Highlight meiner Reise nach St. Vincent war eindeutig die Besteigung des Soufrière-Vulkans. Nicht nur, dass es ein kompletter Tagesausflug mit gaaaanz viel frischer Luft war, es entwickelte sich zudem auch zu einem eindrucksvollen Erlebnis, was vor allem mit den Abstieg in den Vulkankrater hinein zu tun hatte.
>> Zum Reisebericht St. Vincent (2013)
>> Zum Reisebericht St. Vincent und die Grenadinen (2012)
>> Zur Bewertung Richmond Vale Nature and Hiking Center
>> Zur Wanderung auf den Großen Piton (St. Lucia)
Reisezeitraum: Juli 2013
Geschrieben: Juli 2013
Veröffentlicht: August 2013
Update: Januar 2014 (Statistik-Box)
UPDATE 2022: Nach dem Vulkanausbruch des La Soufriere 2021 ist das komplette Gebiet rund um den La Soufriere nicht zugänglich. Es wird wohl einige Jahre dauern, bis man den Vulkan wieder besteigen kann.
Inhalt dieses Reise-Artikels
Die Planung
Los ging es jedoch zunächst am Richmond Vale Hiking Center. Die Touren zum La Soufrière können hier vorgebucht werden. Wer nur kurz vor Ort ist (so wie ich), sollte dies auch tun. Für eine Person kostet die insgesamt rund 6 bis 9 stündige Tour 85 US$, für zwei Personen 75 US$, bei drei Leuten 60 US$ und ab einer Gruppe von vier 50 US$ pro Person. Spontan entschlossen sich noch zwei andere Backpacker mit mir (und dem Guide) mitzuwandern, sodass es nicht nur etwas günstiger für mich wurde, sondern ich auch zwei sehr nette Begleiter hatte, die die Wanderung definitiv kurzweiliger machten.
Im Tourpreis inklusive waren neben dem lokalen Guide auch Wasser sowie ein umfangreiches Lunchpaket.
Mitbringen sollte man neben ordentlichen Wanderschuhen (insgesamt rund 15 Kilometer) vor allem ein zweites T-Shirt sowie eine wetterfeste Jacke – selbst wenn es nicht regnet, kann es durch den starken Wind am Kraterrand sehr kühl werden.
Die erste Etappe: Start in Richmond
Mit all den genannten Gegebenheiten ging es nun also auf zur großen Wandertour – ca. 8 Stunden und 15 Kilometer sollten vor uns liegen. Pünktlich um 8 starteten wir – Victoria, Petr, Guide Franklyn und ich – zur Besteigung des La Soufrière von St. Vincent. (Es gibt auch Berge auf anderen Karibik-Inseln, die den selben Namen tragen)
Was? | Wanderung auf und in den La Soufriere Volcano |
Wo? | Start in Richmond Vale, St. Vincent |
Geöffnet? | Touren täglich nach Voranmeldung beim Richmond Vale Hiking Center |
Preis? | 85 US$ für eine Person, 75 US$ ab 2 Personen, 60 US$ ab 3 und 50 US$ pro Person ab 4 Teilnehmern |
Dauer? | inkl. Kraterwanderung ca. 7-10 Stunden |
Bewertung | 10/10 |
Statistik-Box |
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– Länge: exakt 7,5 Kilometer one-way – Höhenmeter: 1080 Meter one-way – Höhe über NN am Kraterrand: 880 Meter – Höhe über NN im Kraterinneren: 745 Meter – durchschnittliche Steigung: 14% |
Zunächst passierten wir das Ende der Küstenstraße (St. Vincent hat keine inselumrundende Straße) sowie den langen Richmond Beach und konnten ganz im Hintergrund schon einmal einen Blick auf unser heutiges Ziel werfen.
Danach ging es ab ins Gebüsch – ein entsprechendes Schild wies uns den Weg in Richtung Soufrière.
