Karpacz (Krummhübel) dürfte einigen ehemaligen DDR-Bürgern ein guter Begriff sein, für mich war es jedoch absolutes Neuland. Falls es Euch so geht wie mir: Karpacz befindet sich im polnischen Teil des Riesengebirges und ist ein beliebter Ferienort im Winter und im Sommer – zum Wandern und zum Skifahren. Zudem befindet sich die Schneekoppe vor den Toren Karpacz, mit 1603 Metern der höchste Berg des Riesengebirges und somit ideales Wanderrevier. Für Abwechslung ist also gesorgt!
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Inhalt dieses Reise-Artikels
Anreise und Unterkunftsbuchung in Karpacz
Dafür, dass Karpacz definitiv unter dem Radar der meisten Wanderfreunde und Gebirgsreisenden liegt, geht die Anreise überraschend schnell. Gerade einmal 1.5 Stunden Fahrt sind es von Deutschlands östlichster Stadt Görlitz mit dem Auto, welches für eine Reise nach Karpacz auch unbedingt notwendig ist. Eine Zugverbindung gibt es nicht und mit dem Bus dürfte es relativ mühsam sein, wenn auch möglich mit Verbindungen in das benachbarte Jelenia Góra oder über Wrocław (Breslau).
Wer von Karpacz aus eine Rundreise durch Polen starten will, hat es ebenfalls nicht allzu weit. In östliche Richtung befindet sich Wrocław (Breslau) in ca. 125 Kilometer Entfernung.
Der Übergang zur Tschechischen Republik demhingegen mit dem Auto ist etwas komplizierter, da es hier nur via Harrachov (Harrachsdorf) geht (ca. 1 Stunde Fahrtzeit). Allerdings kann man zu Fuß bzw. mit der Gondelbahn relativ schnell zu unserem anderen östlichen Nachbarn hinüber, denn die Grenzlinie zwischen Polen und der Tschechischen Republik verläuft gewissermaßen auf dem Gebirgskamm des Riesengebirges – dazu später mehr.
Wer eine Unterkunft in Karpacz sucht, kann am besten mal bei Booking.com (~) vorbeischauen. Hier werdet Ihr auch gleich sehen, wie touristisch entwickelt Karpacz ist, denn Euch stehen weit über 500 (!) Unterkünfte zur Verfügung. Die Auswahl ist wirklich reichlich, sodass hier jeder etwas finden sollte – egal ob ein einfaches Doppelzimmer ab 20 Euro, eine kleine Ferienwohnung oder ein hübsches Hotel im 3- bis 4-Sterne-Bereich.
Wir kamen übrigens im guten Hotel Konradowka unter, zu dem ihr hier eine ausführliche Hotelbewertung lesen könnt.
Ihr sucht eine Unterkunft im polnischen Riesengebirge? |
Hier sind meine Top-Empfehlungen für Euren Urlaub im polnischen Riesengebirge rund um Karpacz und Szklarska Poręba:
Schaut Euch hier auch meine generellen Tipps zur Hotel-Buchung samt aktueller Gutscheine an. |
Der Ort Karpacz, seine Sehenswürdigkeiten und seine Umgebung
Dass diese riesige Auswahl an Unterkünften, die zum Teil auch gar nicht mal so klein sind, nicht von ungefähr kommt, sahen wir direkt bei unserer Ankunft in Karpacz. Eine riesige und vor allem auch bevölkerte Fußgängerzone zieht sich hier durch den Ort, die uns in diesem Ausmaß doch sehr überraschte. Links und rechts reihte sich ein Restaurant, Ausrüstungsgeschäft oder Spezialitätenladen ans andere und richtig belebt war es hier auch.
Dorfidylle in den Bergen sieht also anders aus, aber immerhin konnten wir so sicher sein, dass hier nicht abends um 19:00 die Bürgersteige hochgeklappt werden.
Doch nicht im ganzen Ort ist es so belebt wie hier. Der obere Ortsteil von Karpacz hat zwar ebenfalls zahlreiche Unterkünfte und Restaurants, allerdings ist hier alles ein wenig weitläufiger, wie übrigens der gesamte Ort, der sich über mehrere Kilometer zieht.
Hier im genannten oberen Ortsteil von Karpacz (Brückenberg, polnisch Karpacz Górny) befindet sich mit der Stabkirche Wang auch eine der größten Sehenswürdigkeiten des Ortes. Diese Kirche hat eine lange Tradition, denn Sie wurde ursprünglich im 12. Jahrhundert in Süd-Norwegen gebaut, 1841 vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. erworben und in Karpacz wieder aufgebaut.
Von hier oben – immerhin rund 200 Höhenmeter höher als der Hauptort – hat man auch einen schönen Ausblick auf die umliegenden Täler und Berge des Riesengebirges.
