Reisebericht Marie-Galante – die Zuckerrohr- und Rum-Insel vor der Küste Guadeloupes
Marie-Galante ist eine kleine, kreisförmige Insel zwischen Guadeloupe und Dominica, die die Aussage „sich im Dornröschenschlaf befinden“ wohl als Party interpretieren würde. Ruhiger als ruhig geht es hier zu und dank der Zugehörigkeit zu Frankreich auch sehr geordnet und gut entwickelt. Würde es auf Marie-Galante nicht einige kleine Rum-Destillerien sowie ein paar sehr hübsche Strände geben, die Besucher anziehen, wäre der Tourismus hier wohl bei Null – so steht er zumindest bei 2 auf einer Skala von 1 bis 100. Was es dennoch besonderes auf Marie-Galante zu entdecken gibt und warum sich eine Überfahrt von Guadeloupe aus lohnen kann, lest Ihr im folgenden Reisebericht.
Reisezeitraum: Mai 2019 / 2.5 Tage
Geschrieben: Juli 2019
Veröffentlicht: Oktober 2019
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Inhalt dieses Reise-Artikels
Reiseplanung und Anreise nach Marie-Galante
Marie-Galante ist zwar mit rund 15x15km durchaus größer als es der unbekannte Name vermuten lässt und damit immerhin halb so groß wie Grenada oder St. Vincent, dennoch benötigt es keine größere Planung für einen Aufenthalt auf der Insel. Eine Unterkunft kann in allen Landesteilen gebucht werden, wobei sich die 3 kleinen (meist schlafenden) Städtchen Grand-Bourg, St. Louis und Capesterre sowie die Strände an der Süd- und Westküste befinden.
Die Anreise ist ebenfalls denkbar einfach, denn zum Hauptfährhafen Grand-Bourg fahren mehrmals täglich Fähren von Guadeloupe aus, hauptsächlich von Point-a-Pitre und St. Francois. Auch eine 6x wöchentliche Fährverbindung nach Les Saintes, der anderen Insel(gruppe) im Süden von Guadeloupe, existiert, sodass ein komplettes Inselhüpfen via Trois-Rivières und Basse-Terre möglich ist. Die Fähren müssen nicht vorgebucht werden, es kann jedoch preislich günstiger sein. Der reguläre Preis für eine Überfahrt zum Beispiel mit Express des Iles ist 25 € one-way, durch die Buchung von Hin- und Rückfahrt via Internet zahlte ich nur 35 € für beide Strecken zusammen. Mehr zu den Fähren könnt Ihr auch in meinem separaten Artikel über die Fähren rund um Martinique & Guadeloupe lesen.
Flüge nach Marie-Galante gibt es übrigens nur auf Charter- bzw. privater Basis, reguläre Flüge werden trotz eines kleinen Flughafens derzeit nicht angeboten.
Dafür gibt es seit rund 3 Monaten wohl eine Direktverbindung mit Valferry von Martinique und Dominica nach Marie-Galante. Die Frage ist jedoch, wie lange diese bestehen bleibt, denn auch Express des Iles hat dies in der Vergangenheit bereits angeboten und schließlich wieder eingestellt.
Fortbewegung auf Marie-Galante
Einmal auf Marie-Galante angekommen, stellt sich die Frage der Fortbewegung. Da es lediglich einen eingeschränkten öffentlichen Transport zwischen den drei Städtchen Grand-Bourg, St. Louis und Capesterre gibt, ist die Anmietung eines Scooters oder Mietwagens empfehlenswert. Zunächst fragte ich mich, warum damit 80% der Insel nicht mit öffentlichen Verbindungen erreichbar sind, doch wenn Ihr einmal die dünne Besiedlung von Marie-Galante seht, werdet Ihr es ebenfalls nachvollziehen können.
Ursprünglich wollte ich zunächst trampend über die Insel, nachdem ich jedoch aus organisatorischen Gründen (Sprichwort Digitales Nomadentum) jeden Tag nach Grand-Bourg musste und mein Gastgeber mitten auf der Insel wohnte, entschied ich mich doch für einen fahrbaren Untersatz, denn die Insel ist dann doch wiederum viel zu groß, um sich nur zu Fuß fortzubewegen.
Hier wiederum war es überraschend, dass Scooter auf Marie-Galante genauso viel kosten wie ein Mietwagen. Eigentlich wollte ich mit einem Roller um die Insel knattern, doch bei 30 € am Tag entschied ich mich dann doch für die bequeme Variante, einen Mietwagen, den ich für 60 € bei 2 Tagen bekam.
