Jackson Hole – eigentlich ein Traum in den Ohren eines jeden (sportlichen) Skifahrers. Steile Hänge, Massen an Tiefschnee, unzählige Herausforderungen und die berühmt berüchtigte Corbet’s Couloir – eigentlich perfekte Voraussetzungen für einen unvergesslichen Skiurlaub. Doch nicht alles war so wie erwartet, sodass Jackson Hole definitiv einen genaueren Blick wert ist.
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Reisezeitraum: Februar 2015
Geschrieben: Februar 2015
Veröffentlicht: April 2015
Inhalt dieses Reise-Artikels
Das Skigebiet
Das Jackson Hole Mountain Resort, wie das Skigebiet mit vollem Namen heißt, unterteilt sich im Wesentlichen in drei große Bereich. Zum Einen ist da der Hauptberg, der Rendez-vous Mountain, der sich mit 3.185 Metern gen Himmel streckt und den südlichen Teil des Skigebiets darstellt. Er bedient im Wesentlichen die schwierigen Pisten des Skigebiets und wird von der 2008 eröffneten „Tram“ direkt von der Skigebiets-Talstation erschlossen.
Zweiter Berg im Bunde ist der Apres-vous Mountain mit einer Höhe von 2.585 Metern an der Nordseite des Skigebiets. Die Gegend zwischen den beiden Gipfeln wird hauptsächlich von der Bridger Gondola (an deren Talstation samstags übrigens immer Live-Musik gespielt wird) erschlossen, die bis auf 2.772 Meter hinaufführt und aufgrund ihrer zentralen Lage das Herzstück des Skigebiets in Jackson Hole ist.
Alle 3 beschriebenen Teile des Skigebiets sind von der Base Area, dem so genannten Teton Village, erreichbar. Normalerweise ist dank Tram, Bridger Gondel, einem High-Speed 4er-Sessellift sowie einem Standard 2er-Sessellift die Kapazität vom Teton Village ausreichend groß, sodass man (mit Ausnahme der Tram, Wartezeiten von 10-20 Minuten sind hier die Regel) eher selten anstehen muss. Dennoch kann vor allem an Wochenenden, Feiertagen sowie zu Ferienterminen die Besucheranzahl die Beförderungskapazität übersteigen, denn Jackson Hole ist mittlerweile ein sehr beliebtes Skigebiet und kein Geheimtipp mehr. Besonders an jenen hoch frequentierten Tagen werden der Thunder Lift, der Sublette Lift sowie die Bridger Gondola mit Wartezeiten von bis zu 15 Minuten zu neuralgischen Punkten.
Die Wartezeiten an der Tram, die aufgrund ihrer Höhendifferenz von mehr als 1000 Meter sehr beliebt ist, kann dann locker auf 45 Minuten ansteigen. Jackson Hole genießt also rein skifahrerisch trotz eines (negativ) rekordverdächtigen Ticketpreises von 115 US$ pro Tag (!) nicht die Abgeschiedenheit und Ruhe wie Big Sky oder Bridger Bowl.
Der Schnee
Normalerweise ist auch Jackson Hole bekannt für seine Unmengen an Schnee und dessen Qualität als fluffigen „Champagner Powder“, der uns in den letzten Jahren, z.B. am Lake Tahoe oder in Utah immer verwöhnt hat. Im Februar 2015 wurde der komplette amerikanische Westen inkl. aller Skigebiete, egal also ob in Kalifornien, Colorado, Utah oder eben Wyoming von einer selten zuvor dagewesenen Wärmeperiode heimgesucht, die den Schnee zum Tauen brachte und so die Pisten in ein ziemlich ekliges Matsch-Schnee-Eis Gemisch verwandelte. Dennoch war Jackson Hole hierbei noch am besten bestellt, denn während in Colorado oder Kaliforniern zweistellige Plusgrade und Regenschauer an der Tagesordnung waren, herrschten zumindest in Wyoming nachts Minusgerade und gelegentliche Schneefälle. Die Pistenverhältnisse waren dadurch relativ klar umrissen: im unteren Bergbereich ähnelte die Abfahrt spätestens ab 11:00 dem Wasserskifahren, während vorher die Knie und Waden aufgrund der extrem vereisten und verharschten Piste nur so durchgeschüttelt wurden. Im oberen Bergbereich, sprich vor allem am Thunder und Sublette Chair sowie an der Bergstation der Tram, waren an den wenigen Nordhang-Pisten sehr gute Bedingungen vorzufinden, während alle anderen Abfahrten ebenfalls aufgeweicht wurden und zwischen eisig und matschig wechselten. Bei der folgenden Bewertung der Areale lasse ich diese Schneeverhältnisse jedoch außer Acht, da ich hoffe, dass dieser Winter für Jackson Hole nur eine Ausnahme war und bald wieder bestes Rocky Mountains Wetter herrscht.
