Air Canada vs. Westjet – ein Armutszeugnis nordamerikanischer Airlines

Air Canada gilt als eine der besseren Fluggesellschaften der nordamerikanischen Airlines – doch dieses Urteil trifft nicht unbedingt auf die kontinentalen Flüge und schon gar nicht auf den Ableger Air Canada Rouge zu. Gleiches gilt für WestJet, die zwar noch ein etwas günstigeres Image hat, aber dennoch sich kein Ruhmesblatt verdient. Als die beiden dominierenden Airlines von Kanada bietet sich ein Vergleich an, auch wenn das Fazit ernüchternd ausfällt. Der Hit der insgesamt 5 Flüge war daher eigentlich der Flughafen in Toronto. Warum, das lest ihr hier?

Reisezeitraum: Februar 2017
Geschrieben: April 2017
Veröffentlicht: Juni 2017

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Überblick Air Canada vs. Westjet

  1. Überblick und Reiseplanung
  2. Das generelle Dilemma
  3. Flug mit WestJet
  4. Flug mit Air Canada
  5. Fazit

Überblick und Reiseplanung

Für einen Winterurlaub in die Rocky Mountains sollte es nach Kanada gehen. Obwohl es zwischen der Dominikanischen Republik und Kanada wöchentlich sicher mindestens 50 Direktflüge gibt, waren die Flugverbindungen in den Westen des Ahornlandes eher unbefriedigend, vor allem da alle entweder von Punta Cana, Puerto Plata oder Samaná starten – nicht jedoch ab Santo Domingo. Zudem waren entweder die Flugzeiten nur semi-optimal oder die Preise schlichtweg viel zu teuer, zum Teil um die 1000 USD für einen Return. Letztendlich nahm ich einen Umweg über Orlando, um einen vernünftigen Tarif zu finden, denn die Flugpreise ab den USA waren wesentlich günstiger. Am Ende standen auch dank einer Weihnachts-Promotion beider Airlines zwei One-way-Flüge auf der Habenseite – einer hin mit WestJet von Orlando via Toronto und Calgary nach Kelowna (MCO-YYZ-YYC-YLW) und einer zurück mit Air Canada von Calgary via Toronto nach Punta Cana. Das letzte Segment in die Dominikanische Republik wurde vom 2013 gegründeten Ferienflieger Air Canada Rouge durchgeführt. Den Zubringer nach Orlando buchte ich mir seperat mit JetBlue.

Eine Westjet-Maschine am Flughafen von Toronto

Am Ende war der Preis mit rund 400 USD return (Orlando-Kelowna/Calgary-Punta Cana) zwar in Ordnung, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass 95% aller Flüge viel teurer und sehr unattraktiv waren. Im Gegenzug für die hohen Preise gibt es aber kaum zufriedenstellende Leistungen, was eines der großen Probleme der US-Airlines ist und worauf auch die europäischen Fluggesellschaften immer mehr hinsteuern.

Das generelle Dilemma

Dies führt uns nämlich direkt zum eigentlichen Beweggrund, warum ich diesen Bericht hier schreibe – und dabei handelt es sich nicht um die tollen Services an Bord. In meinen Augen steuern viele der etablierten Fluggesellschaften in eine nahezu endlose Spirale von Leistungskürzungen und Service-Verschlechterungen, da sie sich mit dem Billigfliegern messen wollen. Aufgrund der hohen Kostenstrukturen können sie dies aber nicht – und stehen am Ende mit den selben (Nicht-)Services, höheren Preisen und unzufriedenen Kunden da. Statt auf Qualität zu setzen und sich über das Produkt zu profilieren wird nur der Preis gedrückt, ohne jedoch das attraktive Niveau der Low-Cost-Carrier zu erreichen.
Bestes Beispiel: die US amerikanischen Fluggesellschaften American Airlines, Delta Airlines und United Airlines haben vor kurzem einen Basis Economy Tarif eingeführt, der nicht einmal mehr einen größeren Trolley an Bord erlaubt, sondern nur noch ein kleineres Handgepäckstück. Damit stellen sich diese etablierten Fluggesellschaften auf eine Stufe mit der in den USA extrem unbeliebten Spirit Airlines, die sogar noch ein schlechteres Image als Ryanair hat, aber immerhin noch günstigere Preise als die etablierten Airlines anbietet. Und was wählt der Kunde am Ende, wenn die Leistungen nahezu gleich sind?