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Karpacz ist der Wilde Wasserfall (Dziki Wodospad). Er befindet sich nur unweit der Talstation des Sessellift, welcher in Richtung Schneekoppe hinaufführt und ist ein netter Anblick, wenngleich er nicht mit den tosenden Wasserfällen mithalten kann, die irgendwo die Berge hinunterstürzen. Übrigens „blockierte“ hier ein Möchtegern Instagram-Model für mindestens eine Viertelstunde die Szenerie und nahm ungelogen hunderte Selfies auf, sodass ich Euch hier lieber den Flusslauf weiter oben zeige, der auch sehr hübsch sein kann.
Wer es noch etwas ruhiger mag, kann auch die Wanderwege nutzen, die sich in und um den Ort ziehen. Hier schaffen es dann nur noch die wenigsten der vielen Besucher hin, die überwiegend nur direkt im Ort entlang flanieren. Eine Möglichkeit ist hier der an den Hügeln des Ortsrandes entlang führende Weg des roten Strich, der durch ein schönes Waldgebiet unweit von Karpacz führt – so schnell kann man wieder in der Natur sein.
Ebenso kann man hier auf den Karpatka hinaufsteigen (726 Meter hoch), der mit seinen rund 150 Metern Erhebung eine schöne Aussicht bietet und zudem einen tollen Überblick auf Karpacz und die umliegenden Berge des Riesengebirges bietet. Hieran kann man auch sehen, wie ausgedehnt der Ort ist und er sich über die verschiedenen Stufen des Tals ausgedehnt hat.
Wanderungen im Riesengebirge mit spannenden Zielen
Natürlich ist der Karpatka nicht zu vergleichen mit der 1603 Meter hohen Schneekoppe – während der Karpatka vielleicht der Haushügel ist, kann die Schneekoppe getrost als Hausberg von Karpacz bezeichnet werden. Aufgrund seines Status als höchster Berg des Riesengebirges sowie sogar höchster Berg der gesamten Tschechischen Republik kommt ihm auch eine ganz andere Bedeutung zu – und dies merkt man auch an der Besucherfrequenz, denn diese setzt sich nahtlos aus dem Zentrum von Karpacz fort. Vor allem im oberen Teil – den letzten rund 2 Kilometern – wo Wanderer und Sesselliftfahrer aufeinander treffen, gleicht die Besteigung der Schneekoppe einer Massenwanderung.
Dabei könnte es eigentlich so schön sein, denn wer von Karpacz aus zur Schneekoppe wandert, gelangt über naturbelassene Wälder, ein sich verengendes Tal sowie im Falle des gelben Strichs auch eines stetig plätschernden Flusses nach oben.
Doch der Massenansturm sowie auch die nahezu komplett gepflasterten Wege nehmen dieser Tour von Karpacz zur Schneekoppe ein bisschen die Wanderromantik.
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Für den Nationalpark rund um Karpacz und Schneekoppe müssen pro Person pro Tag 8 PLN (ca. 2 Euro) Eintritt bezahlt werden. |
Doch zum Glück geht es auch anders, denn wer mit dem Auto rund 45 Minuten ins benachbarte Szklarska Poreba (Schreiberhau) fährt und sich hier im Gebiet des Szrenica (Reifträger) bewegt, hat weder gepflasterte Wege noch diesen großen Besucherandrang wie auf dem Weg zur Schneekoppe. Dafür gibt es hier spektakuläre Ziele, u.a. die Elbquelle und den Elbfall.
Die Elbquelle erklärt sich eigentlich von selbst, doch für mich als jahrelanger Elb-Anrainer war es definitiv spannend zu sehen, wo einer der größten Flüsse Deutschlands eigentlich herkommt, zumal diese hier im polnisch-tschechischen Grenzgebiet recht ansehnlich dargestellt ist – mit allen Wappen der Landkreise, die die Elbe im späteren Verlauf durchfließt.
Ebenso gibt es nur 1 Kilometer später den Elbfall – ein spektakulärer und hunderte Meter tiefer Canyon, in den die noch sehr junge Elbe hinunterstürzt. Absolut sehenswert!
Die komplette Tour zu diesen Sehenswürdigkeiten könnt Ihr auch hier in meinem separaten Bericht über die Wanderung zur Elbquelle, zum Elbfall, zum Panschefall und zum Reifträger nachlesen.
Was beide Wandergebiete gemein haben – sie sind Luftlinie auf dem Gebirgskamm des Riesengebirges auch nicht weit entfernt und gut miteinander verknüpft – sind die urigen Bauden, die sich immer mal wieder finden. So rasteten wir bei unserer Schneekoppen-Wanderung in der Kleinen Teichbaude, die sich umrahmt von steilen Felsen idyllisch an einem See befindet.
Auch die Wossecker Baude nicht allzu weit von der Elbquelle entfernt lud mit Ihrem rustikalem Charme und der angenehmen Gemütlichkeit definitiv zum länger Bleiben ein.
Und noch eine Besonderheit gibt es in diesem Teil des Riesengebirges: durch den Grenzverlauf mitten durch das bi-nationale Wandergebiet kann man einfach zwischen Polen und der Tschechischen Republik hin- und herwechseln. Auf dem Grenzweg, dem lt. Wandermarkierung roten Strich, der vom Gebirgsgrat über zahlreiche Gipfel hinwegführt, wechselt man so dutzende Male die Seite, was auch durch Grenzsteine bestens einsehbar ist.