Für Anfänger
Das Jackson Hole Mountain Resort wird oft als eines der schwierigsten Skigebiete von Nordamerika genannt – und wird diesem Namen zumindest insofern gerecht, als dass es für Anfänger kaum geeignete Pisten gibt. Lediglich der Teewinot (ein High-Speed-Quad-Lift) und der Eagles Rest Chair bieten grüne Pisten und perfektes Anfängerterrain, ansonsten ist der Rest des Skigebiets für ungeübte Fahrer tabu.
Für Fortgeschrittene
Fortgeschrittene Skifahrer, die sich an europäischen roten Pisten (die in Kanada und den USA als blau markiert sind) erfreuen, sind in Jackson Hole goldrichtig. Die Lifte Apres-Vous, Casper, Marmot, Thunder und Sublette bieten allesamt wunderschöne Cruiser sowie zum Teil auch einfache Buckelpisten, die sich jeweils mit angenehmen Gefälle den Berg herunter ziehen. Zu den schönsten Abfahrten gehört hier der blau markierte Laramie Bowl, das schon reizvoll klingende Amphitheater sowie nahezu alle Abfahrten neben und unterhalb der schnellen und langen Bridger-Gondola.
Wer sich an schwarze Pisten herantasten möchte, findet an allen auf der Union Pass Traverse endenden Abfahrten und Bowls ideales und vor allem weites Terrain, um bei guten Schneeverhältnissen anspruchsvoll, aber entspannt nach unten zu schwingen. Auch der nur mit der Tram erreichbare Rendezvous Mountain ist für selbstbewusste Skifahrer machbar. Auch wenn nur schwarze Pisten nach unten führen, ist der Rendezvous Bowl mit seiner Südumfahrung dank seiner Breite und den in der Regel guten Schneeverhältnissen gut zu bezwingen und mündet schließlich in den doppelblauen Rendezvous Trail.
Apropos doppelblau: dies ist eine eigens in Jackson Hole eingeführte Kategorie, die den Übergang von blau zu schwarz etwas mehr differenziert. Während schwarze Pisten generell nicht präpariert werden, sind doppelblaue Pisten gewalzt, aber dennoch etwas anspruchsvoller und steiler als die einfachblauen Abfahrten.
Für Experten
Ist Jackson Hole nun das anspruchsvollste Skigebiet der USA oder nicht? Rein von den schwarzen Pisten könnte man dieses Urteil, was so in vielen Reiseführer oder Skiguides zu lesen ist, definitiv unterschreiben. Von nahezu jedem Lift ziehen sich eine Reihe von einfach schwarzen Abfahrten nach unten, die sich unpräpariert und in schönster Natur zeigen. Besonders der Saratoga Bowl, die Pisten am Sublette und Thunder Chair sowie die langen Abfahrten vom Rendezvous Mountains sind hier zu nennen. Die Auswahl ist also ziemlich groß.
Gleichzeitig muss aber erwähnt sein, dass es sich hier stets nur um einfach schwarze Pisten handelt – sprich ein anspruchsvolles, aber moderates Gefälle, ausreichend breite Abfahrten und keine versteckten Kniffe oder Herausforderungen. Wer mehr als das – sprich die einzigartigen doppelschwarzen Pisten – sucht, hat in Jackson Hole gerade einmal die Auswahl aus einer Hand voll Abfahrten, was schließlich deutlich weniger ist als in Vail, Heavenly oder Squaw Valley. Hinzu kommt, dass eben jene wirklich anspruchsvollen Abfahrten wie Paintbrush, Expert Chutes oder Alta Chutes extrem kurz sind. Sobald das Adrenalin suchende Skifahrer-Herz angefangen hat zu schlagen, hört es auch schon wieder auf – denn die genannten Rinnen und Couloirs sind zwar steil und meist eng, dafür aber auch verdammt kurz.