Dies war dann aber auch das letzte Ausschilderungsschild, weshalb man für einen Erstaufstieg auch definitiv einen Guide benötigt.
Anschließend ging es zunächst durch ein kleines Tal mit für die Karibik seltenen Höhlenwänden links und rechts. Diese machten den Weg so dunkel, dass sich dort sogar die Fledermäuse wohlfühlen. Diese weckten wir durch unser Erscheinen, was die kleinen Säugetiere in einen ziemlichen Aufruhr versetzte – ich weiß nicht, ob ich bisher überhaupt schon einmal Fledermäuse gesehen hatte.
Nach der kleinen Klamm ging es dann an ein wenig Kletterei, die uns – bei 30 Grad verständlicherweise – ziemlich schnell ins Schwitzen brachte. Dafür zeigten sich aber auch relativ bald die ersten schönen Ausblicke auf Küste und Bergwelt.
Flankiert wurde der Weg vor allem im zweiten Viertel von nahezu unendlichen Mangobäumen. Von Franklyn erfuhren wir dabei auch, wie man eine frisch vom Baum gefallene Mango von einer etwas älteren unterscheidet und wurden selbstverständlich mit ausreichend Vitamin C versorgt, die ich an Ort und Stelle verspeiste …
… eine ordentliche Schälanleitung mit der Machete inklusive.
Die zweite Etappe: Auf nach oben!
Nach einem sehr angenehmen, aber dennoch intensiven Trail mit stetigem Höhengewinn, einigen Machetenschlägen unseres Guides, der so den Weg freischnitt sowie einer kleinen Halbzeitpause an einem riesigen, jahrhundertealten Baum wagten wir uns dann an den Gipfelsturm. „Wagen“ ist eigentlich zuviel gesagt, denn der Trail war gut sichtbar und ging nun auf das offene Terrain, sodass lediglich die Beine von den umliegenden Sträuchern traktiert wurden.
Weiter oben ließ die Vegetation dann ganz nach – dafür wurde der Wind umso stärker; so stark, sodass selbst ich – nicht gerade ein Leichtgewicht – das ein oder andere Mal um Halt ringen musste. Er pfiff quasi direkt über die Bergkante hinweg. Dafür hatten wir den Gipfel bereits im Blick.
Die Stürmung des Gipfels
Die Metapher „Stürmung des Gipfels“ wurde dann gleich in zweierlei Hinsicht erfüllt: Nach rund dreieinhalb Stunden (mit vielen Pausen, Foto- und Mangostopps – es wäre auch locker in 2,5 Stunden zu schaffen) hatten wir schließlich den Soufriére erklommen. Empfangen wurden wir durch peitschenden Wind, der selbst das Anziehen eines zweiten T-Shirts zu einer echten Herausforderung machte. Geschätzt dürfte die Windgeschwindigkeit ungefähr bei 100 km/h gelegen haben – also ungefähr bei Windstärke 10-11 auf der Beaufort-Skala. Gartenmöbel, die laut Wikipedia bei Windstärke 10 weggeweht werden, hätten hier oben auf dem Soufrière definitiv keine Chance gehabt. :-)
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Zeit für den Ausblick nach unten blieb dennoch: auch wenn es etwas diesig war, konnten wir uns glücklich schätzen, nicht komplett in der Wolkensuppe zu sein und so den Ausblick nach unten und auf das Meer – wo wir gestartet waren – zu genießen.
Viel spannender war jedoch der Blick in den Vulkan hinein, denn bisher – trotzdem meines Besuchs des allerdings weit weniger aktiven Cerro Negro in Nicaragua 3 Monate zuvor – hatte ich hiervon keine richtige Vorstellungen und dachte bei einem Vulkan eher an brodelnde Lava statt an …
… ein sattgrünes Tal mit einem aufgetürmten Gesteinsberg in der Mitte.