Kommt Ihr mit der Fähre an, habt Ihr vor Ort eine große Anzahl an Vermietern, die immer zu den Ankunftszeiten geöffnet haben und mehr oder weniger die gleichen Preise anbieten. Macht Ihr es wie ich und surft zunächst im sehr guten WiFi des Café und Restaurant Ornata, um die Lage sowie die nächsten Schritte abzuchecken, kann es jedoch sein, dass alle Vermieter wieder geschlossen haben – schlechte Idee. Glücklicherweise war mit der Vermietung Distri-Ti-Cam noch einer vor Ort (allerdings nur mit einem „Büro“ in einem Auto), der mir auch einen guten Preis bot. Zunächst war ich etwas skeptisch, doch am Ende funktionierte alles sehr gut und ich konnte mit meinem kleinen Hyundai i10 um die Insel flitzen.
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Die Charakteristik von Marie-Galante: entwickelt, ruhig, flach und ganz viel Zuckerrohr
Der große Vorteil vom Mietwagen ist, dass Ihr die Insel so ganz flexibel erkunden könnt und ein wirklich gutes Gefühl für Marie-Galante bekommt. Somit bekam ich auch relativ schnell die Charakteristik der Insel mit, die schon irgendwo sehr speziell ist.
Auf der einen Seite ist Marie-Galante extrem ruhig. Es gibt kaum Musik, man sieht kaum Menschen auf den Straßen (kein Wunder bei gerade einmal 13.000 Einwohnern auf rund 158 Quadratkilometer, denn das macht gerade einmal 85 Personen pro Quadratkilometer – in anderen Worten pro Fußballfeld Inselfläche ca. 0.5 Personen) und auch sonst erinnert einen außer die Temperatur, die Strände und dem Zuckerrohr nicht viel daran, dass man gerade in der Karibik ist.
Auf der anderen Seite ist Marie-Galante extrem gut entwickelt. Normalerweise sind solche ruhigen Inseln die Paradiese für Aussteiger mit Surfern überall, vielen Schotterpisten und einer eher sporadischen Stromversorgung. Dank der Zugehörigkeit von Marie-Galante zur Europäischen Union kann man hier aber mit perfekten Straßen im Übermaß (gefühlt kommt hier 1 Auto auf 1 Kilometer Straße), durchgängiger Strom- und Warmwasserversorgung, exzellenter Fähranbindung und zahlreichen Restaurants sowie verhältnismäßig gut ausgestatteten Supermärkten zählen. Das Klischee vom Europa in der Karibik, zu dem Guadeloupe ja zählt, wird hier also definitiv erfüllt. Armut oder Bettler gibt es auf Marie-Galante nicht, ebenso wenig wie andere Probleme von Entwicklungs-„Inseln“ wie Müll, Staus oder Lärm.
Mit diesen Bedingungen wäre Marie-Galante eigentlich das perfekte Auswandererziel, doch leider gibt es auch einen Haken: es gibt so gut wie nichts zu sehen und zu erleben. Klar kann man für einen Tag eine kleine Inseltour machen und ein paar interessante Punkte sehen, die ich Euch gleich im nächsten Abschnitt vorstellen werde, doch für längere Zeit herrscht hier absolut tote Hose – und das sage nicht nur ich im Vergleich zu anderen Inseln, auf denen ich länger wohnte, sondern zum Beispiel auch mein Gastgeber auf Marie-Galante. Dies liegt auch daran, dass die Insel sehr flach und trocken ist – nichts also mit Erkundungen im tropischen Dschungel, keine spektakulären Wasserfällen und mit Ausnahme von Zuckerrohr auch so gut wie keine Landwirtschaft, die Marie-Galante zum Beispiel ein Paradies für tropische Früchte werden ließe. Auch besondere Events sind hier nur sehr sporadisch vorhanden und daher auch kein Mittel, um sich nachhaltig auf Marie-Galante zu beschäftigen. Hätte ich hier nicht halbtags auf meinem PC gearbeitet, wäre es schon arg schwer gefallen, hier 2 Tage komplett auszufüllen. Kurzum: Marie-Galante ist wirklich extrem ruhig.
Die Sehenswürdigkeiten der von Marie-Galante
Aber, es gibt sie, die interessanten Sachen auf Marie-Galante, die ich dank meines Mietwagens bestens erkunden konnte.
