Gleich einmal vornweg: viele Fotos von wilden Ureinwohner und runzligen Stammesältesten wird es hier nicht geben. Die Saramaccaner (Saramaccaans), wie das indigene Volk in Suriname heißt, mögen es wie so oft nicht, fotografiert zu werden. Dennoch war es ein spannender Ausflug nach Pikiseei mit interessanten Einblicken in die Kultur des über 50.000 Menschen umfassenden Stammes (und damit ca. 10% der Bevölkerung Surinames).
Reisezeitraum: April 2014
Geschrieben: April 2014
Veröffentlicht: April 2014
>> Zur Reise mit dem Koreal entlang des Suriname River
>> Mein Basis-Camp – das Hotel Botopassie
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Wie alle der mehr als 60 Dörfer der Saramaccaner (da das Volk kein „r“ sprechen kann, nennen sie sich selber Saamaccaans) ist auch das kleine Dorf Pikiseei lediglich per Boot über den Suriname River erreichbar. Entsprechend begaben wir uns auch erneut auf die Fahrt entlang dieses beeindruckenden Flusses, der links und rechts im Prinzip von einer einzigen grünen Wand flankiert wird.
Entlang des Suriname Rivers sind ja häufiger verschiedene Dörfer zu sehen, natürlich immer nur die Häuser der ersten und zweiten Reihe. Wieviel sich noch dahinter verbirgt, bleibt unbekannt – es sei denn, man wirft wie wir in Pikiseei einen näheren Blick hinein. Und hier folgte schon einmal eine echte Überraschung – denn wir konnten gut und gerne um die 15 Minuten laufen, ohne auch nur wieder an den Beginn des Dorfes zu kommen. Pikiseei ist mit rund 3000 Einwohner eines der größeren Dörfer entlang des Surinames Rivers – allerdings nicht das Größte.
In Pikiseei erklärte uns dann unser Guide Ian, einheimischer Mitarbeiter des Hotel Botopassie und zugleich ein Saramaccaner, die Besonderheiten der Saamaccaans. Dazu gehören u.a. die traditionellen Gepflogenheiten zur Vertreibung böser Geister (Türen an Häusern werden kleiner gebaut, damit die Geister nicht hindurch passen; zudem muss an jedem Dorfeingang ein spirituelles Tor durchschritten werden), das Hobby des Spatzenwettstreits (die Spatzen werden von den Männern gefangen, anschließend wird ihnen das Singen beigebracht), die Rolle des so genannten Kapitäns (sozusagen der Bürgermeister des Dorfes) sowie die Gepflogenheiten unter und mit den Frauen (Wäsche waschen im Fluss; Kleidung zeigt an, ob verheiratet oder nicht).
Überwiegend war Pikiseei, dann auch so, wie man sich einen richtigen Ureinwohner-Stamm vorstellt: sie sprechen lediglich ihre eigene Sprache (Saamaccaans; einige wenige auch Holländisch), laufen zum Teil nackt durch das Dorf (ältere Frauen zum Beispiel ohne Oberteil), haben einfache und kleine Häuser, waschen Ihre Sachen im Fluss und ernähren sich überwiegend von allem, was anbaubar ist, auf Bäumen wächst oder als Pflanze durchgeht (so habe ich zum Beispiel zum ersten Mal angebaute Erdnüsse gesehen – siehe Foto). Eine ganz andere Welt eben, in der nach unserer Ansicht die Zeit stehen geblieben zu sein scheint – beeindruckend und definitiv für die eigene Weltanschauung bereichernd.
Zur Stärkung und Untermalung dieser Eindrücke wurde 2011 von den Bewohnern sogar ein Museum am Ende des Dorfes errichtet. Hier werden einige Traditionen nochmals erklärt und traditionell wichtige Gegenstände gezeigt. Der Eintritt beträgt 20 SRD (ca. 4,50 €). Interessant ist es allemal und immerhin verirren sich ungefähr um die 200 Touristen pro Jahr hierher.
Dennoch war das wirklich beeindruckende in Pikiseei das Beobachten des tagtäglichen Dorflebens und die zugehörigen Besonderheiten. Bei einem späteren Besuch ich einem weiteren Dorf namens Pingpe kamen nahezu die gleichen Verhaltensmuster zu Tage. Die Saamakaans in den verschiedenen Dörfern sind diesbezüglich also relativ homogen. Gerade dank dieser nicht alltäglichen Begegnungen war der Besuch also sehr interessant und kann ich nur jedem Suriname-Reisenden sehr empfehlen.
Was? | Besuch des Ureinwohner-Dorfes Pikiseei inkl. dem Museum der Saramaccaner |
Wo? | Pikiseei, Suriname River, Suriname |
Buchbar | über Tour-Anbieter oder Hotels, wie zum Beispiel dem Hotel Botopassie |
Preis? | 100 SRD |
Dauer? | ca. 3-4 Stunden |
Bewertung | 9/10 |
Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Ich habe nicht nur Tourismus studiert und mehr als 10 Jahre bei Reiseveranstaltern gearbeitet (gerne helfe ich Euch bei Eurer Reiseplanung), sondern auch knapp 10 Jahre in der Karibik gewohnt (Grenada & Dominikanische Republik) und bereits mehr als 90 Länder bereist.
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Hi Chris, vielen Dank für deinen Bericht, er hat mir einige Sorgen bei der Anfahrt nach Botopasi genommen. Bin in der Unterkunft Sutikamia mit Vollpension gelandet, was nur auf Facebook zu finden ist. Der Besitzer Remfri war sehr hilfreich mit der Bootspassage. Von dort kommt man zu Fuß nach Pikin Slee, ca 4 km und nicht sonderlich schwer zu finden. Meinen Weg findest du in Komoot, falls es interessiert.
Hallo Christine,
danke für die Infos – das klingt spannend. Schön, wenn es am Suriname River nach wie vor noch so paradiesisch ist. Irgendwann muss ich da auch noch einmal hin.
LG, Chris