Das schlimme ist, dass europäische Airlines auf dem selben Weg sind. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis bei Lufthansa das große Handgepäck kostenpflichtig wird und es Meilen nur noch für teure Tickets gibt.

Genauso sieht es auch bei Air Canada und Westjet aus. Wie beschrieben, kostet der durchschnittliche Return KaribikKanada je nach genauem Ziel zwischen 600 und 800 USD. Für diesen happigen Preis bekomme ich dann KEIN Gepäckstück, gerade mal ein Glas Wasser, darf mein Essen kaufen oder mitbringen, sehe am Ende wie im Falle von Westjet nicht einmal eine Meilengutschrift und darf mich wie bei Air Canada Rouge in einen der engsten Sitze meiner gesamten Flughistorie quetschen, in dem mich meine Sitznachbarn nur mitleidig anschauen, wie ich denn in diesem Käfig 4,5 Stunden aushalten soll. Willkommen bei nordamerikanischen Airlines!

Mit Westjet auf dem Weg von Orlando nach Toronto

Flug mit WestJet

Nun aber einmal konkret zu den beiden Airlines Westjet und Air Canada. Mit WestJet, der zweitgrößten Fluggesellschaft Kanadas, die auf der Kurz- und Mittelstrecke die ähnlichen wichtigen Hauptstrecken wie Air Canada fliegt, ging es von Orlando via Toronto und Calgary nach Kelowna in die Rocky Mountains. Immerhin funktionierte der Online Check-In, was die flugplanbedingte Nacht am Flughafen in Orlando sehr erträglich machte. Die Flüge waren allesamt pünktlich und unspektakulär, was auch an der von oben gesehen nicht gerade spannenden Prärie von Kanada liegt.

Flug über die Prärie von Kanada mit Westjet

Immerhin drehten wir zuvor eine kleine Runde über Toronto, sodass ich ein paar Blicke auf diese für mich neue Stadt erhaschen konnte.

Blick über die Stadt von Toronto, dem Hub von Air Canada und Westjet

Geflogen wurden alle 3 Flüge mit sehr alten Flugzeugen, die trotz der zum Teil langen Flugzeiten von über 4 Stunden keinerlei Steckdosen, freies WiFi und persönlichem Entertainment boten. Ein Getränk und ein bzw. zwei Mini-Snacks waren das Einzige, worüber man sich auf den Flügen freuen konnte.

Bordverpflegung in der Economy Class von Westjet

Im Nachhinein wollten dann noch nicht einmal die Meilen gutgeschrieben werden. Laut der Delta-Skymiles-Seite gibt es für von Westjet durchgeführte Flüge immerhin 25% bzw. 50% Meilengutschrift – doch mit zunächst dummen und anschließend kreativ interpretierten Aussagen weigerte sich Delta bzw. Westjet, hier die Meilen zu kreditieren.

