Rein geografisch ist der Senegal ein interessantes Land. Eigentlich ist es ein großes Flächenland, doch mehr oder weniger in der Mitte ist es tief vom kleinen Nachbarn Gambia eingeschnitten. Um diese besondere Zweiteilung schnell überbrücken zu können, gibt es zwar mittlerweile auch eine Straße, doch die bequemste Verbindung ist immer noch eine rund 18 Stunden dauernde Fähre. 18 Stunden auf einer Fähre durch Afrika? Hier erzähle ich Euch, was Ihr auf dieser Verbindung mit der MS Aline Sitoé Diatta von Ziguinchor im Süden des Senegals nach Dakar im nördlichen Teil des Landes erwarten könnt und warum sie eine spannende Option für Eure Reiseplanung ist.
Reisezeitraum: Dezember 2019
Geschrieben: September 2020
Veröffentlicht: November 2020
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Inhalt dieses Reise-Artikels
Geografie & Logistik der Fähre von Dakar nach Ziguinchor
Eine Inlandsfähre entlang der Küste, wo es alternativ auch Straßen gibt, ist relativ selten, doch im Senegal hat die viermal wöchentlich verkehrende Fähre zwischen Dakar und Ziguinchor absolut ihre Daseinsberechtigung. Anstatt sich für 8 bis 10 Stunden in ein Sept-Place zu quetschen und zudem noch das Staatsgebiet von Gambia durchqueren zu müssen, bietet die Fähre zwischen Dakar und Ziguinchor in rund 16 Stunden ein viel entspannteres und nicht wesentlich teureres Reisegefühl.
Zudem verbindet die Fähre den Norden und den Süden des Senegals miteinander, was auch für die Reiseplanung nicht ganz uninteressant ist. Wer eine komplette Afrika-Tour von Nord nach Süd macht, der wird diese Fährverbindung sicher nicht benötigen, da man dann das interessante Gambia verpassen würde, doch wer wie ich eine Rundreise durch den Senegal plant, wird an der Fähre kaum vorbeikommen.
Fahrplan, Buchung & Preise
Wer sich für eine Fahrt entscheidet, sollte zunächst einmal einen Blick auf den Fährplan werfen. Während die Fahrt viermal die Woche stattfindet, wird sie nur zweimal davon mit dem großen Fährschiff, der Aline Sitoé Diatta, bedient, und jeweils einmal pro Woche von zwei kleineren Fähren, der Diambogne und der Anguène. Dieser Bericht hier handelt von der Aline Sitoé Diatta, denn die anderen beiden Fähren sind wohl kleiner und haben keine Kabinen.
Die Aline Sitoé Diatta verbindet also zweimal wöchentlich den Norden und den Süden des Senegals. Sie verlässt Dakar immer dienstags und freitags gegen 20:00 und kommt rund 15 Stunden später in Ziguinchor an. Die kleinen Fähren fahren donnerstags und sonntags zur selben Zeit.
In der Gegenrichtung verlässt die Aline Sitoé Diatta Ziguinchor donnerstags und sonntags gegen 13:00 und kommt rund 17 Stunden später am zentralen Hafen in Senegals Hauptstadt an. Die kleineren Fähren fahren dienstags und freitags von Ziguinchor nach Dakar.
Bitte beachtet, dass Ihr bis spätestens 1 Stunde vor Abfahrt auf dem Schiff sein müsst und Check-In sowie Formalitäten etwas Zeit in Anspruch nehmen. Ihr solltet also spätestens 2 Stunden vor Abfahrt am Hafen sein.
Euer Ticket für die Fahrt solltet Ihr Euch auf jeden Fall im Voraus besorgen – entweder persönlich am Hafen oder über ein im Senegal ansässiges Reisebüro. Eine Online-Buchung ist derzeit nicht möglich. Ich für meinen Teil kaufte mir mein Ticket direkt nach Ankunft im Senegal im Hafen von Dakar für meine Fahrt rund 3 Wochen später von Ziguinchor nach Dakar. Ihr könnt also in den jeweiligen Häfen beide Richtungen kaufen.
