Obwohl ich vor knapp 20 Jahren bereits Paraguay und Brasilien besuchte, war Georgetown meine erste Hauptstadt des südamerikanischen Kontinents. Entsprechend gespannt war ich auf diese Stadt – nicht unbedingt aufgrund dieser statistischen Randerscheinung, sondern vor allem, weil es doch vorab recht wenig im Internet zu lesen gab und so mein Interesse ganz besonders geweckt wurde.
Reisezeitraum: Februar 2013
Geschrieben: März 2013
Veröffentlicht: März 2013
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Inhalt dieses Reise-Artikels
Ankunft in Georgetown
Spannend wurde schon die Ankunft (nach meinem unspektakulären Flug mit Caribbean Airlines von Grenada via Trinidad nach Guyana), denn um 01:30 in der Nacht landete ich bisher selten in einem neuen und recht unbekannten Land und war zudem noch allein. Das Taxi zum Hotel suchte ich mir spontan, wusste aber allerdings durch die Internet-Recherche, dass es zwischen 25 und 30 US$ kosten sollte. Dem entsprach der Taxifahrer auch und brachte mich in einer sehr zügigen, aber sicheren Fahrweise zu meinem Hotel in Georgetown. Für die 40 Kilometer benötigte er etwas mehr als eine halbe Stunde.
Für die erste Nacht in Georgetown hatte ich mir das New Tropicana Hotel im Voraus via Internet gebucht. Mit 22.50 US$ für ein Einzelzimmer war es die günstigste Alternative der Stadt. Für die erste Nacht, in der ich dann um 03:00 ins Bett fiel, war es auch völlig ausreichend.
Erste Eindrücke und Erledigungen
Am nächsten Morgen begab ich mich dann erst einmal zum „Wege erledigen“, denn ich hatte verschiedene organisatorische Dinge auf meiner Liste. Unterkunft neubuchen, Geld abheben, Inlandsflug im Reisebüro bezahlen, Adapter kaufen gehen und einen weiteren Ausflug buchen – das war meine Liste für die ersten Stunden in Georgetown. Wer mehr dazu wissen möchte, sei schon einmal auf den Reisebericht Guyana verwiesen, wo ich die interessanten Begebenheiten dazu näher erläutern werde.
Während dieser Besorgungen bekam ich schon einen ersten Eindruck von Georgetown. Dieser ließe sich vor allem mit den Worten lebendig (überall Action auf den Straßen), dreckig (nahezu jede zweite Ecke ist zugemüllt), aufstrebend (große Diskrepanz zwischen kleinen Buden mit Marktatmosphäre und großen Megastores) und untouristisch (ich war weit und breit der einzige Tourist auf den Straßen) beschreiben. Diese ersten Eindrücke vertieften sich dann auch noch mit dem weiteren Aufenthalt.
Obiges Bild mit zwei getrennten Straßen und einem mittigen in einer Grünanlage eingefassten Fußweg sieht man relativ häufig im Zentrum von Georgetown. Was die fußläufige Fortbewegung aufgrund dieser Verkehrsinseln zu vereinfachen scheint, ist in Wirklichkeit wesentlich schwieriger, da es nirgendwo Fußgängerampeln gibt und auch die Verkehrsführung inkl. der Ampelschaltung extrem verwirrend ist. Egal, ob Ihr in Georgetown als Tourist zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs seid – aufpassen heißt die Devise! Besonders an dieser markanten und verkehrstechnisch sehr lebhaften Straße mit dem auffälligen und sehr modernen Einkaufszentrum bin ich stets immer den Einheimischen hinterher getrabt – oder besser gesagt gerannt, um heil über die Straße zu kommen.
Während meiner ganzen Erledigungen (siehe oben) kam ich bereits an einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Georgetown vorbei. Die St. George’s Cathedral ist eine der größten Holzkirchen der Welt und befindet sich direkt im Zentrum der Stadt. Leider war sie, obwohl ich an verschiedenen Tagen mehrmals vorbeigelaufen bin, stets geschlossen, sodass ich sie nur von außen bestaunen konnte.
Pulsierendes Zentrum: Stabroek Market
Anschließend begab ich mich dann zum lebhaftesten Punkt und zugleich dem Wahrzeichen von Georgetown, dem Stabroek Market. Dieser Markt ist zum Einen bekannt für sein markantes Äußeres, zum Anderen ist er der Lebensmittelpunkt vieler Guyaner hier – sei es für den täglichen Ein- oder Verkauf.