Gastronomie in Karpacz
Während unserer Wanderungen durch das Riesengebirge, aber natürlich auch in Karpacz selbst, konnten wir auch einige polnische und zum Teil sogar regionale Spezialitäten probieren.
Die auffälligste davon war der lokale Käse. Zunächst fragten wir uns, was an den wirklich dutzenden Ständen in Karpacz (und auch in Szklarska Poreba / Schreiberhau) „Komisches“ verkauft wird, denn die Produkte hatten auf den ersten Blick undefinierbare Formen und Farben. Als wir es dann ausprobierten wussten wir ziemlich schnell, dass es sich hierbei um sehr leckeren geräucherten Käse handelt – eine absolute Spezialität in dieser Region.
Sehr bekannt nicht nur für die Region hier rund um Karpacz, sondern für Polen generell, sind die Pieroggen. Hierbei handelt es sich um mit den verschiedensten Zutaten gefüllte Teigtaschen. Seid Ihr in einem Restaurant, welches sich auf Pieroggen spezialisiert, habt Ihr mindestens 20 verschiedene Füllungen – angefangen von klassischem Fleisch über leckere vegetarische Optionen (zum Beispiel Sauerkraut) bis hin zu süßen Pieroggen mit Ricotta-Käse oder Bananen.
Ebenfalls typisch für die polnische Küche sind Suppen – und auch hier probierten wir sowohl in Karpacz als auch auf unseren Wanderrasten einige leckere Variationen, u.a. Sauerkrautsuppe (~) oder Brotsuppe.
Nicht zuletzt ist die polnische Küche wie so oft in Osteuropa sehr herzhaft und kräftig. Dennoch gibt es auch ausreichend vegetarische Gerichte.
Generell liegt das Preisniveau der Gastronomie in Karpacz und auch in den Wanderbauden übrigens bei der knappen Hälfte von vergleichbaren Optionen in Deutschland, was es natürlich besonders spannend macht, sich durch die verschiedenen Gerichte zu probieren.
Dazu zählen übrigens auch Getränke, denn ein großes Bier kostet in der Regel gerade mal 8 Zloty, also rund 2 Euro – in etwas urigeren Restaurants sogar noch weniger. Zwar gibt es in Polen sicher nicht so viele Brauereien wie in Deutschland, aber eine große Auswahl an Bieren gibt es allemal – sehr verbreitet sind Lech, Holba oder Tyskie.
Und noch etwas probierte ich: einen Wodka – und zwar nicht irgendeinen, sondern einen Bisongras-Wodka. Und obwohl Wodka sonst überhaupt nicht meins ist, war dieser richtig lecker – ganz sanft, wie ein langjährig gereifter Rum aus meiner geliebten Karibik. 😉
Auch den gab es übrigens im Restaurant für um 1 Euro.
Fazit
Es war also definitiv eine spannende Zeit in Karpacz, unser kleiner Kurzurlaub im Riesengebirge. Auch wenn wandertechnisch nicht alles glatt lief (und Mountainbikes übrigens keine Alternative sind, weil diese im Nationalpark Riesengebirge (Karkonoski Park Narodowy) verboten sind), waren vor allem die besuchten Ziele extrem spannend: ein Gebirge zwischen Polen und der Tschechischen Republik, Elbquelle sowie der höchste Berg des Riesengebirges. Hinzu kam die spannende Küche und das sehr interessante Karpacz, was vor allem mit einer enorm ausgebauten touristischen Infrastruktur überraschte, auch wenn da natürlich kein Platz mehr war für ein charmantes Dorf mit Bergdiylle. Auf der anderen Seite zeigte sich auch, welches Potential somit in dieser Region schlummert, denn dank der zahlreichen Bergbauden, in denen übrigens überall auch übernachtet werden kann, sind auch Mehrtages-Wandertouren problemlos möglich. Vielleicht ja mal eine Option für weitere Reisen ins Riesengebirge …
In der Zukunft wird sicher auch ein weiterer Trip in osteuropäische Bergregionen kommen, denn wieder einmal (sowie auch vorherige Reisen, zum Beispiel nach Sarajevo, Transilvanien oder Kiew) zeigte sich, dass Osteuropa noch viele Schätze zu bergen hat und mein Interesse an dieser Großregion ist nach wie vor ungebrochen.
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Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Ich habe nicht nur Tourismus studiert und mehr als 10 Jahre bei Reiseveranstaltern gearbeitet (gerne helfe ich Euch bei Eurer Reiseplanung), sondern auch knapp 10 Jahre in der Karibik gewohnt (Grenada & Dominikanische Republik) und bereits mehr als 90 Länder bereist.
Aktuell bin ich als Digitaler Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei ich die Karibik weiterhin regelmäßig besuche. Mehr über mich findet Ihr hier, ebenso wie einige Links zu meinen Experten-Beiträgen auf anderen Websites oder in Podcasts.
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