Flug mit Air Canada

Auch Air Canada bekleckerte sich nicht gerade mit Ruhm. Wie schon bei WestJet, waren Gepäck, und Essen kostenpflichtig. Während der Flug von Calgary nach Toronto noch ein normaler Inlandsflug mit dem selben „Nicht-“Service wie bei Westjet war, kam von Toronto nach Punta Cana schließlich Air Canada Rouge ins Spiel, die erst 2013 gegründete Schwester-Fluggesellschaft von Air Canada, die vor allem Ferienflugziele ab Kanada bedient, u.a. auch zahlreiche im karibischen Raum. Auch wenn bei dieser Auslagerung natürlich die „Befriedigung von Kundenbedürfnissen“ (so der Marketingsprech) im Vordergrund steht, wurde hier leider wieder einmal über das Ziel hinausgeschossen (so die Realität). Während zwar die Maschine moderner und mit nur einer Hand voll Jahre recht neu war, dachte die für die Bestuhlung zuständige Firma wohl eher an die Ausstattung einer Legebatterie im Hühnerkäfig denn an eine für Menschen konzipierte Transportmethode. Seltenst saß ich in einem Flugzeug bisher so eng und konnte mich absolut nicht bewegen, sodass selbst das Aufstehen körperliche Meisterleistungen erforderte. Gerade für größere Menschen lässt sich Air Canada Rouge also nur mit zusätzlich zahlbaren Premium-Sitzen ertragen.

Ein Flugzeug von Air Canada Rouge am Flughafen von Toronto

Immerhin, über eine mickrige Meilengutschrift von 25% konnte ich mich noch freuen, auch wenn dies über diesen Flug dennoch nicht hinwegtäuschen kann.

Das schönste am Flug mit Air Canada war eigentlich der Flughafen von Toronto. Hier musste ich flugplanbedingt 7 Stunden über Nacht verbringen und konnte dabei die recht gemütliche Lounge am Check-In Bereich 15 nutzen. Hierbei handelt es sich keinesfalls um eine der üblichen Flughafen- und VIP-Lounges mit Getränken, Essen, Duschen & Co., aber immerhin um einen beruhigten Bereich mit Sitzbänken und Armstützen sowie einem kleinen Spielbereich für Kinder, wo es sich insgesamt sehr gut und sehr ruhig verweilen lässt, sodass ich hier auch für einige Stunden meine Augen schließen konnte.

Fazit

Es bleibt dabei, auf der Kurz- oder Mittelstrecke definieren sich nordamerikanische Airlines ausschließlich über den Preis – eventuell JetBlue ausgenommen, die ich bisher aufgrund ihrer deutlich besseren Services sehr schätze.
Die bescheidenen Produkte von Air Canada und WestJet sind zwar in der Regel für die Langstrecken nicht entscheidend, sollte man aber bedenken, wenn man zum Beispiel einen Flug Frankfurt – Vancouver mit Zwischenstopp in Toronto bucht. Dann darf man sich nämlich auf den 5 Stunden von Toronto nach Vancouver ebenfalls über diesen „Service“ freuen.
Als Fazit bleibt eigentlich nur, dass sich die Airlines immer mehr angleichen – und es somit kein Wunder ist, dass letztendlich meist der Preis und ggf. noch die Flugzeiten entscheiden. Auch WestJet und Air Canada nehmen sich hier erschreckend wenig, sind aber auch aufgrund in Kanada fehlender Billigflieger alternativlos.

Ich bin Christian und liebe das Reisen genauso, wie darüber zu berichten - deswegen dieser Reiseblog. Nachdem ich 3 Jahre im Paradies der Karibik (Insel Grenada) gelebt habe, bin ich mit dem Rucksack um die Welt gereist. Mittlerweile habe ich um die 70 Länder besucht, das Reisefieber ist aber immer noch nicht gestillt. Von 2015 bis 2019 habe ich in der Dominikanischen Republik gewohnt - die Karibik hat es mir sehr angetan - und habe das Land ausgiebig abseits von All-Inclusive und Hotelkomplex erkundet. Seit einigen Monaten bin ich nun als Digitaler (Halb-)Nomade unterwegs und entdecke die Welt, wobei sich meine Home Base weiterhin in der "DomRep" befindet. Für Fragen und Feedback freue ich mich über Eure Kontakt-Aufnahme - am besten per Kommentar unter den jeweiligen Artikel, da es hier auch gleich anderen hilft.
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