Aufgrund seiner Größe wird hier wirklich alles angeboten und auch die umliegenden Straßen sind noch voll von Marktständen und kleinen Buden.
Einige Sehenswürdigkeiten von Georgetown
Fast gegenüber des Marktes befindet sich dann auch eines der schönsten Gebäude der Stadt, das Regierungsgebäude von Guyana.
Mit der gepflegten Einfahrt, den historischen Häusern direkt gegenüber sowie dem Stabroek Market im Hintergrund ergibt sich so für meinen Geschmack eine der schönsten Ansichten der Stadt.
Direkt gegenüber des Regierungsgebäudes findet sich das angeblich älteste Gebäude von Georgetown, die St. Andrews-Kirche.
Mittagspause: Ausblick auf das Leben
Nach diesem kleinen historischen Exkurs begab ich mich wieder direkt ins aktuelle Leben. In der Mittagshitze waren die Straßen sehr belebt, überall wurden Waren feil geboten, die Autos fuhren kreuz und quer und machten per Hupen auf sich aufmerksam. Auf meiner Suche nach einem geeigneten Mittag konnte ich dann ein kleines Restaurant ausfindig machen, in dem sich genau dieses hektische Treiben perfekt beobachten ließ. Im so genannten Food Court in der Hinck Street, nur zwei Blöcke vom Stabroek Market entfernt, befand sich eine Terrasse mit wunderbarem Blick auf die lebendigen Straßen.
Minibusfahren nach Parika
Nachdem ich von hier oben lange Zeit auch den Minibussen zugeschaut hatte, war es dann an der Zeit, diese selbst auszuprobieren. Mein Weg sollte mich ins 40 Kilometer entfernte Parika und anschließend weiter nach Bartica führen, wo ich eine Nacht verbrachte. Über diese sehr interessante Fahrt mit Minibus und Speedboat sowie über das Minibusfahren in Guyana allgemein habe ich im Artikel „Von Georgetown nach Bartica per Minibus und Speedboot“ detaillierter geschrieben.
Zurück in Georgetown
Nach etwas mehr als 24 Stunden war ich wieder zurück in Georgetown. Nach meinem höchst interessanten Flug mit Trans Guyana Airways zum Airport Ogle, der ein seperates Erlebnis für sich darstellte, nahm ich mir ein Taxi für die 10 Kilometer zurück zum Zentrum. Dieses kostete lediglich 1000 GYD$, also gerade einmal 5 US$. In Georgetown angekommen, checkte ich dann wieder in das New Tropicana Hotel ein, welches mich ja in der ersten Nacht aufgrund seines sehr guten Preis-Leistungsverhältnisses überzeugte, wohlwissend, dass die nächsten beiden Nächte aufgrund des anstehenden Mashramani, dem Karneval und zugleich Nationalfeiertag von Guyana, etwas lauter werden könnten.
Anschließend ging ich erst einmal eine Runde durch die Stadt, um mir nebenbei auch noch etwas Wasser zu kaufen. Schließlich sollten durch den Feiertag und den darauf folgenden Sonntag die meisten Geschäfte geschlossen haben. Während meines kleinen Rundgangs waren die Straßen wie schon am Tag zuvor quicklebendig und ziemlich bevölkert, obwohl es bereits dunkel war. Am Wegesrand sah ich unter anderen auch sehr schön für den Mashramani geschmückte Häuser.
Georgetown: Überfall auf offener Straße
Nach meinem neuartigen Geschmackserlebnis zum Abendessen, einem Black Pudding, bestehend aus in Blut gekochtem Reis mit Rinderdarmhaut, ging ich dann noch einmal eine Runde raus, um mir ein wenig die Beine zu vertreten und mir die Stimmung am Vorabend des Mashramani einzufangen. Während meines Weges durch die Stadt bemerkte ich nach einiger Zeit, dass ich in kurzer Distanz von einigen Jugendlichen verfolgt wurde. Nachdem diese mich offensichtlich zum Ziel hatten, begab ich mich von den ohnehin sehr belebten Straßen direkt zum Stabroek Market – schließlich war hier alles voll mit Passanten. Doch dann geschah tatsächlich das für mich Unfassbare: die kleine Gang aus 4 oder 5 Personen kam auf mich zu und machte sich mit einem knappen dutzend Händen gleichzeitig an meinen Hosentaschen zu schaffen. Meine Aufmerksamkeits- und Hilferufe wurden zwar erhört, doch so richtig eingreifen tat keiner. Nachdem die Angreifer (die zum Glück trotz der Verteidigung meiner Kamera keinerlei Gewalt anwandten) alles durchsucht hatten und die Kamera immer noch nicht aus meiner Hand losreißen konnten, ließen sie von mir ab. (Großer) Schreck lass nach!