Der Blick in den Vulkankrater war einfach grandios und machte richtig Lust auf mehr – denn so etwas hatte ich bisher noch nicht gesehen und weckte meine Begeisterung.
Hinein in den Vulkan – Abstieg in den Krater
Da wir alle 3 sehr überrascht waren und aufgrund des starken Windes ohnehin weder unser Lunchpaket plündern noch die imaginären Gartenmöbel herausholen konnten, ging es nun für uns in das Innere des Vulkans.
Dazu liefen wir zunächst – bei weiterhin peitschendem Wind – rund 300 Meter entlang des Kraterrands, ehe wir uns mittels Seil an den Abstieg heranwagten.
Dies war nun unsere Herausforderung für die nächsten knapp 30 Minuten. Entlang des Seils hangelten wir uns hinab, immer wechselnd zwischen der normalen Vorwärtsbewegung und einem rückwärts den Berg hinunterklettern, wobei die Ausblicke stets grandios waren – sowohl auf den Berg als auch in den Krater hinein.
Unter angekommen, konnte ich dann den nicht ganz einfachen Seilpfad noch einmal im Ganzen begutachten und bewundern.
Ich stand nun tatsächlich im Inneren eines aktiven Vulkans!
Nun wurde es langsam heiß – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht nur, dass im Vulkan selbst aufgrund des ausbleibendes Windes die gefühltem Temperaturen wieder höher waren, nein, wir wagten uns nun auch an die Stelle heran, wo der Vulkan seine heiße, nach Schwefel stinkende Luft ausspuckt.
Angenehm waren diese Wolken nicht gerade (vor allem für die Nase), aber mega beeindruckend war es allemal. Genau hier wird voraussichtlich in ca. 30-50 Jahren der Soufrière wieder ausbrechen – nämlich genau dann, wenn der Berg im Inneren dieses Vulkans, der oben auf den Bildern zu sehen war, zu groß wird, dem Druck von unten nicht mehr Stand hält und dann einfach nachgibt. Genau dieser Berg wächst übrigens kontinuierlich an – vor 30 Jahren war er überhaupt noch nicht vorhanden.
Dies war einer der Fakten, die diesen Besuch hier im Inneren des La Soufrière immer faszinierender machte. Viele Quellen im Internet berichten auch noch von einem Kratersee – dieser ist jedoch seit einigen Monaten verschwunden. Vielleicht ein Indiz für einen noch zeitigeren Ausbruch?
Wir jedenfalls warfen dann noch einen genaueren Blick auf das dampfende und heiße Gestein. Die Felsen selbst waren schon mit einer starken Wärme versehen, beim Erdreich sah es noch viel deutlicher aus. Anfassen führt hier schnell zu Verbrennungen und in den geschützten Lagen bildet sich der gelblich-weiße Schwefel – ebenfalls nahezu kochend heiß.
Es war einfach ein richtig tolles Erlebnis und wir hätten hier durchaus noch einige Stunden verbringen können. Wer Zeit hat, kann auch den Kraterberg umlaufen, geschätzt dürfte das nicht länger als eine halbe Stunde dauern. Wir jedoch mussten uns nun langsam auf den Rückweg machten, denn es wartete doch noch ein ordentliches Stück für uns.
Vom Soufrière zurück nach Richmond Vale
Zunächst hangelten wir uns also wieder zurück nach oben auf den Kraterrand, wobei der Aufstieg mit 15 Minuten schneller von der Hand ging als der deutlich schwierigere Weg in den Krater hinein. Zur Begrüßung wartet oben wieder orkanartiger Wind, der uns schnell den Abstieg in Richtung Richmond starten ließ. Nachdem wir wieder im geschützten Wald ankamen, wurde erst einmal das Lunchpaket geplündert.
Später auf dem Weg nach unten hatte ich dann noch Zeit für ein paar fotografische Details. Ein Schmetterling posierte friedlich, ein Baumstamm versperrte den Weg und Mangos wurden noch einmal gepflückt.