Die Preise für die Fahrt von Dakar nach Ziguinchor sind äußerst human. Für mein Bett in der 8-Bett-Kabine zahlte ich gerade einmal rund 19.000 CFA, das sind rund 30 Euro. Ein Sitz ohne Kabine kostet ebenso 16.000 CFA. Es lohnt sich also absolut nicht, auf die Kabine zu verzichten. Wer lieber etwas mehr Privatsphäre möchte, kann sich auch eine 4er-Kabine für 29000 CFA (ca. 45 Euro) oder eine 2er-Kabine für 31000 CFA (ca. 50 Euro) buchen. Alle hier angegebenen Preise sind pro Person und können sich natürlich im Laufe der Zeit verändern, sind aber für das Jahr 2020 auf dem aktuellen Stand. Zudem gelten diese Preise nur auf der Aline Sitoé Diatta, die anderen beiden Fähren haben laut meiner Information keine Kabinen.
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Fähre & Kabine
Die Aline Sitoé Diatta ist ein für afrikanische Verhältnisse beachtlich aufgeräumtes Schiff, welches guten Fährstandards gerecht wird. Wie oben schon beschrieben, ist auch der Check-In sehr organisiert und mit mehrfacher Pass- und Ticketkontrolle verbunden, sodass hier wirklich nichts vom Chaos in anderen Gegenden des Senegals ankommt.
Die Fähre Aline Sitoé Diatta bietet mehrere Decks, wobei die meisten davon mit den Kabinen belegt sind. Wer keine Kabine gebucht hat, bekommt einen typischen Liegesessel zugewiesen – nicht die bequemste Option für 16 Stunden, aber im Vergleich zu einem Sept-Place, wo man alternativ auf dem Landweg eingequetscht sitzen könnte, ein durchaus angenehmes Vergnügen.
Generell hat die Fähre einen kleinen Mangel an Aufenthaltsmöglichkeiten bzw. -bereichen. Es gibt ein Restaurant, welches jedoch äußerst steril ist und nur zu den Mahlzeiten geöffnet hat, sowie eine Außenbar mit äußerst harten Sitzbänken, die auf Dauer schnell unbequem werden. Ansonsten gibt es nur ein nicht überdachtes Oberdeck, wo es allerdings entweder sehr windig oder sehr sonnig sein kann – oder beides.
Gerade bei voller Auslastung sind daher die Sitzgelegenheiten etwas rar, möchte man sich nicht sofort in sein Bett begeben. Zum Glück waren auf meiner Fahrt nur die reichliche Hälfte der Liegesessel belegt, sodass ich während der Wachzeiten auf diese auswich.
Die Kabine war überraschend modern gestaltet und glich schon fast einem netten Schlafraum eines Hostels. 4 Doppelstockbetten mit Vorhängen für die Privatsphäre und verhältnismäßig freundlicher Ausstattung ließen durchaus Wohlfühl-Atmosphäre aufkommen – und das auf einer Fähre. Entsprechend gut schlief ich auch die Nacht, auch wenn das Bett für europäische Verhältnisse nicht das Allergrößte war.
Unterdurchschnittlich war lediglich das Restaurant. Die Preise bewegten sich auf einem für den Senegal sehr hohen Niveau und das Essen haute mich definitiv nicht vom Hocker, ebenso wenig wie die maue Atmosphäre. Das fleischlastige Tagesessen kostete hier 4000 CFA (ca. 6 Euro), die günstigste vegetarische Alternative war für 6000 CFA (ca. 9 Euro) zu haben. In Anbetracht der Preise zu Land im Senegal (siehe Essen und Trinken im Senegal) schon recht sportliche Beträge, bei denen klar ist, warum die Einheimischen alle ihr Essen mitbringen. Im Vergleich zu europäischen Fähren sind die Preise natürlich vollkommen erschwinglich.
Eindrücke und Impressionen von der Fahrt von Ziguinchor nach Dakar
Doch das Restaurant sollte nicht die Qualität der Fahrt schmälern, denn insgesamt hatte ich eine richtig gute Zeit an Bord. Schon der Check-In verlief relativ schnell und reibungslos, wobei man lediglich mit dem Handgepäck an Bord geht. Das große Gepäckstück – sofern vorhanden – wird wie am Flughafen vorher aufgegeben.