Wie schon angedeutet steht Marie-Galante ganz im Zeichen des Zuckerrohr-Anbaus und der Rum-Produktion. Fahrt Ihr über die Insel, werdet Ihr kaum einen Kilometer Straße entdecken, der nicht links und rechts von Zuckerrohrfeldern flankiert wird. Dadurch hat auch die Rum-Produktion einen großen Anteil, denn gleich 3 Distillerien gibt es auf der Insel, die alle den so genannten „rhum agricole“ produzieren, sprich den Rum ausschließlich aus Zuckerrohrsaft und nicht aus der sonst (in 95% der Rums üblichen) Melasse.
Von daher lohnt sich definitiv ein Blick in die Destillerien der Insel, bei denen Ihr bei einigen sogar kostenlose Degustationen bekommt (was ich früh 09:30 mal dankend abgelehnt habe … 😉 ). So besuchte ich zum Beispiel die Bellevue Destillerie im Zentrum von Marie-Galante und konnte hier den Prozess der Rumproduktion ganz nah kennenlernen.
Auch die anderen beiden Destillerien (Bielle und Poisson) bieten Führungen und Degustationen an.
Ebenso im Zeichen des Rums stehen zahlreiche geschützte Kulturgüter, so zum Beispiel die Habitation Roussel Trianon. Hier kann man anhand von sehr gut erhaltenen Ruinen und Landgütern sehen, wie die Rum-Produktion vor hunderten von Jahren auf Marie-Galante angefangen hat.
Zu diesem Dreigestirn von historischen Anwesen zählt auch das Habitation Murat und das Ancien Moulin – alle drei können kostenlos besichtigt werden.
Vom Rum mal abgesehen, bleibt eigentlich nur noch die Küstenlinie von Marie-Galante, die ein paar Wow-Effekte hervorrufen kann, wobei vor allem die Nord- und Ostküste sehr schroff und wild sind. Spannendster Punkt für mich hier war der Anse Coq und der Caye Plate, eine raue und natürliche Einbuchtung in der Küste, die eine schöne Szenerie zaubert. Erreichbar ist sie über einen kurzen rund 500 Meter langen Wanderweg.
Im Gegensatz dazu stehen die Strände an der Süd- und Westküste, wobei jene an der Südküste wohl in den letzten Jahren aufgrund von Stürmen und Algen ein wenig an Reiz verloren haben. Dafür fand ich jedoch mit dem Anse Canot im Westen unweit von Saint Louis den wohl hübschesten Vertreter auf Marie-Galante, der definitiv keinen Strandvergleich in der Karibik scheuen muss.
Die Farbgebung, die Ruhe des Wassers und die Szenerie waren schon wirklich top und dürften auch auf der Hauptinsel Guadeloupe schwer zu toppen sein.
Auch der daneben liegende Plage de Moustique ist definitiv nicht zu verachten.
Eine ganz besondere „Sehenswürdigkeit“ für mich war noch die Ornata-Bar/Café direkt am Hafen von Grand-Bourg. Nicht nur, dass sie frische Säfte und leckere Sandwiches zu sehr günstigen Preisen anbietet, sie verfügt auch über exzellentes WiFi zum Arbeiten und Reise planen, sodass ich hier gerne und gemütlich einige Stunden verbrachte.
Fazit und Weiterreise
Wie Ihr seht, die Auflistung der Sehenswürdigkeiten von Marie-Galante ist eher übersichtlich. Sicher gibt es noch den einen oder anderen hübschen Punkt zu entdecken, aber wirklich spektakuläres erwartet Euch auf Marie-Galante sonst nicht. Dafür ist die Insel vor allem zum Entspannen und Runterkommen geeignet – und zum Ti Punch trinken, denn der hat in den unzähligen Bars und auf der Insel generell Tradition, genauso wie der Rum, sodass Fans des leckeren Destillats hier sicher auf ihre Kosten kommen, auch aufgrund der speziellen Zubereitungsart, dem „rhum agricole“. Wer also viel Zeit in der Karibik hat, kann durchaus mal einen Abstecher nach Marie-Galante machen, ansonsten verpasst man hier auch nicht allzu viel, wenn man diese Tage stattdessen auf den größeren Nachbarinseln Guadeloupe oder Dominica verbringt.
Ward Ihr bereits auf solch einer kleinen und ruhigen Insel? Oder habt Ihr vielleicht vor, Marie-Galante einen Besuch abzustatten?
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Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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