Nur wenige Sekunden später war ich von einer riesigen Traube an Menschen umgeben – komisch, kurz zuvor hat es noch keinen interessiert. Einige fragten, ob alles in Ordnung sei. Meine Antwort bestand erst einmal darin, dass ich mich kurz sortieren müsse. Immer wieder fragten sie mich, was mir denn gestohlen wurde. Dass ich meine Kamera noch bei mir hatte, wollte ich zunächst einmal gar nicht sagen – irgendwie war ich noch misstrauisch, dass sich vielleicht noch einer der Angreifer in der Menge befand.
Nach einer kurzen – im wahrsten Sinne des Wortes – Verschnaufpause zählte ich dann erst einmal meine sieben Sachen zusammen. Eigentlich waren es nur drei, denn wie durch eine innere Eingebung hatte ich, obwohl ich zwei Stunden zuvor beim Wasserholen noch mit Portemonaie inkl. Kreditkarte, Kamera, Reisepass, Handy und Schlüssel unterwegs war, diesmal fast alles im Hotel gelassen und war lediglich mit ein paar Geldscheinen, Kamera und Schlüssel unterwegs. Selbst ein Verlust der Kamera wäre insofern nur halb tragisch gewesen, da ich – und das macht die Sache fast noch unheimlicher – wie durch eine innere Eingebung gerade einmal 1,5 Stunden zuvor alle bisherigen Bilder auf meinem Laptop gesichert hatte.
Die Bilanz nach diesem waschechten Raubüberfall fiel aber mehr als positiv aus, insofern man dies so bezeichnen kann. Die Geldscheine, die lediglich einen Wert von rund 30 US$ hatten, wurden mir selbstverständlich entwendet. Die Kamera konnte ich wie gesagt verteidigen und der Schlüssel ist entweder unbemerkt herausgefallen oder wurde von den Räubern weggeworfen – jedenfalls brachte mir diesen eine ältere Frau wenige Sekunden nach dem Überfall zurück. Gerade letzteres war ein echter Glücksfall, denn mit dem Schlüssel inkl. Zimmernummer und Hotelname hätte mein ganzes Zimmer ausgeräumt werden können. Schwein gehabt!
Nach einer kurzen, natürlich ziemlich nutzlosen Anzeige bei der Polizei, gab mir eine nette Frau, die den Überfall beobachtet hatte, 500 GYD$ (ca. 2.50 US$), sodass ich mir ein Taxi zurück zum Hotel leisten konnte. Hier ging ich dann erst einmal an die Bar und beruhigte mich bei einem günstigen (1.50 US$) und leckeren Rum & Coke von diesem doch ziemlich großen Schrecken. Fazit der ganzen „Aktion“: Glück im Unglück und enorm viel gelernt, auch wenn man dagegen überhaupt nichts machen kann, wie gerade das Beispiel der völlig belebten Straße zeigt. In einsamen Gegenden überfallen zu werden, klar, aber dieser Platz hat mich dann doch etwas überrascht.
Action den ganzen Tag: Mashramani, der Karneval Guyanas
Der nächste Tag stand dann komplett im Zeichen des Mashramani’s, der zum Anlass der Unabhängigkeit Guyanas gefeiert wird und immer am 23.02. stattfindet. Zu diesem Tag findet eine Karneval ähnliche Parade statt, die mit zahlreichen Feierlichkeiten auf und abseits der Strecke begangen wird.