Der erste Teil der Fahrt von Ziguinchor nach Dakar ist definitiv der Spannendste. Hier geht es zunächst für einige Stunden am Casamance-Fluss entlang, sodass links und rechts das Ufer stets verhältnismäßig nah in Sicht ist. Zwar ist die Szenerie nicht allzu spektakulär, aber abwechslungsreicher als auf dem offenen Meer ist es allemal.
Bevor es raus aufs Meer geht, steht noch ein Stopp auf der Ile de Carabane auf dem Programm, wo Passagiere zusteigen bzw. auf dem Weg von Dakar aussteigen können. Leider durfte man während des rund einstündigen Stopps die Fähre nicht verlassen. Die Insel sah auf jeden Fall richtig idyllisch aus und machte Lust, bei einer nächsten Senegal- bzw. Westafrika-Reise die Fähre ab Dakar zu nehmen, auf der Ile de Carabane auszusteigen und schließlich die Reise in Richtung Guinea-Bissau fortzusetzen.
Auf dem Meer schließlich verlief die Fahrt relativ unspektakulär. Nahezu obligatorisch für mich auf einer Fährfahrt ist das Beobachten des Sonnenuntergangs, der sich auch hier nicht lumpen ließ.
Die Nacht war wie schon oben beschrieben sehr angenehm und ich hätte kaum besser schlafen können. Einzig die Duschen waren absolut unterirdisch, aber für einen Tag war das kein Problem.
Ein wenig Wild-Afrika-Feeling kam dann lediglich beim Aussteigen bzw. der folgenden Gepäckausgabe aus. Zunächst einmal dauerte es rund eine Stunde, bis das Gepäck überhaupt von der Fähre in den Gepäckabgaberaum verladen wurde. Anschließend setzte ein riesiger Run auf die Gepäckstücke ein, denn alle wurden lediglich in eine Lagerhalle abgelegt, wo alle Passagiere zeitgleich Zutritt bekamen. Gerade am frühen Morgen um 06:00 waren solche Zustände dann doch sehr nervig, aber es wäre ja auch zu schön, wenn es keinen Raum für Verbesserungen gäbe. Immerhin wurde das Gepäck auf die korrekte Eigentümerschaft kontrolliert, sodass man wohl nicht mit dem falschen Gepäck die Halle hätte verlassen konnte, bzw. Gepäckdiebe schweres Spiel gehabt hätten. Überpünktlich konnte ich somit den Hafen in Richtung Zentrum von Dakar verlassen.
Fazit
Schon bei meiner Flugbuchung in den Senegal warf ich ein Auge auf die spezielle Fährfahrt zwischen Dakar und Ziguinchor, da Sie mich irgendwie faszinierte. Letztendlich entwickelte sich meine Reise dann auch so, dass ich diese nutzen und mir so dieses besondere Abenteuer gönnen konnte. Insgesamt war es ein tolles und wirklich entspanntes Erlebnis, was bei derartigen Fährfahrten ja nicht immer selbstverständlich ist. Es ist zudem eine entspannte Möglichkeit, eine verhältnismäßig große Distanz im Senegal zurückzulegen, ohne sich in die engen und unbequemen Sept-Places zu hocken. Vor allem für Senegal-Rundreisen bietet sich eine Fahrt auf der Aline Sitoé Diatta daher an. Die Fähre ist nicht nur günstig, sondern auch ein großartiges Erlebnis, die auch meinen Aufenthalt im Senegal perfekt abrundete, denn noch am selben Tag begab ich mich schließlich zum Flughafen für die Rückreise nach Europa.
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Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Ich habe nicht nur Tourismus studiert und mehr als 10 Jahre bei Reiseveranstaltern gearbeitet (gerne helfe ich Euch bei Eurer Reiseplanung), sondern auch knapp 10 Jahre in der Karibik gewohnt (Grenada & Dominikanische Republik) und bereits mehr als 90 Länder bereist.
Aktuell bin ich als Digitaler Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei ich die Karibik weiterhin regelmäßig besuche. Mehr über mich findet Ihr hier, ebenso wie einige Links zu meinen Experten-Beiträgen auf anderen Websites oder in Podcasts.
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