Mit der Zeit zog sich der Weg nach unten dann auch ganz schön, immerhin waren wir bereits seit fast 9 Stunden auf den Beinen. Entsprechend froh waren wir dann, als wir wieder den Richmond Beach bzw. den Wallibou Beach erreichten.
Nun war es nur noch ein etwas längerer Strandspaziergang von 20 Minuten, ehe wir wieder unseren Startpunkt, die Richmond Vale Hiking Academy, erreichten.
Fazit
Hinter uns lag nun ein fast 9,5-stündiges Wandererlebnis, was ich so schnell nicht vergessen werde und definitiv das Highlights meines Trips nach St. Vincent war. Die Wanderung selbst war gar nicht mal so spektakulär und von der Trail-Beschaffenheit durchaus mit unseren üblichen Hashes in Grenada vergleichbar (wenngleich der Aufstieg von der Ostseite St. Vincents (Georgetown) einfacher und kürzer sein soll), doch der Gang in das Innere des Soufrières war einfach faszinierend und einzigartig. Hinzu kommt unser lieber und geduldiger Guide Franklyn, der uns nett alle Fragen beantwortete, selbst auch ein wenig erzählte und seine Vorliebe für Mangos (geschätzt aß er mindestens 10 Stück während des Tages) mit uns teilte und somit auch uns mit reichlich Vitaminen versorgte. Zur richtigen Begleitung gehörten neben Franklyn auch Victoria und Petr, die das Ganze spannender machten, als wenn ich nur mit unserem Tourguide alleine unterwegs gewesen wäre. Insgesamt war es also ein richtig tolles Erlebnis, welches jeden Dollar der 60 Gezahlten auf jeden Fall wert war und für wander- und naturbegeisterte Reisende mehr als eine unbedingte Empfehlung ist.
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Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Ich habe nicht nur Tourismus studiert und mehr als 10 Jahre bei Reiseveranstaltern gearbeitet (gerne helfe ich Euch bei Eurer Reiseplanung), sondern auch knapp 10 Jahre in der Karibik gewohnt (Grenada & Dominikanische Republik) und bereits mehr als 90 Länder bereist.
Aktuell bin ich als Digitaler Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei ich die Karibik weiterhin regelmäßig besuche. Mehr über mich findet Ihr hier, ebenso wie einige Links zu meinen Experten-Beiträgen auf anderen Websites oder in Podcasts.
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Hallo,
danke für Ihren Bericht. Wir (70 u. 67) kommen anläßlich einer Kreuzfahrt nach St. Vincent und wollten sehen was es dort gibt, wollten auch nichts versäumen.
Ihre Schilderungen sind sehr interessant.
Leider können wir dort aus naheliegenden Gründen nicht mehr hinlaufen.
Das hat sich erledigt.
Vor über 10 Jahren war ich mal auf dem Kilimandscharo. Auf der letzten Etappe war das eine Schinderei wie ich vorher noch keine erlebt hatte. Aber es hat sich gelohnt und würde es wieder machen. Bis zur letzten Hütte in 4900 Metern Höhe könnte man bequem mit Turnschuhen gehen wenn man die Coca Cola Route geht. Landschaftlich grandios.
Vielen Dank für Ihre Schilderungen. Eigentlich wollten wir den Kratersee sehen.
Viele Grüße
Helga und Heinz Völkl
Liebe Helga,
Lieber Heinz,
vielen Dank für den netten Kommentar. Auch wenn man vielleicht im Alter nicht mehr alles erleben kann (den Soufriere Vulkan würde ich in der Tat nur für aktive und fitte Reisende empfehlen), ist es doch das wichtigste, dass man vorher alles gemacht hat, was man machen wollte – das sage ich meinen Großeltern auch immer. Und mit einer Kilimanjaro-Besteigung und guten Erinnerungen klingt das doch gar nicht einmal so schlecht … :-)
LG, Chris