Einen ausführlichen Bericht über den Mashramani habe ich hier im Artikel beschrieben. An dieser Stelle sei nur erwähnt, dass die Parade sehr ansehnlich war, jedoch nicht ganz an den exotischen Charakter von der Parade of the Bands in Grenada heranreichen kann. Gemeinsam mit zwei italienischen Backpackern aus dem New Tropicana Hotel hatte ich trotzdem einen sehr schönen und abwechslungsreichen Tag, der schließlich am Abend wieder in Jerries Restaurant und Bar bei einem leckeren, günstigen Essen sowie einigen Rum & Cokes endete.
Hier nur einige Eindrücke vom Mash, mehr dann wie gesagt im Artikel Mashramani in Guyana.
Die Nacht war dann übrigens wie schon den Tag zuvor zum Teil etwas „geräuschintensiv“, da das New Tropicana Hotel das Problem hat, dass gerade am Wochenende hier (Straßen-)Parties bis weit nach Morgengrauen gefeiert werden. Der Lärm ist dabei so laut, dass das Bett vibriert und man sich im eigenen Zimmer kaum unterhalten könnte – geschweige denn schlafen. Mehr zu diesem ebenfalls sehr einmaligen Erlebnis auch in der Bewertung über das Tropicana Hotel.
Promenade Gardens und Guyana National Museum
Nachdem Tag 4 ganz im Zeichen der Kaieteur Falls stand, hatte ich dann am letzten (halben) Tag noch einmal Gelegenheit, ein wenig die Stadt bei Tageslicht kennenzulernen. Hierbei besuchte ich zunächst den direkt gegenüber dem New Tropicana Hotel liegenden Promenade Gardens, der kostenlos zugänglich ist, jedoch nichts Spektakuläres zu bieten hat.
Anschließend musste erst einmal ein Frühstück her, wobei ich hier interessanterweise in der North Street Ecke Albert Street eine vor allem für deutsche Frühstücksgewohnheiten schöne Bäckerei fand, die u.a. Muffins, Rosinenbrötchen, Donuts oder Gebäck verkaufte. Als Nachtisch gab es noch eine kleinen Tüte Ananas, die während der Saison oft in Georgetown auf der Straße verkauft wird und nur 0,50 US$ kostet. Dass die frische Ananas extrem lecker ist, muss ich wohl nicht erst erwähnen.
Als letzte Station besuchte ich dann noch das Guyana National Museum, welches sich westlich der St. Georges Cathedral auf der North Road befand. Bei ebenfalls kostenfreiem Eintritt wird hier kurz die Geschichte von Guyana gezeigt. Interessant ist vor allem die Ausstellung über die Flora und Fauna im Obergeschoss, bei der man nachvollziehen kann, was man während der Guyana-Reise alles schon gesehen hat oder noch sehen wird (oder eben auch nicht).
Von Georgetown zurück zum Flughafen
Das war dann auch der letzte Punkt meines Aufenthalts in Georgetown. Nach einer kurzen erfrischenden Dusche im New Tropicana Hotel fuhr ich schließlich per Taxi zurück zum Cheddi Jagan International Airport. Dieses kostete erneut 25 US$. Ausnahmsweise zog ich es mir dem günstigen Minibus vor, da mich irgendwie die (im Verhältnis) lange Distanz von 40 km abschreckte und ich somit nicht sicher war, wieviel Zeit ich einkalkulieren sollte. Zudem wird vor der Strecke zum Flughafen auch beim Auswärtigen Amt gewarnt, wobei da meiner persönlichen Meinung nach zumindest bei Tageslicht keine allzu großen Gefahren lauern sollten, zumal die Linie 42 direkt vom Stabroek Market bis unmittelbar vor das Terminal fährt. (was ich allerdings erst am Flughafen sah)
Fazit
Georgetown ließ ich somit hinter mir und konnte auf ein paar sehr abwechslungsreiche Tage zurückblicken. Georgetown ist definitiv kein klassisches Städtereiseziel, dafür gibt es einfach zu wenig zu sehen. Dies bestätigten mir auch andere Backpacker, die die andere Guyana’s (Surinam – ehemals Niederländisch-Guyana – sowie Französisch-Guyana) gesehen hatten und Georgetown nur auf Position 3 von 3 gegenüber Paramaribo und Cayenne setzen würden. Etwas negativ auf das Bild der Stadt hat natürlich auch der Überfall gewirkt. Insgesamt würde ich Georgetown aber dennoch als praktischen Ausgangspunkt ansehen, um zu Erkundungen in das noch viel interessantere Hinterland von Guyana zu starten.
Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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