Auch die gerade in den USA so populären und wirklich traumhaften Bowls – sprich riesige Talschüsseln, die ein einziges freies, aber kontrolliertes Gelände darstellen – gibt es in Jackson Hole nicht. Zwar sind laut Pistenplan mit dem Rendezvous Bowl, dem Laramie Bowl oder dem Saratoga Bowl eine Menge dieser Spaß fördernden Naturgegebenheiten vorhanden, doch von Ausdehnung, Schwierigkeitsgrad und Unberührtheit können diese keinesfalls mit vergleichbaren Bowls in Mount Rose, Heavenly oder Park City mithalten.
Einen kleinen Lichtblick für Wintersport begeisterte Adrenalin-Junkies gibt es aber dann doch: Corbet’s Couloir. Diese weltberühmte (googelt einmal „schwerste Skipiste der Welt“) Fallrinne ist ein krasser Kontrast zum sonstigen Jackson Hole’schen Einheitsbrei. Während wie oben beschrieben im Skigebiet die wirklichen Herausforderungen fehlen, ist Corbet’s Couloir die einzige Abfahrt, vor der ich kapituliert habe – kein Wunder, hat man doch hier nach einem freien Fall von fast 5 Metern nur genau einen Schwung Zeit, um nicht als menschlicher Matsch an der nächsten Felswand zu enden.
Das Drum und Dran
Jackson Hole ist stolz auf sich selbst – stolz auf seine Vergangenheit und stolz auf seine Atmosphäre als Vertreter der Wild-West-Riege. Das merkt man an vielen Stellen, ohne, dass es aufgesetzt oder penetrant wirkt. In der 100 Personen fassenden Tram wird Country-, Rock- oder Western-Musik gespielt und an den Liftstationen sorgt munteres Personal mit peppigen Klängen ebenfalls für den nötigen Schwung. Die 12 Meilen entfernte Stadt Jackson ist ebenfalls ein kleines Idyll für sich: mit Brettern ausgelegte Fußwege, viele historische Häuser und Saloons und Bars im Western-Stil – es gibt garantiert schlechtere Orte, als einen Abend nach dem Skifahren zu Verbringen.
Fazit
Jackson Hole ist definitiv ein klasse Skigebiet – vor allem mit hoffentlich bald wieder vorhandenem Neuschnee und echtem amerikanischen Pulverschnee. Es hat nicht die Größe von Big Sky, Squaw Valley oder Park City, bietet aber genügend Abwechslung für einige Tage.
Absolut widersprechen muss ich allerdings dem Fakt, dass es Amerikas schwierigstes Skigebiet ist. Es ist es definitiv nicht, sondern reiht sich lediglich ein in eine Reihe von anspruchsvollen Arealen, die es in jedem der „Skifahrer-Bundesstaaten“ wie Utah, Kalifornien oder Colorado gibt, wo es meiner Meinung nach sogar noch knackiger zur Sache geht. Jackson Hole ist bestens geeignet für geübte Skifahrer, doch weitläufiges (doppelschwarzes) Experten-Terrain oder besondere Herausforderungen (mit Ausnahme von Corbet’s Couloir) sind hier definitiv nicht zu finden.
Hinzu kommt der selbst für amerikanische Verhältnisse, wo nahezu alle großen Skigebiete mittlerweile um die 100 US$ verlangen, extrem happige und eigentlich überzogene Liftticket-Preis von 115 US$ Tag. Auch wenn es online oder in Kombination mit einer Hotelbuchung günstigere Skipässe gibt, ist dieser Betrag einfach überteuert und selbst bei optimalen Bedingungen das Skigebiet kaum Wert. Scheinbar lassen sich viele Besucher davon aber nicht abhalten, denn Jackson Hole war einiges der wenigen Skigebiete der letzten Jahre, wo wir überhaupt mal wieder an einem Lift anstehen mussten – wenn auch im Vergleich zu Österreich oder zur Schweiz in sehr moderatem Ausmaß.
Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Ich habe nicht nur Tourismus studiert und mehr als 10 Jahre bei Reiseveranstaltern gearbeitet (gerne helfe ich Euch bei Eurer Reiseplanung), sondern auch knapp 10 Jahre in der Karibik gewohnt (Grenada & Dominikanische Republik) und bereits mehr als 90 Länder bereist.
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Lieber Christian,
Dein Bericht über die Schneeerlebnisse liest wie ein Schneekrimi!!
Dein Schreibstil wird immer besser, und in Dresden warten unsere Freunde
schon auf Dein nächstes Buch.
Herzliche Grüsse
Opa und auch von der Oma
Danke für die Blumen!
Wie immer sind allerlei weitere Texte in Arbeit. :)
Christian