einen schönen Meerblick auf die Bucht von Richmond, dessen Meer nur rund 10 Gehminuten entfernt ist.
Auch der Blick nach Norden verbreitete eine idyllische Stimmung, zeigt u.a. den La Soufrière und kommt definitiv in die Nähe eines Postkartenmotivs.
Die nahezu isolierte Lage bedingt es dann auch, dass man gewissermaßen komplett auf die Versorgung innerhalb des Centers angewiesen ist. Die Bewohner servieren hier Frühstück, Mittagessen und Abendbrot und für nur 5 US$ kann man daran teilhaben – kochen muss man dann als Gast auch sicher nicht. ;-)
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Wichtig ist, dass man Punkt 7:00 / 19:00 Uhr im Essens-/Aufenthaltsraum ist – genau dann, wenn die Glocke für das Frühstück oder Abendessen geläutet wird und alles in Buffetform serviert wird. Da das Budget zur Essenszubereitung jedoch begrenzt ist (wie gesagt, es ist kein Hotel, sondern eine Art EcoFarm, die als NGO geführt wird), gibt es hier kein üppiges All You can Eat Buffet, sondern schon ein auf die Menge der Teilnehmer abgestimmtes Essen. Es reicht und jeder wird satt, jedoch ist die Menge wie gesagt begrenzt und wird – wenn man nicht anwesend ist – sonst von den anderen einfach mit gegessen. ;-)
Die Qualität des Essens schwankte dann sehr stark. Beim ersten Abendbrot gab es eine sehr leckere Callaloo-Suppe, jedoch mit einem sehr dürftigen Hauptgericht aus blankem Reis, matschigen Bohnen und sehr fadem frittierten Fisch. Auch ein paar Früchte aus dem eigenen Anbau konnten diese Mahlzeit nicht retten. Beim Frühstück wiederum gab es ein sehr leckeres selbst gebackenes Brot mit etwas Käse, dazu viel Gemüse und Früchte. Das zweite Abendbrot war dann schon deutlich besser: erneut die sehr leckere Callaloo-Suppe, frischer Salat und selbst gebackene, sehr deftige Pizza. Alles in allem also sehr durchwachsen – man kann Glück haben, aber auch Pech.
Ein weiterer wichtiger Punkt während meines Aufenthalts war auch die Wanderung zum Soufrière, die direkt vom Hiking Center angeboten wird – ebenso wie viele andere Trips, zum Beispiel zu den Trinity Falls oder zu den Falls of Baleine, die beide ebenso wie der Soufrière nur mit Guide möglich sind. Unsere Wanderung zum Soufrière startete am frühen Morgen, dauerte insgesamt bei sehr gemächlichem Tempo 9 Stunden und war ein einmaliges Erlebnis – besonders dank des Trips in den Vulkan hinein. Mehr zu dieser spektakulären Tour habe ich im Artikel über die Wanderung auf den Soufrière beschrieben.
Diese Wanderung beging ich übrigens mit zwei weiteren Touristen und Backpackern, die ich am Vorabend im Richmond Vale Nature and Hiking Center kennengelernt hatte. Auch dies ist also ein Vorteil dieser etwas alternativen Unterkunft: man kommt schnell ins Gespräch und knüpft neue Kontakte. Eine andere Möglichkeit gibt es auch kaum, möchte man nicht den gesamten Abend nur vor dem eigenen Laptop verbringen. Und ich glaube auch die Bewohner, von denen alle ausnahmslos sehr freundlich waren, freuen sich ab und an über ein wenig Input von außen.
Alles in allem war es hier also ein sehr schöner und vor allem etwas anderer Aufenthalt, der mich vom Flair her auch stark an unsere Nacht auf Grenada im zum Teil ähnlichen Crayfish Bay Organic Estate erinnerte. Highlight war die ebenfalls vom Center durchgeführte Wanderung auf den Soufrière, doch die Übernachtungen zeichneten den völlig passenden Rahmen zu einer Unterkunft quasi mitten in der Wildnis der Karibik. Wer also auf einem Budget-Trip durch die Karibik ist, auf St. Vincent wandern möchte und genug Zeit mitbringt, dem kann ich das Richmond Vale Nature and Hiking Center uneingeschränkt empfehlen. Aufgrund des Erlebniswerts und der besonderen Atmosphäre würde ich eigentlich auch glatt 10 von 10 Punkten geben – aber mit Kakerlake im Zimmer geht dies nun doch nicht ganz. ;-)
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Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Ich habe nicht nur Tourismus studiert und mehr als 10 Jahre bei Reiseveranstaltern gearbeitet (gerne helfe ich Euch bei Eurer Reiseplanung), sondern auch knapp 10 Jahre in der Karibik gewohnt (Grenada & Dominikanische Republik) und bereits mehr als 90 Länder bereist.
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